2009
Bleib hier stehen!
June 2009


Bleib hier stehen!

Zeit mit meiner Familie zu verbringen, das hat mir schon immer sehr viel bedeutet. Da ich als Eisenbahntechniker arbeite, lassen sich meine Arbeitszeiten schwer voraussagen. Manchmal muss ich an weit entfernten Orten arbeiten und bin vorübergehend von meiner Frau und meinen Kindern getrennt. Dann sehe ich sie nur an wenigen Tagen in der Woche – nach einer langen Heimfahrt.

Einmal kamen meine Frau Scarlett und unsere Söhne mich besuchen, als ich frei hatte. Unseren Söhnen machte es Spaß, in einem Motel zu übernachten und im Restaurant zu essen. Diese Reise war wie ein Urlaub für sie. Die schöne gemeinsame Zeit ging viel zu rasch vorbei, und schon bald umarmten und verabschiedeten wir uns. Im Rückspiegel sah ich Scarletts Wagen aus meinem Blickfeld verschwinden; wir fuhren in entgegengesetzter Richtung auf die Schnellstraße. Ich musste wieder zu meinem Arbeitsort, und Scarlett brachte unsere Kinder nach Hause.

Ich lächelte, als ich an meine Familie dachte, und wollte Scarlett anrufen, um ihr noch einmal zu danken, dass sie mich besucht hatte. Ich griff in die Manteltasche nach meinem Handy, aber es war nicht da. Nach einer ergebnislosen Suche war mir klar, dass ich das Handy wohl versehentlich in Scarletts Wagen gelassen hatte.

Ich benutzte mein Handy, um mit meiner Familie in Kontakt zu bleiben, aber ich brauchte es auch für die Arbeit. Meine Frau und ich waren nun schon seit zehn Minuten in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Aber irgendwie musste ich mein Handy wiederbekommen. Ich beschloss, die nächste Straßenüberführung zu nehmen, umzudrehen und zu versuchen, meine Frau einzuholen. Als ich gerade im Begriff war, das zu tun, schien ich eine Stimme zu hören, die sagte: „Halt!“

Ich fuhr langsamer, obwohl jeder Moment, der verging, es noch schwieriger machen würde, mein Handy wiederzubekommen.

Da kam ein zweiter Gedanke: „Bleib hier stehen!“

Dabei durchdrang mich ein intensives Gefühl. Gegen alle Logik und Überlegung fuhr ich rechts heran und schaltete den Motor aus. Ich wusste nicht warum, aber ich spürte, dass ich dort stehen bleiben sollte. Nachdem ich dem Gefühl nachgegeben hatte, das ich als Eingebung des Heiligen Geistes erkannte, wich meine Panik einem Gefühl des Friedens. Ich sprach ein demütiges Gebet, dankbar, dass der himmlische Vater mich geführt hatte.

Bald darauf sah ich Scarletts Wagen näherkommen. Als sie mich sah, hielt sie sofort an und kam zu mir, das Handy hatte sie in der Hand.

„Wie bist du auf die Idee gekommen, anzuhalten und zu warten?“, fragte sie.

Freudentränen stiegen uns in die Augen, als ich ihr von der Eingebung des Heiligen Geistes erzählte.

Dieses Erlebnis ist mir unvergesslich, und ich kann nicht leugnen, dass ich an diesem Tag göttliche Hilfe erhalten habe. Es stärkte unser Zeugnis, zu wissen, dass der himmlische Vater sich um die anscheinend unbedeutenden Kleinigkeiten in unserem Leben kümmert. Ich bemühe mich, dieser Führung, die ich vor so vielen Jahren erhalten habe, immer würdig zu sein.

Ich wusste nicht warum, aber ich spürte, dass ich anhalten und warten sollte.