2011
Vermitteln Sie die Lehre von der Familie
März 2011


Heim und Familie

Vermitteln Sie die Lehre von der Familie

Aus einer Ansprache, die am 4. August 2009 vor Seminar- und Institutslehrern gehalten wurde

Diese Generation wird – wie nie zuvor – aufgefordert sein, die Lehre von der Familie zu verteidigen. Wer diese Lehre nicht kennt, kann sie nicht verteidigen.

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Julie B. Beck

Wenn ich mit jungen Alleinstehenden in der ganzen Welt zusammenkomme, frage ich sie: „Warum sorgt sich die Erste Präsidentschaft wohl so sehr um Sie und investiert so viel Geld für Sie?“ Hier sind einige Antworten, die ich bekomme: „Wir sind die zukünftigen Führungsbeamten der Kirche.“ „Wir müssen geschult werden, damit wir stark bleiben.“ „Im Seminar- und Institutsunterricht wird unser Zeugnis gestärkt.“ „Wir brauchen den Kontakt zu anderen guten jungen Leuten in der Kirche.“ „Wir sind die Hoffnung für die Zukunft.“ Ich habe ganz selten gehört: „Damit ich einmal ein besserer Vater oder eine bessere Mutter sein kann.“ Ihre Antworten beziehen sich meist auf sich selbst, was natürlich an ihrem Alter liegt.

Dennoch müssen Eltern, Lehrer und Jugendführer der heranwachsenden Generation die Lehre von der Familie vermitteln. Das ist unerlässlich, damit sie einst ewiges Leben erlangen können (siehe Mose 1:39). Sie müssen wissen, dass die Lehre von der Familie auf der Schöpfung, dem Fall und dem Sühnopfer beruht. Sie müssen verstehen, was die Familie bedroht, damit sie wissen, wogegen sie kämpfen, und damit sie sich vorbereiten können. Sie müssen klar verstehen, dass die Fülle des Evangeliums in den heiligen Handlungen und Bündnissen des Tempels zu finden ist.

Die Lehre von der Familie

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beruht die Lehre von der Familie auf der Schöpfung, dem Fall und dem Sühnopfer. Mit der Erde wurde ein Ort geschaffen, wo Familien leben können. Gott schuf einen Mann und eine Frau; beide zusammen sind notwendig, um eine Familie zu gründen. Es gehörte zum Plan des himmlischen Vaters, dass Adam und Eva aneinander gesiegelt wurden und eine ewige Familie bildeten.

Durch den Fall wurde es möglich, dass die Familie wächst und Fortschritt macht. Adam und Eva bildeten eine Familie und entschieden sich für die Erfahrungen des Erdenlebens. Der Fall ermöglichte es ihnen, Söhne und Töchter zu bekommen.

Durch das Sühnopfer kann die Familie für immer aneinander gesiegelt werden. Durch das Sühnopfer stehen ihr ewiges Wachstum und Vollkommenheit offen. Der Plan des Glücklichseins, auch Erlösungsplan genannt, wurde für die Familie entwickelt. Die heranwachsende Generation muss verstehen, dass die tragenden Säulen unserer Lehre ihr Fundament in der Familie haben.

Wenn wir davon sprechen, uns für die Segnungen des ewigen Lebens bereit zu machen, meinen wir damit, dass wir uns für die Segnungen der ewigen Familie bereit machen. Das war die Lehre Christi, und diese Lehre wurde durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellt. Sie ist in Lehre und Bündnisse 2:1-3 festgehalten:

„Siehe, ich werde euch das Priestertum durch die Hand des Propheten Elija offenbaren, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt.

Und er wird die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz pflanzen, und das Herz der Kinder wird sich ihren Vätern zuwenden.

Wenn es nicht so wäre, würde die ganze Erde bei seinem Kommen völlig verwüstet werden.“

In dieser Schriftstelle geht es um die Segnungen des Tempels, um heilige Handlungen und Bündnisse, ohne die „die ganze Erde … völlig verwüstet werden“ würde.

Die Proklamation zur Familie wurde verfasst, um erneut zu bekräftigen, dass die Familie im Plan des Schöpfers im Mittelpunkt steht.1 Ohne die Familie gäbe es keinen Plan; es gäbe keinen Grund für das Erdenleben.

