2010
Entscheiden Sie sich für den Tempel
Juli 2010


Entscheiden Sie sich für den Tempel

Das ist der Rat einer wachsenden Anzahl Heiliger der Letzten Tage in Indien, die wissen, dass man Segnungen empfängt, wenn man ins Haus des Herrn geht.

Man sieht es vor allem in ihren Augen. Da entdeckt man Freude, Hoffnung und Glauben und einen Optimismus, der ein Lächeln hervorruft, wenn man sagt: „Erzählen Sie mir doch, was Ihnen der Tempel bedeutet!“

Den Mitgliedern der Kirche in Indien bringt die Eheschließung im Tempel tiefe Erkenntnis, Erfüllung und die Entschlossenheit, ihre Bündnisse immer einzuhalten, weil ihnen die Verheißungen für die Ewigkeit kostbar sind. Obwohl der nächste Tempel – in Hongkong – tausende Kilometer entfernt ist, finden immer mehr Mitglieder den Weg zum Haus des Herrn. Ihre Gebete, ihr Glaube und der Heilige Geist führen sie zu der Entscheidung, sich im Tempel siegeln zu lassen. Lesen Sie hier von ihren Gedanken und Erfahrungen.

Es gibt uns Kraft

William Prabhudas aus dem Zweig Bangalore 2 arbeitet am Gericht. Er weiß, wie schmerzlich es sein kann, wenn man miterlebt, wie eine Ehe zerbricht. Das ist ein Grund, warum er und seine Frau unbedingt im Tempel Kraft finden wollten.

„Wie die meisten Ehepaare haben auch wir manchmal kleine Auseinandersetzungen“, sagt er. „Wenn aber beide die Ewigkeit im Blick haben, ist es viel leichter, Schwierigkeiten zu bewältigen.“

Seine Frau Sheela meint, dass es nicht nur ihr und ihrem Mann geholfen hat, dass sie im Tempel waren, sondern auch ihren Kindern, Celesta (13) und Doris (7). „Wir wurden als Familie aneinander gesiegelt“, sagt sie. „Das war ein schönes Gefühl. Wir vergaßen die Welt draußen und kamen uns vor wie im Himmel. Wir sprechen ständig darüber.“

„Was für ein Segen es doch war, an meine Frau gesiegelt zu werden“, erzählt Bruder Prabhudas. „Dann brachte man unsere Töchter herein, ganz in Weiß gekleidet. Das erinnerte mich an Reinheit – Reinheit in unserem Leben und in unserem Zuhause. Reinheit und der Tempel gehören zusammen. Wenn wir rein sind, verheißt uns der Herr – in seinem Haus der Verheißungen –, dass er uns segnen wird.“

Celesta erzählt, dass ihre Familie zwei Jahre lang für die Fahrt zum Tempel gearbeitet und gespart und Vorbereitungen getroffen hat. Sie erinnert sich gut daran, wie sie mit ihren Eltern im Tempel war. Ihre Tante, ihr Onkel und ihre Cousins und Cousinen waren auch dabei, als ihre Familie gesiegelt wurde. „Danach haben wir uns alle an der Hand gehalten. Wir haben in die Spiegel geschaut und über die Ewigkeit nachgedacht“, erinnert sie sich. „Es war wunderschön! Ich wusste, dass ich für immer zu meiner Familie gehören wollte.“

Zwei Paare, ein Weg

Die Brüder Thomas aus dem Zweig Haiderabad 4 haben über die Jahre hinweg schon viel getan, um einander ein gutes Vorbild zu sein. Als Jugendliche haben sie sich zur gleichen Zeit der Kirche angeschlossen. Gemeinsam arbeiteten sie daran, ihrer Mutter Mut zu machen, bis sie sich ebenfalls der Kirche anschloss. Beide Brüder dienten in der Indien-Mission Bangalore. Beide trösteten ihre Mutter, als ihr Vater starb. Und beide haben kürzlich geheiratet.

Rejjie und seine Frau Metilda haben sich im Tempel siegeln lassen, und Rennie und seine Frau Keerthi werden ihrem guten Beispiel bald folgen.

