2000–2009
Schwere Zeiten
Oktober 2004


Schwere Zeiten

Wie dankbar bin ich in diesen schweren Zeiten doch für den Schutz und die Führung, die wir durch die heilige Gewissheit erhalten, dass Jesus Christus heute lebt.

Brüder, das Wissen, dass wir in einer Zeit leben, die nicht nur von den Propheten vorangegangener Evangeliumszeiten vorhergesehen worden ist, sondern die auch mit im Mittelpunkt ihres Interesses und ihrer Hoffnungen stand, ist tröstlich und besorgniserregend zugleich. Der Apostel Paulus hat gesagt: „In den letzten Tagen werden schwere Zeiten anbrechen.“ (2 Timotheus 3:1.) Dann zählte er vieles auf und beschrieb mit erstaunlicher Genauigkeit, was wir heute jeden Tag in den Medien, in der Werbung für Unterhaltungsprogramme und fast überall in unserer Umgebung sehen. So vorsichtig wir auch sein können und sollen – es ist bestenfalls schwer und oft nahezu unmöglich, jeder der Gefahren, die uns überall zu umgeben scheinen, aus dem Weg zu gehen.

Zum Glück stehen wir nicht ohne Hoffnung und ohne geistigen Beistand da, während wir uns als Einzelne und als Familien bemühen, den heiligen Zweck zu erfüllen, zu dem wir diese irdische Prüfungszeit durchmachen. Jeder von uns hat andere Lebensumstände. Wir stammen buchstäblich von allen vier Enden der Erde und ebenso aus völlig unterschiedlichen Familien, haben einen anderen Werdegang, andere Schwierigkeiten, Möglichkeiten, Erfahrungen, Erfolge und Enttäuschungen.

Wir haben aber auch mit allen Menschen etwas gemeinsam – jeder von uns ist ein Nachkomme unseres liebevollen Vaters im Himmel. Wir weisen große Übereinstimmungen in unserer DNS – der genetischen Struktur unseres Körpers – auf und uns allen sind dieselben Segnungen und Eigenschaften möglich und verheißen, die zeigen, dass wir von göttlichen Eltern stammen und großes geistiges Potenzial haben. Diese besondere Mischung unseres gemeinsamen Ursprungs und unserer gemeinsamen Eigenschaften auf der einen Seite und unseren ganz eigenen Charakteristiken, Erfahrungen und besonderen Herausforderungen auf der anderen Seite macht die Identität eines jeden von uns aus. Wir mögen zwar alle verschiedenen Schwierigkeiten gegenüberstehen, aber wir haben vieles gemeinsam, was die treffende Bezeichnung „schwere Zeiten“ für uns alle gültig macht.

Als Paulus von unseren „schweren Zeiten“ sprach, hat er nicht verheißen, dass die Dinge leichter oder unbedingt besser werden würden. Er gibt denjenigen Rat, die sich angesichts der immer schlechter werdenden Zustände unserer Zeit um Trost und Zuversicht bemühen. Seine Prophezeiungen oder Vorhersagen sind sehr präzise, und seine Weisung an uns ist genauso bemerkenswert zutreffend. Er sagt: „Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast.“ (2 Timotheus 3:14.)

Bei dieser Generalkonferenz lernen wir in Übereinstimmung mit dem Muster, das sich durch die ganze Geschichte der Kirche zieht, über die Wiederherstellung des Evangeliums in unserer Zeit, darüber, wie bemerkenswert klar im Buch Mormon Zeugnis vom Herrn Jesus Christus gegeben wird; über die Mission des Propheten Joseph Smith und den Beitrag, den er und die ihm nachfolgenden Präsidenten der Kirche geleistet haben, vor allem auch Präsident Gordon B. Hinckley, der mit großer Macht, Geistigkeit und Anschaulichkeit lehrt und Zeugnis gibt; und über die Kraft, den Trost und die Segnungen, die der Anwesenheit der lebenden Apostel und Propheten in unserer Mitte entspringen. Das alles wird nicht bloß gesagt, sondern es wird uns auch versichert, dass es wahr ist. Wie Paulus gesagt hat, wissen wir, „von wem [wir] es gelernt [haben]“.

Alma war auch so jemand, der die Vollmacht hatte, den Menschen, denen er diente, Gewissheit zu vermitteln. Als er zum Ausdruck brachte, welche Freude es ihm bereite, das Volk Gideon zu unterweisen und ihm Zeugnis zu geben, gab er ohne Umschweife und unmissverständlich Zeugnis vom Herrn Jesus Christus, dessen irdisches Wirken damals noch in der Zukunft lag. Er brachte seine Freude über den Glauben und die Glaubenstreue dieses guten Volkes im Allgemeinen zum Ausdruck und verhieß ihm, dass es noch „vieles, was kommen [werde]“, empfangen solle (Alma 7:7). Mitten in seiner Predigt, als er gerade von Zukünftigem sprach, sagte er: „Eines ist wichtiger als alles andere – … die Zeit ist nicht fern, da der Erlöser lebt und zu seinem Volk kommt.“ (Alma 7:7.)