Was die Familie bedroht

Wir müssen nicht nur die Lehre von der Familie kennen, sondern auch wissen, wodurch die Familie bedroht wird. Wenn wir das nicht wissen, können wir uns nicht auf den Kampf vorbereiten. Alles um uns deutet darauf hin, dass die Familie immer mehr an Wert verliert. Die Anzahl der Eheschließungen ist rückläufig, man heiratet später, die Scheidungsrate steigt. Zunehmend werden Kinder unehelich geboren. Abtreibung nimmt zu und wird in immer mehr Ländern legalisiert. Die Geburtenrate sinkt. Wir sehen ungleiche Beziehungen zwischen Mann und Frau, und in manchen Kulturen ist Misshandlung und Missbrauch innerhalb der Familie immer noch üblich. Häufig ist die Karriere wichtiger als die Familie.

Viele unserer Jugendlichen verlieren das Vertrauen in die Institution Familie. Sie legen mehr Wert auf Bildung und Ausbildung und messen der Gründung einer ewigen Familie immer weniger Bedeutung bei. Viele betrachten die Gründung einer Familie nicht als etwas, was auf Glauben beruht. Sie sehen darin eine Art Auswahlverfahren wie etwa beim Einkaufsbummel. Außerdem glauben viele nicht an ihre eigene moralische Stärke und an die ihrer Altersgenossen. Wegen der heftigen Versuchungen sind viele unsicher, ob es ihnen gelingt, Bündnisse einzuhalten.

Viele Jugendliche haben auch unzureichende oder unterentwickelte soziale Kompetenzen, was sie daran hindert, eine ewige Familie zu gründen. Sie haben mehr Erfahrung damit, sich mit jemandem zu unterhalten, der hundert Kilometer entfernt ist, als mit jemandem, der sich im selben Raum befindet. Dadurch fällt es ihnen schwer, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Wir haben auch ein Problem, von dem wir in Epheser 6:12 lesen: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ Tagtäglich wird familienfeindliche Politik gemacht, und die Definition der Familie wird weltweit rechtsgültig geändert. Pornografie nimmt überhand. Die neue Zielgruppe für Produzenten von Pornografie sind junge Frauen. Eltern werden als unbeholfen und weltfremd dargestellt. In den Medien sind familienfeindliche Botschaften allgegenwärtig. Die Jugendlichen werden dahin gelenkt, dass sie es nicht mehr als Notwendigkeit empfinden, eine ewige Familie zu gründen.

Wir sehen, wie das geschehen kann, wenn wir die Worte Korihors, eines Christusgegners, lesen: „So predigte er ihnen und verführte vielen das Herz; er veranlasste sie, in ihrer Schlechtigkeit das Haupt emporzuheben, ja, er verführte viele Frauen und auch Männer, Hurerei zu begehen.“ (Alma 30:18.) Der Satan weiß, dass er niemals einen Körper haben wird. Er wird nie eine Familie haben. Deshalb greift er die jungen Frauen an, die für zukünftige Generationen Körper schaffen werden.

Korihor war ein Christusgegner. Was sich gegen Christus richtet, ist familienfeindlich. Alle familienfeindlichen Lehren und Grundsätze, die unsere Jugendlichen in der Welt hören, richten sich zugleich gegen Christus. So einfach ist das. Wenn unsere Jugendlichen nicht mehr an die rechtschaffenen Überlieferungen ihrer Väter glauben, so wie das Volk, von dem in Mosia 26 die Rede ist, wenn unsere Jugendlichen ihre Rolle im Plan nicht verstehen, können sie irregeleitet werden.

Wir müssen die heranwachsende Generation unterweisen

Was soll denn die heranwachsende Generation aufgrund dessen, was wir ihr beibringen, hoffentlich begreifen und in die Tat umsetzen? Die Antwort auf diese Frage sowie die wesentlichen Elemente der Lehre von der Familie sind in der Proklamation zur Familie zu finden. Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) sagte, dass in der Proklamation „Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten“ verkündet und bekräftigt werden, die die Kirche schon immer hatte.2

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) sagte: „Diese Ordnung …, bei der Mann und Frau mit Gott den Bund eingehen – genau wie Adam und Eva –, nämlich sich für die Ewigkeit siegeln zu lassen, Nachkommen zu haben … ist der einzige Weg, durch den wir eines Tages Gott von Angesicht sehen und leben können.“3

