2014
Zehn Tipps für Eltern von jungen Erwachsenen
Juli 2014


Zehn Tipps für Eltern von jungen Erwachsenen

Die Verfasserin lebt in Utah.

Ungeachtet aller Herausforderungen der heutigen Welt können Eltern ihren erwachsenden Kindern durch ihre Unterstützung und rechtschaffene Führung auch weiterhin Halt geben.

Bild
A father and son standing together outdoors. The son has his arm on his father's shoulders.

Als mein Mann und ich unseren Kindern dabei halfen, ihr Studentenzimmer zu beziehen, oder sie in die Missionarsschule brachten, waren wir einerseits traurig, fühlten uns andererseits aber auch befreit, da wir meinten, sie – und wir – hätten es endlich „geschafft“. Uns wurde aber bald klar, dass ihre neugewonnene Freiheit und Eigenständigkeit auch zusätzliche Herausforderungen mit sich brachte. Unser direkter Einfluss auf ihr Leben schwand, aber dafür brauchten sie unsere Unterstützung – eine andere Art von Unterstützung – umso mehr.

Herausforderungen unserer Zeit

Hier werden einige Herausforderungen beschrieben, die junge Erwachsene in der heutigen Welt bewältigen müssen, und Fragen werden aufgeworfen, die sich den Eltern dadurch stellen.

Länger ALLEINSTEHEND. Der in der Gesellschaft vorherrschende Trend, erst später im Leben eine Familie zu gründen, kann dazu führen, dass sich mancher junge Erwachsene sozusagen ewig als Jugendlicher fühlt. Andere quälen sich mit der Sorge, dass sie vielleicht niemals heiraten und Kinder haben werden. Wie können wir als Eltern den jungen Erwachsenen am besten helfen, die Ewigkeit nicht aus dem Blick zu verlieren?

Finanzielle Unwägbarkeiten. Viele junge Erwachsene heutzutage erreichen möglicherweise nicht dieselbe finanzielle Stabilität wie ihre Eltern. Es mag – selbst mit abgeschlossenem Studium oder einer guten Ausbildung – schwierig sein, eine Anstellung zu finden und eine Familie zu erhalten. Sollen wir als Eltern finanziell aushelfen, oder sollen wir eher davon ausgehen, dass unsere Kinder reifer werden, wenn sie finanziell auf sich alleine gestellt sind?

Überwältigend viele Optionen. Junge Erwachsene haben heutzutage eine größere Auswahl an beruflichen Möglichkeiten. Aber die große Auswahl kann einen auch überfordern. Wie können Eltern ihren erwachsenen Kindern helfen, mannigfache Möglichkeiten zu erkunden und sich letztlich für einen Beruf zu entscheiden, der Erfüllung verspricht?

Bei den Eltern wohnen. Ob verheiratet oder nicht, junge Erwachsene zwischen 18 und 34 wohnen zunehmend weiter bei den Eltern. Wenn erwachsene Kinder noch bei den Eltern wohnen, wie klärt man in der richtigen Form Angelegenheiten wie beispielsweise die Bezahlung der Lebensmittel oder die Erziehung der Enkel?

Religionszugehörigkeit. Heute fühlen sich junge Erwachsene aller Glaubensrichtungen weniger mit einer Kirche verbunden, als dies in der vorherigen Generation der Fall war. Wie können wir als Eltern unsere erwachsenen Kinder darin bestärken, in der Kirche aktiv zu bleiben? Wie können wir sie geistig unterstützen, selbst wenn sie sich nicht mehr aktiv am Kirchenleben beteiligen wollen?

Anregungen für Eltern

Auch wenn unsere erwachsenen Kinder uns in manchen Fähigkeiten oder Leistungen übertreffen, brauchen und verdienen sie weiterhin die Unterstützung ihrer Eltern auf ihrer Reise durchs Leben. Vielleicht sind diese zehn Anregungen hilfreich.

  1. Finden Sie heraus, was Ihre Kinder brauchen und was sie mögen. Statt Ihren erwachsenen Kindern zu sagen, wie sie das bekommen können, was sie Ihrer Meinung nach brauchen, fragen Sie sie nach ihren Idealen, Zielen und Träumen. Vielleicht wünschen sich Ihre Kinder Ihre Hilfe dabei, den Weg dorthin abzustecken. Falls sie das tun sollten, müssen ihre Träume im Mittelpunkt Ihrer Gespräche stehen. Besprechen Sie Vor- und Nachteile, beten Sie um Führung, und bleiben Sie im Gespräch. Wenn Ihre Kinder selbst nicht wissen, was sie wollen, ermuntern Sie sie, mit einem Berufsberater zu sprechen, einen Berufseignungstest zu machen oder durch Praktika oder ehrenamtliche Betätigung mehr Erfahrung zu sammeln.

  2. Befassen Sie sich gebeterfüllt mit Lehre und Bündnisse 121:34-46. Diese Verse lassen sich sehr gut auf Eltern beziehen. Sie enthalten richtige Grundsätze dazu, wie man erwachsenen Kindern auf rechtschaffene Weise Führung geben kann.

  3. Nehmen Sie sich auch Zeit für andere junge Erwachsene. Sie stellen vielleicht fest, dass sich nicht nur Ihre Kinder, sondern auch andere junge Erwachsene dafür interessieren, wie es Ihnen in ihrem Alter ergangen ist. Junge Erwachsene wollen gerne wissen, wie ältere Menschen mit einander widersprechenden Prioritäten umgegangen sind, wie sie ihren Beruf gewählt haben oder wie sie sicher wussten, dass sie den richtigen Ehepartner gefunden haben. Wenn Sie mit vielen jungen Erwachsenen ins Gespräch kommen, verstehen Sie die Herausforderungen besser, denen ihre Generation ausgesetzt ist.

