1990–1999
Wozu gibt es die Frauenhilfsvereinigung?
Oktober 1995


Wozu gibt es die Frauenhilfsvereinigung?

Die Frauenhilfsvereinigung ist von Gott durch seinen Propheten Joseph Smith gegründet … worden und wird auch heute durch einen Propheten geführt, damit wir wahre Nachfolger Jesu Christi werden.

Heute Abend, in Gegenwart des Propheten und seiner Ratgeber, erinnern wir uns dankbar daran und bezeugen der Welt, daß die Frauenhilfsvereinigung von unserem liebevollen Vater im Himmel durch den Propheten Joseph Smith gegründet worden ist. Und wir bezeugen, daß sie auch weiterhin von Propheten Gottes geführt wird. Es stimmt mich demütig, mit Ihnen allen hier in dieser Allgemeinen FHV-Versammlung zu sein, um den Rat von Präsident Gordon B. Hinckley zu hören, unserem Propheten für unsere Zeit. Seine Führung ist für uns heute ebenso wichtig wie das Eingreifen eines Propheten im Jahr 1842, als unsere Schwestern dem Propheten Joseph Smith die Satzung für einen Wohltätigkeitsverein für Frauen in Nauvoo vorlegten. Sie wandten sich an den Propheten Joseph Smith um Rat, da sie den Wunsch hatten, dem Reich Gottes zu dienen, indem sie sich gemäß ihrem Plan organisierten. Doch er sagte, er habe etwas Besseres für sie, nämlich eine Ordnung und ein Vorhaben unter der Führung des Priestertums, wodurch ihre guten Absichten noch viel mehr Frucht tragen konnten.

Viele Organisationen wollen unsere Zeit beanspruchen. Ja, selbst unsere Berufungen in den verschiedenen Organisationen der Kirche können uns glauben machen, daß wir derzeit nicht „in der FHV arbeiten‟, oder wir sagen: „Als ich in der FHV war …‟ Schwestern, als Mitglieder der Kirche sind wir immer in der FHV. Dennoch stellen Frauen, vor allem Frauen, die neu in der Kirche sind oder neu in die FHV kommen, immer wieder die Frage: „Wozu gibt es die FHV?‟„Warum soll ich mich darin engagieren? ‟„Wie kann die FHV mir helfen?‟ Es ist für uns alle von Vorteil, einmal über diese Fragen und über die Antworten nachzudenken, die Propheten uns gegeben haben und bei Anlässen wie diesem noch geben werden.

Wir engagieren uns in der FHV ganz einfach aus dem Verständnis heraus, daß sie Gottes Organisation für uns ist, und weil wir überzeugt sind, daß wir uns dadurch, wie Gott es durch seinen Propheten verheißen hat, „freuen [sollen], und Erkenntnis und Intelligenz von nun an herabströmen [werden]‟ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 234). Oder, wie es die Mutter des Propheten gesagt hat: In der FHV können wir „einander wertschätzen … und Unterweisung erhalten, damit wir einmal gemeinsam im Himmel leben können‟ (zitiert in History of Relief Society, 1842-1966, Seite 20). Schwestern, wir brauchen Unterweisung. Es ist wichtig für uns, daß andere uns schätzen und wir einander schätzen. Alle Lehrer und die meisten erfahrenen Schüler kennen den Zusammenhang zwischen diesen beiden Grundsätzen. Wen wir nicht lieben, können wir auch nicht belehren. Und wer uns nicht liebt, von dem können wir nichts lernen.

Denken Sie einmal darüber nach, daß gerade die Möglichkeiten moderner Kommunikation, die uns versprechen, unsere Welt durch das Internet miteinander zu verbinden, die Ursache dafür sind, daß man sich in der Öffentlichkeit Sorgen um die zunehmende Isolierung voneinander macht. Selbst in unseren Gemeinden, ja, sogar in unseren Familien kommt es vor, daß wir uns isoliert oder ungeliebt fühlen oder andere uns von solchen Gefühlen erzählen, weil weder Zeit noch ein ausreichender Grund dafür da ist, einmal quer durch die Halle oder über die Straße auf jemand zuzugehen. Gerade dieser Mangel an Verbindung untereinander, ob in der Familie oder in der Gemeinde, macht es um so wichtiger, daß wir uns in der FHV einsetzen.

Petrus hat den Heiligen seiner Zeit eindringliche Belehrungen gegeben, die für Männer und Frauen galten. Ich möchte es so vorlesen, daß wir uns angesprochen fühlen: „Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; … seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren. Dient einander als gute Verwalterinnen] der vielfältigen Gnade Gottes, [jede] mit der Gabe, die [sie] empfangen hat.‟ (l Petrus 4:8-10.) Wie gern würde ich die Kraft dieser Schriftstelle in jede FHV-Versammlung bringen, die noch abgehalten wird. Könnte doch jedes Mal etwas geschehen, was bewirkt, daß jede anwesende Frau - ob verheiratet oder alleinstehend, ob Hausfrau oder außer Haus berufstätig, ob sie sich sicher fühlt oder verzweifelt ist - den Geist des himmlischen Vaters und die ungeheuchelte Liebe und Ermutigung ihrer Schwestern spürt!

