2007
Wahrheit, die Grundlage richtiger Entscheidungen
November 2007


Wahrheit, die Grundlage richtiger Entscheidungen

Die Wahrheit zu kennen ist nicht viel wert, wenn wir sie nicht anwenden, indem wir richtige Entscheidungen treffen.

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Da Wahrheit die einzig sinnvolle Grundlage dafür ist, weise Entscheidungen zu treffen, fragt sich, wie man feststellen kann, was wirklich wahr ist. Immer mehr Menschen meinen, dass es immer schwieriger wird, weise Entscheidungen zu treffen, weil unsere Welt so extrem vernetzt ist. Ständig drängt eine unaufhörliche Flut von Ratschlägen, Hinweisen und Werbung in unser Bewusstsein. Das geschieht durch ein verwirrendes Aufgebot von Medien, das Internet und andere Mittel. Zu jedem Thema können wir vielerlei überzeugend vorgetragene, sorgsam gestaltete Botschaften mit Lösungen erhalten. Oft sind aber zwei der Lösungen diametral entgegengesetzt. Kein Wunder, dass manche verwirrt sind und nicht genau wissen, wie sie die richtige Entscheidung treffen können.

Noch komplizierter wird die Sache dann, wenn andere uns davon überzeugen wollen, dass unsere Entscheidungen gesellschaftlich akzeptabel und politisch korrekt sein müssen. Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, zeigt sich, wie falsch das ist. Da sich die gesellschaftlichen und politischen Strukturen auf der Welt erheblich unterscheiden und sich mit der Zeit drastisch ändern können, ist es offensichtlich Torheit, auf diese Weise Entscheidungen zu treffen.

Es gibt zwei Wege, Wahrheit zu finden. Beide sind nützlich, sofern wir die Gesetze beachten, auf denen sie beruhen. Der erste ist die wissenschaftliche Methode. Sie kann erforderlich machen, dass Daten analysiert werden, um eine Theorie zu bestätigen, oder dass durch Experimentieren ein gültiges Prinzip bewiesen wird. Die wissenschaftliche Methode ist ein wertvoller Weg, Wahrheit zu finden. Allerdings stößt sie an zwei Grenzen. Erstens können wir nie sicher sein, dass wir die absolute Wahrheit gefunden haben, auch wenn wir ihr oft immer näher kommen. Zweitens können wir manchmal ungeachtet dessen, wie ernsthaft wir methodisch vorgehen, die falsche Antwort erhalten.

Der beste Weg, Wahrheit zu finden, ist, sich einfach an die Quelle aller Wahrheit zu wenden und zu fragen oder für Inspiration empfänglich zu sein.1 Dabei hängt der Erfolg von zwei Voraussetzungen ab: erstens unerschütterlicher Glaube an die Quelle aller Wahrheit; zweitens die Bereitschaft, Gottes Gebote zu befolgen, um die geistige Verbindung zu ihm aufrechtzuerhalten. Elder Robert D. Hales hat eben zu uns über diese persönliche Offenbarung gesprochen und wie man sie erlangt.

Der wissenschaftliche Ansatz2

Was haben wir über den wissenschaftlichen Ansatz, Wahrheit zu entdecken, gelernt? Ein Beispiel soll das verdeutlichen. Wie sehr ich mich auch bemühe, ich kann nicht einmal annähernd das Ausmaß, die Tiefe und die atemberaubende Herrlichkeit all dessen erfassen, was unser heiliger himmlischer Vater, Elohim, auf wissenschaftlichem Wege hat entdecken lassen. Wenn wir in der Lage wären, uns in den Weltraum hinauszubegeben, würden wir zunächst, wie die Astronauten, unsere Erde sehen. Weiter draußen hätten wir einen uneingeschränkten Blick auf die Sonne und die Planeten, die sie umkreisen. Sie würden aussehen wie ein kleiner Kreis von Gegenständen in einem gewaltigen, glitzernden Sternenpanorama. Würden wir dann noch weiter hinaus reisen, hätten wir einen himmlischen Ausblick auf die Spirale der Milchstraße mit über 100 Milliarden Sternen, die sich in einer Kreisbahn drehen, deren Verlauf von der Schwerkraft um eine dichte zentrale Region bestimmt wird. Jenseits davon könnten wir auf eine Gruppe von Galaxien sehen, die als Virgo-Haufen bezeichnet wird, zu dem, wie manche meinen, auch unsere Milchstraße gehört. Er soll etwa 50 Millionen Lichtjahre entfernt sein. Jenseits davon würden wir auf Galaxien treffen, die 10 Milliarden Lichtjahre entfernt sind. Das Hubble-Teleskop hat Fotos davon geliefert. Die schwindelerregende Größe dieser Entfernung wird deutlich, wenn man bedenkt, dass das Licht über eine Milliarde Kilometer pro Stunde zurücklegt. Nicht einmal aus dieser außergewöhnlichen Perspektive hätte man den kleinsten Hinweis darauf, eine Grenze dessen zu erreichen, was Gottvater erschaffen hat.

