1990–1999
Ihr könnt es wissen
April 1996


Ihr könnt es wissen

Der Vater im Himmel hat einen Weg vorgesehen, wie wir das überbrücken können, was uns trennt, einen Weg, wie jeder wissen kann, nämlich durch die Macht und das sichere Zeugnis des Heiligen Geistes.

Demütig und dankbar stehe ich vor Ihnen, um von Gottes Wort und Werk Zeugnis abzulegen. Ich komme als jemand, der den Weg bereitet. Diesen Auftrag habe ich vom Herrn erhalten. Mein Wunsch ist es, uns zu helfen, daß wir uns auf das Zweite Kommen des Herrn und darauf vorbereiten, einmal in seiner Gegenwart zu wohnen und uns der Gaben zu erfreuen, die nur er gewähren kann.

Im Verlauf dieser Generalkonferenz wird vieles über das Werk des Herrn und darüber gesagt werden, was der himmlische Vater von seinen Kindern wünscht. Das ist etwas Heiliges. Jeder soll wissen, daß die Sprecher mit dem, was sie verkünden, nicht allein dastehen. Verbunden mit ihrem Zeugnis erhebe ich meine Stimme als ein weiterer Zeuge. Dieser Vorgang wird das Gesetz der Zeugen genannt.

Da Gottes Kinder dazu neigen, auszuwählen, was sie hören wollen, wurde dieses Gesetz festgelegt, um ihnen die Wahrheit zu verkünden, zu bestätigen und in ihr Herz zu siegeln. Niemand steht allein da, um der Welt das Wort Gottes zu bringen. Mose wurde als Prophet berufen, um Israel zu führen, aber er war nicht allein. Der Herr sandte ihm seinen Bruder Aaron, nicht nur als Sprecher, sondern auch, um gemeinsam mit Mose zu bezeugen, daß der Gott Abrahams gesprochen hatte.

Dieses Gesetz der Zeugen galt auch in bezug auf die Geburt, das Leben und die Mission Jesu Christi. Engel, Johannes der Täufer, Propheten, Apostel, der Heilige Geist, Christus selbst und Gott der Vater verkündeten alle, daß er Gottes Sohn war.

Ebenso verhielt es sich in jeder Phase der Wiederherstellung des Evangeliums. Mehrere Zeugen, deren Glaubwürdigkeit über alle Zweifel erhaben ist, haben niedergeschrieben und erzählt, was sie mit eigenen Ohren gehört, mit eigenen Augen gesehen, mit dem Herzen verstanden haben. In jeder Evangeliumszeit haben zwei oder mehr Zeugen mit vereinter Stimme solches verkündigt. Es ist eine Gesetzmäßigkeit des Himmels. Wie der Apostel Paulus schreibt:

„Durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache entschieden.” (2 Korinther 13:1.)

Wie wesentlich solche Zeugen sind, wurde mir vor einigen Jahren deutlich bewußt, als wir mit einem Mann darüber sprachen, ob seine Frau und seine Kinder getauft werden konnten. Die Missionare hatten die Familie gelehrt, daß Christus der Sohn Gottes ist, daß Gott der Vater und sein geliebter Sohn im Jahr 1820 dem Propheten Joseph Smith erschienen sind und darauf die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi und die Wiederherstellung der wahren Kirche auf Erden folgten. Von jedem Grundsatz gaben die Missionare inbrünstig Zeugnis, und der Heilige Geist bestätigte der Mutter und den Kindern, daß dies alles wahr ist. Sie wollten getauft werden.

Der Vater war jedoch skeptisch. Er spürte diese geistige Bestätigung nicht. Seit langem gewohnte Glaubensansichten und Traditionen erfüllten ihn mit Zweifeln. Ich traf mich mit ihm, und wir sprachen über seine Bedenken und den Wunsch seiner Frau und seiner Kinder, sich taufen zu lassen. Obwohl er ihnen das Recht, sich selbst zu entscheiden, nicht nehmen wollte, beunruhigte ihn der Widerspruch zwischen seinem Glauben,

den Traditionen seiner Familie und dieser Botschaft der Wiederherstellung doch sehr. Gegen Ende unseres Gespräches gab ich ihm Zeugnis. Ich bezeugte das, was die Missionare gelehrt hatten. Als ich erklären wollte, daß dies Gottes Kirche ist, kamen mir die Worte des Herrn aus, Lehre und Bündnisse’ in den Sinn und ich bezeugte, daß dies „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden [ist]” (LuB 1:30).

