2014
Widerstand gegen meine Mission
Oktober 2014


Widerstand gegen meine Mission

Der Verfasser lebt in Manaus in Brasilien.

Nachdem mein Pfahlpräsident das Missionsinterview mit mir geführt hatte, sagte er: „Es wird ab nun außergewöhnliche Ereignisse in deinem Leben geben, die dich dazu verleiten sollen, deine Meinung zu ändern.“

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illustration of worried-looking young man

Illustration von Greg Newbold

Ich habe mich mit 15 der Kirche angeschlossen, und vier Jahre später habe ich meine Missionspapiere eingereicht. Als ich dann mit dem Pfahlpräsidenten eine Unterredung hatte, lobte er mich wegen meines Entschlusses, dem Herrn als Vollzeitmissionar zu dienen. Dann sagte dieser inspirierte Priestertumsführer etwas, was mich sehr nachdenklich stimmte: „Bruder, es wird ab nun außergewöhnliche Ereignisse in deinem Leben geben, die dich dazu verleiten sollen, deine Meinung zu ändern und deine Entscheidung, dem Herrn zu dienen, rückgängig zu machen.“

Während ich auf meine Missionsberufung wartete, arbeitete ich als Praktikant bei Xerox. Dank dieser Arbeit konnte ich einiges kaufen, was ich für meine Mission benötigte, und zudem konnte ich meine Mutter finanziell unterstützen. Alles lief sehr gut.

Aber dann nahmen leider die „außergewöhnlichen Ereignisse“ ihren Anfang. Meine Mutter wurde überfallen und wäre fast ihren Verletzungen erlegen, doch in seiner Güte bewahrte der Vater im Himmel ihr Leben auf wundersame Weise.

Damals wohnten meine Mutter, zwei jüngere Schwestern von mir und ich in einem gemieteten Haus. Wir lebten von meinem Einkommen und einer kleinen Witwenrente, die meine Mutter seit dem Tod meines Vaters erhielt.

Einige Leute, darunter auch Mitglieder der Kirche, fragten: „Bringst du tatsächlich den Mut auf, deine Mutter in diesen Umständen zurückzulassen und auf Mission zu gehen?“ Als mir diese Frage immer wieder gestellt wurde, kamen allmählich Zweifel in mir auf.

Dann rief mich mein Pfahlpräsident an, um mir mitzuteilen, dass meine Missionsberufung angekommen war. Er bat mich, am Abend in sein Büro kommen, damit er mir den lang erwarteten Umschlag vom Hauptsitz der Kirche überreichen konnte. Ich freute mich, mir war aber auch ein wenig beklommen zumute.

Am gleichen Tag sagte mir mein Vorgesetzter bei der Arbeit, er wolle mich vor der Mittagspause sprechen. Als ich sein Büro betrat, begrüßte er mich freundlich. Wir unterhielten uns ein paar Minuten über mein Praktikum und darüber, was ich in der Firma alles gelernt hatte. Dann sagte dieser im Betrieb maßgebliche Mann etwas, wovon wohl die meisten in unserer Stadt träumten: „Sie haben hier als Praktikant hervorragende Arbeit geleistet. Wir wollen Sie gern behalten und fest einstellen. Was halten Sie davon?“

Dies war eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens. Eine gefühlte Ewigkeit verging. Mir kam es vor, als höre ich wiederum die Frage, ob ich denn tatsächlich auf Mission gehen und meine Mutter im Stich und ohne finanzielle Unterstützung lassen wolle.

Aber mir kam auch in den Sinn, was ich aus den heiligen Schriften und von meinen Führern in der Kirche gelernt hatte, und ich wusste mit unerschütterlicher Gewissheit – und das war ein heiliges Erlebnis –, dass Gott von mir erwartet, dass ich ihm als Vollzeitmissionar seiner Kirche diene. Ich wusste, dass er sich um meine Familie kümmern werde, dass ich ihm vertrauen könne und dass alles gut gehen werde.

Ich erklärte meinem Vorgesetzten die Situation, und seine Antwort hallt mir jetzt noch in den Ohren: „Ich habe Sie für einen sehr vernünftigen jungen Mann gehalten, und jetzt schlagen Sie die Chance Ihres Lebens einfach aus?“

Ich dankte ihm aus tiefstem Herzen für sein Angebot, und 28 Tage später kam ich in der Missionarsschule in São Paulo an.

Während meiner Mission sorgte der Herr für alles, was meine Familie brauchte – durch Freunde aus der Kirche und durch wunderbare Fügungen. Meine Mutter wurde wieder gesund, und für sie und meine Schwestern ergaben sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Wenn wir uns entschließen, dem Herrn zu dienen, ereignet sich wirklich Außergewöhnliches. Demütig füge ich mein Zeugnis dem Zeugnis von Tausenden hinzu, die sich in den Dienst Gottes gestellt haben: Meine Mission hat mein Leben tiefgreifend beeinflusst.