So Ehrfurcht gebietend dieser unglaubliche Blick auf das Himmelszelt auch wäre, so gibt es doch eine weitere Betrachtung, die uns die unermesslichen Fähigkeiten des himmlischen Vaters ebenso bestätigen kann. Würden wir uns in die entgegengesetzte Richtung bewegen, um die Strukturen von Materie zu untersuchen, könnten wir aus nächster Nähe die Doppelhelix der DNA sehen. Das ist die außergewöhnliche, sich selbst verdoppelnde Molekularstruktur, die das Erscheinungsbild unseres physischen Körpers bestimmt. Weitere Untersuchungen würden uns auf die Ebene der Atome bringen, die, wie es heißt, aus Protonen, Neutronen und Elektronen bestehen.

Wollten wir noch tiefer in die Geheimnisse der elementaren Beschaffenheit der Schöpfung vordringen, kämen wir an die Grenzen unseres derzeitigen Wissens. In den letzten 70 Jahren wurde über die Struktur der Materie viel herausgefunden. Ein Standardmodell der Elementarteilchen und Wechselwirkungen wurde entwickelt. Es basiert auf Experimenten, die die Existenz von Elementarteilchen bestätigen, die man als Quarks und Leptonen bezeichnet. Dieses Modell erklärt die atomaren Bindungen und den atomaren Zerfall der Materie, aber es erklärt die Kräfte der Schwerkraft noch nicht zufriedenstellend. Auch glauben einige, dass noch leistungsstärkere Anlagen als die, mit denen wir unser derzeitiges Wissen über Materie erlangt haben, weitere Elementarteilchen nachweisen könnten. Also gibt es noch mehr, was man auf wissenschaftlichem Wege über die Schöpfungen des himmlischen Vaters herausfinden kann.

Offensichtlich hat die wissenschaftliche Methode unser Wissen immens erweitert. Der Herr hat begabte Menschen inspiriert, die vielleicht weder verstehen, wer das alles erschaffen hat, noch zu welchem Zweck. Viele von ihnen erkennen vielleicht nicht einmal die Inspiration und betrachten Gott nicht als den Urheber ihres Beitrags. Es tröstete mich, als Präsident Henry B. Eyring vor kurzem erzählte, was sein begabter Vater bei einem Treffen mit anderen herausragenden Wissenschaftlern erlebt hatte. Er fragte sie, ob ihre Forschung auf die Existenz einer höheren, ordnenden Intelligenz hinweise. Sie alle bekräftigten ihre Überzeugung, dass so eine Intelligenz existiere.

So begrenzt es auch ist, lässt unser Wissen über die Schöpfungen des Vaters darauf schließen, dass sie im Wesentlichen aus leerem Raum bestehen. Sogar das, was wir als hart, fest, greifbar ansehen, besteht, wenn man es mit extremer Vergrößerung im Weltall oder in der feinsten Materie betrachtet, im Wesentlichen aus leerem Raum, den Gott, unser Vater, für seine erhabenen Ziele vollkommen beherrscht und gestaltet.

Die andere Methode: offenbarte Wahrheit

Was haben wir durch Offenbarung über Wahrheit erfahren?

Vor Jahrhunderten hat Gottvater einigen seiner Propheten gewährt, seine unermessliche Schöpfung vollkommen zu überblicken, und zwar mit Hilfe des Heiligen Geistes. Er erklärte auch, warum er sie erschaffen hatte: „Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit – die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“3 Henoch war einer dieser Propheten. Er beobachtete, wie der Gott des Himmels weinte, als er sah, wie die Macht und der Einfluss des Satans viele auf der Erde zum Bösen verführte.

Henoch rief aus:

„Wieso kannst du weinen, wo du doch heilig bist und von aller Ewigkeit bis in alle Ewigkeit?

Und wäre es möglich, dass der Mensch die … Millionen Erden gleich dieser [zählen könnte], so wäre das noch nicht einmal der Anfang der Zahl deiner Schöpfungen; und deine Vorhänge sind noch immer ausgespannt; und doch … bist [du] gerecht; du bist barmherzig und wohlwollend immerdar; … und nichts als Frieden, Gerechtigkeit und Wahrheit ist die Stätte deines Thrones; und Barmherzigkeit wird vor deinem Angesicht einhergehen und kein Ende haben; wieso kannst du weinen?