„Seit ich mich der Kirche angeschlossen habe, bin ich ständig im Begriff, mich zu ändern, mich zu bessern, den Erlösungsplan besser kennenzulernen und ihn zu befolgen“, sagt Rejjie. „Mein größtes Ziel ist aber, zum Vater im Himmel, der uns so sehr liebt, zurückzukehren, um bei ihm zu leben. Er wünscht sich so sehr, dass wir zu ihm zurückkommen, dass er uns einen Erlöser gegeben hat, seinen Sohn Jesus Christus, der uns von Sünde und vom immerwährenden Tod errettet. Ich bin dankbar, dass das Evangelium Jesu Christi mich und meine Familie verändert hat, und der Tempel bildet den Höhepunkt all dessen.“

Rejjie erklärt, dass es für ihn und Metilda unter anderem auch deshalb schwierig war, die Zustimmung ihrer Eltern zur Heirat zu bekommen, weil sie aus verschiedenen Regionen stammen und unterschiedliche Dialekte sprechen. „Aber im Tempel gibt es keine Unterschiede“, sagt er, „und das war eine wichtige Lehre für uns.“ Er meint, dass die Zukunft Indiens den jungen Menschen gehört. „Wir sind es, die etwas ausrichten werden“, sagt er und schaut dabei Metilda an. „Daran glauben wir beide. Wir müssen den Familienabend durchführen, das Schriftstudium mit der Familie und das Familiengebet und immer den Tempel im Blick behalten. Das ist unsere Zukunft.“

Metilda pflichtet ihm bei: „Wenn ich ihn frage, wie er so verständnisvoll und liebevoll sein kann, sagt er, es liege daran, dass das Evangelium einen besseren Menschen aus ihm macht. Als Missionar hat er gesehen, wie respektvoll und liebevoll der Missionspräsident mit seiner Frau umging. Im Tempel sehen wir das gleiche Verhalten. Wenn wir uns so auch in unserem Alltag verhalten und es einmal unseren Kindern beibringen, dann wird dieser Einfluss die Kirche in Indien stärken.“

Rennie erzählt, dass er seine zukünftige Frau kennengelernt hat, als er die Kirche untersuchte und das Seminar besuchte. „Ich wollte lieber Kricket spielen, aber der Seminarlehrer sagte: ‚Du musst Gott an die erste Stelle setzen‘, also tat ich es. Ich war zwar sehr schüchtern, aber ich kam und setzte mich in die hinterste Reihe.“ In der ersten Reihe sah er Keerthi sitzen, die sich erst sechs Monate zuvor der Kirche angeschlossen hatte. Sie freundeten sich an, aber erst nachdem Rennie von seiner Mission zurückgekehrt war, entwickelte sich eine feste Beziehung. Keerthi erzählt, wie es war, als sie beschlossen, zu heiraten, und zu ihren Eltern gingen, um sie davon zu überzeugen, dass dies die richtige Entscheidung war.

„Im Seminar hatten wir gelernt, dass wir unsere Eltern ehren sollen; das beachteten wir“, sagt sie.

Rennie merkt an: „Sie rieten uns, zuerst unsere Ausbildung abzuschließen. Außerdem sollte ich warten, bis mein Bruder geheiratet hatte. Wir arbeiteten also und warteten. Das Beste war, dass mein Bruder gerade dann heiratete, als wir unsere Ausbildung abgeschlossen hatten, und Keerthis Vater war von der Hochzeit sehr beeindruckt. Nachdem er ihr gutes Beispiel gesehen hatte, stimmte er unserer Heirat zu. So konnten wir unsere Eltern ehren und trotzdem so heiraten, wie wir es wollten.“

Rennie sagt, dass seine Erfahrung mit Keerthi ein gutes Beispiel dafür ist, dass immer mehr Mitglieder begreifen, wie wichtig es ist, ein Mitglied der Kirche zu heiraten. „Als ich mich der Kirche anschloss, war es fast eine Sensation, wenn ein Mitglied ein anderes heiratete“, erklärt er. „Dass sie zum Tempel gingen, kam noch seltener vor. Aber jetzt wissen wir besser, was wir tun können, um jemanden in der Kirche zu heiraten. Wir sorgen dafür, dass wir bereit sind, in den Tempel zu gehen. Der Tempel ist der Schlüssel.“

Das Beispiel des Präsidenten

Betritt man die Wohnung von Venkat und Lynda Dunna aus dem Zweig Haiderabad 4, findet man viele Hinweise darauf, dass dieses frischverheiratete Paar sehr ineinander verliebt ist. Ein selbstgemachtes Spruchband, mit dem er ihr zum Geburtstag gratuliert hat, hängt an der Wand. Das Fotoalbum mit den Hochzeitsbildern liegt auf dem Tisch neben dem Sofa. Bei unserem Gespräch hat er den Arm um ihre Schulter gelegt, und sie lächelt so oft, dass es ansteckend ist.

