2003
Ein Panier den Nationen, der Welt ein Licht
November 2003


Ein Panier den Nationen, der Welt ein Licht

Wenn diese Kirche den Nationen ein Panier und der Welt ein Licht sein soll, dann muss jeder in allen Aspekten seines Lebens den Glanz des Lebens Christi annehmen.

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte Ihnen für die Unterstützung durch Ihren Glauben und Ihre Gebete Dank sagen. Der Herr hat der Führung der Kirche eine große und bedeutende Treuhandschaft auferlegt, und Sie haben uns in dieser Aufgabe unterstützt. Wir wissen, dass Sie für uns beten, und Sie sollen wissen, dass wir für Sie beten.

Es vergeht kein Tag, ohne dass ich dem Herrn für die glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage danke. Es vergeht kein Tag, ohne dass ich bete, dass er Sie segne, wo auch immer Sie sein und was auch immer Sie brauchen mögen.

Vergessen Sie bitte nicht, dass wir alle am gleichen Strang ziehen. Da gibt es nicht auf der einen Seite die Generalautoritäten und auf der anderen die Mitglieder. Wir stehen vereint in einer großen Sache. Wir sind alle Mitglieder der Kirche Jesu Christi.

In Ihrem Aufgabenbereich haben Sie eine ebenso große Verpflichtung wie ich in meinem. Jeder von uns muss entschlossen sein, das Reich Gottes auf Erden aufzubauen und das Werk der Rechtschaffenheit voranzubringen.

Ich denke, ich kann ehrlich sagen, dass uns im Hinblick auf dieses Werk kein selbstsüchtiger Wunsch beseelt, außer dass es von Erfolg gekrönt sei.

In der Ersten Präsidentschaft haben wir ständig mit einer Vielfalt von Problemen zu tun. Jeden Tag werden sie uns vorgelegt.

Am Ende eines besonders schwierigen Tages blickte ich zu einem Porträt von Präsident Young in meinem Büro auf. Ich fragte: „Bruder Brigham, was sollen wir tun?“ Ich bildete mir ein, ein feines Lächeln zu entdecken, und dann schien er zu sagen: „Zu meiner Zeit hatte ich selbst genug Probleme. Frag mich nicht, was zu tun ist. Jetzt seid ihr an der Reihe. Frag den Herrn; schließlich ist es sein Werk.“ Und ich versichere Ihnen, das tun wir, und das müssen wir stets tun.

Als ich an diesem schweren Tag vor kurzem an all das dachte, öffnete ich das erste Kapitel Josua in der Bibel und las Folgendes:

„Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir“ (Josua 1:9).

Ich sagte mir: Es gibt keinen Grund, den Mut zu verlieren. Dies ist Gottes Werk. Trotz all der Anstrengungen seiner Gegner geht es voran, wie der Gott des Himmels es vorgesehen hat.

Dann schlug ich im Alten Testament das zweite Kapitel Jesaja auf und las folgende Worte:

„Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.

Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“ (Jesaja 2:2,3.)

Seit der Weihung des Salt-Lake-Tempels haben wir diese Schriftstelle, die sich auch in Micha wiederfindet (siehe Micha 4:1,2), dahingehend ausgelegt, dass sie sich auf dieses heilige Haus des Herrn bezieht. Und von diesem Tempel haben, seitdem er geweiht wurde, immer mehr Menschen aus der ganzen Welt gesagt: „Kommt, wir ziehen zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen.“

Ich glaube und bezeuge, dass es die Mission dieser Kirche ist, den Nationen ein Panier und der Welt ein Licht zu sein. Uns ist ein großer umfassender Auftrag erteilt worden, dem wir uns nicht entziehen und den wir nicht zurückweisen können. Wir nehmen diesen Auftrag an und sind entschlossen, ihn zu erfüllen, und mit Gottes Hilfe gelingt es uns.

Wir sind von Kräften umgeben, die uns von diesem Unterfangen abhalten möchten. Die Welt stürmt ohne Unterlass auf uns ein. Von allen Seiten bedrängt man uns, eine moderatere Haltung einzunehmen, hier ein wenig und dort ein wenig nachzugeben.

Wir dürfen unser Ziel nie aus den Augen verlieren. Das Ziel, das der Herr uns gesteckt hat, müssen wir immer vor Augen haben.

Wie Paulus sagt:

„Und schließlich: Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn!

Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt.

Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ (Epheser 6:10-12.)

Wir dürfen nicht nachgeben. Wir müssen die Welt zurückdrängen. Dann wird der Allmächtige unsere Stärke und unser Beschützer, unser Führer und unser Offenbarer sein. Wir haben dann den Trost zu wissen, dass wir das tun, was er von uns erwartet. Andere mögen mit uns nicht einverstanden sein, aber ich bin sicher, sie werden uns achten. Wir werden nicht allein sein. Es gibt viele, die nicht unserem Glauben angehören, die aber so denken wie wir. Sie werden uns unterstützen. Sie werden uns in unseren Bemühungen beistehen.

