2009
Anstand – ein zeitloser Grundsatz für alle
Juli 2009


Anstand – ein zeitloser Grundsatz für alle

Wie wir uns kleiden, spiegelt unser Verständnis vom Evangelium Jesu Christi wider.

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Silvia H. Allred

Eine der Herausforderungen, vor der die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage heutzutage stehen, besteht darin, sich in einer zunehmend unmoralischen Welt an die Prinzipien des Anstands zu halten. Auch wenn es schwierig sein mag: Wir können zeigen, dass wir Jünger des Herrn Jesus Christus sind, indem wir uns an die Maßstäbe der Kirche halten. Anstand schließt Kleidung, Sprache, Gedanken und unser Verhalten mit ein, aber ich möchte hier nur auf die Kleidung eingehen.

Kleidung diente ursprünglich dazu, unseren Körper zu bedecken und vor Wettereinflüssen zu schützen. Diesen Zweck erfüllt sie immer noch, doch heute kommen weitere komplexere Funktionen hinzu. Kleidung kann heute Ausdruck von vielem sein, etwa von Reichtum, sozialem Status, Individualität oder Zugehörigkeit. Unsere Kleidung spiegelt aber auch unsere Einstellung und unsere Werte wider. Wie wir, die Mitglieder der Kirche, uns kleiden, zeigt außerdem unser Verständnis vom Evangelium Jesu Christi und unsere Entschlossenheit, danach zu leben.

In einer Welt, die unablässig versucht, unser Verständnis dessen, wer wir sind und was wir werden können, zu erschüttern, können wir mehr Selbstvertrauen gewinnen, wenn wir die Prinzipien des Anstands befolgen. Wenn wir nach diesen Grundsätzen leben und sie lehren, können wir der kommenden Generation ebenfalls Selbstvertrauen einflößen.

Was ist Anstand?

In der Broschüre Für eine starke Jugend finden wir grundlegende Richtlinien zum Thema Anstand. Diese Broschüre ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen wertvoll. „Zu unschicklicher Kleidung zählen sehr kurze Hosen und Mini-Röcke, eng anliegende Kleidung, bauchfreie Oberteile und andere freizügige Kleidung. [Frauen] … sollen weder schulterfreie Kleidung noch Kleidung mit zu tiefen Ausschnitten noch andere freizügige Kleidung tragen. Auch die … Männer sollen eine anständige Erscheinung wahren. [Jeder soll] … Extreme in Bezug auf Kleidung, Erscheinungsbild und Frisur vermeiden. Seid immer ordentlich und sauber und vermeidet es, in Bezug auf Kleidung, Erscheinungsbild und Manieren liederlich oder übertrieben lässig zu sein. Fragt euch: ‚Würde ich mich wohlfühlen, wenn ich so in der Gegenwart des Herrn wäre?‘“1

Lassen Sie sich bei der Auswahl anständiger Kleidung vom Heiligen Geist leiten. Außerdem kann es hilfreich sein, sich im Zusammenhang mit den Richtlinien zu anständiger Kleidung konkrete Fragen wie diese zu stellen:

  • Zeige ich zu viel von meinem Körper, wenn ich mich setze, mich bücke, die Arme nach oben strecke oder die Treppe hinaufgehe?

  • Errege ich Aufmerksamkeit, indem ich freizügige oder provozierende Kleidung trage?

  • Muss ich das Tempelgarment anpassen, aufkrempeln oder abändern, um ein bestimmtes Kleidungsstück tragen zu können?

Warum Anstand?

Wenn wir die Lehre, die den Prinzipien des Anstands zugrunde liegt, besser verstehen, erkennen wir, dass Anstand die Tugend ist, die unser Handeln lenkt und zügelt.

Die Lehre, auf der Anstand beruht, beginnt mit dem Wissen, dass wir Kinder Gottes sind, als sein Abbild erschaffen (siehe Mose 2:27). Unser Körper ist eine heilige Gabe von unserem Vater im Himmel und erfüllt einen bestimmten Zweck, den Gott so vorgesehen hat. Wir zeigen unsere Dankbarkeit für diese Gabe, indem wir unseren Körper so behandeln, wie Gott es von uns erwartet (siehe LuB 88:33). Wir lernen, unseren Körper und seine Funktionen zu schulen, zu beherrschen und zu zügeln, um unserem himmlischen Vater ähnlicher zu werden.

Von Anfang an hat der Herr seine Kinder aufgefordert, ihren Körper zu bedecken. Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten, gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Adam und Eva versuchten, sich mit einem einfachen Schurz aus Feigenblättern zu bedecken. Aber das reichte nicht aus, deshalb machte der Herr ihnen anständige Kleidung aus Fellen (siehe Genesis 3:7, 21).