Die heranwachsende Generation muss wissen, dass das Gebot „seid fruchtbar und vermehrt euch“ (Genesis 1:28; Mose 2:28) immer noch in Kraft ist. Kinder zur Welt zu bringen, das erfordert Glauben. Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) sagte: „Es zeugt von großer Selbstsucht, wenn ein Ehepaar keine Kinder haben will, obwohl es Kinder bekommen könnte.“4 Mutterschaft und Vaterschaft sind Aufgaben, die bis in die Ewigkeit reichen. Jeder übernimmt im Plan die ihm zugedachte Aufgabe, sowohl der Mann als auch die Frau. In der Jugend bereitet man sich auf diese Aufgaben von ewiger Tragweite vor.

Eltern, Lehrer und Führungsbeamte können jungen Menschen helfen, sich für die Segnungen Abrahams bereit zu machen. Was sind diese Segnungen? Das erfahren wir von Abraham in Abraham 1:2. Er sagt, dass er nach dem Recht trachtete, „wozu ich ordiniert sein musste, um … zu walten; … und [da ich] auch wünschte, jemand zu sein, der viel Erkenntnis besaß, … ein Vater vieler Nationen zu sein, ein Fürst des Friedens, und wünschte, Belehrungen zu empfangen und die Gebote Gottes zu halten, wurde ich ein rechtmäßiger Erbe, ein Hoher Priester, der das Recht innehatte, das den Vätern zugehörte“.

Wo empfängt man diese Segnungen Abrahams? Nur diejenigen, die im Tempel aneinander gesiegelt werden, empfangen diese Segnungen. Ein Mann kann kein „Vater vieler Nationen“ werden, ohne an seine Frau gesiegelt zu sein. Ebenso konnte Abraham nicht das Recht innehaben, das den Vätern gehörte, ohne eine Frau, die das Recht innehatte, das den Müttern gehörte.

Die Geschichte von Abraham und Sara, von Isaak und Rebekka finden wir im Buch Genesis. Abraham und Sara hatten nur einen Sohn, Isaak. Wenn Abraham „Vater vieler Nationen“ werden sollte, wie wichtig war dann Isaaks Frau Rebekka? Sie war so wichtig, dass Abraham seinen Knecht hunderte von Meilen weit sandte, damit er die richtige junge Frau fand – eine, die ihre Bündnisse halten würde, eine, die verstand, was es bedeutete, eine ewige Familie zu gründen.

In Genesis 24:60 erhält Rebekka den Segen, sie werde die „Mutter von tausendmal Zehntausend“ werden. Wo bekommt man solche Segnungen? Man bekommt sie im Tempel.

Die Geschichte von Isaak und Rebekka ist ein Beispiel dafür, dass ein Mann, der die Schlüssel innehat, und eine Frau, die Einfluss ausübt, zusammenarbeiten, um die Erfüllung ihrer Segnungen zu verwirklichen. Ihre Geschichte ist ganz entscheidend. Die Segnungen des Hauses Israel hingen von einem Mann und einer Frau ab, die ihre Rolle im Plan und ihre Aufgabe verstanden, eine ewige Familie zu gründen, Kinder zur Welt zu bringen und sie zu unterweisen.

Wir haben heute die Aufgabe, aus unserer Familie und unserem Klassenzimmer junge Menschen auszusenden, die wie Isaak und Rebekka sind. Jeder junge Mensch soll seine Rolle in dieser bedeutenden Partnerschaft verstehen, damit jeder wie Isaak oder Rebekka wird und genau weiß, was zu tun ist.

Leben Sie so, dass Hoffnung auf ewiges Leben entstehen kann

Die Eltern, Lehrer und Führungsbeamten fordere ich auf, zuhause in der Familie, in der Ehe so zu leben, dass die Jugendlichen durch Ihr Vorbild Hoffnung auf ewiges Leben erlangen. Leben und lehren Sie mit solcher Klarheit, dass das, was Sie lehren, all den Lärm durchdringt, den die Jugendlichen hören, und dass es in ihr Herz dringt und sie anrührt.

