2000–2009
Lasst euch nicht täuschen!
Oktober 2004


Lasst euch nicht täuschen!

Der Heilige Geist bewahrt uns davor, getäuscht zu werden; aber um diese große Segnung wirklich zu empfangen, müssen wir stets das tun, was nötig ist, um den Geist bei uns zu haben.

Ich bin dankbar dafür, dass ich vor dieser weltweiten Versammlung von Priestertumsträgern sprechen darf. Auf den Philippinen, wo ich zwei Jahre lang gelebt habe, ist es jetzt Sonntagmorgen, 8 Uhr. Ich grüße meine lieben Mitarbeiter in diesem Land und Sie alle!

Ich nehme an, dass heute hier keine kleinen Jungen anwesend sind – nur junge Männer, die das Priestertum tragen. Der Apostel Paulus schreibt, dass er als Kind wie ein Kind gedacht hat, doch als er zum Mann wurde, hat er das abgelegt (siehe 1 Korinther 13:11). Ihr jungen Männer tut das auch, und daher werde ich mit euch von Mann zu Mann sprechen.

I.

Von da, wo ihr auf eurem Lebensweg jetzt steht, habt ihr jungen Männer noch einen weiten Weg zurückzulegen und viele Entscheidungen zu treffen in eurem Bestreben, zum Vater im Himmel zurückzukehren. Am Wegesrand stehen viele verlockende Schilder. Manche dieser Einladungen stammen vom Satan. Er will uns verwirren und täuschen, damit wir einen niederen Weg einschlagen, der uns von unserer ewigen Bestimmung wegführt.

Als am Anfang ein mächtiger Geist wegen seiner Auflehnung hinabgestürzt wurde, da wurde er „der Satan, … der Teufel, der Vater aller Lügen, die Menschen zu täuschen und zu verblenden und sie nach seinem Willen gefangen zu führen“ (Mose 4:4). Er und die Geister, die ihm folgen, täuschen noch immer die Welt. Neuzeitliche Offenbarung lässt uns wissen: „Der Satan hat danach getrachtet, euch zu täuschen, damit er euch zu Fall bringe.“ (LuB 50:3.) Des Satans Methoden zur Irreführung sind verlockend: Musik, Film und sonstige Medien sowie glitzernde Vergnügungen. Wenn wir uns von des Satans Lügen täuschen lassen, kann seine Macht uns Schaden zufügen.

Hier sind nun einige Methoden, wie der Teufel versucht, uns zu täuschen. Die Gebote Gottes und die Lehren seiner Propheten warnen uns vor jeder einzelnen.

1. Eine Form der Täuschung zielt darauf ab, wem wir folgen sollen. Mit Blick auf die letzten Tage hat Christus gesagt: „Gebt Acht, dass euch niemand irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin der Messias!, und sie werden viele irreführen.“ (Matthäus 24:4,5.) Anders gesagt: Viele werden versuchen, uns zu täuschen, indem sie sagen, dass sie selbst oder ihre Lehren uns erretten und daher ein Erretter oder das Evangelium nicht nötig seien. Das Buch Mormon beschreibt dies als „die Macht des Teufels …, um dem Volk das Herz zu verleiten und zu täuschen“, sodass es glaubt, „die Lehre von Christus sei etwas Törichtes und etwas Unnützes“ (3 Nephi 2:2).

2. Der Satan versucht, uns auch in Bezug auf Recht und Unrecht zu täuschen; er will uns glauben machen, dass es so etwas wie Sünde gar nicht gibt. Dieser Abweg beginnt zumeist mit etwas, was nur als kleine Abweichung erscheint: „Versuch es nur einmal. Ein Bier oder eine Zigarette oder ein Pornofilm werden dir nicht schaden.“ All diese Abwege haben etwas gemeinsam: Jeder von ihnen macht süchtig. Sucht ist ein Zustand, in dem wir einen Teil unserer Entscheidungsfähigkeit aufgeben. Wenn wir das tun, geben wir dem Teufel Macht über uns. Der Prophet Nephi beschreibt, wohin das führt: Der Teufel sagt, es gebe keine Hölle; und er sagt: „Ich bin kein Teufel, denn es gibt keinen – und so flüstert er ihnen ins Ohr, bis er sie mit seinen furchtbaren Ketten fasst, aus denen es keine Befreiung gibt.“ (2 Nephi 28:22.)

