2000–2009
Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark
Oktober 2007


Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark

Die größte Hilfe bei der Stärkung der Familie besteht darin, dass wir die Lehren Christi kennen und befolgen.

Vor einigen Monaten fragte Schwester Beck mich, ob ich über die Familie sprechen und ein wenig von meinen Erfahrungen mit Familien erzählen wolle. Ich bin unverheiratet und habe keine eigenen Kinder. Ich nehme an, dass Schwester Beck mich für kompetent hielt, über die Familie zu sprechen, weil ich bei keinem meiner Kinder irgendwelche Fehler gemacht habe. Das können nicht viele Frauen von sich behaupten.

Ich bin von Beruf Sozialarbeiterin und habe im Laufe der Jahre mit vielen Familien gearbeitet – meist mit Familien, die mitten in Schwierigkeiten oder großen Herausforderungen steckten. Ich habe herzzerreißende Situationen erlebt, wo Kinder schwer verletzt worden waren – körperlich und auch seelisch. Ich habe Kinder gesehen, die wegen des Drogenmissbrauchs und der Abhängigkeit ihrer Eltern verlassen und vergessen worden waren. Ich habe achtzehnjährige Jugendliche gesehen, die von Pflegeeltern betreut worden waren und nun für sich selbst sorgen mussten, ohne die Unterstützung und den Rückhalt einer liebevollen Familie.

Ich bin dankbar, dass die meisten von uns weder Missbrauch noch Vernachlässigung in ihrer Familie kennen; und trotzdem erlebt jede Familie gewisse Herausforderungen – Krankheit, Tod, Ungehorsam, finanzielle Probleme und so weiter.

Diese Schwierigkeiten geben Anlass zu einigen ernsten Fragen. Was geschieht mit der Familie? Was ist der Unterschied zwischen einer stabilen und einer zerrütteten Familie? Welche einfachen Möglichkeiten gibt es, der Familie zu helfen? Und wer kann der Familie Unterstützung zukommen lassen?

Heute möchte ich kurz auf diese Fragen eingehen und darüber sprechen, was ich über die Jahre beobachtet habe – in der Hoffnung, dass es hilfreich ist.

Was geschieht mit der Familie?

Der Satan macht Überstunden, um die Familie anzugreifen. Er sagt uns, dass die Ehe nicht wichtig sei, dass Kinder nicht Vater und Mutter brauchten und dass starke eine Familie nicht so wichtig sei. Er erzählt uns, sittliche Werte seien altmodisch und töricht. Wenn Herausforderungen kommen, schlägt der Satan uns vor, uns von unserem Glauben abzuwenden und den Wegen der Welt zu folgen. Er verleitet uns mit Ruhm und Geld und zeigt uns, wie man sich das Leben einfach machen kann. Er greift unseren Glauben an Gott an und bemüht sich, selbst die stärkste und liebevollste Familie zu entmutigen. Der Satan ist begeistert, wenn wir nachgeben – und sei es nur ein bisschen.

Was ist der Unterschied zwischen einer stabilen und einer zerrütteten Familie?

Die Mitglieder einer stabilen Familie wissen, wer sie sind, wohin ihr Weg führt und was sie erreichen wollen. Die Mitglieder einer zerrütteten Familie wissen nicht, wer sie sie sind, sie haben keinen Plan, keinen Anker und keine festen Werte oder Maßstäbe, nach denen sie sich richten.

Einige Eltern in zerrütteten Familien sind mit guten Werten aufgewachsen, sind dann aber durch Alkohol, Drogen oder andere Süchte auf den falschen Weg geraten und wurden so ihrer Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit beraubt, richtige Entscheidungen zu treffen. In einer stabilen Familie lehren liebevolle Eltern ihre Kinder durch ihr Beispiel und sagen ihnen nicht nur, was sie tun sollen, sondern tun es mit ihnen und zeigen ihnen, wie man es macht.

Welche einfachen Möglichkeiten gibt es, der Familie zu helfen?

