2000–2009
Heilige Tempel, heilige Bündnisse
Oktober 2008


Heilige Tempel, heilige Bündnisse

Der Tempel ist ein heiliger Ort. Er ist eine Quelle geistiger Macht und Stärke. Er ist ein Ort der Offenbarung.

Mein Herz ist voll Freude und Dankbarkeit, wenn ich diese einzigartige Zusammenkunft von Frauen in aller Welt betrachte. Was für eine Ehre ist es doch, Teil dieser großartigen Schwesternschaft zu sein, vereint im Wunsch, unseren Glauben an den Herrn Jesus Christus zu stärken und sein Reich aufzubauen. Ich bitte um die Führung des Geistes, wenn ich zu Ihnen über das besonders heilige Thema Gottesverehrung im Tempel spreche.

Der heiligste Ort auf dieser Erde ist der Tempel. Im Tempel empfangen die würdigen Mitglieder der Kirche die größten Segnungen, die man sich überhaupt erhoffen kann, indem sie heilige Bündnisse mit Gott schließen. Sie helfen auch mit, dieselben Segnungen ihren Vorfahren zugänglich zu machen, die gestorben sind, ohne die notwendigen erlösenden heiligen Handlungen erhalten zu haben.

Ich möchte darüber sprechen, wie wichtig der Bau von Tempeln ist, warum die dort vollzogenen heiligen Handlungen für unsere Erlösung entscheidend sind und wie wir uns auf den Tempel vorbereiten sollen.

Ich habe gesehen, welche Opfer viele Mitglieder bringen, um in den Tempel zu gehen, und bin davon sehr beeindruckt. Lassen Sie mich eine Geschichte darüber erzählen.

1976, als wir in Costa Rica wohnten, bat der Missionspräsident meinen Mann, die erste Tempelfahrt dieser Mission mitzuorganisieren. Zur Mittelamerikanischen Mission gehörten damals Costa Rica, Panama, Nicaragua und Honduras. Der nächstgelegene Tempel war der Mesa-Arizona-Tempel. Die Fahrt bedeutete für uns: fünf Tage hin, fünf Tage zurück und sechs Grenzen passieren. Das finanzielle Opfer war für die meisten Teilnehmer sehr groß. Sie verkauften Fernseher, Fahrräder, Rollschuhe und überhaupt alles, was möglich war. Wir fuhren in zwei unbequemen Bussen, Tag und Nacht. Einige Mitglieder hatten ihr ganzes Geld für die Busfahrkarte verbraucht und hatten nur Kekse und Margarine als Reiseproviant dabei.

Warum bringen Mitglieder der Kirche so bereitwillig und gern solch große Opfer, um zum Tempel zu gelangen?

Ich habe nie vergessen, wie wunderbar der Heilige Geist über uns ausgegossen wurde, als wir diese drei Tage im Mesa-Tempel verbrachten. Es berührte mich zutiefst, als ich sah, wie Familienmitglieder einander umarmten und ihnen Tränen übers Gesicht strömten, nachdem sie für die Ewigkeit aneinander gesiegelt worden waren.

24 Jahre später wurde der Tempel in San José, Costa Rica, geweiht. Unter den Anwesenden in der Session, die ich besuchte, waren viele aus den Familien, die schon bei der erwähnten ersten Tempelfahrt mit dabei gewesen waren. Sie hatten glaubensvoll und würdig auf diesen heiligen Augenblick gewartet. Sie alle können jetzt oft in einen Tempel gehen, denn vor kurzem wurde auch einer in Panama geweiht und ein weiterer in Honduras wurde angekündigt.

Der Herr hat sein Volk schon immer aufgefordert, Tempel zu bauen. Der Herr gebot Mose: „Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“1 Das tragbare Offenbarungszelt, das man errichtete, war für das Volk Israel der Mittelpunkt der Gottesverehrung während des Auszugs ins gelobte Land. Sein Aussehen und Aufbau wurden Mose vom Herrn offenbart. Es sollte das Heiligtum des Herrn sein.

