1990–1999
Gefahr im Verzug
April 1998


Gefahr im Verzug

Im Leben der jungen Männer von heute findet ein Kampf statt, der weitreichende Folgen hat. Einfach gesagt, ist es der Kampf zwischen richtigem Handeln und falschem Handeln.

Am 16. Juli 1945 fuhr die USS Indianapolis von dem Marinehafen Mare Island in Kalifornien mit einer geheimen Ladung nach der Marianen-Insel Tinian. Zur Ladung gehörte hochentwickeltes Kriegsmaterial, das den Zweiten Weltkrieg mit allem Leiden, allen Gewissensqualen und allem Sterben beenden konnte. Die Fracht wurde am 26. Juli abgeliefert, und das Schiff machte sich ohne Geleitschutz auf den Weg nach Leyte auf den Philippinen.

Weil der Weg bei den Philippinen durch feindliche Gewässer führte, hatte der Kapitän Befehl, nach eigenem Ermessen einen Zickzack-Kurs einzuschlagen, um nicht vom Feind entdeckt und angegriffen zu werden. Das tat er aber nicht. Kurz vor Mitternacht am 29. Juli 1945, einem Sonntag, wurde der schwere Kreuzer auf seinem Weg nach Leyte von einem feindlichen Unterseeboot entdeckt. Das U-Boot konnte leicht der Entdeckung entgehen, da es auf Sehrohrtiefe blieb. Es schoß aus fünfzehnhundert Metern Entfernung eine Fächersalve Torpedos ab. Die Torpedos erreichten ihr Ziel, und durch die Explosion von Munition und Treibstoff wurden Bug und Maschinenraum des Kreuzers zerstört. Ohne Strom konnte der Funkoffizier keinen Notruf senden. Als der Befehl kam, das Schiff zu verlassen, mußte er von Mund zu Mund weitergegeben werden, weil es keine andere Kommunikationsmöglichkeit gab. Nur zwölf Minuten nach dem Treffer hob sich das Heck des Schiffs dreißig Meter hoch aus dem Wasser, und dann versank der Kreuzer in den Tiefen des Meeres.

Von den fast zwölfhundert Mann Besatzung starben etwa vierhundert sofort oder gingen mit dem Schiff unter. Ungefähr achthundert überlebten den Untergang und trieben im Wasser.

Vier Tage später, am 2. August 1945, sah der Pilot einer Lockheed Ventura auf einem Patrouillenflug eine ungewöhnliche ölspur auf dem Wasser und verfolgte sie vierundzwanzig Kilometer weit. Dann sichteten die Männer im Flugzeug die Matrosen, die nach dem Untergang der Indianapolis noch am Leben waren.

Nun begann eine große Rettungsaktion. Schiffe eilten herbei, und Flugzeuge warfen Nahrungmittel, Trinkwasser und überlebensausrüstung ab. Von den achthundert Matrosen lebten nur noch dreihundertsechzehn. Die anderen waren dem gefährlichen, von Haifischen wimmelnden Meer zum Opfer gefallen.

Zwei Wochen später war der Zweite Weltkrieg beendet. Der Untergang der Indianapolis, die letzte große Marinetragödie des Zweiten Weltkriegs, wurde zur Legende.

Können wir aus dem schrecklichen Erlebnis der Männer an Bord der Indianapolis etwas lernen? Sie waren in Gefahr. Der Feind war auf der Jagd nach ihnen. Das Kommando, einen Zickzack-Kurs einzuschlagen, wurde nicht beachtet. Das Schiff fuhr einfach weiter und war so eine leichte Beute für den Feind. So kam es zur Katastrophe.

An dem Tag, als die Indianapolis nach Leyte abfuhr, trat ich in die Marine der Vereinigten Staaten ein. Im Ausbildungslager der Marine in der Nähe von San Diego ertrug ich die außerordentlich harte Grundausbildung und das intensive Kampftraining.

Endlich kam der erste Urlaub. Uns wurde gesagt, daß alle, die schwimmen konnten, mit dem Marinebus nach San Diego fahren dürften. Die übrigen mußten zum Schwimmunterricht zurückbleiben. Wie froh war ich, daß ich schon seit vielen Jahren schwimmen konnte! Dann kam ein unerwarteter Befehl. Wir, die wir gesagt hatten, daß wir schwimmen konnten, wurden weggeführt ­ nicht zu dem wartenden Bus, sondern zum Schwimmbecken. Wir versammelten uns am tiefen Ende des Beckens, mußten uns ausziehen und dann nacheinander ins Becken springen und ans andere Ende schwimmen. Die meisten schafften das mühelos und freuten sich auf die Busfahrt nach San Diego. Aber es waren Männer dabei, die nicht die Wahrheit gesagt hatten. Sie hatten behauptet, schwimmen zu können, obwohl das gar nicht stimmte. Die Unteroffiziere ließen sie erst zwei, drei Mal im Wasser untergehen und hielten ihnen dann eine Bambusstange hin und zogen sie heraus. Was lernten sie daraus? Sag die Wahrheit. Das könnte dir das Leben retten, wenn du in Gefahr bist.

