Generalkonferenz
Schwestern in Zion
Herbst-Generalkonferenz 2020


Schwestern in Zion

Sie werden eine entscheidende Triebkraft bei der Sammlung Israels und beim Aufbau eines Zionsvolks sein

Meine lieben Schwestern, ich freue mich, dass ich in dieser wunderbaren Zeit in der Weltgeschichte diese Ansprache halten darf. Mit jedem Tag nähern wir uns mehr dem herrlichen Augenblick, da der Erretter, Jesus Christus, wieder auf die Erde kommt. Auch wenn wir ein wenig von den schrecklichen Ereignissen wissen, die seinem Kommen vorausgehen werden, geht uns das Herz vor Freude und Zuversicht über, denn wir kennen auch die herrlichen Verheißungen, die sich erfüllen werden, bevor er zurückkehrt.

Als die geliebten Töchter des Vaters im Himmel und als die Töchter des Herrn Jesus Christus in seinem Reich1 werden Sie in den großartigen Zeiten, die vor uns liegen, eine entscheidende Rolle spielen. Wir wissen, dass der Erretter zu einem Volk kommen wird, das gesammelt und vorbereitet worden sein wird, so zu leben wie einst das Volk in der Stadt Henochs. Die Menschen dort waren in ihrem Glauben an Jesus Christus vereint und so vollkommen rein geworden, dass sie in den Himmel aufgenommen wurden.

Dies sind die offenbarten Worte des Herrn, was mit dem Volk Henochs geschehen sollte und was in dieser letzten Evangeliumszeit, der Fülle der Zeiten, geschehen wird:

„Und der Tag wird kommen, da die Erde ruhen wird, aber vor jenem Tag werden sich die Himmel verfinstern, und ein Schleier der Finsternis wird die Erde bedecken; und die Himmel werden erzittern und ebenso die Erde; und große Drangsale werden über die Menschenkinder kommen, aber mein Volk werde ich bewahren;

und Rechtschaffenheit werde ich aus dem Himmel herabsenden, und Wahrheit werde ich aus der Erde hervorgehen lassen, um Zeugnis zu geben von meinem Einziggezeugten, seiner Auferstehung von den Toten, ja, und auch der Auferstehung aller Menschen; und Rechtschaffenheit und Wahrheit werde ich über die Erde fegen lassen wie eine Flut, um meine Auserwählten von den vier Enden der Erde an eine Stätte zu sammeln, die ich bereiten werde, eine Heilige Stadt, damit mein Volk sich die Lenden gürte und ausschaue nach der Zeit meines Kommens; denn dort wird meine Wohnstätte sein, und sie wird Zion heißen, ein Neues Jerusalem.

Und der Herr sprach zu Henoch: Dann wirst du mit deiner ganzen Stadt ihnen dort begegnen, und wir werden sie in unseren Schoß aufnehmen, und sie werden uns sehen; und wir werden ihnen um den Hals fallen, und sie werden uns um den Hals fallen, und wir werden einander küssen;

und dort wird meine Wohnstätte sein, und es wird Zion sein, das aus allen Schöpfungen hervorgehen wird, die ich gemacht habe; und über den Zeitraum von tausend Jahren hinweg wird die Erde ruhen.“2

Sie Schwestern, Ihre Töchter, Ihre Enkeltöchter und die Frauen, die von Ihnen gefördert wurden, werden beim Aufbau jener Gesellschaft von Menschen, die sich dem Erretter zugesellen und herrlichen Umgang mit ihm haben werden, eine Schlüsselrolle spielen. Sie werden eine entscheidende Triebkraft bei der Sammlung Israels sein und beim Aufbau eines Zionsvolks, das in Frieden im Neuen Jerusalem leben wird.

Der Herr hat Ihnen durch seine Propheten etwas verheißen. In den Anfangstagen der Frauenhilfsvereinigung hat der Prophet Joseph Smith den Schwestern gesagt: „Wenn ihr so lebt, wie es euer verbürgtes Recht ist, wird nichts die Engel daran hindern können, sich zu euch zu gesellen.“3

Dieses wunderbare Potenzial ist in Ihnen angelegt, und Sie werden darauf vorbereitet.

Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt:

„Schwestern, … Sie nehmen im Plan unseres Vaters für das ewige Glücklichsein und Wohlergehen seiner Kinder nicht den zweiten Platz ein. Sie spielen in diesem Plan eine absolut wesentliche Rolle.