Der Herr sprach zu Henoch: Sieh diese deine Brüder; sie sind das Werk meiner eigenen Hände, und ich gab ihnen ihre Erkenntnis … und … gab … dem Menschen seine Selbständigkeit; und deinen Brüdern habe ich … das Gebot gegeben, dass sie einander lieben sollen und dass sie mich, ihren Vater, erwählen sollen; aber siehe, sie sind lieblos, und sie hassen ihr eigenes Blut.“4

Und zu Mose sprach Gottvater:

„Welten ohne Zahl habe ich erschaffen; und ich habe sie ebenfalls für meinen eigenen Zweck erschaffen; und durch den Sohn habe ich sie erschaffen, nämlich meinen Einziggezeugten. …

Es gibt viele Welten … und unzählbar sind sie für den Menschen; aber mir sind alle Dinge gezählt, denn sie sind mein, und ich kenne sie.“5

Die Wahrheit zu kennen ist nicht viel wert, wenn wir sie nicht anwenden, indem wir richtige Entscheidungen treffen. Stellen Sie sich einmal einen stark übergewichtigen Mann vor, der auf die Auslage einer Bäckerei zugeht. In Gedanken sagt er sich: Der Arzt hat dir verboten, so etwas zu essen. Es ist nicht gut für dich. Es stillt nur für den Augenblick den Appetit. Aber danach fühlst du dich den Rest des Tages unwohl. Du hast dir vorgenommen, nichts mehr davon zu essen. Doch dann hört er sich sagen: „Ich hätte gerne zwei Mandelhörnchen und ein paar von diesen Schokokringeln. Das eine Mal wird nicht schaden. Nur noch das eine Mal. Es wird das letzte Mal sein.“

Glauben und Charakter

Der Vorgang, Wahrheit zu erkennen, erfordert manchmal große Anstrengungen, verbunden mit tiefem Glauben an unseren Vater und seinen verherrlichten Sohn. Gott hat das so vorgesehen, um Ihren Charakter zu formen. Ein würdiger Charakter stärkt Sie in Ihrer Fähigkeit, der Weisung des Geistes zu folgen, wenn Sie wichtige Entscheidungen treffen. So entwickeln Sie einen rechtschaffenen Charakter. Das ist wichtiger als das, was Sie besitzen, was Sie gelernt haben und welche Ziele Sie erreicht haben. Dann kann man Ihnen vertrauen. Ein rechtschaffener Charakter ist die Grundlage geistiger Stärke. Dann können Sie, wenn Sie geprüft werden, auch schwierige, äußerst wichtige Entscheidungen auf die rechte Weise treffen, auch wenn sie überwältigend erscheinen.

Ich bezeuge, dass weder der Satan noch irgendeine andere Macht Ihren sich entwickelnden Charakter schwächen oder zerstören kann. Das können nur Sie, nämlich durch Ungehorsam.

Sehen Sie diesen lebenswichtigen Grundsatz ein und wenden Sie ihn an: Wenn Sie Glauben üben, wird Ihr Charakter stark. Je fester Ihr Charakter wird, desto mehr sind Sie fähig, größeren Glauben auszuüben. Dadurch wächst Ihr Vertrauen darauf, dass Sie sich richtig entscheiden können. So setzt sich der Kreislauf der Stärkung fort. Je mehr Ihr Charakter gefestigt ist, desto mehr können Sie die Macht des Glaubens ausüben, um einen noch stärkeren Charakter zu bekommen.

Unser Vater und sein Sohn

Da es so vieles gibt, was wir nur zu einem minimalen Teil allmählich verstehen, und gewiss in keiner Weise völlig begreifen, wie dankbar müssen wir dafür sein, dass dieser Gott, mit seinen unermesslichen Fähigkeiten, unser Vater ist. Er ist ein liebevoller, verständnisvoller, mitfühlender, geduldiger Vater. Er hat uns als seine Kinder erschaffen. Er behandelt uns als geliebten Sohn, als geliebte Tochter. Er lässt uns spüren, dass wir geliebt und geschätzt werden und ihm wertvoll sind. Er hat uns seinen Plan der Barmherzigkeit6 gegeben und uns befähigt, wenn wir gehorsam sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Durch seinen heiligen Sohn hat er einen Weg bereitet, dass wir leben, wachsen, uns entwickeln und uns direkt auf den Pfad begeben können, auf dem wir ewiglich unter seiner Führung und seinem Einfluss bleiben.

Ich liebe unseren Vater im Himmel mehr, als ich sagen kann. In aller Demut gebe ich feierlich Zeugnis, dass dieser Meister der Schöpfung, mit seinen unvergleichlichen Fähigkeiten, unser mitfühlender heiliger Vater ist. Sein geliebter Sohn hat in völligem Gehorsam gegenüber seinem Vater sein Leben gegeben, um die Bande des Todes zu zerreißen und unser Herr, unser Erlöser, unser Erretter zu werden. Auch wenn ich all ihre Fähigkeiten nicht vollständig erfasse, verstehe ich doch etwas von ihrer Macht, ihre Liebe so intensiv auszudrücken. Demütig gebe ich davon Zeugnis, dass sie leben und uns lieben. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Jakob 4:8

  2. Mehr dazu finden Sie in McGraw-Hill Concise Encyclopedia of Physics, 2005; Philip Morrison u. a., Powers of Ten, 1982; www.particleadventure.org sowie www.atlasoftheuniverse.com

  3. Mose 1:39

  4. Mose 7:29-33

  5. Mose 1:33,35

  6. Siehe Alma 42:31