  4. Heben Sie ihre Gaben hervor. Wenn man einem jungen Erwachsenen dabei hilft, seine Talente und Interessen zu entdecken, fällt es ihm leichter, sich eine erfüllende Zukunft vorzustellen. Weisen Sie auch darauf hin, dass man sich meist nur dann an etwas erfreuen kann, wenn man genug Anstrengung investiert hat, um in einer Sache kompetent zu werden. Selbst jemand mit einer reichen natürlichen Begabung muss Zeit aufwenden, diese Begabung zu entwickeln, wenn er erfolgreich sein will.

  5. Vertrauen Sie ihren Entscheidungen. Dies bedeutet nicht, dass man davon ausgeht, dass sie immer die perfekten Entscheidungen treffen. Es bedeutet, darauf zu vertrauen, dass sie widerstandsfähig sind, dass Gott verzeiht und dass das Leben auch dann einen tiefen Sinn hat, wenn man ein Scheitern überwinden oder Prüfungen ertragen muss. Bei kleinen Kindern mögen durch seelische Erschütterungen Wunden zurückbleiben, aber junge Erwachsene wachsen daran, dass sie Hindernisse überwinden, anstatt sie zu vermeiden. Stehen Sie ihnen seelisch und mit praktischer Hilfe bei, unterstützen Sie Pausen von der Belastung, beten Sie mit ihnen und für sie und streuen Sie eine Prise Humor ein.

  6. Loben Sie sie für ihre Anstrengungen. Wenn man junge Erwachsene für ihre eifrigen Bemühungen und ihr Durchhaltevermögen lobt, werden sie darin bestärkt, an einer Sache dranzubleiben und sich weiteren Aufgaben zu stellen, und sie finden mehr Freude an ihrer Arbeit. Präsident Thomas S. Monson hat einmal das Motto zitiert: „Vager Wünsche Wollen wird wahr erst durch die Tat.“1

  7. Streben Sie nach Inspiration. Unsere Gebete und unser Glaube öffnen uns das Herz, sodass Gott uns ändern kann. Eine Bekannte machte sich Sorgen wegen der Fernsehsendungen, die ihre Kinder ihre Enkel anschauen ließen. Sie fand, dass die Sendungen Respektlosigkeit und Streit förderten, auch wenn sie als altersgerecht galten. Sie wollte sich nicht aufdrängen, aber sie betete und fastete wiederholt, um zu wissen, was sie tun oder sagen sollte. Eines Morgens rief ihre Schwiegertochter an und fragte sie, was sie dagegen tun könne, dass ihre Kinder so respektlos miteinander umgingen und viel stritten. Meine Bekannte berichtete ihr davon, was ihr an den Fernsehsendungen aufgefallen war – ein Einfluss, den ihre Schwiegertochter gar nicht bemerkt hatte. Die jungen Eltern besprachen die Situation mit ihren Kindern. Sie vereinbarten Änderungen, und die Stimmung innerhalb der Familie besserte sich.

  8. Sprechen Sie über Geld. Entscheiden Sie mit Rücksicht auf Ihre eigene Situation und die Reife jedes Kindes gebeterfüllt, inwieweit Sie ihre Kinder, wenn überhaupt, finanziell unterstützen wollen. Vielleicht wird auch bloß Ihre Hilfe beim Erstellen eines Budgets gebraucht. Doch wenn Sie sie finanziell unterstützen, stellen Sie von Anfang an klar, ob Sie eine Rückzahlung erwarten oder ob das Geld etwa zu einem bestimmten Zweck verwendet werden soll. Überlassen Sie es dann guten Mutes Ihren Kindern, ihr Geld selbst zu verwalten und aus Fehlern zu lernen, auch wenn das heißt, morgen ohne Geld auszukommen, weil man heute alles ausgegeben hat.

  9. Seien Sie demütig. Wenn Sie meinen, Sie müssten sich für Ihre Erziehungsfehler bestrafen, bemühen Sie sich, demütiger zu werden, anstatt sich selbst zu demütigen und niederzumachen. Entschuldigen Sie sich mit Würde, sagen Sie, was Sie ab nun besser machen wollen, und gehen Sie vertrauensvoll vorwärts. Dann können Ihre Kinder aus Ihrem Verhalten schließen, dass Fehler nicht das Ende bedeuten, dass die Bitte um Entschuldigung kein Zeichen von Schwäche ist und dass es Frieden bringt, wenn wir uns selbst und anderen verzeihen.

  10. Beachten Sie den wahren Erfolg. Wenn wir zu sehr darauf bedacht sind, wie andere uns auf Basis der Entscheidungen unserer Kinder beurteilen (ob gut oder schlecht), verlieren wir die Objektivität, und oft verlieren wir auch den Heiligen Geist. Denken Sie daran, dass unser Erfolg als Eltern nicht daran bemessen wird, wie gut unsere Kinder nach unseren Werten leben, sondern wie beständig und selbstlos wir selbst danach leben.

Wenn wir gebeterfüllt die Bedürfnisse und die Persönlichkeit jedes unserer erwachsenen Kinder berücksichtigen, können wir mit Hilfe des Heiligen Geistes anleiten, ohne zu kritisieren, unterstützen, ohne zu erdrücken, und uns zurücknehmen, ohne unser Kind aufzugeben. Wenn uns das gelingt, lernen unsere erwachsenen Kinder darauf vertrauen, dass wir selbst und auch der Herr an ihrer Seite sind.

Anmerkung

  1. Thomas S. Monson, „Great Expectations“, CES-Fireside für junge Erwachsene, 11. Januar 2009, Seite 6; speeches.byu.edu