2000–2009
Bleibt auf dem rechten Weg
April 2004


Bleibt auf dem rechten Weg

Betet um die Kraft, auf dem rechten Weg zu bleiben. Dieser Weg ist bisweilen einsam, aber er führt zu Frieden und Glück und allergrößter Freude.

Meine lieben jungen Freundinnen, ihr lieben jungen Damen, wir haben von dieser JD-Präsidentschaft wirklich bewegende Zeugnisse und gute Ansprachen gehört. Sie sind ganz besonders fähige und talentierte Führerinnen. Und hinter ihnen stehen ebenso fähige Frauen im JD-Ausschuss. Sie alle lassen dem Programm für die jungen Damen in aller Welt Führung angedeihen.

Nun soll ich zu euch sprechen, und ich weiß kaum, was ich sagen soll. Eure große Zahl ist schier überwältigend. In diesem großen Konferenzzentrum sind Tausende anwesend. Wir haben sogar noch Gebäude in der näheren Umgebung belegt. In Gemeindehäusern in vielen Ländern der großen, weiten Welt wird diese Konferenz empfangen.

Ihr seid so viele. Mein Herz wendet sich euch zu. Ich schätze euch. Ich ehre euch. Ich achte euch. Ihr seid eine gewaltige Streitmacht des Guten.

Ihr seid die Kraft von heute und die Hoffnung für morgen.

Ihr seid die Summe aller vorangegangenen Generationen und die Verheißung dessen, was dereinst sein wird.

Ihr müsst wissen, und es ist euch ja schon gesagt worden: Ihr seid in dieser Welt nicht allein. Ihr seid Hunderttausende. Es gibt euch Mädchen in vielen Ländern; ihr sprecht verschiedene Sprachen. Und jede von euch trägt etwas Göttliches in sich.

Niemand kommt euch gleich. Ihr seid Töchter Gottes.

Etwas Schönes, Heiliges und Göttliches ist euch mitgegeben. Vergesst das nie. Euer ewiger Vater ist der große Herr des Universums. Er herrscht über alles, und doch hört er die Gebete seiner Töchter, und er achtet auf das, was ihr ihm sagt. Er erhört eure Gebete. Er lässt euch nicht allein.

Und in stillen Momenten denke ich über die Zukunft mit all ihren wundervollen Möglichkeiten und ihren schrecklichen Versuchungen nach. Ich frage mich, was ihr in den nächsten zehn Jahren wohl erleben werdet. Wo werdet ihr dann sein? Was werdet ihr dann tun? Das hängt von den Entscheidungen ab, die ihr trefft. Einige scheinen jetzt vielleicht unwesentlich, sind aber folgenschwer.

Jemand hat einmal gesagt: „Es kann sich in alle Ewigkeit auswirken, ob wir heute das Rechte oder das Falsche tun“ (James Freeman Clarke, Elbert Hubbard’s Scrap Book, Seite 95).

Was immer ihr werden wollt – ihr habt die Anlagen dazu in euch. Ihr habt einen Verstand und einen Körper und einen Geist. Wenn diese drei zusammenwirken, könnt ihr den Königsweg beschreiten, der zu hohen Leistungen und zum Glücklichsein führt. Allerdings kostet das Mühe, Opfer und Glauben.

Unter anderem muss ich euch sagen, dass ihr euch so viel Bildung aneignen müsst, wie ihr nur könnt. Das Leben ist undurchschaubar und erbarmungslos geworden. Ihr könnt nicht erwarten, dass euch etwas in den Schoß fällt. Von euch wird erwartet, dass ihr euch sehr anstrengt und eure besten Talente einsetzt, um zu der wundervollen Zukunft zu gelangen, die in euch steckt. Ab und zu wird es wahrscheinlich eine herbe Enttäuschung geben. Aber euch werden auf dem Weg viele Helfer begegnen, die euch Mut machen und euch die Kraft geben, weiterzugehen.