Gott hatte auch damals einen höheren Maßstab, so wie heute. Seine Maßstäbe entsprechen nicht denen der Welt. Wie er in Jesaja 55:8,9 sagt:

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.

So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.“

Ein zeitloser Grundsatz

Da Anstand zu den „erhabeneren Wegen“ des Herrn gehört und kein kurzlebiger gesellschaftlicher Trend ist, wurde dieser Grundsatz in jedem Zeitalter gelehrt. Beachten Sie diese Beispiele über Kleidung aus den heiligen Schriften und achten Sie darauf, was sie uns über Anstand lehren.

Anstand bringt Bescheidenheit zum Ausdruck. Jakob, ein Prophet im Buch Mormon, prangerte den Stolz und die Liebe zu Reichtümern an. Er ermahnte seine Zuhörer, nicht zuzulassen, dass ihr stolzes Herz ihre Seele zerstörte. Ihr übermäßiger Stolz zeigte sich unter anderem durch die Art und Weise, wie sie sich kleideten. Jakob sagte zu ihnen: „Weil einige von euch reichlicher erlangt haben als eure Brüder, seid ihr in eurem Herzensstolz überheblich und tragt den Hals starr und das Haupt erhoben wegen der Kostbarkeit eurer Gewänder und verfolgt eure Brüder, weil ihr meint, ihr seiet besser als sie.“ (Jakob 2:13.)

Der Gedanke, in der Art und Weise, wie wir uns kleiden, bescheiden zu sein, kommt auch in Lehre und Bündnisse 42:40 zum Ausdruck: „Du sollst nicht stolz sein in deinem Herzen; lass alle deine Gewänder einfach sein.“ Bedeutet das, dass wir uns nicht stilvoll kleiden dürfen? Nein, wir sollen für jeden Anlass die passende Kleidung tragen, aber wir dürfen uns nicht davon beherrschen lassen, dass wir unbedingt eine bestimmte Marke oder immer die neueste Mode tragen müssen. Es ist besser, unsere finanziellen Mittel für beständigere und sinnvollere Zwecke einzusetzen.

Wie wir uns für den Gottesdienst kleiden, zeigt unsere Ehrfurcht vor dem Herrn. Der Herr wies Mose an, heilige Gewänder anzufertigen, die für sein heiliges Haus angemessen waren (siehe Exodus 28:2). Aus diesem Gebot geht klar hervor, dass der Herr Alltagskleidung für diesen Zweck nicht für geeignet hielt. Bringen wir, wie Mose, unsere Liebe zum Vater im Himmel zum Ausdruck, indem wir uns für den Gottesdienst angemessen kleiden?

Wie diese Beispiele zeigen, haben die „Propheten Gottes … seinen Kindern immer schon geraten, sich anständig zu kleiden“.2 Auch in unserer Zeit ist uns gesagt worden: „Die Art und Weise, wie ihr euch kleidet, spiegelt wider, wie ihr innen seid. Eure Kleidung und äußere Erscheinung sendet anderen eine Botschaft über euch und hat Einfluss darauf, wie ihr und andere handeln. Wenn euer Erscheinungsbild ordentlich ist und ihr euch anständig kleidet, ladet ihr den Heiligen Geist ein und könnt auf eure Mitmenschen guten Einfluss ausüben.“3

Damit verbundene Segnungen

Eine der größten Segnungen im Zusammenhang mit Anstand ist ein größeres Selbst-vertrauen. Eine Schwester erzählte von einer Freundin, die sich mit dem Evangelium befasste und dabei auch lernte, was Anstand bedeutete, was sich sehr positiv für sie auswirkte.

„Vor einigen Jahren im Sommer kam eine Kollegin mit mir zur Kirche. Sie holte mich zu Hause ab. Wie es in unserem warmen Klima üblich ist, trug sie ein ärmelloses Sommerkleid. Ich freute mich aber, dass sie es für richtig hielt, für den Gottesdienst ein Kleid anzuziehen, und wir machten uns auf den Weg. Andere Mitglieder der Gemeinde begrüßten sie herzlich, und sie kam auch in den folgenden Wochen mehrmals mit mir in die Kirche. Sie besuchte sogar die Versammlung für Wohnen, Familie und eigene Entfaltung und brachte ihre Kinder zu PV- und Jugendaktivitäten. Wenn sie an diesen heißen Sommertagen unter der Woche zu den Aktivitäten kam, trug sie gewöhnlich eine ärmellose Bluse und kurze Hosen, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichten. Sie war keinesfalls geschmacklos gekleidet, aber es war auch offensichtlich, dass sie die Kleidungsmaßstäbe der Heiligen der Letzten Tage noch nicht kannte.