Wenn wir den falschen Weg wählen, dann wählen wir damit auch den falschen Bestimmungsort. Ein Beispiel: Eine langjährige Freundin erzählte mir einmal, dass ihr Mann, der in der Highschool immer ein „braver Junge“ gewesen war, ein paar Gläser Alkohol getrunken hatte, um so einige seiner Probleme zu vergessen. Ehe er wusste, wie ihm geschah, war er süchtig. Heute kann er nicht mehr für den Unterhalt seiner Familie aufkommen und in fast allem, was er in Angriff nimmt, scheitert er. Der Alkohol bestimmt sein Leben, und wie es scheint, kann er sich aus den Krallen des Alkohols nicht mehr befreien.

3. Der Prophet Nephi warnt uns vor einer weiteren Form der Täuschung: „Und andere wird er beschwichtigen und sie in fleischlicher Sicherheit wiegen, sodass sie sprechen: Alles ist wohl in Zion; ja, Zion gedeiht, alles ist wohl – und so betrügt der Teufel ihre Seele und führt sie mit Bedacht hinweg, hinab zur Hölle.“ (2 Nephi 28:21.)

Wer auf diese Täuschung hereinfällt, mag zwar vorgeben, an Gott zu glauben, doch Gottes Gebote und seine Gerechtigkeit nimmt er nicht ernst. So jemand fühlt sich aufgrund seines Wohlstands sicher und schließt daraus, dass Gott wohl den von ihm eingeschlagenen Weg akzeptiert.

„Ja, und es wird viele geben, die sprechen: Iss, trink und sei lustig, denn morgen sterben wir, und es wird mit uns wohl sein.

Und es wird auch viele geben, die sprechen: Iss, trink und sei lustig, doch fürchte Gott – er wird es rechtfertigen, wenn man kleine Sünden begeht; … da ist nichts Arges dabei; und dies alles tu, denn morgen sterben wir; und wenn es so ist, dass wir schuldig sind, so wird uns Gott mit einigen Streichen züchtigen, und schließlich werden wir im Reich Gottes errettet sein.“ (2 Nephi 28:7,8.)

Diese Argumente, Brüder, habt ihr bestimmt schon gesehen und gehört. Sie begegnen euch im Klassenzimmer, auf dem Flur und in eurem Lesestoff, und ihr seht sie in populärer Unterhaltung. Manch einer in der Welt glaubt nicht, dass es einen Erretter geben muss. Andere leugnen, dass es Recht und Unrecht gibt, und sie spotten über den Gedanken von Sünde und Teufel. Wieder andere verlassen sich auf die Gnade Gottes und ignorieren seine Gerechtigkeit. Der Prophet sagt: „Es wird viele geben, die auf diese Weise falsche und unnütze und törichte Lehren verkünden.“ (2 Nephi 28:9.)

Der Apostel Paulus hat sehr eingehend vor den schweren Zeiten gewarnt, die in den Letzten Tagen kommen sollen. „Die Menschen werden selbstsüchtig sein, … ungehorsam gegen die Eltern, undankbar, ohne Ehrfurcht, lieblos, … roh, … mehr dem Vergnügen als Gott zugewandt.“ (2 Timotheus 3:1-4.) Er sagt auch: „Böse Menschen und Schwindler … werden immer mehr in das Böse hineingeraten; sie sind betrogene Betrüger.“ (Vers 13.) Ich gehe gleich noch darauf ein, was Paulus dem jungen Timotheus rät, wie man sich von derartiger Schlechtigkeit fern halten kann.

Noch eine Warnung des Apostels betrifft die Täuschungen des Teufels und seiner Hilfstruppen:

„Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben.“ (1 Korinther 6:9,10.)

Lasst euch nicht täuschen, Brüder! Achtet auf die Warnungen der Propheten in alter und neuer Zeit; sie warnen vor Diebstahl, Trunksucht und jeder Art sexueller Sünde. Mit all diesen Mitteln will der Satan uns geistig zugrunde richten. Paulus warnt vor Menschen, die auf der Lauer liegen, um uns zu betrügen mit „der Verschlagenheit, die in die Irre führt“ (Epheser 4:14). Hütet euch vor der eleganten Verpackung und dem glitzernden Vergnügen! Was der Teufel als Spaß darstellt, kann geistig verhängnisvoll sein.

II.

