2000–2009
Im Tempel geht es um die Familie
Oktober 2006


Im Tempel geht es um die Familie

Wenn Sie zum Tempel kommen, werden Sie größere Liebe für Ihre Familie empfinden als jemals zuvor.

Wie Präsident Hinckley gerade erwähnte, ist der 123. Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kürzlich von ihm in Sacramento in Kalifornien geweiht worden. Dieser schöne Tempel dient den über 80 000 wunderbaren und begeisterten Mitgliedern der Kirche in Sacramento und Umgebung. Über 168 000 Besucher haben den Tempel an den Tagen der offenen Tür besichtigt. Sie haben erfahren, dass Mitglieder in diesen herrlichen Gebäuden dem Erretter Jesus Christus näher kommen können als irgendwo sonst auf der Welt. Unsere Mitglieder wissen, dass sie durch ihn Frieden und Hoffnung finden können, die sie und ihre Familie in der unruhigen Welt von heute stärken.

Wenn Sie zum Tempel kommen, werden Sie größere Liebe für Ihre Familie empfinden als jemals zuvor. Im Tempel geht es um die Familie. Seit meine Frau Karen und ich noch mehr im Tempel dienen, ist unsere Liebe zueinander und zu unseren Kindern gewachsen. Und da hört es nicht auf. Sie erstreckt sich auch auf Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, Vorfahren und ganz besonders unsere Enkelkinder! Dies ist der Geist des Elija oder der genealogischen Arbeit, der durch den Heiligen Geist bewirkt, dass das Herz der Väter sich den Kindern und das der Kinder sich den Vätern zuwendet. Durch das Priestertum werden Mann und Frau aneinander gesiegelt; Kinder werden für die Ewigkeit an ihre Eltern gesiegelt, und damit ist die Familie ewig und wird durch den Tod nicht getrennt.

Als meine Frau und ich junge Eltern waren und kleine Kinder zu Hause hatten, forderten wir sie auf, die Glaubensartikel auswendig zu lernen. Wer sie alle beherrschte, durfte als Preis oder zur Belohnung einen Abend etwas mit Vati unternehmen. Wir freuten uns, dass unsere drei ältesten Kinder das Ziel erreichten. Als unser siebenjähriger Sohn als Erster alle 13 Glaubensartikel auswendig konnte, setzten wir uns zusammen, um einen Abend und eine gemeinsame Unternehmung auszusuchen. Ich war durch die Arbeit, das gesellschaftliche Leben und die Aufgaben in der Kirche so eingespannt, dass ich meinem Sohn etwa zwei Wochen lang keinen Abend anbieten konnte. Er war zutiefst enttäuscht. Ich fand aber heraus, dass es in der Stadt, in der wir wohnten, eine Bowlingbahn gab, die die ganze Nacht über geöffnet hatte. Wir wählten sofort ein Datum aus und beschlossen, unseren Ausflug um 5 Uhr morgens zu beginnen. Wir hatten vor, um 4 Uhr aufzustehen, zu frühstücken und dann in die Stadt zu fahren.

Am besagten Tag bekam ich sehr früh am Morgen mit, wie mich jemand an der Schulter rüttelte, und als ich versuchte, die Augen zu öffnen, hörte ich meinen Sohn fragen: „Ist es so weit, Vati?“ Ich schaute auf meinen Wecker, und es war gerade erst 2 Uhr!

„Geh schlafen, Sohn“, antwortete ich, „es ist noch nicht so weit.“

Eine Stunde später geschah dasselbe: „Vati, Vati, müssen wir los?“ Nachdem ich ihn zum zweiten Mal ins Bett geschickt hatte, war ich auf einmal genauso aufgeregt.

Um 4 Uhr standen wir dann auf, aßen etwas und machten uns auf zur Bowlingbahn. Es hat uns viel Spaß gemacht.

Ich wünschte, ich hätte regelmäßig etwas so Unvergessliches mit all meinen Kindern unternommen; das kann ich aber leider nicht sagen. Ich gehöre zu den Eltern, die oft liebend gern noch einmal zurückgehen und einiges etwas anders machen würden.

Wie Sie möchte auch ich keines meiner Kinder verlieren. Ich möchte mit meiner gesamten Familie für immer zusammen sein. Der Tempel lässt uns alle noch mehr darauf hoffen, dass diese Beziehungen auch nach diesem Leben noch fortdauern und sich weiterentwickeln. Bei den im Tempel bekräftigten Siegelungen werden weitere Segnungen verheißen.

