2006
Weihnachts-Tamales
Dezember 2006


Weihnachts-Tamales

Ich hatte noch knapp zwei Monate meiner Mission in Costa Rica vor mir und diente zusammen mit Sister Nguyen, einer Missionarin aus den Vereinigten Staaten. Wir freuten uns auf das Weihnachtsfest und bereiteten kleine Beutel mit Süßigkeiten und Gebäck vor, die wir am Heiligen Abend Freunden und Familien in der kleinen Stadt, in der wir lebten, bringen wollten.

Ich hatte den Großteil meiner Mission in sehr armen Gegenden verbracht, und dafür war ich dankbar. Der Herr hatte mich gesegnet, indem er mir die Möglichkeit gab, Menschen in ihren bescheidenen Unterkünften zu unterweisen, unter ihnen zu leben und ihre Freundlichkeit, Demut und Opferbereitschaft kennenzulernen.

Die letzte Familie, bei der wir vorbeischauten, um unser kleines Geschenk dazulassen, war die Familie Carmona – eine große Familie, die zu den ärmsten in der Gemeinde gehörte. Die ganze Familie – Eltern, Kinder, angeheiratete Verwandte und Enkel – lebten in einer kleinen, mit Blech beschlagenen Holzhütte, in der es weder Strom noch irgendeine andere moderne Annehmlichkeit gab. Sie bereitete gerade traditionelle Tamales (Teigtaschen) vor, die sie an den Feiertagen essen würde. Wir überreichten unser Geschenk und machten uns auf den Heimweg.

Ganz früh am Weihnachtsmorgen hörten wir ein Klopfen an der Tür. Zu meiner Überraschung stand Minor, der 13-jährige Sohn der Familie Carmona, vor mir. Er hatte ein Päckchen in der Hand.

„Schwestern“, sagte er, „Mutter hat mich geschickt. Ich soll Ihnen diese Tamales geben. Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten!“

Ich war sehr dankbar, dass sie an uns gedacht hatten – bis dahin hatten wir noch nichts von unseren Familien bekommen und wir hatten nicht mit Geschenken gerechnet. Und diese Familie, die wahrscheinlich gerade so für sich selbst genug hatte, gab uns etwas von ihrem Weihnachtsschmaus ab.

Ich zeigte das Päckchen meiner Mitarbeiterin, der die Tränen über die Wangen liefen. „Stimmt etwas nicht, Schwester?“, fragte ich.

Sie antwortete nur: „Schwester Burcion, es ist Weihnachten!“

Ja, es war Weihnachten, und diese Familie hatte mit uns – den Missionarinnen – das Wenige, was sie hatte, geteilt, so wie sie auch mit Christus geteilt hätte. Es war das einzige Geschenk, das wir an diesem Weihnachtstag bekamen, ein Geschenk, das ich nie vergessen werde.