1990–1999
Die Familie: Zuflucht und Heiligtum
Oktober 1997


Die Familie: Zuflucht und Heiligtum

Möge die Proklamation an die Welt zum Thema Familie zur Richtlinie und zum Maßstab werden, an dem wir unsere Familie ausrichten und nach dem wir unsere Kinder erziehen.

Ich bete demütig, der Geist der Wahrheit möge mit uns sein, damit wir „einander verstehen” und erbaut werden und uns miteinander freuen.1

Wie Nephi stamme auch ich „von guten Eltern, und darum ist mir von allem Wissen meines Vaters etwas beigebracht worden … [und] hat mir der Herr auch immer viel Gunst erwiesen”.2

Mein Vater war mir ein wundervolles Vorbild an Liebe, Glauben, Redlichkeit und Verpflichtung zum Evangelium. Meine Mutter starb, als ich sieben war, aber sie hatte mich, als ich noch ein kleiner Junge war, die Wahrheiten des Evangeliums gelehrt. Sie war eine Frau mit großem Glauben; aufgrund ihres Glaubens und ihrer Gebete und einer wundersamen Heilung kann ich heute mit dem linken Auge noch sehen. Vater war verreist. Ich verbrannte mir die Pupille des Auges mit einem heißen Deckelgriff von unserem Holzofen. Mutter übte ihren Glauben und betete inbrünstig zum himmlischen Vater, während sie mich liebevoll in den Armen hielt. Ihr Beten wurde erhört, und mein Auge heilte. Ich bin sehr dankbar, daß ich in einer liebevollen Familie mit guten Eltern aufgewachsen bin.

Die Familie ist heute größeren Bedrohungen und Herausforderungen ausgesetzt als je zuvor. Heute verbringen weniger als die Hälfte der Kinder, die in den Vereinigten Staaten und in vielen anderen Ländern der Erde geboren werden, ihre gesamte Kindheit in einer intakten Familie.3 Es gibt immer mehr Untreue, Scheidung, Abtreibung und verlassene Familien. Der Vater geht seiner traditionellen Rolle als Versorger, Ernährer, Beschützer, sittlicher Erzieher und Oberhaupt der Familie immer rascher verlustig.

Von 1960 bis 1990, also innerhalb von 30 Jahren, haben in den Vereinigten Staaten die außerehelichen Geburten um fünfhundert Prozent zugenommen, die Scheidungsrate um vierhundert Prozent.4 Wir Mitglieder der Kirche sind nicht frei von solch sündhaftem Verhalten.

Das Zuhause und die Familie sind die Grundeinheit der Gesellschaft: so wie das Zuhause und die Familie, so sind auch das Gemeinwesen, die Stadt, der Staat, das Volk. Ohne Tugend des einzelnen gibt es keine Moral in der Gesellschaft. Ich wiederhole, ohne Tugend des einzelnen gibt es keine Moral in der Gesellschaft. Uns Heiligen der Letzten Tage ist viel gegeben, und es wird von uns viel erwartet. Wir sind in dem unterwiesen, was richtig und was falsch ist. Hören wir das Wort also nicht nur an, sondern handeln wir auch danach; sonst betrügen wir uns selbst.5

Wie können wir als Mann und Frau und als Eltern die Fallen und Versuchungen der beunruhigten Welt, in der wir leben, meiden? Ich möchte ein paar erprobte und bewährte Möglichkeiten dafür anbieten, wie wir das Wort nicht nur anhören, sondern auch danach handeln können.

  • Eltern und Kinder sollen einander lieben und ehren und achten.

  • Besuchen Sie regelmäßig gemeinsam die Versammlungen der Kirche.

  • Lesen Sie täglich gemeinsam in den heiligen Schriften, und beten Sie täglich gemeinsam.

  • Halten Sie den Familienabend, und haben Sie miteinander Spaß.

  • Führen Sie ein tugendhaftes und redliches Leben, damit Sie nachts schlafen können, da Sie wissen, daß Sie Ihr Bestes gegeben haben und Ihr Gewissen vor jedermann rein ist. Ein tugendhaftes Leben baut man Schritt für Schritt auf, Stein um Stein. Hüten Sie sich vor kleinen Sünden, die die Redlichkeit unterwandern.

