2012
Ich spürte Gottes Liebe, als ich jemandem half
Dezember 2012


Dienst in der Kirche

Ich spürte Gottes Liebe, als ich jemandem half

Noch zwei Wochen bis Weihnachten, und ich war, wie immer in der Vorweihnachtszeit, sehr beschäftigt. Ich musste Geschenke kaufen, den Weihnachtsbaum schmücken und vielen Leuten Weihnachtsgeschenke vorbeibringen.

Schon seit Monaten fühlte ich mich als Mutter von fünf kleinen Kindern von meinen täglichen Aufgaben überfordert. Selbst in der Kirche war ich eigentlich nur damit beschäftigt, meine Kleinen auf der Bank einigermaßen ruhig zu halten. Ich sehnte mich danach, vermehrt den Heiligen Geist zu verspüren und geistige Erlebnisse zu haben.

Etwa zu dieser Zeit kaufte meine Schwester in einem angrenzenden Bundesstaat ein Haus und wollte vor Weihnachten möglichst alles eingerichtet haben. Das wäre für jede Familie ein hartes Stück Arbeit, aber in ihrem Fall war es noch schwieriger: Meine Schwester war im achten Monat schwanger, hatte zwei kleine Kinder und kümmerte sich zudem um ihren Mann, der an Armen und Beinen gelähmt war.

Da mir klar war, wie schwierig dieser Umzug für sie sein musste, rief ich sie an, um zu erfahren, wie die Dinge stehen. Sie freute sich auf den Umzug und hoffte darauf, dass sie von Mitgliedern ihrer neuen Gemeinde Hilfe bekommen würde. Am Ende unseres Gesprächs wünschte ich ihr alles Gute und legte auf. Ich überlegte jedoch, wie ich ihr aus über 600 Kilometern Entfernung helfen könnte.

Am Abend kam mir immer wieder in den Sinn, dass ich dort sein müsse, um mit anzupacken. Aber nach einem Blick auf meinen Terminkalender verwarf ich diesen Gedanken und ging schlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, empfing ich dieselbe Eingebung. Dieses Mal war das Gefühl so stark, dass ich es nicht leugnen konnte. Ich rief meinen Mann an und sagte ihm: „Ich muss zu meiner Schwester und ihr helfen.“ Prompt erwiderte er: „Ich hatte den gleichen Gedanken.“

Ich rief meine Schwester an, berichtete ihr von meinen Plänen und buchte einen Flug für den Nachmittag. Rasch packte ich den Koffer, küsste meine Kinder zum Abschied und sah zu, dass ich zum Flughafen kam.

In den nächsten drei Tagen packte ich Kartons aus, brachte in den einzelnen Zimmern alles in Ordnung und half mit, den Christbaum zu schmücken. Nachdem fast alle Kartons ausgepackt waren, setzte ich mich mit meiner Schwester und ihrer Familie hin, und wir bewunderten den schönen Baum. Meine fünfjährige Nichte freute sich, dass nun alles für Weihnachten bereit war, und rief aus: „Das wird ein schönes Weihnachtsfest!“

Auf dem Rückflug wurde mir bewusst, dass ich dadurch, dass ich dieser lieben Familie etwas von mir gegeben hatte, den Heiligen Geist verspürt hatte, wonach ich mich ja so gesehnt hatte. Ich spürte ihn, weil ich meinem Nächsten geholfen hatte.

Es ist leicht, davon zu reden, dass man in der Weihnachtszeit seinem Nächsten dienen soll, solange alles in den Terminkalender passt und uns nicht viel abverlangt und solange es uns nicht aus dem gewohnten Trott herausreißt. Wollen wir aber den wahren Geist der Weihnacht spüren, müssen wir mehr geben. Dann verstehen wir besser, wie sehr der Heiland jeden von uns liebt.

Foto von Welden C. Andersen