2002
Der Liahona war mein Führer
Oktober 2002


Der Liahona war mein Führer

1988 verließ ich Mosambik, meine Heimat im südöstlichen Afrika, um in der damaligen DDR zu studieren und mir eine Arbeit zu suchen. Dort lernte ich in einem Geschäft zwei Missionare kennen, die mich fragten, ob ich schon einmal etwas von Jesus Christus gehört hätte. Ich antwortete, dass ich zwar schon von ihm gehört hätte, aber eigentlich nicht richtig wüsste, wer er sei. Ich hatte bisher auch nicht an Gott geglaubt. Die Missionare gaben mir ein Buch Mormon in deutscher Sprache und baten mich, darin zu lesen und darüber zu beten. Weil ich aber noch nie jemanden beten gesehen hatte, erklärten sie mir, wie das geht.

Nach dem Besuch der Missionare las und betete ich, wie sie es vorgeschlagen hatten. Da zog herrlicher Friede in mein Herz. Ich fragte mich: „Was hat das zu bedeuten?“

Als mich die Missionare wieder besuchten, erklärten sie mir, der Friede, der in mein Herz gezogen sei, sei die Antwort auf mein Beten. Da wusste ich, dass das Buch von Gott stammte. Dennoch hatte ich Angst, mich taufen zu lassen, weil ich befürchtete, mein Vater könnte mich dann verstoßen.

Als mein Arbeitsvertrag in Deutschland 1991 auslief, kehrte ich nach Mosambik zurück. In meiner Heimat herrschte Krieg, und die Kirche bestand dort noch nicht. Trotzdem tröstete ich mich mit der Hoffnung, dass die Kirche eines Tages auch in mein Heimatland kommen würde und ich mich taufen lassen könnte. Wenn mich jemand einlud, mit ihm zusammen seine Kirche zu besuchen, gab ich immer zur Antwort, ich hätte schon eine Kirche.

„Welche Kirche denn?“, wurde ich dann gefragt.

„Diese Kirche gibt es hier nicht“, erwiderte ich immer. „Aber eines Tages kommt sie hierher.“ Dessen war ich mir sicher.

Es dauerte acht Jahre, bis ich die Kirche wieder fand. Doch während all dieser Jahre hatte ich einen Führer. Als ich Deutschland verließ, abonnierte der dortige Zweigpräsident nämlich für mich A Liahona (portugiesisch). Acht Jahre lang bekam ich jeden Monat A Liahona. Und acht Jahre lang machte mir diese Zeitschrift jeden Monat Mut und schenkte mir Hoffnung. Wenn ich darin las, war mir, als sei ich mit den übrigen Heiligen der Letzten Tage zusammen. Die Zeitschrift zeigte mir den Weg, wühlte mich auf, ließ mich demütige Worte lesen und nährte meinen Geist. In der Rubrik „Ich habe eine Frage“ fand ich oft die Antwort auf meine Fragen. Acht Jahre lang war A Liahona mein Führer.

Dann kamen eines Tages im Jahr 1999 Vollzeitmissionare in das Postamt, in dem mein Bruder arbeitet. Es ist das Postamt, wo auch immer A Liahona für mich ankommt. Als mein Bruder Elder Patrick Tedjamulias Namenschild sah, erkannte er den Namen der Kirche, den er immer auf meinen Zeitschriften gelesen hatte, und fragte den Missionar, wer er sei. Mein Bruder erklärte, es gäbe jemanden in seiner Familie, der zu der Kirche gehöre, und Elder Tedjamulia bat darum, mich kennen lernen zu dürfen.

Als mein Bruder mir erzählte, dass er die Missionare getroffen hatte, war ich erstaunt. Konnte es wirklich sein, dass es hier in Mosambik die Kirche gab?

Schon bald erfuhr ich, dass dies richtig war. Unsere Regierung hatte die Kirche 1996 offiziell anerkannt.

Ich habe mich so gefreut, wieder mit den Missionaren zusammenkommen zu dürfen. Ich konnte mich noch gut an das erinnern, was mir die Missionare in Deutschland erklärt hatten, und ich spürte, wie wieder – wie damals – Friede in mein Herz zog.

Im Januar 2000 ließ ich mich schließlich taufen und wurde Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Dies hat sich für mich als großer Segen erwiesen. In allem, was die Kirche tut, spüre ich den Geist des Herrn.

Ich bin sehr dankbar für A Liahona. Ich bin dankbar dafür, dass der himmlische Vater mir einen Führer geschenkt hat, so dass ich am Glauben festhalten und Hoffnung haben konnte, bis ich seine Kirche wieder fand.

Filipe S. Zavale gehört zum Zweig Maputo in der Mission Johannesburg, Südafrika.