2006
„Betest du gar nicht?’
Dezember 2006


„Betest du gar nicht?”

Zu dieser Zeit des Jahres wenden sich meine Gedanken dem Erretter und Joseph Smith zu, und es macht mir große Freude, in den heiligen Schriften von ihnen zu lesen. Das wichtigste Weihnachtsgeschenk, das ich als Jugendlicher bekommen habe, war meine Dreifachkombination: das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse sowie die Köstliche Perle. Sie hatte einen Ledereinband, und mein Vater hatte in das Vorsatzblatt eine Widmung geschrieben. Dieses Geschenk bedeutete mir damals nichts. Ja, ich war sogar enttäuscht darüber.

Seither ist mir die Dreifachkombination kostbar geworden, denn sie erinnert mich an das, was ich als Jugendlicher über den Erretter und sein Leben gelernt habe. Diese Dreifachkombination hat mich auf Mission begleitet. Ich habe sie benutzt, als ich Bischof war. Sie ist mir ein kostbarer Besitz geworden. Ich habe den ersten Einband abgenutzt und sie neu einbinden lassen.

Ich glaube, die wichtigsten Schriftstellen sind persönliche Zeugnisse wie das von Joseph Smith. Ich habe, seit dem ersten Mal, dass ich es gelesen habe, nie daran gezweifelt, dass Joseph Smith im heiligen Hain das gesehen hat, was er gesagt hat.

Ich bin dankbar, dass Joseph Smith gebetet und dieses heilige Erlebnis – die erste Vision – gehabt hat. Wir sehen nicht immer Visionen oder bekommen so eindrucksvolle Antworten wie er, aber unsere Antworten können genauso deutlich ausfallen, ob es sich nun um einen Einfall, die Antwort auf eine Frage oder die Bestätigung einer Entscheidung handelt.

Ein Beispiel für das Beten

Ich kann nachvollziehen, weshalb Joseph Smith das Bedürfnis hatte, zu beten. Ich hatte immer gebetet, bevor ich abends zu Bett ging. Als ich ins Teenageralter kam, hörte ich nicht auf zu glauben, aber ich nahm mir nicht mehr die Zeit, zu beten. Doch das änderte sich eines Tages.

Ich war mit einigen jungen Männern campen und teilte mir mit einem guten Freund das Zelt. Ich schlüpfte in meinen Schlafsack. Als ich zu meinem Freund hinüberschaute, kniete er auf seinem Schlafsack und betete. Als er in seinen Schlafsack kroch, fragte er: „Lynn, betest du gar nicht?“

Ich antwortete: „Nicht so viel, wie ich sollte.“ Und da nahm ich mir fest vor, dass niemand je wieder in Frage stellen sollte, dass ich betete.

Ich kann auch nachvollziehen, dass Joseph Smith beim Beten allein sein wollte. In einer ähnlichen Situation ein paar Jahre später war ich mit einem jungen Mann zusammen, den ich nicht kannte. Ich scheute mich, vor ihm zu beten, und wartete darauf, dass er zu Bett ging, damit ich mich hinknien und beten konnte, ohne dass er mir dabei zusah.

Doch er ging nicht zu Bett, und so kniete ich mich schließlich hin und betete. Danach schlüpfte ich in meinen Schlafsack. Als er sich ein paar Minuten später hinlegte, fragte er: „Lynn, betest du immer so?“

„Ja, ich versuche es zumindest. Immer, wenn ich rasch zu Bett gehe und das Beten vergesse, stehe ich wieder auf und knie zum Beten nieder.“

Er meinte: „Das sollte ich auch tun.“

Den Erretter kennen

Ich bin dem Propheten Joseph Smith sehr dankbar, dass er den Mut und den Glauben hatte, zu fragen, und dass er sich darauf vorbereitet hatte, an das zu glauben, was er erfuhr. Ich liebe den Propheten Joseph Smith.

Durch die Offenbarungen, die Joseph Smith empfangen hat, habe ich erkannt, dass ich den Erretter brauche. Ich wusste von Jesus Christus, und ich wusste, dass er der Sohn Gottes ist. Doch je besser ich verstehe, wie das Sühnopfer wirkt, desto größer ist mein Zeugnis vom Erretter und meine Liebe zu ihm. Allein durch sein Sühnopfer können uns unsere Sünden vergeben werden. Wir können umkehren, aber dadurch wird uns nicht vergeben – es macht uns lediglich seiner Vergebung würdig.

Wir müssen ein Zeugnis davon erlangen, wer wir sind; wir müssen wissen, dass wir Geistkinder unseres Vaters im Himmel sind. Wenn wir das wissen, können wir spüren, wie sehr er uns liebt, und wie sehr er sich wünscht, dass wir zu ihm zurückkehren und bei ihm leben. Wenn wir wahrhaft umgekehrt sind und er uns vergibt, werden wir rein. Wir werden neue Geschöpfe, als hätten wir die Sünde nie begangen. Und wenn wir das begreifen, lernen wir ihn wirklich kennen.