Alma sprach konkret von den Ereignissen, die sich ein paar Jahrzehnte später zur Geburt des Erretters auf der Erde ereignen sollten. Seither sind Jahrhunderte vergangen, und Almas Prophezeiungen sind größtenteils in Erfüllung gegangen. Das aber, was er als wichtiger als alles andere bezeichnet hatte, trifft immer noch zu und ist auch für uns heute noch von entscheidender Bedeutung – nämlich, dass „der Erlöser lebt“.

Wie Alma und alle Propheten, die vom Anfang der Welt an (siehe Mosia 13:33) vom Kommen des Messias und seiner Mission, sein Volk zu erlösen, prophezeit, gesprochen und Zeugnis gegeben haben, geben auch wir von ihm und seinem heiligen Werk, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39), Zeugnis. Wenn wir die Größe seines Opfers und seines Dienstes für uns als Einzelne und für uns alle zusammen zu erfassen beginnen, können wir gewiss nichts als wichtiger oder bedeutsamer für uns erachten.

Die meisten von uns erhalten diese Erkenntnis nicht mit einem Schlag, und sie wird wahrscheinlich während des irdischen Daseins auch nicht vollkommen. Wir wissen allerdings: Wenn wir Zeile um Zeile lernen, lernen wir das, was der Erretter getan hat, immer mehr schätzen, und unsere Gewissheit, dass dies wahr ist, nimmt zu.

Die Lehren und Predigten des Apostels Paulus waren sehr oft eindrucksvoll und direkt. Hören Sie sich folgende bekannte Worte an, die vielleicht die meisten von uns in ihrem Bemühen und ihrem Fortschritt beschreiben, die uns aber auch dringend benötigten Rat geben, die uns Mut machen und uns Zeugnis geben:

„Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.

Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“ (1 Korinther 13:11,12.)

Vor vielen Jahren hat Präsident James E. Faust denjenigen, die noch damit ringen, ein sicheres Zeugnis von Jesus Christus, seiner heiligen Mission und seinen Verheißungen zu erlangen, folgenden Rat gegeben. Er hat gesagt:

„Betrachten wir für diejenigen, die ehrliche Zweifel hegen, was Augenzeugen über Jesus von Nazaret zu sagen hatten. Seine Apostel waren dabei. Sie haben alles gesehen. Sie wirkten mit. Keiner ist glaubwürdiger als sie. Petrus hat gesagt: ‚Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.‘ (2 Petrus 1:16.) Johannes hat gesagt: ‚[Wir haben] ihn selbst gehört … und [wissen] nun …: Er ist wirklich der Retter der Welt.‘ (Johannes 4:42.) Neuzeitliche Zeugen, nämlich Joseph Smith und Sidney Rigdon, haben verkündet: ‚Denn wir haben ihn gesehen, ja, zur rechten Hand Gottes; und wir haben die Stimme Zeugnis geben hören, dass er der Einziggezeugte des Vaters ist.‘ (LuB 76:23.)“ („A Personal Relationship with the Savior“, Ensign, November 1976, Seite 59.)

In unserer Zeit ist uns verheißen worden, dass der Herr viele Gaben für diejenigen bereithält, die „[ihn] lieben und alle [seine] Gebote halten“ und für diejenigen, die danach trachten, dies zu tun (LuB 46:9). Gott hat zwar nicht jedem Menschen alle Gaben versprochen, aber uns wurde versichert, dass einem jeden durch den Geist Gottes eine Gabe gegeben ist (siehe LuB 46:11).

Achten Sie auf folgende Worte aus Lehre und Bündnisse, Abschnitt 46, die auf die Frage eingehen, welche Sache oder welche Gabe wichtiger ist als jede andere:

„Einigen ist es durch den Heiligen Geist gegeben zu wissen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und dass er für die Sünden der Welt gekreuzigt worden ist.

Anderen ist es gegeben, dass sie ihren Worten glauben, damit auch sie ewiges Leben haben können, wenn sie weiterhin glaubenstreu bleiben.“ (Vers 13,14.)

Diese Erkenntnis und dieses Zeugnis vom lebendigen Christus ermöglichen es uns, stets der Aufforderung des Petrus folgen, der gesagt hat, dass wir immer bereit sein müssen, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (siehe 1 Petrus 3:15).

Wenn wir langsam erkennen, dass diese Hoffnung real ist und tatsächlich auf Jesus beruht und durch seine Liebe zu uns und vor allem auch durch seine Liebe zu seinem Vater möglich gemacht wird, können wir dankbar und jeder für sich diese Worte eines beliebten Liedes verkünden: „Erstaunt und bewundernd erkenne ich Jesu Lieb.“ (Gesangbuch, Nr. 118.) Wenn unser Verständnis dann tiefer wird, fühlen wir uns gedrängt, auszurufen: „Dann preis ich dich, mein Heiland und mein Gott. Wie groß bist du! Wie groß bist du!“ („Wie groß bist du!“, Gesangbuch, Nr. 50.)

Wie dankbar bin ich in diesen schweren Zeiten doch für den Schutz und die Führung, die wir durch die heilige Gewissheit erhalten, dass Jesus Christus heute lebt. Im Namen Jesu Christi. Amen.