Vor kurzem habe ich einen guten Freund im Krankenhaus besucht. Ich beobachtete die diensthabenden Krankenschwestern. Sie waren sehr kompetent. Es war beeindruckend, wie sie immer wussten, was vorging und was zu tun war. Sie waren ganz offensichtlich gut ausgebildet. In jedem Zimmer hing ein Leitspruch an der Wand. Er lautete: „Spitzenleistungen sind unser Ziel.“

Ausbildung kann ungeheuer viel ausmachen. Ausbildung eröffnet Möglichkeiten. Sie fordert einen, weil man ständig dazulernt und durch Disziplin gestärkt und gekräftigt wird. Vielleicht habt ihr nicht genügend Geld für die Ausbildung, die ihr euch wünscht. Versucht, mit eurem Geld möglichst lange auszukommen, und nehmt Stipendien und Darlehen in Anspruch, sofern ihr sie zurückzahlen könnt.

Aus diesem Grund ist der Ständige Ausbildungsfonds ins Leben gerufen worden. Wir haben festgestellt, dass ein paar Dollar jungen Männern und Frauen die Möglichkeit eröffnen können, sich die Ausbildung anzueignen, die sie brauchen. Der Empfänger schließt seine Ausbildung ab und zahlt das geliehene Geld zurück, damit ein anderer dieselbe Gelegenheit nutzen kann.

Die Erfahrung zeigt, dass man mit Ausbildung drei-, viermal so viel verdient wie ohne Ausbildung. Stellt euch das nur vor!

Dieses Programm gibt es zwar nicht überall, aber doch dort, wo einige von euch leben; und es könnte sich als großer Segen für euch erweisen.

Seid auf eurem Lebensweg besonders achtsam, was eure Freunde betrifft. Von Freunden kann Gutes oder Böses kommen. Helft großzügig denen, die Kummer haben oder denen es nicht so gut geht. Haltet euch aber an Freunde, die so sind, wie ihr seid – an Freunde, die euch Mut machen, die euch beistehen, die so leben, wie auch ihr leben wollt, die an derselben Art Unterhaltung Gefallen finden und dem Bösen widerstehen, dem auch ihr widerstehen wollt.

Um seinen großen Plan des Glücklichseins zu erfüllen, hat unser Schöpfer es so eingerichtet, dass Jungen sich instinktiv für Mädchen interessieren und Mädchen für Jungen. Diese machtvolle Neigung kann wunderschöne Erlebnisse mit sich bringen, sie kann aber auch zu ganz schrecklichen Erfahrungen führen. Wenn man sich so in der Welt umsieht, hat es den Anschein, als sei die Sittlichkeit über Bord geworfen worden. Überall werden alte Maßstäbe missachtet. Eine Studie nach der anderen belegt, dass altbewährte Grundsätze aufgegeben werden. Selbstdisziplin kennt niemand mehr, und inzwischen ist häufiger Partnerwechsel geradezu üblich.

Aber, liebe Freundinnen, wir können nicht akzeptieren, was in der Welt gang und gäbe ist. Euer Maßstab als Mitglied der Kirche ist höher und anspruchsvoller. Wie die Stimme vom Sinai legt er fest, dass wir unseren Neigungen nicht freien Lauf lassen dürfen. Wir müssen unsere Wünsche im Zaum halten. Eine andere Lebensweise bietet euch keine Zukunft. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass der Herr Umkehr und Vergebung möglich gemacht hat. Dennoch: Wenn man der Versuchung nachgibt, kann das wie eine Wunde sein, die anscheinend nie verheilt und immer eine hässliche Narbe hinterlässt.

Anständige Kleidung und ein anständiges Verhalten tragen dazu bei, euch vor Versuchung zu schützen. Vielleicht ist es nicht einfach, anständige Kleidung zu finden, aber wenn man sich bemüht, findet man sie doch. Manchmal wünschte ich, jedes Mädchen hätte Zugang zu einer Nähmaschine und könnte damit auch umgehen. Dann könnte es sich selbst hübsche Kleider nähen. Aber dieser Wunsch ist wohl unrealistisch. Ich kann jedoch ohne Zögern sagen: Ihr könnt attraktiv sein, ohne Anstoß zu geben. Eure Kleidung und euer Verhalten können erfrischend, belebend und erbaulich sein. Wenn man euch anziehend findet, kommt das von eurer Persönlichkeit, nämlich von der Summe all eurer individuellen Eigenschaften. Seid fröhlich! Lächelt! Habt Spaß. Aber setzt euch einen festen Rahmen; zieht sozusagen eine Linie, die ihr nicht überschreitet.

