1990–1999
Die geistige Kraft der Taufe
April 1999


Die geistige Kraft der Taufe

Wie läßt sich die Kraft des Geistes durch die Taufe auch auf den Grundsatz der Schicklichkeit beziehen? Wir hoffen, daß ihr euch unter anderem durch die Art, wie ihr euch kleidet, von der Welt unterscheidet.

Meine lieben jungen Freundinnen, wir lieben euch so sehr! Ich empfinde es als Segen, daß ich heute bei euch sein kann. Vor nicht allzu langer Zeit stellte Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf die Frage: “Wissen unsere Mädchen eigentlich, was ihr Taufbund bedeutet?” Und er fügte hinzu: “Erklären Sie es ihnen bitte!” Ich weiß noch, daß ich mich selbst fragte: “Ist mir eigentlich klar, was mein Taufbund bedeutet?” Sprechen wir heute abend also kurz darüber, was es wirklich bedeutet, ein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu werden, und inwiefern die Taufe uns ein Segen sein kann. Der Erretter hat unsere Taufe damit verglichen, daß man von neuem geboren wird.

Denkt bitte einmal an zwei der bedeutendsten Augenblicke eures Lebens: einmal an den Tag eurer Geburt und zweitens an den Tag eurer Taufe ­ zwei ganz wesentliche Geburtstage in diesem Leben. An den Tag seiner Geburt kann sich keiner erinnern. Ihr könnt euch bloß vorstellen, wie eure Mutter euch fest im Arm gehalten und sich vorgestellt haben mag, was einmal aus euch werden wird.

Euch an den Tauftag, euren zweiten Geburtstag, zu erinnern, fällt da schon leichter. Lan-Ting, ein Bienenkorbmädchen von den Philippinen, hat über ihre Taufe folgendes geschrieben: “Ich hatte ein Gefühl, als wäre ich von neuem geboren worden. Was für ein außergewöhnliches Gefühl, rein, sündenlos zu sein! Die Tränen meiner Mutter flossen wie ein Strom von Perlen, und ich sah, daß es Tränen der Freude waren. Meine Mutter sagte mir aufrichtig: Lan-Ting, heute kann ich mit Erleichterung sagen, daß ich dich dem Herrn anvertraue. Ich vertraue darauf, daß er dich auf deinem Lebensweg begleiten wird.’” (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Die Taufe ist unsere geistige Neugeburt. Sie reinigt uns von Kopf bis Fuß, und dank der Gabe des Heiligen Geistes kann der Erretter uns zur Seite stehen. Er begleitet uns alle auf unserem Lebensweg.

Bei der Taufe und der Konfirmierung geschieht viererlei: Erstens werden wir Mitglied der Kirche Christi und verpflichten uns, ihm nachzufolgen; zweitens werden uns unsere Sünden vergeben; drittens dürfen wir dadurch ins celestiale Reich eintreten; und viertens ist die Taufe der Schlüssel zur Heiligung. Wir werden also geheiligt.

Die ersten drei Punkte sind klar. Ich möchte heute abend über den vierten Punkt sprechen, nämlich darüber, daß wir geheiligt werden. Was bedeutet es, geheiligt zu werden? Ihr seid anders geworden, weil ihr den Heiligen Geist empfangen habt. Ihr seid ein anderer Mensch. Das bedeutet, daß ihr nicht mehr zur Welt gehören könnt, es gibt keine Rückkehr mehr dorthin. Elder Hales hat gesagt: “Machen Sie den Mädchen klar, daß sie durch die Taufe aus der Welt’ und ins Reich Gottes’ kommen.” (Notizen von der Sitzung des JD-Hauptausschusses vom 5. Dezember 1997.) Ihr wurdet aus der Finsternis ins Licht Christi gebracht, und damit beginnt ein ganz neues Leben.

Elder Henry B. Eyring, ein weiteres Mitglied des Kollegiums der Zwölf, hat von seiner Taufe erzählt. Auf dem Weg nach Hause dachte er immerzu: “Jetzt ist leider die Zeit vorbei, wo ich einfach tun und lassen konnte, was ich wollte.” Und das ist so. Nach der Taufe sind wir alle für alles, was wir tun, selbst verantwortlich, und das ist ein Segen.