Wenn wir uns umsehen, finden wir viele, die täuschen. Wir hören von prominenten Würdenträgern, die wegen ihrer geheimen Taten gelogen haben. Wir hören von berühmten Sportlern, die auf den Ausgang ihrer Wettkämpfe Wetten abschließen oder leistungssteigernde Drogen nehmen und das nicht zugeben wollen. Wir sehen weniger bekannte Leute, die im Geheimen etwas Schlechtes tun, was sie niemals öffentlich tun würden. Sie meinen wohl, niemand werde es je herausfinden. Doch Gott weiß alles. Und Gott hat wiederholt davor gewarnt, dass Zeiten kommen, in denen „[unsere] Übeltaten von den Hausdächern geredet [werden] und [unsere] geheimen Taten … offenbart werden“ (LuB 1:3; siehe auch Mormon 5:8; LuB 38:7).

„Täuscht euch nicht“, mahnt der Apostel Paulus. „Gott lässt keinen Spott mit sich treiben; was der Mensch sät, wird er ernten. Wer im Vertrauen auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber im Vertrauen auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“ (Galater 6:7,8.)

Anders gesagt: Wenn wir uns mit Drogen oder Pornografie oder anderen Übeln abgeben – mit dem, was Paulus „im Vertrauen auf das Fleisch [säen]“ nennt –, dann werden wir dem ewigen Gesetz zufolge Verderben ernten und nicht ewiges Leben. Das ist Gottes Gerechtigkeit, und die Barmherzigkeit kann die Gerechtigkeit nicht berauben. Wird ein ewiges Gesetz übertreten, dann muss man die Strafe erleiden, die mit diesem Gesetz einhergeht. Ein Teil davon kann durch das Sühnopfer Jesu Christi getilgt werden, doch die barmherzige Reinigung eines schmutzigen Sünders ist immer Folge der Umkehr (siehe Alma 42:22-25). Diese dauert bei manchen Sünden lange und ist ein schmerzhafter Vorgang. Andernfalls ist „derjenige, der keinen Glauben zur Umkehr ausübt, dem ganzen Gesetz mit seinen Forderungen der Gerechtigkeit ausgesetzt …; darum ist nur für den, der Glauben zur Umkehr hat, der große und ewige Plan der Erlösung zuwege gebracht“ (Alma 34:16).

Glücklicherweise ist Umkehr möglich. Die schwersten Sünden müssen dem Bischof bekannt werden, damit er uns in aller Liebe helfen kann. Bei anderen Sünden mag es ausreichen, wenn wir sie dem Herrn bekennen und dem, dem wir Unrecht getan haben. Darunter fallen auch die meisten Lügen. Wenn Sie jemand getäuscht haben, entschließen Sie sich jetzt, diese Bürde abzulegen. Bringen Sie die Sache in Ordnung und schauen Sie nach vorn.

III.

Ich möchte nun darüber sprechen, wie wir es schaffen können, uns bei Belangen, die für die Ewigkeit von Bedeutung sind, nicht täuschen zu lassen. Ich gehe auf zwei Passagen in den heiligen Schriften ein. In der ersten spricht Paulus zu Timotheus, nachdem er die Warnung ausgesprochen hat, die ich bereits zitiert habe. „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und wovon du dich überzeugt hast“, schreibt er. „Du weißt, von wem du es gelernt hast.“ (2 Timotheus 3:14.) Anders gesagt: Ihr seid in der Rechtschaffenheit unterwiesen worden und habt euch auch davon überzeugt, dass das wahr ist. Bleibt also dabei! Danach erinnert Paulus seinen jungen Freund: „Du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst.“ (Vers 15.) Halten wir uns an den heiligen Schriften fest, denn ihre Lehren schützen uns vor dem Bösen.

Aus dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen lernen wir: Wenn der Herr in seiner Herrlichkeit kommt, wird von den Jüngern, die zur Hochzeit eingeladen sind, nur der Hälfte Einlass gewährt. Aus der inspirierten Erklärung dieses Gleichnisses ergibt sich die zweite Quelle, woher wir Schutz bekommen:

„Denn diejenigen, die weise sind und die Wahrheit empfangen haben und sich den Heiligen Geist als ihren Führer genommen haben und sich nicht haben täuschen lassen – wahrlich, ich sage euch: Sie werden nicht umgehauen und ins Feuer geworfen werden, sondern werden den Tag aushalten.“ (LuB 45:57.)