Denken Sie daran: Kinder sind kostbar. Sie sind Geistkinder Gottes. Ich habe die Widerstandskraft der menschlichen Seele in Augenblicken aufleuchten sehen, in denen ich mir nicht vorstellen konnte, wie ein Kind das überleben sollte.

Liebe Schwestern, lieben und umhegen Sie Ihre Kinder. Sagen Sie ihnen, dass Sie sie lieben. Nehmen Sie sie in den Arm. Körperliche Zuneigung in passender Form bewirkt Wunder. Sprechen Sie mit freundlichen Worten. Zeigen Sie ihnen durch Ihr Beispiel, wie man arbeitet. Bringen Sie ihnen bei, zu beten. Präsident James E. Faust hat gesagt: „Das gemeinsame Familiengebet schafft Zusammenhalt. Die kleinen Kinder können lernen, wie man betet, indem sie ihren Eltern oder älteren Geschwistern zuhören. Das persönliche Gebet und das Familiengebet sind unerlässlich, wenn man als Einzelner und als Familie glücklich sein will.“1

Lesen Sie Ihren Kindern vor. Lesen Sie aus den heiligen Schriften vor. Machen Sie ihnen begreiflich, dass die heiligen Schriften sie ihr ganzes Leben lang leiten werden. Halten Sie mit ihnen den Familienabend ab. Zeigen Sie ihnen, dass die Zeit, die die Familie gemeinsam verbringt, Ihnen sehr wichtig ist.

Kinder akzeptieren im Allgemeinen bereitwillig ihre Eltern und die Fehler, die die Eltern begehen. Sie vergeben und vergessen oft viel schneller als Erwachsene und kommen darüber hinweg. Fühlen Sie sich nicht schuldig. Entschuldigen Sie sich, wenn Sie einen Fehler begangen haben, und bitten Sie das Kind um Vergebung. Ändern Sie Ihr Verhalten und kommen Sie darüber hinweg.

Denken Sie daran, dass man viel Geduld braucht, um ein Kind aufzuziehen. So kostbar sie sind, können Kinder uns doch zur Verzweiflung bringen, frustrierend und manchmal sogar ungezogen sein. Man braucht ungeheuer viel Geduld und Selbstbeherrschung, damit man nicht etwas tut oder sagt, was einem später leidtut. Manchmal müssen Eltern sich selbst eine „Auszeit“ geben, um schwerwiegende Fehler zu vermeiden. Oft hilft es ungemein, eine Minute aus dem Zimmer zu gehen, um die Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.

Es gibt keinen besseren Rat als den in der Proklamation an die Welt über die Familie2. Lesen Sie sie. Studieren Sie sie. Nehmen Sie sie als Maßstab für Ihre Familie. Sprechen Sie an mehreren Familienabenden darüber, sodass niemand in der Familie eine falsche Vorstellung davon hat, wie Ihre Familie funktioniert.

Wer kann der Familie Unterstützung zukommen lassen?

Offensichtlich tragen die Eltern die Hauptverantwortung dafür, ihre Kinder zu belehren und die Familie zu stärken. Es gibt aber noch viele andere, die helfen können. Ich habe wundervolle Eltern, aber sie haben mich nicht allein großgezogen.

Ich war im Tabernakel, als Präsident Gordon B. Hinckley bei der Allgemeinen FHV-Versammlung im September 1995 die Proklamation über die Familie zum ersten Mal verlas. Das war ein herrliches Ereignis. Ich spürte die Bedeutung der Botschaft. Ich dachte auch: Das ist eine großartige Anleitung für Eltern. Sie bedeutet aber auch eine große Verantwortung für die Eltern. Einen Augenblick lang dachte ich, dass ich davon recht wenig betroffen war, weil ich ja nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Aber fast genau so schnell dachte ich: Aber natürlich betrifft es mich! Ich bin ein Mitglied einer Familie. Ich bin eine Tochter, eine Schwester, eine Tante, eine Cousine, eine Nichte und eine Enkelin. Ich habe eine Verantwortung – und Segnungen –, weil ich Mitglied einer Familie bin. Selbst wenn ich das einzige lebende Mitglied meiner Familie wäre, so wäre ich immer noch ein Mitglied in Gottes Familie, und hätte die Pflicht, andere Familien zu stärken.