Es gibt da die Geschichte vom Sohn König Ludwigs XVI. von Frankreich: Als junger Mann wurde er von bösen Männern gefangengenommen, die den König stürzten. Sechs Monate lang wurde er mit jeder Art von Schlechtigkeit und Gemeinheit konfrontiert, und doch ließ er sich niemals darauf ein. Das erstaunte seine Wächter, und sie fragten ihn, woher seine sittliche Kraft stamme. Seine Antwort lautete einfach: “Ich kann nicht tun, was ihr von mir verlangt, denn ich bin zum König geboren.” (Siehe Bischof Vaughn J. Featherstone, “The King’s Son,” New Era, November 1975, 35.) Ihr seid dazu geboren, Töchter eines Königs zu sein. Bei der Taufe sind euch die Segnungen des Königtums verheißen worden, wenn ihr euch heiligt und heilig werdet.

Wie geht das nun? Wie können wir heiliger werden, um Anspruch auf unser königliches Erbe zu erheben? Christus hat gesagt: “Folgt mir nach und tut das, was ihr mich habt tun sehen!” (2 Nephi 31:12.)

Ich möchte euch von einigen Mädchen berichten, die im Licht Christi leben:

Ein Lorbeermädchen aus Arizona schreibt: “Es war Oktober, und der jährliche Schulball sollte bald stattfinden. Ich war allerdings erst fünfzehneinhalb, als mich ein Junge zu dem Ball einlud. Ich überlegte, ob ich nicht zusagen und ihn auf dem Ball treffen sollte. Meine Eltern hätten nichts davon erfahren. Aber dann wurde mir klar, daß es nicht darum geht, ob meine Eltern es wissen oder nicht. Der Vater im Himmel und Jesus Christus wissen es immer, und sie sind ausschlaggebend. Ich bin nicht auf den Ball gegangen, sondern habe statt dessen ein paar Freundinnen zu mir nach Hause eingeladen. Ich fühlte mich glücklich und frei und voller Leben!” (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Ein Bienenkorbmädchen namens Rebecca hat uns diesen Auszug aus ihrem Tagebuch geschickt: “Manchmal kommt mir die Schule schon sehr schwer vor: Wir haben da einen Jungen in der Klasse, der ständig flucht. Ich bete dann immer kurz und bitte darum, daß ich nicht auf ihn achte, damit mir seine Ausdrücke nicht im Sinn bleiben. Und es funktioniert! Durch Beten läßt sich auch das kleinste Problem lösen.” (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Ein anderes Mädchen sagt: “Im vergangenen Jahr hatte ich nicht viele Freundinnen, aber ich war deswegen nicht betrübt, denn der Friede des Geistes hat meine Seele erfüllt… . Selbst wenn ich mich manchmal einsam oder unter Menschen unbeholfen fühle, ist doch der Herr immer für mich da.” (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Ein Rosenmädchen aus Utah schreibt: “Das vergangene Jahr war ziemlich schwer für mich. Ich hatte Probleme, verlor den Geist, und dann passierte etwas Schlimmes. Ich redete mit meinem Bischof. Wahrscheinlich hatte ich noch nie zuvor solche Angst gehabt. Aber der Herr war dort mit mir, er hielt meine zitternde Hand. Ich wußte, daß mir vergeben werden kann. Es war nicht leicht: Ich mußte demütig werden, umkehren und wieder lernen, zu beten. Aber er war immer da. Er hat mich keine Minute allein gelassen. Ich habe beides erlebt, aber nur die Seite mit dem Licht ist erstrebenswert.” (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Danke, vielen Dank ihr Mädchen, daß es euer Wunsch ist, dem Licht des Erretters zu folgen. Jede von euch erlebt auch schwierige Zeiten, aber ihr wißt ja, woher ihr die Kraft des Geistes bekommt. Jedesmal, wenn ihr betet oder Zeugnis gebt oder für das Rechte einsteht, schließt ihr die Mächte des Bösen aus eurem Leben aus.

Seid ihr euch, wenn ihr in der Schule unter euren Mitschülern den Gang entlang geht, dessen bewußt, daß ihr anders seid? Ihr seid nicht besser als sie, aber euer Wissen vom Erretter und eure Verpflichtung ihm gegenüber machen euch anders. Das kann ein Vorteil, ein Segen sein.