Wir können es uns nicht leisten, arrogant zu sein. Wir können es uns nicht leisten, selbstgerecht zu sein. Die Lage, in die der Herr uns versetzt hat, verlangt von uns Demut, weil wir es sind, denen seine Weisung zugute kommt.

Wenn wir in bestimmten Fragen auch nicht dieselbe Meinung vertreten können wie andere, dürfen wir niemals unliebenswürdig sein. Wir müssen freundlich, liebenswürdig, umgänglich und verständnisvoll sein.

Ich möchte jetzt auf etwas eingehen, was bei dieser Konferenz bereits angesprochen wurde. Unseren jungen Leuten, der herrlichen Jugend dieser Generation, sage ich: Seid treu. Haltet am Glauben fest. Tretet entschlossen für das ein, was ihr als recht betrachet.

Ihr steht vor immensen Versuchungen. Ihr begegnet ihnen an den Vergnügungsstätten, im Internet, im Kino, im Fernsehen, in billiger Literatur und in anderen raffinierten, erregenden Formen, denen man nur schwer widerstehen kann. Der Gruppendruck kann einen fast überwältigen. Meine lieben jungen Freunde, ihr dürft jedoch nicht nachgeben. Ihr müsst stark bleiben. Ihr müsst weit nach vorne blicken und dürft nicht der verführerischen Versuchung des Augenblicks erliegen.

Ungehobelt auftretende Entertainer ziehen unsere Jugend in Massen an. Die hohen Preise für die Eintrittskarten machen sie reich. Ihre Lieder – viele davon – sind lasziv.

Die Pornografie mit ihren verführerischen Verlockungen ist allgegenwärtig. Ihr müsst ihr den Rücken kehren. Sie kann euch versklaven. Sie kann euch vernichten. Seht in ihr, was sie ist – geschmackloses und anrüchiges Zeug, das von denen geschaffen und vertrieben wird, die sich auf Kosten des Betrachters bereichern.

In den Medien wird der Geschlechtsverkehr durch die schlüpfrige Darstellung völlig entweiht. Was im Grunde von Natur aus schön ist, verkommt durch die öffentliche Zurschaustellung. Es hat mich gefreut, dass sich der Fernsehsender der Kirche in Salt Lake City geweigert hat, eine Fernsehsendung mit schlüpfrigem Inhalt auszustrahlen. Interessanterweise befindet sich der einzige andere Sender dieser Senderkette, der diese Sendung nicht ausstrahlte, in South Bend in Indiana, wo sich auch die University of Notre Dame befindet. Es ist tröstlich, wenn man weiß, dass andere genauso empfinden wie wir und dass sie bereit sind, etwas zu unternehmen.

Das Leben ist besser, als es so oft dargestellt wird. Die Natur ist besser. Die Liebe ist besser. Diese Form der Unterhaltung ist bloß ein übles Zerrbild des Guten und Schönen.

Ihr jungen Männer und Mädchen, die ihr mich heute hört, ihr Studenten an den zahlreichen Universitäten, seid euch bewusst, dass Trinkgelage zu den großen Problemen an den Universitäten gehören. Dadurch werden die Fähigkeiten beeinträchtigt. Dadurch werden Leben zerstört. Dadurch werden Geld, Zeit und konstruktive Mühen vergeudet. Wie traurig ist es doch, wenn man sieht, wie ein intelligenter junger Mensch sich durch maßloses Trinken Schaden zufügt und Chancen verbaut.

Es hat den Studenten der Brigham-Young-Universität alle Ehre gemacht, dass die Princeton Review sie als die „stocknüchternsten“ Studenten in Amerika bezeichnete. Die meisten von euch können nicht an der BYU studieren, aber ihr könnt dort, wo ihr seid, den an der BYU erforderlichen Maßstäben entsprechen.

Vor kurzem las ich in der Kirchenzeitschrift New Era einen Artikel über junge Heilige der Letzten Tage in Memphis in Tennessee. Hier und da sind sie die einzigen Heiligen der Letzten Tage an der Universität. Einer von ihnen wird wie folgt zitiert: „Ich bin vielleicht das einzige Mitglied hier, aber … auch wenn ich physisch gesehen allein bin, so bin ich doch geistig gesehen nie allein.“ (Arianne B. Cope, „Smiling in Memphis“, New Era, Oktober 2003, Seite 23f.)

Ein anderer sagt: „Ich weiß, dass sich viele junge Leute fragen, ob sie wirklich wissen, dass das Evangelium wahr ist. Aber … hier muss man es irgendwie wissen, denn die Leute sprechen einen jeden Tag darauf an. Jedes Mal, wenn man auf eine Frage eingeht, gibt man Zeugnis.“ (Ibd., Seite 25.)

Diese jungen Menschen, die in dieser großen Stadt verstreut sind, haben gelernt, einander beizustehen und den Rücken zu stärken.

