2015
Eine schwere Entscheidung
August 2015


Eine schwere Entscheidung

Die Verfasserin lebt in Utah.

Konnte ein schlechtes Videospiel ihn seinen neuen Freund kosten?

„Wähle recht, die Wahl ist dir gegeben“ („Wähle recht!“, Gesangbuch, Nr. 158)

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Product Shot from August 2015 Liahona

Auf dem Rückweg von der Schule trottete Diego den Hügel hinauf. Die großen Pausen waren normalerweise das Beste am Tag. Aber in dieser Woche waren sie bislang furchtbar gewesen! Keiner hatte mit ihm Fußball spielen wollen, also war er alleine auf dem Schulhof herumgelaufen, bis es wieder klingelte.

„Mama, ich bin zu Hause!“, rief Diego, als er sich durch die Tür schob und in die Küche setzte.

„Wie war’s in der Schule?“, fragte Mama.

„Nicht so gut.“ Diego nahm sich einen Apfel. „Keiner wollte in der Pause mit mir spielen.“ Er merkte, dass ihm die Tränen kamen, und kniff daher die Augen zusammen.

„Es tut weh, wenn man sich einsam oder ausgeschlossen fühlt“, sagte Mama. Sie legte eine Hand auf Diegos Schulter. „Vielleicht könntest du um Hilfe beten.“

Diego wischte sich über die Augen. „Danke, Mama“, erwiderte er und rannte in sein Zimmer. War es dem himmlischen Vater wirklich wichtig, ob er in der Pause Freunde zum Spielen hatte? Diego kniete sich nieder und betete darum, einen Freund zu finden. Danach fühlte er sich etwas besser, aber er hatte immer noch keine Ahnung, was er tun sollte.

Am nächsten Tag klingelte es nach der Schule an der Tür. Diego lief hin und öffnete sie. Dort stand ein neuer Junge aus der Nachbarschaft. Diego hatte ihn heute auf dem Schulhof gesehen.

„Hallo, ich bin Ruben“, sagte er. „Hast du Lust, zum Spielen mit zu mir zu kommen?“

Diego lächelte breit. Ein Freund zum Spielen? Das war doch die Antwort auf sein Gebet!

Sie gingen zu Ruben nach Hause und setzten sich auf die Couch. Rubens älterer Bruder spielte gerade ein Videospiel. Diego wusste erst nicht so richtig, was er davon halten sollte. In dem Spiel gab es viel Gewalt und abstoßende Bilder, aber Ruben und sein Bruder schienen es zu mögen. „Los, du kriegst ihn!“, rief Ruben, als sie das Spiel verfolgten.

Diego drehte sich der Magen um, und er starrte auf seine Füße. Er wusste, dass er sich solche Videospiele nicht anschauen sollte.

Aber wie sollte er reagieren?

Er wollte ja nicht, dass sein neuer Freund ihn für einen Langweiler hielt, mit dem man keine spannenden Videospiele spielen konnte. Würde Ruben ihn seltsam finden, wenn er etwas sagte?

Er sah sich im Zimmer um und versuchte, sich etwas anderes einfallen zu lassen, was sie spielen konnten.

Diego holte tief Luft. „Ähm … könntest du mir den Rest des Hauses zeigen? Oder könnten wir vielleicht oben spielen?“, fragte er.

Ruben sah Diego einen Moment lang an. Diego biss sich auf die Lippe. Würde Ruben jetzt sagen, dass er nicht mehr mit ihm spielen wollte?

Doch da leuchteten Rubens Augen auf. „Mmh, magst du Autos? Ich hab die schnellsten Autos! Wollen wir ein Wettrennen machen?“

Diego nickte lächelnd. Er folgte Ruben nach oben. Das schwere Gefühl wich – er schwebte beinahe nach oben! Er war froh, einen neuen Freund zu haben, und er war froh, dass er sich nichts Schlechtes angeschaut hatte.

„Ich nehm das rote Auto“, sagte Ruben. „Du kannst zwischen dem blauen und dem grünen wählen. Welches willst du?“

Diego nahm das grüne Auto – Grün war seine Lieblingsfarbe. Das war doch eine leichte Entscheidung!

Illustrationen von Jan Leifering