Ohne Sie könnte der Plan nicht funktionieren. Ohne Sie wäre das ganze Programm zum Scheitern verurteilt. …

Jede von Ihnen ist eine Tochter Gottes, ausgestattet mit einem göttlichen Erbe.“4

Unser heutiger Prophet, Präsident Russell M. Nelson, hat Ihre Rolle bei der Vorbereitung auf das Kommen des Erretters wie folgt beschrieben:

„Unermesslich ist der Einfluss [der] Frauen nicht nur auf ihre Familie, sondern auch auf die Kirche des Herrn, und zwar als Ehefrau, Mutter und Großmutter, als Schwester und Tante, als Lehrerin und Führungskraft und vor allem als Vorbild und weil sie sich so unerschütterlich für den Glauben einsetzen.

Das trifft natürlich auf jede Evangeliumszeit seit den Tagen Adams und Evas zu. Doch die Frauen dieser Evangeliumszeit unterscheiden sich von denen anderer Zeiten, weil sich auch diese Evangeliumszeit von allen anderen grundlegend unterscheidet. Diese Unterschiedlichkeit bedingt sowohl Rechte als auch Pflichten.“5

Diese Evangeliumszeit unterscheidet sich dadurch, dass wir unter der Führung des Herrn darauf vorbereitet werden, wie die Stadt Henochs zu sein. Er hat durch seine Apostel und Propheten beschrieben, was zu dieser Umwandlung in ein Zionsvolk gehören wird.

Elder Bruce R. McConkie hat gesagt:

„[Die Zeit Henochs] war eine Zeit voller Schlechtigkeit und Bösem, eine Zeit voller Finsternis und Auflehnung, eine Zeit voller Krieg und Verwüstung, eine Zeit, die dazu führte, dass die Erde durch Wasser rein gemacht wurde.

Henoch jedoch war treu. Er ‚sah den Herrn‘ und redete mit ihm ‚von Angesicht zu Angesicht‘, so wie ein Mensch mit dem anderen redet. (Mose 7:4.) Der Herr sandte ihn, um die Welt zur Umkehr zu rufen, und beauftragte ihn, ‚im Namen des Vaters und des Sohnes, der voller Gnade und Wahrheit ist, und des Heiligen Geistes, der Zeugnis gibt vom Vater und vom Sohn, [zu] taufen‘. (Mose 7:11.) Henoch ging Bündnisse ein und scharte eine Gemeinschaft wahrer Gläubiger um sich, die allesamt so treu wurden, dass ‚der Herr kam und … bei seinem Volk [wohnte], und es lebte in Rechtschaffenheit‘ und wurde aus der Höhe gesegnet. ‚Und der Herr nannte sein Volk Zion, weil es eines Herzens und eines Sinnes war und in Rechtschaffenheit lebte; und es gab keine Armen unter ihm.‘ (Mose 7:18.) …

In der Schrift heißt es: Nachdem der Herr sein Volk Zion genannt hatte, baute Henoch ‚eine Stadt, die man die Stadt der Heiligkeit nannte, nämlich Zion‘, und Zion wurde ‚in den Himmel aufgenommen‘, wo Gott ‚es in seinen eigenen Schoß [aufnahm]; und von daher kam die Rede auf: Zion ist geflohen.‘ (Mose 7:19,21,69.) …

Dasselbe Zion, das in den Himmel aufgenommen wurde, wird zurückkehren …, wenn der Herr Zion wiederbringt, und seine Einwohner werden sich dem Neuen Jerusalem hinzugesellen, das dann errichtet sein wird.“6

Wenn die Vergangenheit Geschichte ist – zu der Zeit, da der Erretter kommt –, werden diejenigen Töchter, die sich ihren Bündnissen mit Gott tief und innig verschrieben haben, mehr als die Hälfte derjenigen ausmachen, die sich vorbereitet haben, ihn bei seiner Ankunft zu begrüßen. Doch ungeachtet der Zahlen wird Ihr Beitrag beim Aufbau von Einigkeit unter dem Volk, das auf dieses Zion vorbereitet ist, weit mehr als die Hälfte ausmachen.