Gott segne euch, meine lieben jungen Freunde. Ihr seid die beste Generation, die wir je hatten. Ihr kennt das Evangelium besser. Ihr erfüllt eure Pflicht mit größerer Treue. Ihr habt mehr Kraft, den Versuchungen, die auf euch einstürmen, zu widerstehen. Lebt nach euren Maßstäben. Betet zum Herrn um Führung und um Schutz. Er wird euch niemals im Stich lassen. Er wird euch beistehen. Er wird zu euch halten. Er wird euch segnen und groß machen und euch einen angenehmen, schönen Lohn geben. Und ihr werdet feststellen, dass euer Beispiel andere anziehen wird, die durch eure Kraft Mut fassen.

Was für die Jugend gilt, gilt auch für Sie, die Erwachsenen. Wenn wir diese Kirche den Nationen als Panier und der Welt als Licht emporhalten wollen, dann muss jeder Einzelne in allen Aspekten seines Lebens den Glanz des Lebens Christi annehmen. Wenn wir für das Rechte eintreten, dürfen wir uns nicht um die Folgen sorgen. Wir dürfen keine Angst haben. Wie Paulus zu Timotheus sagt:

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen.“ (2 Timotheus 1:7,8.)

Ich möchte betonen, dass diese Kirche weit mehr ist als eine gesellschaftliche Institution, wo wir zusammenkommen und die Gemeinschaft genießen. Sie ist mehr als die Sonntagsschul-, FHV- und Priestertumsversammlung. Sie ist mehr als die Abendmahlsversammlung, ja, mehr als der Dienst im Tempel. Sie ist das Reich Gottes auf Erden. Es obliegt uns, uns so zu verhalten, wie es sich für ein Mitglied in diesem Reich geziemt.

Sie, die Männer, die das Priestertum tragen, haben eine immense Verantwortung. Sie müssen die lasziven Sirenengesänge der Welt meiden. Sie müssen sich darüber erheben. Sie müssen das Priestertum Gottes in seiner Vollkommenheit verkörpern. Sie müssen das Böse in all seiner Gestalt meiden und das Gute und den Anstand pflegen und das Licht, das göttliche Licht in ihrem Handeln hervortreten lassen.

Das Zuhause kann erst dann ein Ort der Zuflucht und des Friedens sein, wenn der Mann, der dort lebt, ein verständnisvoller und hilfsbereiter Ehemann und Vater ist. Durch die Kraft, die wir aus der Familie beziehen, können wir der Welt besser die Stirn bieten, in der Gesellschaft, in der wir uns aufhalten, willkommener sein und unserem Arbeitsgeber nützlicher werden und bessere Menschen sein.

Solche Männer kenne ich viele. Es ist nicht zu übersehen, dass sie ihre Frau und ihre Kinder lieben. Sie sind stolz auf sie. Und das Wunderbare ist, dass sie in dem Beruf, den sie gewählt haben, erfolgreich sind. Sie werden gelobt, geachtet und geehrt.

Und nun zu den Frauen. Vor einer Woche habe ich eingehend zu den Frauen der Frauenhilfsvereinigung gesprochen. Was ich gesagt habe, gibt wieder, wie ich in meinem tiefsten Inneren zu Ihnen stehe. Auch Sie können den Glanz Christi annehmen. Sie können stark und schön sein, Mut spenden und Hilfe leisten.

Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir alle Heilige der Letzten Tage sind. Wir haben mit dem Vater im Himmel Bündnisse geschlossen, die heilig und verbindlich sind. Diese Bündnisse können uns zu besseren Vätern und Müttern, besseren Söhnen und Töchtern machen.

Wenn wir sie halten, werden andere sich, glaube ich, um uns scharen. Wir können für die Wahrheit und das Gute eintreten, und wir stehen nicht allein. Darüber hinaus stehen uns dann die unsichtbaren Kräfte des Himmels bei.

Ich möchte noch einmal das Alte Testament zitieren:

„Als der Diener des Gottesmannes am nächsten Morgen aufstand und hinaustrat, hatte die Truppe die Stadt mit Pferden und Wagen umstellt. Da sagte der Diener zu seinem Herrn: Wehe, mein Herr, was sollen wir tun?

Doch dieser sage: Fürchte dich nicht! Bei uns sind mehr als bei ihnen.

Dann betete Elischa: Herr, öffne ihm die Augen, damit er sieht. Und der Herr öffnete dem Diener die Augen: Er sah den Berg rings um Elischa voll von feurigen Pferden und Wagen.“ (2 Könige 6:15-17.)

Der Herr hat zu uns gesagt:

„Darum fürchtet euch nicht, ihr kleine Herde; tut Gutes; lasst die Erde und die Hölle sich gegen euch verbinden, denn wenn ihr auf meinem Felsen gebaut seid, können sie nicht obsiegen …

Seht in jedem Gedanken zu mir her; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht!“ (LuB 6:34,36.) Im Namen Jesu Christi. Amen.