Sie erzählen, wie sie sich bei Aktivitäten in der Kirche kennengelernt haben und wie glücklich Lyndas Mutter war, als sie sich verlobten, weil sie Venkat von der Kirche kannte. Aber es gab ein Problem. Venkat hatte einen älteren Bruder, der noch ledig war. In Indien halten manche immer noch an der Tradition fest, dass ältere Geschwister vor den jüngeren heiraten. Seine Eltern, die nicht der Kirche angehören, sie aber durchaus mit Wohlwollen betrachten, waren gerade dabei, ein Haus zu bauen, deshalb sollte die Hochzeit nicht stattfinden, ehe das Haus fertig war. „Meine Eltern wollten es nicht verbieten, aber sie wollten, dass wir noch viele Monate, vielleicht sogar ein Jahr warteten“, erzählt Venkat.

„Der Heilige Geist hat uns geholfen“, fährt er fort. „Ich hatte die Eingebung, dass ich allen sagen sollte, dass Lynda und ich beide arbeiteten und mithelfen konnten, uns um alles zu kümmern, dass es für uns aber wichtig war, so bald wie möglich heiraten zu können und unser gemeinsames Leben im Tempel zu beginnen. Wir hielten an dem Gedanken fest, dass der Herr uns helfen würde, und das hat er getan.“

Ein neues Gemeindehaus der Kirche wurde gerade so rechtzeitig eröffnet, dass sie dort heiraten und ihren Hochzeitsempfang abhalten konnten. Dann machten sie sich sofort auf die Reise, um im Hongkong-Tempel gesiegelt zu werden. „Wir reisten zu siebt zum Tempel“, erzählt Lynda. „An dem Tag, als Venkat und ich gesiegelt wurden, wurden auch meine Mutter, meine Schwester und ich an meinen verstorbenen Vater gesiegelt. Das war in jeder Hinsicht ein wunderschöner Tag.“

Venkat, der inzwischen Zweigpräsident ist, sagt, es sei mit sein größter Wunsch, eines Tages einen Tempel in Indien zu haben. „Das wird ein großer Segen sein“, sagt er. „Es wird uns helfen, Zion dort aufzubauen, wo wir sind.“

Zueinander geführt

Die Geschichte von Barat und Ishla Powell aus dem Zweig Chennai 2 beginnt eigentlich mit Barats Eltern, Sathiadhas Powell und Suriya Kumari, die 1981 heirateten und sich 1991 der Kirche anschlossen. 1993 wurde Sathiadhas als Zweigpräsident berufen. Nachdem die beiden jahrelang gespart und sich vorbereitet hatten, reisten sie zum Manila-Tempel in den Philippinen, um gesiegelt zu werden. Der Hongkong-Tempel war damals noch nicht geweiht.

Als ihre beiden Söhne älter wurden und im Evangelium heranwuchsen, lehrten sie sie auch, wie wichtig es ist, in den Tempel zu gehen (der jüngste Sohn ist derzeit auf Mission). Die Powells freuten sich sehr, dass ihr ältester Sohn Barat, als er sich verlobte, gleich auch das Ziel hatte, im Tempel zu heiraten. Ishla, seine Verlobte, war noch nicht lange bei der Kirche. „Vom ersten Tag an, als ich die Missionare kennenlernte, wusste ich, dass das Evangelium wahr ist, und es bedeutete mir viel“, sagt sie. Sie freundete sich mit der Familie des derzeitigen Zweigpräsidenten an, Familie Isaac, die die Kirche durch die Powells kennengelernt hatte.

Als Ishla sich taufen ließ, war Barat noch auf Mission; vier Monate später sollte er zurückkehren. „Die Isaacs sagten immer wieder, er sei der Richtige für mich, aber ich wollte mit der Heirat lieber noch warten und selbst auf Mission gehen“, erzählt Ishla. Ihr Zweigpräsident und der Missionspräsident waren zwar mit ihren Plänen, auf Mission zu gehen, einverstanden, aber „plötzlich und ganz unerwartet änderten sich meine Gedanken völlig“, meint Ishla. „Ich hatte den Wunsch, dafür zu beten, dass ich heiraten konnte.“

Als Barat von Mission zurückkehrte, war er sehr überrascht, von mehreren Seiten zu hören, dass Ishla die Richtige für ihn sei. Wenig später begegneten sie sich kurz bei der Hochzeit von Präsident Isaacs Tochter, aber sie unterhielten sich nur kurz. In Indien gehen ein Mann und eine Frau, die sich noch nicht kennen, sehr förmlich miteinander um, und sowohl Barat als auch Ishla wollten sich richtig verhalten.

