2012
So wächst unser Glaube an Christus
September 2012


So wächst unser Glaube an Christus

Nach einer Ansprache bei einem Seminar für neue Missionspräsidenten in Provo in Utah am 23. Juni 2011

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Elder D. Todd Christofferson

Wir können vieles tun, um den Glauben, den wir als Gabe durch den Heiligen Geist empfangen, zu entwickeln und zu vertiefen.

Vom Apostel Paulus stammt die wohl bekannteste Definition des Glaubens: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Hebräer 11:1.) Alma fügt dem hinzu, dass die Dinge, die man erhofft, aber nicht sieht, wahr sind (siehe Alma 32:21).

Glaube an Jesus Christus ist die Überzeugung und Gewissheit, dass er 1.) der einziggezeugte Sohn Gottes ist, 2.) ein unbegrenztes Sühnopfer vollbracht hat und 3.) buchstäblich auferstanden ist – und dieser Glaube schließt auch ein, was diese elementaren Tatsachen für jeden von uns bedeuten.

Paulus nennt den Glauben in seiner Aufzählung der geistigen Gaben (siehe 1 Korinther 12:9). Man empfängt den Glauben wirklich durch den Heiligen Geist, doch heißt es im englischen Bibelwörterbuch: „Auch wenn der Glaube eine Gabe ist, muss man ihn doch pflegen und sich um ihn bemühen, bis er von einem winzigen Samenkorn zu einem großen Baum heranreift.“ Wir können vieles tun, um den Glauben, den wir als Gabe durch den Heiligen Geist empfangen, zu entwickeln und zu vertiefen.

Glaube gründet darauf, dass man das Wort Gottes hört

Die ersten Anzeichen von Glauben an Jesus Christus stellen sich ein, wenn man Gottes Wort – das Evangelium Jesu Christi – hört. Wenn das Wort durch den Heiligen Geist, den „Geist der Wahrheit“ (siehe LuB 50:17-22), verkündet und aufgenommen wird, ist das Samenkorn des Glaubens an Christus gepflanzt. Paulus schrieb dies den Römern, als er erklärte, dass jeder die Gabe des Glaubens empfangen kann: „So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi.“ (Römer 10:17.) Mit anderen Worten: Der Glaube gründet darin, dass man die Botschaft, also das Wort oder das Evangelium Christi hört.

Mormon spricht über den Dienst von Engeln und erklärt, dass es schon immer so war, dass der Glaube darauf gründet, dass man das Evangelium hört:

„Und das Amt ihres Dienstes [der Engel] ist es, Menschen zur Umkehr zu rufen und das Werk der Bündnisse des Vaters, die er für die Menschenkinder gemacht hat, zu erfüllen und auszuführen und unter den Menschenkindern den Weg zu bereiten, indem sie den erwählten Gefäßen des Herrn das Wort von Christus verkünden, sodass sie von ihm Zeugnis geben können.

Und dadurch bereitet der Herr, Gott, den Weg, damit die übrigen Menschen Glauben an Christus haben, damit der Heilige Geist in ihrem Herzen Platz habe gemäß seiner Macht; und auf diese Weise bringt der Vater die Bündnisse zuwege, die er für die Menschenkinder gemacht hat.“ (Moroni 7:31,32.)

Beauftragt, „von [Christus] Zeugnis [zu] geben“, werden Missionare unter apostolischer Schlüsselvollmacht berufen, eingesetzt und bevollmächtigt. Sie zählen daher zu den „erwählten Gefäßen des Herrn“. Mit anderen Worten, als bevollmächtigte Boten des Herrn wecken sie, indem sie durch die Macht des Heiligen Geistes lehren und Zeugnis ablegen, in der Seele derer, die ihnen zuhören, Glauben an Christus.

Das Wort, das wir verkünden, das Wort, das Glauben an Christus erzeugt, ist das Evangelium Jesu Christi, die gute Nachricht. Einfach gesagt ist die gute Nachricht, dass der Tod nicht das Ende des Daseins bedeutet und unsere Trennung von Gott nur vorübergehend ist. Wir haben einen Erlöser, Jesus Christus, den Sohn Gottes, der durch sein Sühnopfer den Tod und die Hölle überwunden hat, sodass alle auferstehen werden und alle, die umkehren und sich in seinem Namen taufen lassen, für immer in Gottes Himmelreich aufgenommen werden können.