  • Reden Sie miteinander, nehmen Sie sich Zeit für einander. Ein Teenager kommt von einer Verabredung nach Hause und macht einen unruhigen Eindruck - was für eine Gelegenheit für liebende Eltern, zuzuhören und zu helfen.

  • Zahlen Sie treu den Zehnten und die übrigen Spenden.

  • Vermeiden Sie unnötige, törichte Schulden.

  • Tätigen Sie nie größere Ausgaben, ohne zu beten und als gleichwertige Partner übereinzustimmen; gehen Sie auch bei wichtigen Entscheidungen so vor.

Die Propheten aus alter Zeit und aus der heutigen Zeit lehren uns: „Wir haben nicht nur das Recht, eine Familie zu gründen, sondern wir sind verpflichtet, in höchstem Maße verpflichtet, zu heiraten und Kinder auf zuziehen.”6

Die Propheten des Herrn lehren: „Diese meine Worte sollt ihr … eure Söhne lehren, indem ihr von ihnen redet, wenn du zu Hause sitzt.”7 Jesaja hat gelehrt: „Allen deinen Kindern wird die Lehre vom Herrn zuteil werden; und groß wird der Friede deiner Kinder sein.”8 Der Herr hat gesagt: „Darum gebe ich dir das Gebot, deine Kinder frei und offen dies zu lehren.”9 Lehi ermahnte seine Familie „mit allem Gefühl eines liebevollen Vaters”.10 Präsident Harold B. Lee hat gesagt: „Die wichtigste Arbeit für den Herrn, die Sie, die Brüder, als Vater jemals tun werden, ist das, was Sie in Ihren vier Wänden tun.”11

Wir dürfen nie vergessen, was Präsident David O. McKay vor dreiunddreißig Jahren von dieser Kanzel her gesagt hat, nämlich: „Ein Versagen in der Familie läßt sich durch keinen sonstigen Erfolg wettmachen. Die ärmste Hütte, in der eine Familie wohnt, wo Liebe herrscht, ist für Gott und die Zukunft der Menschheit wertvoller als alle Reichtümer. In einer solchen Familie kann Gott Wunder wirken, und dort wirkt er auch Wunder.”12

Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel, die wir als Propheten, Seher und Offenbarer bestätigen, haben der Welt vor zwei Jahren feierlich verkündet, woran wir glauben, was Ehe, Eltern und die Familie betrifft. Ich fordere einen jeden von Ihnen auf, lesen Sie diese inspirierte Proklamation, studieren Sie sie und leben Sie danach. Möge sie zur Richtlinie und zum Maßstab werden, an dem wir unsere Familie ausrich- B ten und nach dem wir unsere Kinder erziehen.

Unsere Familie kann und sollte eine Zuflucht und ein Heiligtum sein, in dem wir vor der unruhigen Welt, in der wir leben, sicher sind; möge sie das werden, indem wir uns täglich bemühen, die heiligen Bündnisse, die wir eingegangen sind, auch heilig halten.

Mögen wir gemeinsam mit Johannes aus alter Zeit sagen: „Ich habe keine größere Freude, als zu hören, daß meine Kinder in der Wahrheit leben.”13 Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi, unseres Erlösers und Erretters, amen.

  1. Siehe Lehre und Bündnisse 50:22.

  2. l Nephi 1:1.

  3. The Atlantic Monthly, April 1973, Barbara Defoe Whitehead.

  4. ”Zion, A Light in The Darkness”, Seite 15, Alexander B Morrison.

  5. Siehe Jakobus 1:22.

  6. Präsident Ezra Taft Benson, Conference Report, Oktober 1973, Seite 23.

  7. Deuteronomium 1:18,19.

  8. 3 Nephi 22:13.

  9. Mose 6:5.8

  10. l Nephi 8:37.

  11. Präsident Harold B. Lee, Conference Report, April 1973, Seite 130.

  12. Präsident David O. McKay, Conference Report, April 1964, Seite 5.

  13. 3 Johannes 1:4.