Leben Sie zuhause so, dass Sie sich eifrig dem Wesentlichen widmen, dass Sie ganz bewusst Ihre Aufgaben in der Familie wahrnehmen. Dabei geht es um Genauigkeit, nicht um Vollkommenheit. Wenn Sie Ziele haben und genau festlegen, wie Sie sie in der Familie umsetzen wollen, lernen die Jugendlichen von Ihnen. Sie lernen, dass Sie gemeinsam beten, in den heiligen Schriften lesen, den Familienabend abhalten, dass gemeinsame Mahlzeiten wichtig sind und Sie voll Achtung über Ihren Ehepartner sprechen. Dann wird die heranwachsende Generation aus Ihrem Beispiel große Hoffnung schöpfen.

Das weiß ich mit Bestimmtheit

Wir bereiten unsere Jugendlichen auf den Tempel und auf eine ewige Familie vor. Sie werden von vielem bedroht, was sie vielleicht davon abhält, eine ewige Familie zu gründen. Unsere Aufgabe besteht darin, sie unmissverständlich aufzuklären. Wir müssen die wesentlichen Punkte der Lehre, die in der Proklamation zur Familie zu finden sind, klar und deutlich vermitteln.

Diese Generation wird – wie nie zuvor – aufgefordert sein, die Lehre von der Familie zu verteidigen. Wer sie nicht kennt, kann sie nicht verteidigen. Die jungen Leute müssen wissen, was der Tempel und das Priestertum bedeuten.

Präsident Kimball sagte:

„Viele gesellschaftliche Konventionen, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, die Familie stark zu machen und zu erhalten, verschwinden gegenwärtig. Die Zeit wird kommen, da nur diejenigen, die aus tiefstem Herzen an die Familie glauben und etwas dafür tun, in der Lage sein werden, ihre Familie inmitten des Bösen, das sich um uns zusammenzieht, zu bewahren. …

Manch einer definiert die Familie auf so unkonventionelle Weise, dass er sie gleich ganz wegdefiniert. …

Von allen Menschen dürfen gerade wir, Brüder und Schwestern, uns am wenigsten von den trügerischen Argumenten einnehmen lassen, die Familie sei nur eine Entwicklungsphase der menschlichen Gesellschaft. Wir sind frei, uns solchen Bewegungen zu widersetzen, die die Bedeutsamkeit der Familie herunterspielen und die Bedeutsamkeit von egoistischem Individualismus hochspielen. Wir wissen, dass die Familie ewig ist.“5

Das Evangelium Jesu Christi ist wahr. Es wurde durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellt. Wir besitzen heute die Fülle des Evangeliums. Wir sind Söhne und Töchter himmlischer Eltern, die uns hierher gesandt haben, die Erfahrungen des Erdenlebens zu machen, damit wir uns auf die Segnung einer ewigen Familie vorbereiten können. Ich gebe Ihnen Zeugnis von unserem Erlöser Jesus Christus. Durch sein Sühnopfer können wir vollkommen werden und können unseren Aufgaben in unserer irdischen Familie gerecht werden. Durch sein Sühnopfer haben wir die Aussicht auf ewiges Leben mit unserer Familie.

Anmerkungen

  1. Siehe „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Seite 129

  2. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 91f.

  3. Ezra Taft Benson, „Was Sie hoffentlich Ihren Kindern über den Tempel erzählen“, Der Stern, April 1986, Seite 4f.

  4. Spencer W. Kimball, „Fortify Your Homes against Evil“, Ensign, Mai 1979, Seite 6

  5. Spencer W. Kimball, „Families Can Be Eternal“, Ensign, November 1980, Seite 4

Foto von Steve Bunderson; Foto von Schwester Beck © Busath Photography

Links: Ausschnitt aus dem Gemälde Universum von Sidney King; Ausschnitt aus dem Gemälde Sie verließen den Garten von Eden von Joseph Brickey; Ausschnitt aus dem Gemälde Nicht mein Wille, sondern deiner geschehe von Harry Anderson, Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Pacific Press Publishing Association, Inc.; Fotos von Weston C. Colton und CRAIG DIMOND.

Links: Foto von CHRISTINA SMITH; rechts: Foto des Nauvoo-Illinois-Tempels und Foto von John Luke © IRI; Foto der Füße © Getty Images