Glaube gründet auf Umkehr

Umkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Glauben an Christus. Das Wort Christi zu empfangen bringt den Glauben hervor, der zur Umkehr notwendig ist. Die Umkehr wiederum lässt den Glauben wachsen. Mormon verkündet: „Und [Christus] hat gesagt: Kehrt um, all ihr Enden der Erde, und kommt zu mir und lasst euch in meinem Namen taufen und habt Glauben an mich, damit ihr errettet werdet.“ (Moroni 7:34.)

Beispielsweise berät sich ein kluger Missionar mit seinem Mitarbeiter, und gemeinsam beten sie um Inspiration, welchen Weg der Umkehr jeder einzelne Freund der Kirche einschlagen sollte. Entsprechend planen die Missionare, wie sie bei der Unterweisung vorgehen. Sie beten, um zu entscheiden, worin die Aufforderung bestehen soll, die sie beim nächsten Gespräch mit dem Betreffenden aussprechen wollen. Sie stimmen die Lektion darauf ab und stellen fest, welche Lehren der jeweilige Freund der Kirche kennen und verstanden haben muss, um die Aufforderung anzunehmen.

Die Missionare überlegen sich, wie sie diese Lehren so vermitteln können, dass der Betreffende sie klar versteht und sich davon überzeugen kann. Sie planen, wie alle möglichen Hilfsmittel zum Einsatz gebracht werden können, darunter auch die Unterstützung von Mitgliedern, um dem Freund der Kirche zu helfen, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen, im Einklang mit dem betreffenden Gebot oder Grundsatz zu handeln. Indem die Missionare auf diese Weise lehren und Zeugnis geben, leiten sie den Freund der Kirche durch den Vorgang der Umkehr.

Glaube gründet auf Bündnisse

Ein weiteres wichtiges Element der Umkehr ist die Taufe durch Untertauchen, durch die wir den Namen Christi auf uns nehmen. In den heiligen Schriften ist in vielen Versen von der „Taufe der Umkehr“ oder „Taufe zur Umkehr“ die Rede (siehe Apostelgeschichte 19:4; Alma 5:62; 7:14; Moroni 8:11; LuB 35:5,6). Hier kommt die Lehre zum Ausdruck, dass die Taufe mit Wasser der letzte oder krönende Schritt der Umkehr ist. Die Abkehr von der Sünde in Verbindung mit unserem Versprechen, gehorsam zu sein, vervollständigt die Umkehr, ja, ohne diesen Bund bleibt die Umkehr unvollendet. Mit ihm macht man sich dafür bereit, dass einem durch die Taufe des Geistes dank der Gnade Jesu Christi die Sünden vergeben werden (siehe 2 Nephi 31:17). Der Taufbund gilt zudem für die Zukunft und zugleich rückwirkend: Jedes Mal, wenn wir aufrichtig umkehren, wird dieser Bund neu belebt und wir machen uns erneut bereit dafür, dass uns die Sünden vergeben werden.

Was haben diese heiligen Handlungen und die dazugehörigen Bündnisse mit der Entwicklung von Glauben zu tun? Glaube an Christus ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man einen Bund mit Gott eingeht; die Bündnisse wiederum mehren den Glauben in einer Weise, wie es sonst nicht möglich wäre. Der große Gott des Himmels bindet sich durch einen solchen Bund an jeden Einzelnen von uns (siehe LuB 82:10). Solange wir unseren Bündnissen mit ihm treu bleiben, ist er verpflichtet, uns einen Platz in seinem Reich zu gewähren, und – bei den höheren Bündnissen – Erhöhung in diesem Reich. Er ist ein Gott, der alle Macht hat und nicht lügen kann. Daher können wir uneingeschränkt daran glauben, dass er erfüllen wird, was er uns gelobt hat. Durch unsere Bündnisse mit Gott können wir Glauben an Christus entwickeln, der so stark ist, dass wir jede Schwierigkeit und jede Prüfung bewältigen, weil wir wissen, dass letztlich unsere Errettung sicher ist.

