2010
Weihnachten im Weingarten
Dezember 2010


Bis aufs Wiedersehen

Weihnachten im Weingarten

Was bringt eine Gruppe Heiliger der Letzten Tage dazu, an Weihnachten ihr Haus zu verlassen, um einen Tag lang fleißig zu arbeiten? Ihr Wunsch, demjenigen zu dienen, dessen Geburt wir feiern.

Es ist Ende Dezember. Kühler Nebel bedeckt die kahlen Weinstöcke in der Dunkelheit vor der Morgendämmerung. Es ist ganz still im Weingarten. Nur in einem Teil des Weingartens hört man Stimmen und das Knistern eines hellen Lagerfeuers. Es ist Weihnachtsmorgen. Überall sonst in diesem Tal liegen die Menschen gemütlich im warmen Bett oder scharen sich um den Weihnachtsbaum, um fröhlichen Kindern zuzusehen. Doch nicht diese kleine Gruppe im Weingarten. Sie sind gekommen, um etwas zu schenken.

Um die Bedeutung dieses Geschenks zu verstehen, muss man wissen, dass dieser Weingarten in Madera in Kalifornien im Rahmen des Wohlfahrtsprogramms der Kirche betrieben wird. Hier werden jedes Jahr 180.000 kg Rosinen erzeugt. Die Hälfte der Ernte steht am Ende in den Regalen der Vorratshäuser des Bischofs. Die andere Hälfte wird für humanitäre Hilfsaktionen in aller Welt verwendet. Gemeinden und Zweige aus acht Pfählen haben bestimmte Aufgaben zu erfüllen und sind für die Pflege bestimmter Reihen im Weingarten verantwortlich.

Zu den wichtigsten Aufgaben gehört es, die Weinstöcke zu beschneiden. Die verwachsenen Weinstöcke müssen so ausgeschnitten und zurückgeschnitten werden, dass nur ein paar wenige Ruten übrig bleiben, die dann wieder Früchte tragen. Ohne dieses Zurückschneiden im Winter würde der Weingarten überwuchern. Zu viele Reben kann die Wurzel nicht verkraften. Dann werden nicht genügend Trauben erzeugt; es gibt keine gute Ernte.

Warum macht man diese Arbeit am Weihnachtsmorgen? Weil viele Mitglieder dieser Gemeinde von Beruf Feldarbeiter sind, die Weinstöcke und Obstbäume beschneiden. In dieser Jahreszeit arbeiten sie sehr fleißig, und dies ist ihr erster freier Tag seit mehreren Wochen. Es ist Weihnachten – und sie verbringen den Tag im Weingarten der Kirche. In den letzten 15 Jahren haben sie 8 Weihnachtstage hier verbracht. Für diese Mitglieder der spanischsprachigen Gemeinde Madera 3 ist dies ihr Geschenk an El Niño – das Christkind.

Ein Arbeiter, Miguel Chavez, erklärt, dass sie auf diese Weise etwas zurückgeben können für all die Segnungen, die sie vom Herrn empfangen: „Wir tun etwas für bedürftige Familien. Unser kleiner Beitrag ist für andere ein großer Segen.“ Ein anderes Gemeindemitglied sagt schlicht: „Eine bessere Arbeit kann man gar nicht machen, denn dies ist Gottes Weingarten.“

Und so beschneiden, umwickeln und befestigen die Mitglieder der Gemeinde Madera 3 an diesem Weihnachtstag die Weinstöcke, für die sie zuständig sind. Und wenn sie damit fertig sind, bearbeiten sie noch einen Teil der Reihen nebenan, für die andere Gemeinden zuständig sind. Es ist ein Geschenk, das eines Königs würdig ist.

Foto von Howard Collett