Elder Robert D. Hales hat gesagt: „Als Eltern, Kinder, Verwandte, Führer, Lehrer und als einzelnes Mitglied haben wir die heilige Pflicht, die Familie zu stärken.“3

Als FHV-Schwestern können wir einander helfen, die Familie zu stärken. Wir bekommen die Gelegenheit, in vielen Funktionen zu dienen. Beständig kommen wir mit Kindern und Jugendlichen in Berührung, die vielleicht gerade das brauchen, was wir zu bieten haben. Sie, die älteren Schwestern, können den jüngeren Müttern gute Ratschläge geben und von Ihren Erfahrungen berichten. Manchmal sagt oder tut eine Leiterin der Jungen Damen oder eine PV-Lehrerin genau das, was den Worten der Eltern noch den entscheidenden Nachdruck verleiht. Und es ist offensichtlich, dass wir keine besondere Berufung brauchen, um einer Freundin oder Nachbarin beizustehen.

Die größte Hilfe bei der Stärkung der Familie besteht darin, dass wir die Lehren Christi kennen und befolgen und uns auf ihn verlassen, wenn wir Hilfe brauchen. Wenn ich mit Familien arbeitete, die Probleme hatten, habe ich mir so oft gewünscht, die Familie würde den Erlöser kennen und ihre Kinder die Lehren Jesu Christi lehren.

„Und siehe, er wird Versuchungen erleiden und körperliche Pein, Hunger, Durst und Erschöpfung, selbst mehr, als ein Mensch ertragen kann, ohne daran zu sterben.“4

Christus hat alles erlitten, was wir uns nur vorstellen können. Er kennt unsere Gefühle. Er versteht, und er will uns helfen.

Die heiligen Schriften sind voller Beispiele dafür, wie Christus geholfen hat und helfen wird. Einige meiner Lieblingsstellen sind:

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“5

„Wer auch immer sein Vertrauen in Gott setzt, der wird in seinen Prüfungen und seinen Mühen und seinen Bedrängnissen gestärkt und wird am letzten Tag emporgehoben werden.“6

„Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.“7

„Sooft du gefragt hast, hast du von meinem Geist Belehrung empfangen.“8

„Sei treu und eifrig im Halten der Gebote Gottes, dann werde ich dich mit den Armen meiner Liebe umschließen.“9

Präsident Hinckley hat gesagt: „Sie dürfen Ihre Familie keinesfalls vernachlässigen. Sie ist Ihr kostbarster Besitz. … Letztlich nehmen wir ja die Familie ins künftige Leben mit.“10

Denken Sie an die große Liebe unseres Erlösers. Er hat in Jesaja 41:10 gesagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark.“ In Vers 13 sagt er erneut: „Ich werde dir helfen.“ Und in Vers 14 sagt er noch einmal: „Ich selber werde dir helfen.“

Glauben Sie dem Erlöser. Er wird uns helfen. Er liebt uns. Er möchte, dass wir glücklich sind.

Ich bezeuge, dass unser Herr und Erlöser lebt. Ich bezeuge, dass er uns helfen wird. Er hat mir viele Male geholfen und er wird auch Ihnen helfen. Das weiß ich. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. „Herausforderungen, vor denen die Familie steht“, Weltweite Führerschaftsschulung, 10. Januar 2004, Seite 2f.

  2. Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  3. „Es ist unsere heilige Pflicht, die Familie zu stärken“, Der Stern, Juli 1999, Seite 32

  4. Mosia 3:7

  5. Matthäus 11:28

  6. Alma 36:3

  7. LuB 112:10

  8. LuB 6:14

  9. LuB 6:20

  10. „Freuen wir uns, dass wir dienen dürfen!“, Weltweite Führerschaftschulung, 21. Juni 2003, Seite 25