Glaube kann wachsen

Was ich über die Entwicklung des Glaubens derer gesagt habe, die von den Missionaren im Evangelium unterwiesen werden, gilt ebenso für uns alle. Unser Glaube an Christus wird aus dem Heiligen Geist geboren, wenn wir Gottes Wort hören, das von seinen beauftragten Dienern verkündet wird – sei es von denen, die jetzt leben, oder von denen, die früher gelebt haben. Wenn wir auf diese Grundlage bauen, wird unser Glaube durch das gläubige Gebet gestärkt, das Teil unseres täglichen Lebens geworden ist – manchmal sogar Teil unseres stündlichen Lebens.

Wenn wir uns weiterhin an den Worten Christi im Buch Mormon und in den anderen heiligen Schriften weiden, mehrt und vertieft das unseren Glauben, der durch das Wort entstanden ist. Umkehr, die dem Glauben entspringt, gibt dem Glauben Nahrung, und wir sind auf gutem Weg, unseren Gehorsam zu vervollkommnen. Umkehr belebt erneut unsere Taufe mit Wasser und mit dem Geist und führt zur Vergebung der Sünden, die nicht nur vor der Taufe begangen wurden, sondern auch danach. Christlicher Dienst am Nächsten gehört zwingend dazu, wenn wir unsere Bündnisse einhalten wollen. Dadurch vertieft sich unser Glaube an Christus. Mit der Zeit stellen wir dann fest, dass die Segnungen, die uns für Gehorsam gegenüber Gott verheißen wurden, Wirklichkeit werden und dass wir in unserem Glauben bestärkt und gefestigt werden.

Glaube ist auch ein Grundsatz, der Macht verleiht

Was ich bisher beschrieben habe, ist ein Glaube, der einer gewissen Stufe entspricht: Er besteht aus geistigen Bestätigungen und bringt gute Werke hervor, vor allem Gehorsam gegenüber den Grundsätzen und Geboten des Evangeliums. Dies ist wahrer Glaube an Christus, und ebendiese Stufe ist es, die wir bei unseren Gesprächen mit Freunden der Kirche im Blick haben sollen.

Es gibt jedoch Glauben auf einer weiteren Stufe – einen Glauben, der nicht nur unser Verhalten lenkt, sondern uns auch befähigt, Gegebenes zu ändern, und etwas geschehen zu lassen, was sonst nicht geschehen würde. Ich spreche von Glauben, der nicht nur zum Handeln anspornt, sondern der Macht verleiht. Paulus erklärte, dass dies der Glaube sei, aufgrund dessen Propheten „Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, Feuersglut gelöscht [haben]; sie sind scharfen Schwertern entgangen; sie sind stark geworden, als sie schwach waren; sie sind im Krieg zu Helden geworden und haben feindliche Heere in die Flucht geschlagen [und] Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung zurückerhalten“ (Hebräer 11:33-35). Das alles ist beeindruckend – aber in gewisser Weise nicht beeindruckender, als wenn jemand eine starke Sucht oder ein ähnliches Hindernis besiegt, das der Bekehrung und der Taufe im Weg steht.

Der Schlüssel dazu, durch Glauben solche Macht zu erlangen, ist forschen, fragen und gemäß dem Willen Gottes handeln. „Christus hat gesagt: Wenn ihr Glauben an mich habt, werdet ihr Macht haben, alles zu tun, was mir ratsam ist.“ (Moroni 7:33.)

Er warnt uns jedoch: „Wenn ihr um etwas bittet, was für euch nicht ratsam ist, so wird sich das zu eurer Schuldigsprechung wenden.“ (LuB 88:65.)

Ihr eigener Glaube an Christus wird wunderbar wachsen, wenn Sie sich Tag für Tag bemühen, den Willen Gottes kennenzulernen und zu befolgen. Der Glaube, der jetzt schon Grundlage Ihres Handelns ist, wird Ihnen zudem noch Macht verleihen.

Illustrationen von Cary Henrie