Ich erzähle Ihnen auch, warum ich glaube, dass dem so sein wird. Im Buch Mormon gibt es einen Bericht über ein Zionsvolk. Wie Sie wissen, hatte sich der auferstandene Erretter diesem Volk zuvor zugewandt und es unterwiesen und gesegnet: „Wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, gab es im Land keinen Streit.“7

Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Töchter des Vaters im Himmel die Gabe haben, Streit zu schlichten und Rechtschaffenheit zu fördern, und zwar durch ihre Gottesliebe und durch die Gottesliebe, die sie in denjenigen erwecken, um die sie sich kümmern.

Ich habe das in meiner Jugend in unserem winzigen Zweig erlebt, der in meinem Elternhaus zusammenkam. Mein Bruder und ich waren die einzigen Träger des Aaronischen Priestertums und mein Vater der einzige Träger des Melchisedekischen Priestertums. Die Zweig-FHV-Leiterin war eine Bekehrte, deren Mann über ihre Mitarbeit in der Kirche nicht glücklich war. Die Mitglieder waren allesamt ältere Schwestern, die zuhause keinen Priestertumsträger hatten. Ich sah, wie meine Mutter und diese Schwestern einander unermüdlich mit Liebe, Zuspruch und Anteilnahme unterstützten. Heute ist mir klar, dass ich einen flüchtigen Eindruck von Zion erhaschen durfte.

Meine Lehrjahre über den Einfluss glaubenstreuer Frauen setzten sich dann in einem kleinen Zweig der Kirche in Albuquerque in New Mexico fort. Ich sah, wie die Frau des Zweigpräsidenten, die Frau des Distriktspräsidenten und die FHV-Leiterin herzerfrischend auf jeden Neuankömmling und Bekehrten zugingen. An dem Sonntag, als ich Albuquerque verließ, nachdem ich zwei Jahre lang den Einfluss der Schwestern verfolgt hatte, wurde dort der erste Pfahl gegründet. Mittlerweile hat der Herr dort einen Tempel entstehen lassen.

Anschließend zog ich nach Boston, wo ich einer Distriktspräsidentschaft angehörte, die über mehrere, auf zwei Bundesstaaten verteilte kleine Zweige präsidierte. Mehr als einmal wurden dort Streitigkeiten durch liebevolle und vergebungsbereite Schwestern ausgeräumt, die so manches Herz erweichen halfen. An dem Sonntag, als ich Boston verließ, gründete ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft den ersten Pfahl in Massachusetts. Heute gibt es in Boston einen Tempel, nahe der damaligen Wohnung des Distriktspräsidenten. Bei ihm hatte der Einfluss seiner glaubenstreuen und liebevollen Frau dazu geführt, dass er in der Kirche aktiv wurde und später als Pfahlpräsident und dann als Missionspräsident berufen wurde.

Schwestern, Sie wurden damit gesegnet, Töchter Gottes mit besonderen Gaben zu sein. Sie haben ins Erdenleben die geistige Fähigkeit mitgebracht, andere zu fördern und emporzuheben, hinauf zu der Liebe und Reinheit, die sie bereitmacht, gemeinsam in einer Zionsgemeinschaft zu leben. Es ist kein Zufall, dass die Frauenhilfsvereinigung, die erste eigens für die Töchter des Vaters im Himmel gegründete Organisation der Kirche, als Wahlspruch „Die Liebe hört niemals auf“ hat.

Nächstenliebe ist die reine Christusliebe. Es ist der Glaube an Christus und sämtliche Auswirkungen seines unbegrenzten Sühnopfers, was Sie und die Menschen, an denen Ihnen etwas liegt und derer Sie sich annehmen, für die Himmelsgabe bereitmachen wird, in der langersehnten und verheißenen Zionsgesellschaft zu leben. Dort werden Sie Schwestern in Zion sein, geliebt vom Herrn und geliebt von allen, denen Sie Gutes getan haben.

Ich bezeuge, dass Sie Bürgerinnen im Reich des Herrn auf Erden sind. Sie sind Töchter eines liebevollen Vaters im Himmel, der Sie mit einzigartigen Gaben auf die Erde gesandt hat, die zum Segen anderer einzusetzen Sie versprochen haben. Ich verheiße Ihnen, dass der Herr Sie durch den Heiligen Geist an der Hand führen wird. Er wird vor Ihrem Angesicht einhergehen, während Sie ihm helfen, sein Volk darauf vorzubereiten, sein verheißenes Zion zu werden. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.