Über diejenigen, die Ratschläge verwerfen, sagt der Herr, dass sie „stolpern und fallen, wenn die Stürme herabfahren und die Winde wehen und die Regen fallen und an ihr Haus stoßen“ (LuB 90:5).

Haltet euch von schlüpfriger Unterhaltung fern. Sie mag verlockend sein, aber in allzu vielen Fällen ist sie entwürdigend. Ich möchte in dieser Hinsicht nicht prüde sein, ich möchte nicht als Miesmacher gelten. Ich möchte nicht für einen alten Mann gehalten werden, der die Jugend und ihre Probleme nicht kennt. Ich weiß durchaus einiges darüber, und aus meinem Herzen und aus meiner Liebe heraus flehe ich euch an: Bleibt auf dem rechten Weg. Habt Spaß mit guten Freunden. Singt und tanzt, geht schwimmen und wandern, führt gemeinsam Projekte durch, und genießt das Leben mit Begeisterung.

Haltet euren Körper in Ehren. Der Herr nennt ihn einen Tempel. So viele Leute entstellen heutzutage ihren Körper mit einer Tätowierung. Wie kurzsichtig das doch ist. Man bleibt das Leben lang damit gezeichnet. Tätowierungen zu entfernen ist immer schwierig und teuer. Ich kann nicht verstehen, warum ein Mädchen so etwas auf sich nimmt. Ich bitte euch: Meidet derartige Entstellungen.

Und da ich schon über das spreche, was zu meiden ist, komme ich wieder auf Drogen zu sprechen. Experimentiert bitte nicht damit. Haltet euch von ihnen fern, als wären sie eine üble Krankheit, denn genau das sind sie.

Geht nie davon aus, dass ihr es alleine schafft. Ihr braucht dazu die Hilfe des Herrn. Zögert nie, euch an einem ruhigen Ort niederzuknien und mit ihm zu sprechen. Das Beten ist etwas Wundervolles und Großartiges. Bedenkt nur: Wir können tatsächlich mit dem Vater im Himmel sprechen. Er hört und er antwortet; aber wir müssen auf diese Antwort auch achten. Nichts ist zu problematisch, nichts zu unwichtig, als dass man es ihm nicht sagen könnte. Er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Matthäus 11:28.) Und weiter sagt er: „Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ (Vers 30.)

Das bedeutet einfach, dass letztendlich seine Lebensweise leicht zu tragen und dass auf seinem Pfad leicht zu wandeln ist. Paulus schrieb den Römern: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Römer 14:17.)

Der Glaube an den Herrn Jesus Christus muss das Leitlicht vor euch sein, der Polarstern an eurem Himmel.

Präsident George Albert Smith hat immer gesagt, dass man auf der Seite des Herrn bleiben muss. Das ist wirklich sehr wichtig.

Vor vielen Jahren habe ich bei der Konferenz eine Geschichte erzählt, die ich heute noch einmal erzählen will. Es geht um einen Baseball-Spieler. Ich weiß wohl, dass Baseball mancherorts nicht sonderlich bekannt ist. Vielleicht ist euch Baseball ziemlich gleichgültig. Aber die Geschichte birgt eine wichtige Lektion in sich.

Es geschah 1912 während der World Series, und zwar im Finale, wo der Gesamtsieger ermittelt werden sollte. Es stand 2:1 für die New York Giants, die am Zug waren. Die Boston Red Sox stellten den Werfer. Der Mann mit dem Schläger traf gut, und der Ball flog in hohem Bogen davon. Zwei New Yorker Spieler rannten los. Im Mittelfeld zeigte Fred Snodgrass an, dass er den Ball fangen wollte. Er stand genau unter dem Ball, und der fiel in seinen Handschuh. Aber er hielt ihn nicht fest. Der Ball entglitt ihm und fiel zu Boden. Die Menge schrie auf. Die Fans trauten ihren Augen nicht: Snodgrass ließ den Ball fallen! Dabei hatte er ja schon hunderte Bälle gefangen. Aber jetzt, im entscheidenden Augenblick, rutschte ihm der Ball aus der Hand, und die Red Sox wurden schließlich Weltmeister.

