1990–1999
Die lebenden Propheten bestätigen
April 1996


Die lebenden Propheten bestätigen

Wenn wir jemanden bestätigen und unterstützen, dann handeln wir so, wie unser Glaube es uns vorgibt.

Ich freue mich jedes Jahr sehr auf die Versammlung der Jungen Damen und bin vorher immer aufgeregt. Aber heute ist diese Aufregung mehr wie ein Flüstern - der Heilige Geist gibt mir ein, daß der Prophet Gottes eine wichtige Botschaft speziell für die Mädchen in der Kirche hat.

Diese Versammlung steht unter dem Motto „Als Zeuge für Gott auftreten, indem wir die lebenden Propheten unterstützen”. Fragt euch doch mal: „Inwiefern ist es etwas anderes, wenn man die lebenden Propheten unterstützt, als wenn man nur ein Zeugnis davon hat, daß wir von Propheten geführt werden?” Wenn wir jemanden bestätigen und unterstützen, dann handeln wir so, wie unser Glaube es uns vorgibt. Wenn wir den Propheten bestätigen und unterstützen, setzen wir unser Zeugnis in die Tat um.

Ich habe schon in der PV begonnen, an den lebenden Propheten zu glauben, und ich habe mir diesen Glauben auch später als Teenager bewahrt. Ich hatte ein Zeugnis davon, daß wir von Propheten geführt werden, aber ich hatte nie darüber nachgedacht,

was es bedeutet, diese Propheten auch zu unterstützen.

Bei der Generalkonferenz im Oktober 1994 hat Eider David B. Haight gesagt: „Wenn wir den Präsidenten der Kirche durch unsere erhobene Hand bestätigen, bedeutet das nicht nur, daß wir vor Gott anerkennen, daß er der rechtmäßige Inhaber aller Schlüssel des Priestertums ist; es bedeutet auch, daß wir mit Gott den Bund schließen, daß wir der Weisung und dem Rat, der seinen Propheten zuteil wird, Folge leisten. Es ist ein feierlicher Bund.” (Der Stern, Januar 1995, Seite 13.)

Ich habe über diese Äußerungen Eider Haights nachgedacht und mir überlegt, wozu ich mich verpflichte, wenn ich die Hand hebe und Gott mit einem feierlichen Bund verspreche, daß ich den Propheten unterstützen will.

Im darauffolgenden April wurde Präsident Gordon B. Hinckley als Prophet, Seher und Offenbarer sowie als Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bestätigt; seine Ratgeber wurden Präsident Thomas S. Monson und Präsident James E. Faust. Ich habe zugeschaut, wie die Jungen Damen zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Organisation aufgefordert wurden, gemeinsam als Gruppe zur Bestätigung aufzustehen. Und ich habe mich gefragt: „Wissen die Mädchen eigentlich, was es bedeutet, jemanden zu bestätigen und zu unterstützen?”

Auf der Konferenz hat Präsident Hinckley gesagt: „Eine solche Bestätigung ist mehr als bloßes Aufzeigen. Wir gehen damit nämlich die Verpflichtung ein, diejenigen, die ausgewählt worden sind, zu unterstützen und ihnen zu helfen.” (Der Stern, Juli 1995, Seite 46.) Wenn wir jemanden unterstützen, so wirkt sich das auf unser Verhalten aus. Präsident Hinckley hat auch aus dem Buch Lehre und Bündnisse zitiert, und zwar Abschnitt 107, Vers 22. Dort wird erklärt, daß „drei präsidierende Hohe Priester” - nämlich die Erste Präsidentschaft -„zu diesem Amt bestimmt und ordiniert und vom Vertrauen und Glauben und Gebet der Kirche getragen” werden.

Ich spreche mit den Mädchen oft über unseren Leitgedanken, der besagt, daß wir „allzeit und in allem, wo auch immer wir uns befinden, als Zeugen Gottes auftreten” wollen (siehe Mosia 18:9; zitiert in Mein Fortschritt, rev. Ausg. 1990, Seite 6). Ich finde, daß wir durch unser Verhalten zeigen müssen, woran wir glauben. Und ganz gewiß treten wir als Zeugen Gottes auf, wenn wir seine lebenden Propheten bestätigen und unterstützen, vor allem dann, wenn wir uns dessen bewußt sind, was das wirklich bedeutet. Dann hören wir auf die Weisungen und Ratschläge der Propheten. Durch die feierliche Verpflichtung, die wir bei der Bestätigung der Propheten eingehen, werden wir zu Zeugen Gottes.