Nach mehreren Wochen fragte ich sie, ob sie nicht von den Missionaren noch mehr über die Kirche erfahren wolle. Sie vertraute mir an, sie sei schüchtern und fühle sich unsicher, wenn sie mit Menschen rede, die sie nicht kenne. Sie wollte einfach nur weiterhin den Gottesdienst und die Aktivitäten der Gemeinde besuchen und versicherte mir, dass sie sich mit Fragen an mich oder andere Mitglieder in der Gemeinde wenden würde, die sie schon kenne.

Sie kam weiterhin zu Versammlungen und Aktivitäten der Kirche, und es war interessant zu beobachten, dass sie nach einer Weile längere Röcke, längere Hosen und Blusen mit Ärmeln trug. Zuerst dachte ich, es läge daran, dass es Herbst wurde, aber ich stellte bald fest, dass ihr einfach aufgefallen war, wie die anderen Gemeindemitglieder sich kleideten.

Ich weiß nicht, ob ihr geändertes äußeres Erscheinungsbild allein dafür verantwortlich war, dass sie ganz offensichtlich mehr Selbstvertrauen gewann, aber ich bin sicher, dass es eine Rolle spielte. Als sie immer mehr über die Grundsätze des Evangeliums lernte, auch darüber, dass sie von göttlicher Herkunft war, eine Tochter Gottes, schien das ihr Selbstwertgefühl enorm zu stärken. Ihr Selbstvertrauen nahm zu, weil sie den Grund für manches, was wir tun, immer besser verstand. Mit diesem neuen Selbstvertrauen wollte sie unbedingt noch mehr über das Evangelium erfahren – und wollte sich auch die Missionarslektionen anhören, was sie früher nervös gemacht hätte.

Sie lernte die Grundsätze und Maßstäbe des Evangeliums kennen und verstehen. Dabei war die Kleidung nur ein Aspekt, aber da sie festgestellt hatte, dass sie sich in diesem Bereich ändern konnte, wusste sie, dass sie auch bedeutendere Änderungen schaffen konnte. Mit der Zeit führten diese Änderungen dazu, dass sie sich zum Evangelium Jesu Christi bekehrte und sich der Kirche anschloss. Später, als sie das Endowment im Tempel empfing, musste sie ihren Kleidungsstil nicht ändern, weil sie das Prinzip Anstand bereits verinnerlicht hatte.“4

Wenn Anstand zu einer Tugend wird, die unser Handeln lenkt, gewinnen auch wir mehr Selbstwertgefühl. Denken Sie an die Verheißungen in Lehre und Bündnisse 121:45, 46:

„Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden, und die Lehre des Priestertums wird auf deine Seele fallen wie der Tau vom Himmel.

Der Heilige Geist wird dein ständiger Begleiter sein und dein Zepter ein unwandelbares Zepter der Rechtschaffenheit und Wahrheit.“

Mögen wir alle bestrebt sein, uns dieser Segnungen würdig zu erweisen.

Anmerkungen

  1. Für eine starke Jugend, Seite 15f.

  2. Für eine starke Jugend, Seite 14

  3. Für eine starke Jugend, Seite 14f.

  4. Privatkorrespondenz

Du bist keine Puppe

Eine Schaufensterpuppe trägt alles, was die Welt verkauft. Du hast höhere Maßstäbe.

Schrumpfen auch deine Maßstäbe?

Was zu eng oder zu kurz ist oder zu viel enthüllt, entspricht nicht den Maßstäben der Kirche. Zerr nicht an deinen Maßstäben, um der Welt zu gefallen! (Siehe Für eine starke Jugend, Seite 14ff.)

Setz dich nicht herab

Deine Kleidung offenbart deine Grundsätze. Sendest du die richtige Botschaft? (SieheFür eine starke Jugend, Seite 15.)

Maßstäbe

Du wirst ihnen niemals entwachsen (siehe Johannes 14:15).

Richtig gekleidet

Kleide dich anständig! Triff keine falsche Entscheidung, die dich ins Stolpern bringt. (Siehe Für eine starke Jugend, Seite 14ff.)

Strebe nach Höherem

Der Herr lädt dich ein, in sein Haus zu kommen. Mach dich bereit. Großer Friede und wunderbare Segnungen erwarten dich. (Siehe LuB 88:119.)

Von links: Foto von Busath Photography; Foto von John Luke; Foto von Christina Smith

Links: Foto von Craig Dimond; rechts: Foto von Emily Leishman Beus

Von links: Fotos von Christina Smith und Craig Dimond