Der anderen Hälfte wird der Einlass verweigert, weil sie sich nicht bereitgemacht haben. Es reicht nicht aus, dass man die Wahrheit annimmt. Wir müssen uns auch „den Heiligen Geist als [unseren] Führer“ nehmen und wir dürfen uns nicht „täuschen lassen“.

Wie nehmen wir uns den Heiligen Geist als Führer? Wir müssen, wie es uns geboten worden ist, jede Woche von unseren Sünden umkehren und unsere Bündnisse erneuern, indem wir mit reinen Händen und reinem Herzen das Abendmahl nehmen (siehe LuB 59:8,9,12). Nur so können wir von Gott die Verheißung erlangen, dass „sein Geist immer mit [uns] sei“ (LuB 20:77). Dieser Geist ist der Heilige Geist. Seine Aufgabe besteht darin, uns zu lehren, uns zur Wahrheit zu führen und vom Vater und dem Sohn Zeugnis zu geben (siehe Johannes 14:26; 15:26; 16:13; 3 Nephi 11:32,36).

Damit wir nicht getäuscht werden können, müssen wir den Eingebungen dieses Geistes Folge leisten. Diesen Grundsatz lehrt der Herr in Abschnitt 46 des Buches Lehre und Bündnisse:

„Das, was der Geist euch bezeugt, von dem möchte ich, dass ihr es tut, mit aller Herzensheiligkeit, untadelig vor mir wandelnd, das Ziel eurer Errettung bedenkend, indem ihr alles mit Gebet und Danksagung tut, damit ihr nicht durch böse Geister oder Lehren von Teufeln oder die Gebote von Menschen verführt werdet. …

Darum hütet euch, dass ihr euch nicht täuschen lasst; und damit ihr nicht getäuscht werdet, sollt ihr ernstlich nach den besten Gaben trachten und immer bedenken, wozu sie gegeben sind.“ (LuB 46:7,8.)

Der Heilige Geist bewahrt uns davor, getäuscht zu werden; aber um diese große Segnung wirklich zu empfangen, müssen wir stets das tun, was nötig ist, um den Geist bei uns zu haben. Wir müssen die Gebote halten, wir müssen um Führung beten und jeden Sonntag zur Kirche gehen und das Abendmahl nehmen. Und wir dürfen nie etwas tun, was den Geist vertreibt. Insbesondere müssen wir Pornografie, Alkohol, Tabak und Drogen aus dem Weg gehen und dürfen nie, nie etwas tun, was gegen das Gesetz der Keuschheit verstößt. Wir dürfen nie etwas zu uns nehmen oder etwas mit unserem Körper tun, was den Geist des Herrn vertreibt und uns den geistigen Schutz vor Täuschung raubt.

Zum Abschluss möchte ich noch eine weitere, eine subtile Form der Täuschung ansprechen, den Gedanken nämlich, es sei ausreichend, wenn man nur hört und glaubt, ohne dass man daraufhin auch handelt. Viele Propheten haben uns vor dieser Täuschung gewarnt. Der Apostel Jakobus schreibt: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jakobus 1:22.) Und König Benjamin lehrt: „Und nun, wenn ihr an dies alles glaubt, so seht zu, dass ihr es tut.“ (Mosia 4:10.) Und in den neuzeitlichen Offenbarungen sagt uns der Herr: „Wenn ihr wollt, dass ich euch einen Platz in der celestialen Welt gebe, dann müsst ihr euch darauf vorbereiten, indem ihr das tut, was ich euch geboten und von euch verlangt habe.“ (LuB 78:7.)

Es reicht nicht aus, wenn man weiß, dass Gott lebt, dass Jesus Christus unser Erretter ist und dass das Evangelium wahr ist. Wir müssen den Königsweg gehen und diesem Wissen entsprechend handeln. Es reicht nicht aus, wenn man weiß, dass Präsident Gordon B. Hinckley der Prophet Gottes ist. Wir müssen tun, was er sagt. Es reicht nicht aus, dass man eine Berufung hat. Wir müssen unseren Aufgaben auch nachkommen. Was bei dieser Konferenz gesagt wird, ist nicht bloß Stoff zum Nachdenken. Es soll uns zum Handeln bewegen und unser Tun bestimmen.

Ich bezeuge, dass dies wahr ist. Ich bete darum, dass wir alles tun, was nötig ist, um uns gegen die Täuschungen des Teufels zu wappnen. Im Namen Jesu Christi. Amen.