Denken Sie daran, liebe Schwestern: „Die Liebe hört niemals auf.‟ Das ist mehr als nur ein Wahlspruch. Gott hat uns diesen Auftrag gegeben. Als Schwestern wollen wir einander und ebenso unsere Brüder in diesem großartigen Werk lieben. Zeigen wir doch unseren Glauben durch unsere Nächstenliebe. „Haltet an der Nächstenliebe fest, die das Größte ist von allem … sie dauert für immer fort, und bei wem am letzten Tag gefunden wird, daß er sie besitzt, mit dem wird es wohl sein.

Darum, meine geliebten [Schwestern], betet mit der ganzen Kraft des Herzens zum Vater, daß ihr von dieser Liebe erfüllt werdet, die er allen denen verleiht, die wahre Nachfolger seines Sohnes Jesus Christus sind.‟ (Moroni 7:46-48.)

Die FHV ist von Gott durch seinen Propheten Joseph Smith gegründet und geführt worden und wird auch heute durch einen Propheten geführt, damit wir „wahre Nachfolger Jesu Christi‟ werden. Das ist die Antwort auf die Frage „Wozu die FHV?‟ Das ist der Grund, warum wir uns einsetzen, und das ist es, was die FHV für uns tun kann: uns noch vollkommener zu unterweisen in den Obliegenheiten und Verheißungen unseres Bündnisses, Jünger unseres Herrn Jesus Christus zu sein. Oder, wie Joseph Smith die Schwestern im Jahr 1842 unterwiesen hat: „Die Frauenhilfsvereinigung soll … nicht nur den Armen helfen, sondern auch Seelen erretten!‟ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 246.) Was bedeutet es, Seelen zu erretten? Lassen Sie mich eines der vielen Beispiele erzählen, von denen ich bei meinen Besuchen in aller Welt erfahren habe. Eine südafrikanische Schwester erzählte mir, daß sie sich, als ihr Mann gestorben war und sie allein für die sechs Kinder sorgen mußte, von den Lehren der Bibel leiten ließ. Sie dachte oft über die Bedeutung von Sprichwörter 13, Vers 24 nach, eine Schriftstelle, die im allgemeinen so verstanden wird: „Wer die Rute spart, verdirbt sein Kind.‟ Als sie sich der Kirche angeschlossen hatte, zog sie auch das Buch Mormon zu Rate. Dort las sie von einer anderen Stange, nämlich dem Wort Gottes, das uns den Weg entlang zum Baum des Lebens führt. [Im Englischen wird in beiden Schriftstellen das Wort „rod‟ verwendet, also „Rute‟ oder auch „Stange‟; Anm. d. Übers.] Da verstand sie, daß es ihre Kinder ganz sicher verderben würde, wenn sie diese „Rute‟, nämlich das Wort Gottes, sparte. So lernte sie, ihr Haus in Ordnung zu bringen, das Licht des Evangeliums hineinzubringen, die Seele ihrer Kinder zu erretten.

Ich sah Schwester Mavimbela vor kurzem wieder, als ihr an der Brigham Young University eine Auszeichnung verliehen wurde. Sie hat ihren Einflußbereich erweitert. Sie erzählte mir, daß sie durch die FHV in Soweto gelernt hat, dieselben errettenden Grundsätze auch im Gemeinwesen anzuwenden. Mit Hilfe der Grundsätze des Besuchslehr- und des Wohlfahrtsprogramms haben unter ihrer Leitung insgesamt über tausend Kinder gelernt, einen Garten anzulegen, um sich selbst und andere mit Nahrung zu versorgen. Sie hat außerdem über 250 Großmütter in ihrem Gemeinwesen dafür gewonnen, ihr bei den vielen Aufgaben zu helfen, die für das zeitliche und geistige Wohlergehen der Kinder und die Stärkung der Familie wesentlich sind. Schwester Mavimbela errettet Seelen. Sie ist aus demselben Holz geschnitzt wie jene großartigen Frauen, unter ihnen Eliza R. Snow, Phoebe Kimball oder Zina D. H. Young, die in Nauvoo zusammenkamen, um hungernden Familien zu helfen und in schwierigen Zeiten die Glaubensschwachen zu stützen. Dazu gibt es die FHV: damit aus uns Frauen werden, die den Körper und die Seele nähren können, die Gottes Kindern beistehen können gemäß deren Schwächen (siehe Alma 7:12). Das ist das Werk, das unser Erretter getan hat, und es ist das Werk, zu dem er uns berufen hat, als er die FHV unter der Leitung des Priestertums organisiert hat.