Der gute Mann war bestürzt. Diese Aussage beunruhigte ihn sehr, und er erwiderte ungläubig: „Wie können Sie so etwas behaupten? Meine Kirche hat viel mehr Mitglieder als Ihre; sie ist viel größer und einflußreicher als Ihre; und außerdem reicht die Geschichte meiner Kirche viel weiter zurück als bis zu Joseph Smith. Wie können Sie nur behaupten, daß Ihre Kirche die einzig wahre sei?”

Ich möchte hier kurz unterbrechen und feststellen, daß viele ähnlich empfinden, wenn sie zum erstenmal ein solches Zeugnis hören - vielleicht empfinden auch manche, die dieser Konferenz zuhören, dasselbe. Im Lauf der Versammlungen werden alle Beteiligten durch ihr Beten, ihre Worte oder die Musik Zeugnis von dem geben, was sie als wahr erkannt haben. Sie werden unter anderem Zeugnis geben von -

  • der Existenz Gottes, dem göttlichen Wesen seines geliebten Sohnes und von den Lehren Christi;

  • der göttlichen Berufung von Propheten, Sehern und Offenbarern, vor allem vom ersten Propheten dieser Evangeliumszeit, Joseph Smith, und vom heutigen Propheten des Herrn, Präsident Gordon B. Hinckley.

Diese Zeugen werden uns hinweisen auf -

  • offenbarte Wahrheiten in bezug auf den Zweck des Lebens, unseren Ursprung und unsere Bestimmung sowie auf

  • die heiligen Schriften, wobei sie oft auf das Buch Mormon als einen weiteren Zeugen für Jesus Christus verweisen.

Diese Zeugnisse werden manche beunruhigen, weil sie unvereinbar sind mit dem, was die betreffenden Menschen denken oder glauben. Sie mögen sich fragen: „Wie können Sie so etwas behaupten? Wie können Sie das wissen?”

Ihnen, die solche Fragen haben, sage ich: Ehe Sie reagieren, ehe Sie den Sinn verschließen, ehe Sie aufgrund eines Wortes urteilen, hören Sie bitte zu und bedenken Sie die folgendenden Worte inspirierter Einsicht. Ich zitiere: „,Worte übermitteln keine Bedeutung, sondern rufen sie hervor.’ Ich spreche aus meiner Erfahrung heraus, und Sie hören aus Ihrer Erfahrung heraus zu, und deshalb ist die Verständigung schwierig.” (David O. McKay; zitiert von Lowell L. Bennion, Generalkonferenz, April 1968.)

Das ist ein Phänomen des irdischen Lebens und liegt der Skepsis zugrunde. Doch inmitten all der unterschiedlichen Glaubensansichten erhalten wir aus der Schrift die wunderbare und tröstliche Verheißung: „Ihr könnt es wissen.” Auch wenn unsere Lebensumstände verschieden sind, haben wir doch eines gemeinsam, nämlich daß wir Kinder desselben himmlischen Vaters sind. Er hat einen Weg vorgesehen, wie wir das überbrücken können, was uns trennt, einen Weg, wie jeder wissen kann, nämlich durch die Macht und das sichere Zeugnis des Heiligen Geistes.

Der Heilige Geist ist die dritte Person der Gottheit. Er wird von Gott gesandt, um alles Notwendige zu offenbaren. Er lehrt und bezeugt mit göttlicher Macht und Klarheit. Sein Zeugnis wird vielleicht nicht gehört oder nicht beachtet, verworfen oder geleugnet, aber es kann niemals mißverstanden werden. „Der Heilige Geist ist ein Offenbarer.” (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 335.) Was von ihm empfangen wird, wirkt sich machtvoller auf die Seele aus als alles andere, das auf irgendeine andere Weise empfangen wird. Tausend Jahre Erfahrung durch Sehen, Hören, Berühren, Schmecken, Riechen und sämtliche Mächte des Universums zusammengenommen sind nichts im Vergleich zu der erhabenen und umfassenden Erfahrung, einen kurzen Augenblick lang unter dem Einfluß des Heiligen Geistes zu stehen.

Er ist eine Person aus Geist. Durch ewige Gesetze und Grundsätze hat der Heilige Geist die Macht, zum Geist jedes Mannes und jeder Frau, jedes Jungen und jedes Mädchens zu sprechen. Seine Botschaft wird mit absoluter Gewißheit übermittelt. Dieses offenbarte Wissen bildet unser persönliches Zeugnis von der Wahrheit. (Siehe Bruce R. McConkie, Doctrinal New Testament Commentan/, Band l, Seite 756.)

Der Herr sagte durch den Propheten Joseph Smith:

„Ja, siehe, ich werde es dir im Verstand und im Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der über dich kommen und in deinem Herzen wohnen wird.

Nun siehe, dies ist der Geist der Offenbarung.” (LuB 8:2,3.)

Wie vollkommen und vollständig! Wie außergewöhnlich! Wie wunderbar!