Später baute König Salomo den Tempel in Jerusalem und verwendete dafür die feinsten Baumaterialien, die es gab.2

Während seines irdischen Wirkens betrachtete der Herr den Tempel als heiligen Ort und lehrte Ehrfurcht davor.

In Amerika bauten die Nephiten ebenfalls dem Herrn Tempel. Sie hatten sich um den Tempel versammelt, als Christus ihnen nach seiner Auferstehung erschien.3

Kurz nachdem die Kirche in dieser Evangeliumszeit wiederhergestellt worden war, gebot der Herr den Heiligen, einen Tempel zu bauen: „Organisiert euch; bereitet alles vor, was nötig ist; und errichtet ein Haus, nämlich ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes.“4

Daraufhin errichteten die Heiligen den Kirtland-Tempel unter beachtlichen Opfern. In diesem heiligen Tempel wurden wichtige Priestertumsschlüssel wiederhergestellt und der Erretter selbst erschien.5

Gegenwärtig sind 128 Tempel auf der ganzen Welt in Betrieb und viele weitere werden gerade gebaut.

Wir wurden angewiesen, Tempel zu bauen, damit heilige Handlungen sowohl für Lebende als auch für Verstorbene vollzogen werden können. Zu diesen heiligen Handlungen gehören die Vorverordnungen, Endowments, Eheschließungen, Siegelungen, Taufen für Verstorbene und Ordinierungen.

Durch die Vorverordnungen erhalten wir besondere Segnungen für das jetzige Leben und für die Zukunft.

Das Endowment umfasst heilige Bündnisse. Dazu gehört, dass wir Anweisungen erhalten, Kraft aus der Höhe empfangen und dass uns gemäß der Glaubenstreue, mit der wir die eingegangenen Bündnisse halten, Segnungen verheißen werden.

Präsident Brigham Young definierte das Endowment folgendermaßen:

„Das Endowment bedeutet, dass ihr im Haus des Herrn alle heiligen Handlungen erhaltet, die ihr, nachdem ihr dieses Leben verlassen habt, braucht, um in die Gegenwart des himmlischen Vaters zurückkehren zu können … und ewige Erhöhung zu erlangen.“6

Die siegelnden heiligen Handlungen, wie die Tempelehe, verbinden Familien für die Ewigkeit.

Die Bündnisse, die wir durch die entsprechenden heiligen Handlungen im Tempel eingehen, werden unsere „Empfehlungsschreiben“, die uns Einlass in Gottes Gegenwart gewähren. Diese Bündnisse erheben uns über die Grenzen unserer eigenen Kraft und unseres Blickfelds. Wir schließen Bündnisse, um unsere Entschlossenheit zu zeigen, das Gottesreich aufzubauen. Wir werden zum Bundesvolk, indem wir Bündnisse mit Gott schließen. Alle verheißenen Segnungen stehen uns zu, wenn wir diesen Bündnissen treu bleiben.

Der Tempel ist ein Haus des Lernens. Vieles, was wir im Tempel gelehrt werden, ist symbolisch und wird durch den Geist verstanden. Das bedeutet, dass wir aus der Höhe belehrt werden. Tempelbündnisse und -verordnungen sind ein machtvolles Symbol für Christus und sein Sühnopfer. Wir alle erhalten dieselbe Schulung, aber unser Verständnis von der Bedeutung der Verordnungen und Bündnisse wird wachsen, wenn wir in der Absicht, zu lernen und über die im Tempel gelehrten, ewigen Wahrheiten nachzudenken, oft dorthin zurückkehren.

Die Gottesverehrung im Tempel bietet Gelegenheiten, den Verstorbenen stellvertretend durch heilige Handlungen zu dienen. Genealogische Forschung kann jeder auch außerhalb eines Tempels betreiben, aber die heiligen Handlungen, die unsere verstorbenen Vorfahren für ihre Erhöhung brauchen, können nur im Tempel vollzogen werden.