Snodgrass spielte auch in der kommenden Saison wieder und war noch neun Jahre lang ein hervorragender Baseball-Spieler. Er wurde 86 Jahre alt und starb 1974. Aber nach diesem einen Fehler hörte er 62 Jahre lang von jedem, dem er vorgestellt wurde, dasselbe: „Ach ja, Sie haben doch damals den Ball fallen lassen.“

Leider erleben wir ständig, dass jemand den Ball fallen lässt. Da gibt es die Schülerin, die meint, sie habe alles ganz gut im Griff, aber unter dem Druck der Abschlussprüfung geht alles schief. Dann gibt den äußerst vorsichtigen Autofahrer, der in einem einzigen unachtsamen Augenblick in einen tragischen Unfall verwickelt wird. Dann ist da der Angestellte, der eine Vertrauensstellung innehat. Aber auf einmal gerät er in eine Versuchung, der er nicht widerstehen kann. Ein Stempel wird ihm aufgedrückt, und der scheint nie wieder völlig zu verschwinden.

Es gibt den plötzlichen Wutausbruch, an dem eine alte Freundschaft zerbricht. Es gibt die kleine Sünde, die irgendwie immer mehr um sich greift und schließlich dazu führt, dass man sich von der Kirche abwendet.

Da hat jemand sein Leben lang anständig gelebt, und dann kommt es zu einer einmaligen sittlichen Entgleisung, die einen von da an immerzu verfolgt und die sich niemals aus dem Gedächtnis löschen lässt.

Das alles sind Augenblicke, in denen jemand den Ball fallen lässt. Da mag man noch so viel Selbstvertrauen gehabt haben. Man war vielleicht ein wenig eingebildet und dachte: „Ich muss mich eigentlich nicht anstrengen.“ Aber dann greift man nach dem Ball, und der rutscht durch den Handschuh und fällt zu Boden. Ja, es gibt die Umkehr. Natürlich gibt es Vergebung. Man wünscht sich, vergessen zu können. Aber der Ball, den man hat fallen lassen, bleibt irgendwie noch lange im Gedächtnis.

Ihr lieben, wunderbaren Mädchen, ich spreche mit väterlicher Liebe im Herzen zu euch. Ich danke euch, dass ihr bislang so weit gekommen seid. Ich bitte euch: Gebt nie auf; legt fest, was ihr erreichen wollt, haltet euch daran und geht unerschrocken vorwärts – ungeachtet jeder Versuchung, die sich euch entgegenstellt, und jeder Macht, die euch in den Weg kommt.

Ich bete darum, dass ihr euer Leben nicht vergeudet, sondern dass es gute und immerwährende Frucht trägt. Die Jahre werden vergehen, und ich bin dann nicht mehr hier, um zu sehen, was ihr aus eurem Leben gemacht habt. Aber es gibt viele, sehr viele, die auf euch zählen und deren Frieden und Glück von euch abhängen. Und vor allem gibt es den Vater im Himmel, der euch auf ewig liebt, denn ihr seid ja seine Töchter.

Ich möchte das unterstreichen: Wenn ihr einen Fehler macht, kann er vergeben werden, kann er überwunden werden. Ihr könnt euch über ihn erheben. Ihr könnt vorwärts gehen auf dem Weg zu Erfolg und Glück. Ich hoffe aber, dass euch solch schlimme Erfahrungen erspart bleiben, und ich bin sicher, dass dem so sein wird, wenn ihr euch nur fest vornehmt und um die Kraft betet, auf dem rechten Weg zu bleiben. Dieser Weg ist bisweilen einsam, aber er führt zu Frieden und Glück und allergrößter Freude in diesem Leben und in alle Ewigkeit.

Darum bete ich im Namen dessen, der sein Leben gegeben hat, damit wir ewig leben können, nämlich des Herrn Jesus Christus. Amen.