2007
Ein Weihnachtsgast
Dezember 2007


Ein Weihnachtsgast

„Ich [bin] von Trost erfüllt und ströme über von Freude.“ (2 Korinther 7:4.)

Nach einer wahren Begebenheit

Bitte, Mama, können wir Schwester Fuhriman noch ein einziges Mal einladen?“, bat Greg. Gespannt lugten auch seine Brüder rechts und links hinter ihm hervor.

„Es ist Heiligabend. Sie sollte nicht allein sein“, sagte Layne. Scott und Jim nickten.

„Ihr wisst, wie oft wir versucht haben, Schwester Fuhriman einzuladen“, sagte Mama. „Sie geht fast nie aus. Aber ihr könnt sie für Heiligabend einladen, wenn ihr wollt.“

Die Jungen jubelten und rannten hinaus.

Bald flog die Tür wieder auf. „Es ist ein Wunder, Mama!“, rief Greg. „Sie hat gesagt, dass sie gerne kommen will. Ist das nicht toll?“

Am nächsten Tag begann es zu schneien. Greg wusste, dass Schwester Fuhriman bei schlechtem Wetter nie nach draußen ging, nicht einmal zum Briefkasten. „Meinst du, dass sie morgen trotzdem kommt?“, fragte Greg. Mama war sich nicht sicher.

An Heiligabend kamen Tante Carolyn und ihre drei Kinder, gerade als Layne damit fertig war, die Küche nach dem Abendessen aufzuräumen. „Können wir Schwester Fuhriman jetzt abholen?“, fragte Layne.

„In Ordnung“, sagte Papa. „Ihr müsst ihr helfen, die Straße zu überqueren. Es ist glatt draußen.“

„Wir passen auf, Papa“, sagte Scott.

„Und wenn sie nun doch nicht kommen will, dann macht ihr deswegen kein schlechtes Gewissen“, sagte Papa.

„Bestimmt nicht, Papa“, versicherte Greg. Die Jungen gingen hinaus in die schneebedeckte Landschaft. Es hatte aufgehört zu schneien, und das letzte Tageslicht zeigte ihnen den Weg.

Der achtjährige Adam half gerade Bekah und Jill in ihre Kostüme für das Krippenspiel, als die Jungen durch die Tür traten – und Schwester Fuhriman hereinbrachten! Sie lächelte fröhlich, ihre Wangen waren ganz rot von der Kälte. Die Familie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen, dass ihr Ehrengast tatsächlich gekommen war.

Papa sorgte dafür, dass Schwester Fuhriman sich willkommen fühlte, und bot ihr einen Platz neben Mama an. Greg zog seinen Mantel aus und setzte sich ans Klavier. Nach einem Anfangsgebet spielte er leise einige Weihnachtslieder. Scott las aus der Bibel vor, während die jüngeren Kinder die Geschichte vom ersten Weihnachtsfest vorspielten. In einen Bademantel gehüllt, spielte die dreijährige Bekah ehrfürchtig die Rolle von Maria, während Dan den Josef darstellte. Jill spielte die Rolle eines Engels, mit einer goldenen Girlande im Haar. Die Cousins spielten Hirten und Sterndeuter, die alle kamen, um dem neugeborenen König zu huldigen.

Bald verklangen die letzten Töne von Stille Nacht und die Ehrfurcht vor der heiligen Geschichte ging über in Umarmungen, Lächeln und Glückwünsche auf allen Seiten. Zum Schluss gab es noch Mamas leckere warme Zimtbrötchen. Viel zu schnell war der Abend vorbei.

Die Jungen zogen wieder Mantel, Mütze und Handschuhe an, um Schwester Fuhriman über die Straße zu begleiten. Das Licht auf der Veranda verdrängte die Dunkelheit, und ihr Spaziergang über die schneebedeckte Landstraße war trotz der Kälte angenehm.

„Gute Nacht, Schwester Fuhriman“, rief Greg, als er und seine Brüder sich umwandten, um zum Haus zurückzugehen.

„Frohe Weihnachten“, rief Schwester Fuhriman, „und vielen Dank!“

Greg schaute zurück über die Schulter, bevor er wieder ins Haus ging. Schwester Fuhriman stand immer noch auf der Veranda und sah herüber. Sie winkte.

* * *

Einige Monate vergingen, und die Familie zog in eine andere Stadt. Im folgenden Dezember kam Greg mit einem Umschlag in der Hand ins Haus. „Wir haben einen Brief von Schwester Fuhriman“, rief er. Er riss ihn auf und las:

„Ich werde eure Familie dieses Weihnachten vermissen. Ich glaube, ich habe euch nie gesagt, wie sehr ich den Weihnachtsabend bei euch genossen habe. Ich muss euch jetzt erzählen, was ich euch damals nicht erzählt habe.

Einige Jahre bevor ihr in das Haus gegenüber gezogen seid, hatte ich einen Traum. Ich konnte euer Haus sehen, hell erleuchtet und strahlend. Als ich aus dem Traum erwachte, hatte ich ein wunderbares, glückliches, friedliches Gefühl – wie ich es seit dem Tod meines Mannes nur sehr selten verspürt habe.

Monate vergingen, und ich hatte meinen Traum ganz vergessen. Dann kam eure Einladung für Heiligabend. Es war so schön, eure Familienfeier mitzuerleben.

Nachdem die Jungen mich nach Hause gebracht hatten, blieb ich auf der Veranda stehen, um zu sehen, ob sie gut zu Hause ankamen. In dem Moment bemerkte ich, dass euer Haus hell leuchtete. Es war dasselbe Bild, das ich in meinem Traum vor Jahren gesehen hatte, und ich hatte genau das gleiche Gefühl des Friedens. Ihr sollt wissen, wie dankbar ich dafür bin.“

Als Greg Schwester Fuhrimans Worte las, erinnerte er sich an die Wärme, die er an diesem Abend gefühlt hatte. Er war dankbar, dass seine Familie das Weihnachtsfest mit Schwester Fuhriman gefeiert hatte und ihr dadurch Trost und Freude geschenkt hatte.

Bild

„Weihnachten ist mehr als Weihnachtsbäume und funkelnde Lichter. … Es ist Frieden.“

Präsident Gordon B. Hinckley, „Eine Zeit, dankbar zu sein“, Der Stern, Dezember 1997, Seite 6.