Drei Wochen später betete Ishla und fragte sich, was sie tun solle. Barat erging es ebenso. „Der Herr zeigte mir auf vielerlei Weise, dass Barat der Richtige war“, sagt Ishla. „Aber ich war sehr scheu. Ich betete: ‚Herr, wenn dies der richtige Weg ist, dann zeig mir, wie ich mit ihm sprechen kann.‘“

Barat meint dazu: „Ich hatte mich mit einigen Leuten über sie unterhalten, und sie wussten alle nur Gutes über sie zu sagen. Plötzlich dachte ich: ‚Ich muss jetzt einfach mit ihr sprechen.‘ Aber ich wusste nicht, wie. Ich rief Präsident Isaacs Schwester an und fragte sie, ob es wohl in Ordnung sei, Ishla anzurufen.“

Ishla erzählt weiter: „Als ich betete, rief mich die Schwester des Zweigpräsidenten an und sagte: ‚Barat will mit dir sprechen. Darf ich ihm deine Nummer geben?‘“ Eine halbe Stunde später unterhielten sie sich am Telefon. Barat meint: „Uns kam es vor, als kennten wir uns schon seit Jahren.“

Ishla hatte im Institut gelernt, wie wichtig die Eheschließung im Tempel ist, und wusste, dass nichts anderes für sie in Frage kam. Barat sah das genauso. Aber sie mussten für die Reise zum Tempel sparen. Und viele Freunde und Angehörige, darunter auch Barats Eltern, hatten nicht genügend Geld, um sie begleiten zu können.

„Es ist eine lange Reise und sehr teuer, aber wir waren uns alle einig, dass sie zum Tempel gehen sollten“, erzählt Sathiadhas. „Wir sagten ihnen, wir würden einfach bei der Ziviltrauung mitfeiern, ehe sie losfuhren, und baten sie, nach der Siegelung ganz viele Fotos zu machen. Dann konnten wir nach ihrer Rückkehr noch einmal miteinander feiern.

Wir erklären der jüngeren Generation, wie wichtig der Tempel ist“, meint Sathiadhas. „Wir fordern alle auf, zum Tempel zu gehen, und wir wollten, dass auch unsere Kinder dorthin gehen.“ Außerdem, so sagt er, freue er sich sehr darüber, wie Barat und Ishla ihren Eltern und den Gebräuchen ihres Volkes Achtung bezeugt und doch auch ihre Entscheidungsfreiheit gebraucht hätten.

„In Indien spricht man von einer ‚arrangierten Heirat‘ oder einer ‚Liebesheirat‘“, erklärt Barat. „Wir haben irgendwie beides.“ Barat und Ishla nennen ihre Heirat eine ‚geführte Heirat‘. „Unsere Familien und unsere Freunde haben uns zusammengebracht, aber auch der Heilige Geist“, erklärt er. „Wir hoffen, dass der Geist uns auch in unserer Ehe stets führen wird.“

Fotos von Richard M. Romney, wenn nicht anders angegeben; Foto des Hongkong-Tempels in China von Craig Dimond

Oben: Familie Prabhudas begab sich zum Hongkong-Tempel (links), um dort gesiegelt zu werden. Es ist der nächstgelegene Tempel.

Oben, von links: Rejjie, Metilda, Keerthi und Rennie Thomas. Unten: Rennie und Keerthi gehen jede Woche gern zur Sonntagsschule.

Oben: Venkat und Lynda Dunna sind mit fünf anderen Mitgliedern zum Tempel gefahren. Am Tag ihrer Siegelung wurde Lynda auch an ihren verstorbenen Vater gesiegelt.

Rechts: Die Geschichte von Barat und Ishla beginnt eigentlich mit Barats Eltern (Bild auf der nächsten Seite). „Wir erklären der jüngeren Generation, wie wichtig der Tempel ist“, meint Barats Vater, Sathiadhas.