2005
Mein Zehnten-Autoreifen
Juni 2005


Mein Zehnten-Autoreifen

Aufgrund einer beruflichen Veränderung hatten mein Mann und ich finanzielle Schwierigkeiten. Um mit seiner Ausbildung voranzukommen, war mein Mann zur Armee gegangen. Das bedeutete eine enorme finanzielle Einbuße für uns. Wir konnten uns kaum über Wasser halten und hatten außerdem große Schulden. Wir hatten unsere Kreditkarten zerschnitten, um nicht noch mehr Schulden machen zu können, hatten alle Ersparnisse aufgebraucht und lebten von unserem Jahresvorrat an Lebensmitteln.

Ich hatte schon immer ein Zeugnis vom Evangelium gehabt, doch nun lebte ich buchstäblich aus dem Glauben heraus. Nach einem äußerst schwierigen Monat machte mich ein Stapel an unbezahlten Rechnungen äußerst besorgt. Ich wusste, dass wir das auf keinen Fall alles bezahlen konnten. Zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben war ich versucht, keinen Zehnten zu zahlen. Ich dachte bei mir: „Ich brauche das Geld mehr als der Herr. Was ich an Zehnten zahlen würde, wäre nicht einmal genug für die Stromrechnung im Pfahlzentrum, aber uns wäre mit dem Geld sehr geholfen.“

Nachdem ich selbstsüchtig aufgezählt hatte, was ich mit dem Geld alles anfangen könnte, kam mir eine Schriftstelle in den Sinn: „Darf der Mensch Gott betrügen? Denn ihr betrügt mich. Doch ihr sagt: Womit betrügen wir dich? – Mit den Zehnten und Abgaben!“(Maleachi 3:8.) Ich wusste, dass ich den Zehnten zahlen musste. Irgendwie würde sich alles andere ergeben. Ich stellte einen Scheck für den Zehnten aus, klebte eine Marke auf einen Briefumschlag und schickte den Scheck ab.

Am nächsten Morgen hatte ich einige Besorgungen zu erledigen. Ich ging zum Auto und bemerkte zu meiner großen Verzweiflung, dass ein Reifen so gut wie platt war. Frustriert fuhr ich zur nächsten Werkstatt.

Die Reparatur eines platten Reifens kostete nur ein paar Dollar. Ich saß im Warteraum und betete, der himmlische Vater möge über uns wachen. Bald darauf rief mich einer der Angestellten zur Kasse. Er sagte, dass in dem Reifen ein Nagel stecke, und zwar so, dass man den Reifen unmöglich reparieren konnte. Ich brauchte also einen neuen Reifen, und der würde weit mehr kosten als die Summe, mit der ich gerechnet hatte. Ich sagte: „Lassen Sie mich das einmal anschauen.“ Der Angestellte zeigte mir geduldig den Nagel und erklärte mir, weshalb der Reifen nicht mehr zu reparieren sei. Mit Tränen in den Augen bat ich ihn, mir den billigsten Reifen zu verkaufen, den er hatte.

Dann setzte ich mich wieder und betete still darum, dass der himmlische Vater mir helfen möge. Wir konnten uns keinen neuen Reifen leisten, aber wir brauchten das Auto.

Bald darauf rief mich der Angestellte erneut zur Kasse. Er sagte mir, dass für meine Radmuttern ein Spezialschlüssel nötig sei, ohne den sich die Reifen nicht wechseln ließen. Diesen Schlüssel hatte ich jedoch nicht bei mir. Er sagte, dass seine Werkstatt leider auch nicht den richtigen Schlüssel hätte. Er empfahl mir aber eine andere Werkstatt. Dann pumpte er mir den Reifen noch unentgeltlich auf und schickte mich los.

Ich stieg wieder ins Auto und brach in Tränen aus. Warum war das nur passiert? Wir hatten doch alles richtig gemacht. Wir zahlten den Zehnten, wir hatten einen Jahresvorrat, wir bemühten uns, unsere Schulden loszuwerden, und wir gingen jede Woche zur Kirche. Warum hatte der Herr das zugelassen?

Ich fuhr in die andere Werkstatt und schilderte dort meine Lage. Wir suchten uns den billigsten Reifen aus, und ich ging in den Warteraum. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, und schließlich wurde ich aufgerufen. Langsam ging ich zur Kasse und wappnete mich für das Schlimmste.

„Wir haben Ihren Reifen zirka fünf Mal ins Wasser getaucht“, sagte mir der Mechaniker. „Zu dritt haben wir nach dem Nagel gesucht. Da ist aber nichts. Sie haben immer noch genug Profil auf den Reifen, also gibt es absolut keinen Grund, einen davon zu wechseln.“ Sprachlos starrte ich den Mann an. Schließlich hatte ich den Nagel mit eigenen Augen gesehen! Ich wusste doch, dass er da war! Ich bedankte mich und ging – und wieder kostete es mich nichts.

Seither sind wir an eine neue Dienststelle versetzt worden und haben mit diesem Reifen rund 13 000 Kilometer zurückgelegt. Ich weiß, der Herr segnet uns, und Gehorsam bringt Sicherheit.

Sarah Westbrook gehört zur Gemeinde El Paso 1 im Pfahl El Paso Mount Franklin in Texas.