Wie unterschiedlich unser Leben auch aussehen mag, jeder von uns kann denselben sicheren Anker haben - die WAHRHEIT von Gott. Sie ist absolut, allumfassend und für jeden zugänglich. Jesus hat doch gesagt:

„Das Wort des Herrn ist Wahrheit, und was Wahrheit ist, das ist Licht, und was Licht ist, das ist Geist, ja, der Geist Jesu Christi.

Und der Geist gibt jedem Menschen, der auf die Welt kommt, Licht; und der Geist erleuchtet jeden Menschen auf der Welt, der auf die Stimme des Geistes hört.” (LuB 84:45,46.)

Er erklärte weiter:

„Wahrheit ist die Kenntnis von etwas, wie es ist und wie es war und wie es künftig sein wird. … Der Geist der Wahrheit ist von Gott.” (LuB 93:24,26.)

Und schließlich fordert der Herr uns auf:

„Bittet, dann wird euch gegeben.” (Matthäus 7:7.)

Nun noch das Ende der Geschichte. Sie erinnern sich, daß der Mann herausfordernd fragte:

„Wie können Sie so etwas behaupten? Wie können Sie nur behaupten, daß Ihre Kirche die einzig wahre sei?”

Die Antwort kam nicht von mir, sondern durch mich:

„Ich behaupte es nicht”, sagte ich, „ich zitiere es nur. Jesus Christus hat es gesagt. Streiten Sie nicht mit mir. Wenn Sie anderer Meinung sind, dann beten Sie und sprechen Sie mit dem himmlischen Vater darüber.”

Unser Gespräch war zu Ende, er stimmte zu, daß seine Angehörigen getauft werden konnten, und wir verabschiedeten uns.

Als ich einige Wochen später nach einer Pfahlkonferenz gerade das Podium verließ, sah ich zwei Männer auf mich zukommen, die sich einen Weg durch die Menge bahnten. Einer davon war der Mann, von dem ich erzählt habe. Der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, war:

„O nein, jetzt gibt es ein Streitgespräch!”

Als er näher kam, streckte er mir die Hand entgegen und fragte:

„Erinnern Sie sich an mich?”

Ich sagte: „Sicher, und Sie sollen wissen, daß dies immer noch die einzige wahre und lebendige Kirche ist.”

Ehe ich noch etwas sagen konnte, drückte er meine Hand noch fester und erwiderte:

„Ich weiß! Ich habe gebetet, wie Sie es gesagt haben. Der Herr hat mir durch die Macht seines Geistes gesagt, daß das alles wahr ist. Ich bin letztes Wochenende getauft und zum Priester ordiniert worden. Heute taufe ich meinen Freund hier, denn er weiß auch, daß es wahr ist.”

Das ist der Zweck von Zeugen, das ist die Macht des Heiligen Geistes, das ist die Gewißheit der WAHRHEIT. Zu allem, was bezeugt worden ist und was noch bezeugt werden wird, füge ich nun mein Zeugnis hinzu, nämlich: „Ihr könnt es wissen”. Gott lebt! Wir sind seine Kinder, und er liebt uns. Jesus Christus ist sein geliebter Sohn, unser Erlöser und der Erretter der Welt. Der Vater und der Sohn sind dem Propheten Joseph Smith erschienen, haben sein Beten beantwortet und ihm Anweisungen gegeben. Andere himmlische Boten sind ihm später erschienen und haben wiederhergestellt, was verloren war. Dazu gehörten Moroni, der das Buch Mormon hervorbrachte;

Johannes der Täufer, der das Priestertum Aarons wiederherstellte; Petrus, Jakobus und Johannes, die Joseph Smith und Oliver Cowdery das höhere Priestertum und das heilige Apostelamt übertrugen; Mose mit den Schlüsseln der Sammlung Israels; Elias mit dem Evangelium Abrahams; Elija mit der Vollmacht, Mutter, Vater und die Kinder als ewige Familie aneinander zu siegeln. Das Evangelium des Herrn ist wiederhergestellt und sein irdisches Reich ist wieder aufgerichtet worden - sein Reich, das er die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage genannt hat (siehe LuB 115:3,4; siehe auch 3 Nephi 27:7,8; l Korinther 1:11-13).

Wenn diese oder irgendeine andere Aussage dieser Konferenz Sie beunruhigt, dann wenden Sie sich im Gebet an den himmlischen Vater. „Wer bittet, soll aber voll Glauben bitten und nicht zweifeln.” (Jakobus 1:6.)

DENN:

„Wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, daß es wahr ist.

Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.” (Moroni 10:4,5).

Ich bezeuge Ihnen: DIES ALLES IST WAHR! Im Namen Jesu Christi. Amen.