Für manche unter euch ist Schicklichkeit ein recht heikles Thema. Wie läßt sich die Kraft des Geistes durch die Taufe auch auf den Grundsatz der Schicklichkeit beziehen? Wir hoffen, daß ihr euch unter anderem durch die Art, wie ihr euch kleidet, von der Welt unterscheidet. Marcie Matthews ist ein Lorbeermädchen aus Chicago in Illinois. Sie schreibt:

“1998 habe ich erlebt, wie all die JD-Lektionen, die Ansprachen und die Ratschläge zusammengewirkt haben. Ich bin ein ganz normales Mormonenmädchen. Es fällt mir nicht immer leicht, mein Leben im Griff zu haben. Ich setze mir ständig Ziele, die mein Zeugnis und meine Grundsätze stark halten sollen.

Vor kurzem hatten wir eine JD-Aktivität zum Thema Schicklichkeit. Bisher hatte ich immer, wenn die Sprache darauf gekommen ist, gemeint, ich kleide mich doch schicklich, obwohl ich eigentlich wußte, daß es da noch etwas zu verbessern gab. Ich trug Shorts und kurze Röcke. Das war diese eine Schwäche, die ich ja kannte, aber ich hatte sie ziemlich verdrängt. Jeder trug doch Shorts, noch kürzere Shorts, Miniröcke. Ich hatte mir meine von meinem eigenen Geld gekauft. Und dann sprachen wir im Unterricht über Schicklichkeit. Ich ging nach Hause und war bereit, alles aus meinem Schrank zu entfernen, was nicht schicklich war, um mich davon nicht mehr in Versuchung führen zu lassen. Später sprach ich mit meinen Eltern. Ich hatte wohl insgeheim gehofft, sie würden mir sagen, meine Kleidung sei schon in Ordnung, dann hätte ich mich ja nicht ändern müssen.

Am Abend sagte mir mein Vater dann, er sei stolz auf mich, und er wollte mir ein paar knielange Kleider für die Kirche kaufen. Als nächstes schaute ich meine Kleidung durch und gab vieles weg. Es war nicht einfach für mich, mich von meinen Lieblingsröcken und den Shorts zu trennen, die ich so gerne trug. Aber ich schaffte es. Niemand wird mich jemals wieder in ganz kurzen Shorts oder in einem Minirock sehen.

Ich habe mich noch nie besser gefühlt. Ich habe Freude daran, in den Tempel und zur Kirche zu gehen und mir dabei dessen bewußt zu sein, daß ich ein Kind Gottes bin und ihn … durch die Kleidung, die ich trage, repräsentiere. Die Jungs, die mich kennen, sagen es vielleicht nicht, aber sie respektieren mich jetzt mehr. Es ist schon angenehm, wenn man weiß, daß man aufgrund seiner Person angesprochen wird, und nicht aufgrund dessen, wie man gekleidet ist.

Ich fordere jedes Mädchen auf, das gleiche zu tun. Es wird euch helfen, zu erkennen, wer ihr seid und wofür ihr eintretet. Wenn wir etwas aufgeben, was Teil unseres Lebens ist, bekommen wir mehr Segnungen, als wir uns vorstellen können. (Der Brief befindet sich im JD-Büro.)

Das wundervolle Beispiel, das uns Marcie gegeben hat, faßt gut zusammen, was auch der JD-Leitgedanke aussagt. Darin heißt es: “Wir wollen allzeit und in allem, wo auch immer wir uns befinden, als Zeugen Gottes auftreten ­ somit auch in allen Ballkleidern.

Wir haben über die Kraft des Geistes gesprochen, die uns durch die Taufe zuteil wird. Diese Kraft können wir jede Woche neu in Anspruch nehmen, indem wir würdig das Abendmahl nehmen. “Es gibt in sprachlicher Hinsicht nichts Wundervolleres als die Abendmahlsgebete. Lernen Sie die Bündnisse und Verheißungen im Gebet über das Brot und über das Wasser auswendig.” (Elder Dallin H. Oaks, Notizen im Besitz der Sprecherin.) Denkt darüber nach, damit es euch zum Segen gereichen kann.

Ich bete darum, daß ihr auf euren Taufbund achthabt und ihn ernst nehmt. Wenn ihr betet ­ ganz besonders, wenn ihr am Samstagabend betet ­ bittet doch den Vater im Himmel, daß er euch hilft, euch bereitzumachen, so daß diese Kraft des Geistes in eurem Leben wirksam wird, wenn ihr das Abendmahl nehmt. Ich sage euch das in Liebe und gebe euch mein Zeugnis. Im Namen Jesu Christi, amen.