Wenn ich mit so einfachen Worten von Schwester Mavimbelas Werk berichte, kann der Eindruck entstehen, es sei alles ganz einfach. Wir wissen, daß es nicht so ist. Wir leben in einer schwierigen Zeit, ob in Soweto oder San Francisco, in Sapporo oder Säo Paulo. Ja, es ist sogar so schwierig, daß sie „wenn möglich, sogar die Auserwählten … täuschen, nämlich die gemäß dem Bündnis auserwählt sind‟ (Joseph Smith - Matthäus 1:22). Was es jedoch unmöglich machen wird, die Jünger des Herrn zu täuschen, ist ihre Fähigkeit, die Stimme der Wahrheit aus allen anderen, die unseren Gehorsam fordern, herauszuhören. Das Wort Gottes, das uns durch die heilige Schrift gegeben wurde, ist in der Tat eine eiserne Stange, die uns auf dem Weg zum ewigen Leben führt. Dort ist Wahrheit; daran kann man sich festhalten; viele Generationen haben ihre Erfahrungen damit gemacht. Doch nicht alle Wahrheit wird schon seit Generationen angenommen. Wir müssen sie erkennen, wenn wir sie sehen. Der Geist muß uns davon Zeugnis geben, uns erkennen lassen, daß es wahr ist und von Gott kommt.

Denken Sie einmal an das Bild, das der Erretter verwendete, als er von der Notwendigkeit sprach, die Wahrheit zu erkennen. Er verglich das Erkennen der Wahrheit mit dem Empfangen des „lebendigen Wassers‟, nämlich Wasser, das es wert ist, getrunken zu werden: reines, fließendes Wasser. Er sagte zu der Frau am Brunnen: „Wenn du wüßtest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.‟ (Johannes 4:10.) Wenn ich an lebensrettendes

Wasser und an Brunnen denke, fällt mir auch Hagar ein (siehe Genesis 21:14-20). Ihr Leben war nicht ganz einfach. Sie muß ganz allein mit ihrem kleinen Sohn Ismael in die Wüste von Beerscheba ziehen. Nach einiger Zeit sind das Wasser und das Brot, das sie mitgenommen hat, verbraucht, und sie und ihr kleiner Junge leiden Hunger und Durst. Weil sie es nicht ertragen kann, ihren Sohn weinen zu hören, legt sie, wie wir in dem Bericht erfahren, ihren Sohn an einen schattigen Platz und geht weg, „etwa einen Bogenschuß weit entfernt‟ (Vers 16). Dort weint sie laut. Daraufhin tröstet sie ein Engel Gottes und erinnert sie daran, daß sie nicht verlassen ist. Und dann „öffnete [Gott] ihr die Augen, und sie erblickte einen Brunnen‟ (Vers 19). Auch wir müssen wie Hagar einen Brunnen erblicken. Wie die Frau am Brunnen müssen wir den Herrn bitten: „Gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe.‟ (Johannes 4:15.) Das ist der Zweck der FHV. Sie lehrt uns, die wir Töchter Gottes sind, wie wir das, was wir vom Herrn brauchen, erkennen und darum bitten können, damit wir keinen Durst mehr haben. Vergessen Sie nicht die Verheißung des Propheten Joseph Smith, daß wir uns „freuen [sollen], und Erkenntnis und Intelligenz von nun an herabströmen [werden]‟.

Wir müssen so handeln, daß wir diese Verheißung erlangen. Das geschieht nicht dadurch, daß wir uns entfernen. Schwestern, ich bitte Sie, einander nahe zu bleiben. Lieben Sie einander, ja, schätzen Sie einander, damit Sie den Geist bei sich haben können und „von allem wissen [können], ob es wahr ist‟ (Moroni 10:5). Unterweisen Sie einander. Nutzen Sie die Urteilskraft, die Gott Ihnen durch die Gabe des Heiligen Geistes gegeben hat. Achten Sie auf die sanfte, leise Stimme. Ich bitte Sie, sich vom Wort Gottes unterweisen zu lassen, wie es von früheren Propheten in der heiligen Schrift niedergeschrieben wurde und wie es uns heute abend durch einen lebenden Propheten verkündet wird. Sehen Sie den Brunnen. Bitten Sie um das Wasser, damit Sie keinen Durst mehr haben. Erlangen Sie die Verheißungen, die der liebende Vater im Himmel Ihnen durch das Sühnopfer seines einziggezeugten Sohnes anbietet, der verheißen hat: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.‟ (Johannes 4:14.)

Ich bezeuge, daß dies wahr ist, daß wir in der Kirche des Herrn durch die Macht des Priestertums verbunden sind, damit wir sein Reich auf Erden aufbauen und uns daran freuen können, ihn zu kennen. Das sage ich im Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.