Der Tempel ist das Haus des Herrn. Er legt die Bedingungen für seine Nutzung fest, die heiligen Handlungen, die vollzogen werden sollen, und den Maßstab, wonach wir würdig sind, in den Tempel zu kommen und dort Gott zu verehren.

Der Herr sagte zu Mose: „Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“7 In den Psalmen lesen wir: „Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?

Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.“8 Gottes Haus ist heilig und nichts Unreines darf hineinkommen.9

Der Herr hat dem Bischof und dem Pfahlpräsidenten die Aufgabe übertragen, die Würdigkeit festzustellen, wenn jemand einen Tempelschein erhalten möchte, um das heilige Haus des Herrn zu betreten. Wir müssen vollkommen ehrlich zu unserem Bischof und Pfahlpräsidenten sein, wenn sie uns befragen, ehe sie den Tempelschein ausstellen. Die Gaben, die wir auf dem Altar darbringen, sind ein reuiges Herz und ein zerknirschter Geist. Die eigene Würdigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Segnungen des Tempels zu genießen.

Wir bereiten uns vor, indem wir die Gebote befolgen und uns bemühen, Gottes Willen zu tun. Wenn Sie noch nicht im Tempel waren: Beginnen Sie jetzt mit der Vorbereitung, damit Sie würdig und bereit sind, wenn die Gelegenheit kommt.

Wenn wir in den Tempel gehen, machen wir Herz und Sinn frei von Gedanken und Gefühlen, die nicht im Einklang mit den heiligen Erfahrungen im Tempel sind. Auch kleiden wir uns anständig, passend und würdevoll. Unsere Kleidung und Aufmachung für diesen heiligen Anlass zeigen Ehrfurcht und Respekt für den Herrn und sein heiliges Haus. Haben wir den Tempel betreten, ziehen wir weiße Kleidung an, die Sauberkeit und Reinheit symbolisiert. Dann sind wir bereit, in ruhiger Ehrfurcht am Gottesdienst im Tempel teilzunehmen. Diese ewige Segnung ist allen zugänglich, die würdig sind, sie zu empfangen.

Was können die Frauen der Kirche tun, um die Segnungen des Tempels zu beanspruchen?

Durch seine Propheten lädt der Herr alle, die die Segnungen des Tempels noch nicht erhalten haben, ein, alles Notwendige zu tun, damit sie würdig werden, sie zu erhalten. Er lädt alle, die diese Segnungen bereits erhalten haben, ein, so oft wie möglich zurückzukehren, damit sie dieses schöne Erlebnis wiederholen und ihre Vorstellung und ihr Verständnis von seinem ewigen Plan erweitern können.

Mögen wir eines gültigen Tempelscheins würdig sein. Mögen wir in den Tempel gehen, um unsere Familien für die Ewigkeit zu siegeln. Mögen wir zum Tempel zurückkehren, sooft es die Umstände erlauben. Mögen wir unseren verstorbenen Angehörigen die Gelegenheit geben, die heiligen Handlungen der Erhöhung zu erlangen. Mögen wir die geistige Kraft und die Offenbarung genießen, die wir erhalten, wenn wir regelmäßig in den Tempel gehen. Mögen wir glaubensstark sein und Tempelbündnisse eingehen und halten, um die Segnungen des Sühnopfers vollständig zu erlangen.

Ich bezeuge Ihnen, dass der Tempel ein heiliger Ort ist. Er ist eine Quelle geistiger Macht und Stärke. Er ist ein Ort der Offenbarung. Er ist das Haus des Herrn. Im heiligen Namen unseres Erretters und Erlösers, Jesus Christus. Amen.

  1. Exodus 25:8

  2. Siehe 1 Könige 5:19-32; 6

  3. Siehe 3 Nephi 11:1

  4. LuB 88:119

  5. Siehe LuB 110

  6. Discourses of Brigham Young, Hg. John A. Widtsoe, 1971, Seite 416; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 302

  7. Exodus 3:5

  8. Psalm 24:3,4

  9. Siehe LuB 109:20