Auf dem Weg durch das Erdenleben geraten wir manchmal in Gefahr. Gibt es eine Landkarte, die uns sicher führt? Gibt es jemand, den wir um Hilfe bitten können?

Ich möchte heute Abend sechs Verkehrszeichen vorstellen, die uns sicher führen, wenn wir sie beachten und befolgen.

  1. Such dir gute Freunde.

  2. Frag deine Eltern um Rat.

  3. Studiere das Evangelium.

  4. Befolg die Gebote.

  5. Diene in Liebe.

  6. Bete zielgerichtet.

Im Leben der jungen Männer von heute findet ein Kampf statt, der weitreichende Folgen hat. Einfach gesagt ist es der Kampf zwischen richtigem Handeln und falschem Handeln.

In früherer Zeit hat Moroni folgenden Rat erteilt: „Denn siehe, jedem Menschen ist der Geist Christi gegeben, damit er Gut von Böse unterscheiden könne; darum zeige ich euch, wie ihr urteilen sollt; denn alles, was einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, daß man an Christus glaubt, geht von der Macht und Gabe Christi aus; darum könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, daß es von Gott ist. Aber alles, was den Menschen dazu bewegt, daß er Böses tut und nicht an Christus glaubt und ihn verleugnet und nicht Gott dient, davon könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, daß es vom Teufel ist.“

Jetzt möchte ich zu jedem der eben erwähnten sechs Verkehrszeichen, die euch vor Gefahr schützen, ein, zwei Gedanken äußern:

  1. Such dir gute Freunde. Eure Freunde tragen dazu bei, eure Zukunft zu bestimmen. Man neigt dazu, wie seine Freunde zu werden und dort zu sein, wo sie hingehen. Vergeßt nicht: der Weg, auf dem wir in diesem Leben gehen, führt zu dem Weg, den wir im Jenseits gehen werden.

  2. Frag deine Eltern um Rat. Eure Mutter, euer Vater, eure ganze Familie liebt euch und betet darum, daß ihr immer glücklich sein mögt. Väter, seid euren Söhnen ein Vorbild. Zeigt ihnen den Weg. Geht in Rechtschaffenheit und Glauben mit ihnen.

  3. Studiere das Evangelium. Jesus lädt uns ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.

  4. Befolg die Gebote. Entschließt euch, Gott zu dienen. Lernt sein Wort und befolgt es.

  5. Diene in Liebe. Von „The Spoken Word“ kommt dieser Rat: „Wir sind es uns selbst schuldig, daß wir unsere Talente entdecken und nach Gelegenheiten suchen, andere daran teilhaben zu lassen. Und wir sind es unserer Familie, unseren Freunden und unseren Nächsten schuldig, unsere Fähigkeiten hilfreich einzusetzen. Wenn wir uns mutlos, einsam oder manchmal nutzlos fühlen, müssen wir daran denken, daß Gott jedem von uns große Möglichkeiten gegeben hat. Wir alle haben einen Platz im Leben und auch im Leben derer, die wir lieben.“

  6. Bete zielgerichtet. Bei Gott ist alles möglich. Ihr Männer im Aaronischen Priestertum, ihr Männer im Melchisedekischen Priestertum, denkt an das Gebet des Propheten Joseph in dem Wald, den wir heilig nennen. Schaut euch um und betrachtet das Ergebnis dieses Gebets. Das Beten bringt uns geistige Kraft. Durch Beten findet man Frieden.

Brüder, sind wir auf die Reise des Lebens vorbereitet? Das Meer des Lebens kann zeitweise sehr stürmisch sein. Die Wogen seelischer Konflikte können um uns herum hochschlagen. Legt euren Kurs fest, seid vorsichtig und befolgt diese Sicherheitsregeln.

  1. Such dir gute Freunde.

  2. Frag deine Eltern um Rat.

  3. Studiere das Evangelium.

  4. Befolg die Gebote.

  5. Diene in Liebe.

  6. Bete zielgerichtet.

Wenn wir das tun, werden wir sicher über das Meer des Lebens fahren und den Heimathafen erreichen, nämlich das celestiale Reich Gottes. Dann bekommen wir als Seefahrer des Erdenlebens vielleicht das Lob: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener… . Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.“

Um diesen Segen bete ich inbrünstig im Namen Jesu Christi, amen.