„Der Prophet Joseph Smith hat verkündet – und er hat nie etwas Tröstlicheres gelehrt – dass die ewige Siegelung glaubenstreuer Eltern und die Verheißungen Gottes an sie für ihren mutigen Dienst in der Sache der Wahrheit nicht nur sie selbst erretten werden, sondern auch ihre Nachkommen. Wenngleich einige Schafe abirren, so achtet doch der Hirte auf sie, und früher oder später spüren sie, dass sich die Hand der Vorsehung nach ihnen ausstreckt und sie in die Herde zurückholt. Sie kommen zurück, entweder in diesem Leben oder im künftigen. Sie werden ihre Schuld gegenüber der Gerechtigkeit begleichen müssen. Sie werden für ihre Sünden leiden und auf manch dornigem Pfad wandern müssen; letzten Endes werden sie aber wie der reumütige verlorene Sohn zu seinem liebevollen und großherzigen Vater zurückkehren. Die leidvolle Erfahrung wird nicht vergeblich gewesen sein.“1

Ist diese Aussage nicht eine ermutigende Nachricht für Eltern, die ihre Kinder an sich siegeln lassen?

Sehen wir uns einige andere Segnungen an, die der Tempel bringt. Das Haus des Herrn ist eine Zuflucht vor der Welt. Die Mitglieder in Sacramento gaben den Besuchern bei den Tagen der offenen Tür folgenden Gedanken mit: „Manchmal sind wir mit Problemen überhäuft und so vieles nimmt uns gleichzeitig in Anspruch, dass wir einfach nicht klar denken können. Im Tempel aber löst sich, wie es scheint, die Staubwolke der Verwirrung auf, der Nebel und der Dunst heben sich, und wir können manches ‚sehen’, was wir vorher nicht wahrnehmen konnten.“2

Vor allem der celestiale Raum im Tempel ist ein Ort, wo man Frieden, Ruhe und Schönheit findet. Er ist eine stille Zuflucht, in der man nachdenken, beten, meditieren und die Liebe des himmlischen Vaters und des Erretters spüren kann. Wenn wir im Tempel nachdenken und meditieren, richten sich unsere Gedanken ganz natürlich auf die Mitglieder unserer Familie.

In 2 Samuel 22:7 lesen wir die Worte Davids: „In meiner Not rief ich zum Herrn und rief zu meinem Gott. Aus seinem Heiligtum hörte er mein Rufen, mein Hilfeschrei (drang) zu seinen Ohren.“ Im Tempel empfangen wir persönliche Offenbarung, die uns in unserer Treuhandschaft helfen wird.

Präsident Hinckley hat gesagt: „So, wie unser Erlöser als stellvertretendes Opfer sein Leben für alle Menschen hingegeben hat und dadurch unser Erretter wurde, werden auch wir durch die stellvertretende Arbeit im Tempel gewissermaßen zu einem Erretter für diejenigen auf der anderen Seite, die nicht vorwärtskommen können, ehe nicht jemand auf der Erde an ihrer Statt etwas tut.“3

Der Dienst, den wir damit leisten, ist deswegen so bedeutend, weil unsere verstorbenen Brüder und Schwestern damit buchstäblich mit uns verbunden werden.

Der Tempel ist ein Ort, um den Vater und den Sohn zu erkennen; ein Ort, wo wir die Gegenwart Gottes spüren. Der Prophet Joseph Smith bat inständig: „Ich rate allen, … immer tiefer zu den Geheimnissen des Göttlichen vorzudringen.“4 Wo sollen wir forschen? Im Haus Gottes.

Wir wollen ein Volk werden, das oft und gern in den Tempel geht. Ich bezeuge, dass es im Tempel um die Familie geht. Ich bezeuge auch, dass alles im Tempel Zeugnis von Jesus Christus ablegt. Sein Beispiel für Liebe und Dienen ist hier zu spüren. Der Tempel ist sein heiliges Haus. Ich weiß, dass er der Sohn Gottes ist, unser Erretter und Erlöser, unser Mittler und unser Fürsprecher beim Vater. Er liebt uns und möchte, dass unsere Familie glücklich ist und für immer zusammenbleibt. Er möchte, dass wir alle seinen Tempel rege nutzen.

Im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Orson F. Whitney, Frühjahrs-Generalkonferenz 1929

  2. Boyd K. Packer, „Der heilige Tempel“, Der Stern, Juni 1992, Seite 32

  3. Discourses of President Gordon B. Hinckley, Volume 2: 2000–2004, Seite 265

  4. History of the Church, 6:363