Als Kind habe ich immer fest daran geglaubt, daß wir einen Propheten haben und daß dieser Prophet die Wahrheit spricht; ich glaube aber nicht, daß ich mir darüber im klaren war, daß der Prophet auch direkt zu mir sprach. Als ich jungverheiratet war und meine Kinder noch klein waren, diente mein Mann zwei Jahre in der Luftwaffe der Vereinigten Staaten. Während dieser Zeit wohnten wir in einer Militärsiedlung in Long Island im Bundesstaat New York. Während ich mit den Kindern beschäftigt war, unterhielt ich mich häufig mit meinen Nachbarinnen, die aus ganz Amerika nach New York gekommen waren. Als ich eines Tages mit einer Nachbarin über unseren Glauben sprach, wollte sie wissen, was an der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage so anders ist.

Ich erklärte ihr kurz die Wiederherstellung und sagte dann, daß die wiederhergestellte Kirche heute von einem lebenden Propheten geführt wird. Das schien sie wirklich zu interessieren, und sie wollte wissen, was dieser Prophet gesagt hatte. Ich fing an, ihr vom Buch Lehre und Bündnisse und von den neuzeitlichen Offenbarungen zu erzählen, aber sie fragte: „Und was hat er in letzter Zeit gesagt?” Ich erklärte ihr, daß die Kirche Generalkonferenzen abhält und eine monatlich erscheinende Zeitschrift herausbringt, in der immer ein vom Propheten verfaßter Artikel steht. Das fand sie hochinteressant. Aber ich mußte zu meiner Schande eingestehen, daß ich seine letzte Ansprache gar nicht gelesen hatte. Die Nachbarin fragte erstaunt: „Wollen Sie damit sagen, daß Sie zwar einen lebenden Propheten haben, aber gar nicht wissen, was er sagt?” Hier war ich meiner Aufgabe, den Propheten zu unterstützen, sicher nicht gerecht geworden.

Es gibt aber auch noch eine andere mögliche Erklärung dafür, was es bedeutet, jemanden zu unterstützen. Wenn man Geige spielt und das Instrument richtig gestimmt ist, vibrieren alle Saiten mit, wenn man mit dem Bogen über eine Saite streicht. Dadurch wird der Ton nicht nur stabilisiert, sondern auch kräftiger und klangvoller.

Wenn wir dem Propheten zuhören und seine Botschaft auf uns einwirken lassen, nehmen wir etwas mit nach Hause, vorausgesetzt natürlich, daß wir richtig „gestimmt” sind. Unsere Mitmenschen spüren dann aufgrund unseres Verhaltens, was der Prophet gesagt hat. So endet die Ansprache des Propheten nicht heute abend, sondern beginnt dann erst. Ist das nicht ein begeisternder Gedanke? Wir können seine Botschaft für uns wirksam werden lassen - zu Hause, im Umgang mit unseren Nachbarn und in der Schule.

Wenn die Propheten zu uns sprechen, dann ist das genauso, als ob der himmlische Vater zu uns spricht. Im ersten Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse, Vers 38, heißt es: „Sei es durch meine eigene Stimme oder die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.”

Glücklicherweise gibt es heute Satelliten und moderne Übertragungstechniken, die es uns ermöglichen, den Propheten zu sehen und zu hören. Wir können seine Ansprachen immer wieder nachlesen. Viele andere Mädchen in fernen Ländern haben diese Möglichkeit noch nicht. Wir aber durften uns heute abend hier versammeln, um zu hören, was Präsident Hinckley den Jungen Damen zu sagen hat.

Präsident Hinckley hat heute abend eine Botschaft für uns alle. Und wir alle - ob Mädchen, Mutter oder JD-Leiterin - wollen ihn wissen lassen, daß auch wir eine Botschaft für ihn und seine Ratgeber, Präsident Monson und Präsident Faust, haben: Wzr unterstützen Sie. Wir wissen, was es bedeutet, jemanden zu unterstützen - wir werden die Weisung und den Rat beherzigen, den Sie uns erteilen. Wir werden Sie durch unser Vertrauen, unseren Glauben und unsere Gebete aufrichten. Wenn die Mädchen und ihre Führerinnen nächste Woche auf der Generalkonferenz die Hand heben, um die lebenden Propheten zu bestätigen, sind sich alle darüber im klaren, daß sie einen feierlichen Bund eingehen. Wir wissen, daß wir, wenn wir den Rat und die Weisung der lebenden Propheten befolgen, besser in der Lage sind, „heilige Bündnisse einzugehen und zu halten, die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen und die Segnungen der Erhöhung zu erlangen” (Mein Fortschritt, Seite 6).

Ich bete darum, daß wir durch unser Verhalten zeigen mögen: Wir sind ein Bundesvolk, und wir unterstützen die lebenden Propheten. Im Namen Jesu Christi. Amen.