2002
Neuzeitliche Propheten sprechen über den Evangeliumsunterricht
September 2002


Neuzeitliche Propheten sprechen über den Evangeliumsunterricht

David O. Mckay (1873–1970), Neunter Präsident Der Kirche

„Die Führungs- bzw. Lehrkraft nimmt ihre Aufgabe nicht richtig wahr, wenn sie es zulässt, dass sich die Zuneigung des Schülers ausschließlich auf die Person dieser Führungs- bzw. Lehrkraft richtet. Es ist die Aufgabe der Führungs- bzw. Lehrkraft, den Schüler Liebe zu lehren – aber nicht Liebe zur Führungs- bzw. Lehrkraft, sondern Liebe zur Wahrheit des Evangeliums. Immer und überall stellen wir fest, dass Christus sich im Willen des Vaters verliert, und das müssen auch unsere Führungs- und Lehrkräfte tun, soweit es ihre Person angeht. Sie müssen sich in der Wahrheit verlieren, die sie lehren sollen.

Wenn die Menschen zu Jesus kamen und ihn um Brot bzw. die Wahrheit baten, schickte er sie nicht einziges Mal mit einem Stein fort. Er hatte immer Wahrheit für sie. Er verstand sie. Er strahlte sie aus. Er wusste, wie er Vergleiche und die natürliche Umgebung nutzen musste, um seinen Zuhörern diese Wahrheit einzuprägen. Oder anders ausgedrückt: Er war ganz von seinem Thema erfüllt und daher in der Lage, es an seine Zuhörer weiterzugeben. Man beeinflusst Kinder, Jugendliche und Bekannte nicht immer durch das, was man sagt, sondern durch das, was man ist. ‚Was du bist‘, hat [Ralph Waldo Emerson,] der angeblich größte amerikanische Philosoph, gesagt, ‚klingt mir so laut in den Ohren, dass ich nicht hören kann, was du sagst‘.“ (Generalkonferenz, Oktober 1968.)

Spencer W. Kimball (1895–1985), Zwölfter Präsident Der Kirche

„Wir fuhren gerade eine Schnellstraße in Oklahoma in nördlicher Richtung entlang und sahen zu, wie die Nachmittagssonne hinter den Wolken verschwand. Das Zwielicht wurde dichter und bedrohlicher. Wir sagten: ‚Es sieht aus, als ob sich ein Sturm zusammenbraut.‘ Als es noch dunkler wurde und der Wind zu heulen begann, sagten wir: ‚Das wird ein heftiger Sturm.‘ Und als er mit dämonischer Kraft losbrach, sagten wir: ‚Regen und Wind sind zu einem rasenden Wirbelsturm verschmolzen.‘

Wir leben in einer turbulenten Zeit. Auf der ersten Zeitungsseite springen uns Berichte über Gewalttaten ins Auge, und die Zeitschriften berichten über immer größere Bedrohungen….

Kann man das nicht aufhalten? Kann man den Trend nicht ändern, das Chaos nicht ordnen und wieder Anstand und Ordnung einführen? Die Antwort lautet ‚Ja‘, – ein deutliches, lautes Ja. Doch die Lösung ist nicht einfach….

Familienleben, Unterweisung innerhalb der Familie, Führung durch die Eltern – das [ist] das Heilmittel gegen alle Leiden, die Medizin gegen alle Krankheiten, die Lösung für alle Probleme….

Liebe Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter Gottes, Mitglieder der Kirche Christi, Angehörige anderer Religionsgemeinschaften, Menschen aller Nationen – wir wollen uns dieses einmaligen Heilmittels bedienen, unsere Wunden heilen und unsere Kinder gegen das Böse immun machen, und zwar schlicht und einfach dadurch, dass wir sie im Weg des Herrn unterweisen und schulen. Jeder Vater und jede Mutter in Zion sowie jeder Katholik, jeder Protestant, jeder Jude, jeder Moslem und alle übrigen Eltern haben dieselbe Aufgabe, nämlich ihre Kinder zu lehren, zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln!“ (Generalkonferenz, April 1965.)

Howard W. Hunter (1907–1995), Vierzehnter Präsident Der Kirche

„Lassen Sie mich nur kurz einen kleinen Vorfall erzählen, der mich als Junge sehr beeindruckt hat….

Es war frühmorgens an einem Sommertag. Ich stand gerade beim Fenster. Die Vorhänge verbargen mich vor den Blicken zweier kleiner Geschöpfe auf dem Rasen – eines großen und eines kleinen Vogels, der wohl gerade zum ersten Mal das Nest verlassen hatte. Ich sah, wie der große Vogel auf dem Rasen umher hüpfte und dann stehen blieb und mehrmals mit dem Schnabel pickte. Er holte einen dicken fetten Regenwurm aus dem Rasen und hüpfte zurück. Der kleine Vogel sperrte den Schnabel weit auf, aber der große Vogel verspeiste den Wurm selbst.

Dann sah ich, wie der große Vogel auf einen Baum flog. Er pickte ein wenig in der Rinde herum und kam dann mit einem dicken Käfer im Schnabel wieder herab. Der kleine Vogel sperrte den Schnabel weit auf, aber der große Vogel verspeiste den Käfer selbst. Der kleine Vogel protestierte lauthals.

Der große Vogel flog weg und ich sah ihn nicht mehr. Aber ich beobachtete den kleinen Vogel weiter. Nach einer Weile hüpfte der kleine Vogel auf dem Rasen umher, blieb stehen, pickte ein paar Mal mit dem Schnabel und zog einen dicken Wurm aus der Erde.

Gott segne die guten Menschen, die unsere Kinder und Jugendlichen unterweisen.“ („A Teacher“, Ensign, Juli 1972, Seite 85.)

Gordon B. Hinckley (geb. 1910), Fünfzehnter Präsident Der Kirche

„Ich richte an alle, die Führungsaufgaben wahrnehmen – an das große Heer von Lehrkräften, Missionaren und Familienoberhäuptern – die folgende Bitte: Nähren Sie bei allem, was Sie tun, den Geist, fördern Sie die Seele in ihrer Entwicklung….

Ich bin davon überzeugt, dass die Welt nach geistiger Nahrung hungert. Amos hat in alter Zeit prophezeit: ‚Seht, es kommen Tage – Spruch Gottes, des Herrn –, da schicke ich den Hunger ins Land, nicht den Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach einem Wort des Herrn.

Dann wanken die Menschen von Meer zu Meer, sie ziehen von Norden nach Osten, um das Wort des Herrn zu suchen; doch sie finden es nicht.

An jenem Tag werden die schönen jungen Mädchen und die jungen Männer ohnmächtig vor Durst.‘ (Amos 8:11–13.)

Es herrscht Hunger im Land und großer Durst – großer Hunger nach dem Wort des Herrn und brennender Durst nach Geistigem. Wir haben die Verpflichtung und die Möglichkeit, die Seele zu nähren.“(Generalkonferenz, Oktober 1967.)