1990–1999
Die FHV - ein Balsam in Gilead
Oktober 1995


Die FHV - ein Balsam in Gilead

Schwestern, ich bezeuge Ihnen, daß wir als Schwestern in der FHV die wichtige Aufgabe haben, einander zu stärken, damit eine jede von uns ihrer Familie besser helfen kann.

Meine Botschaft heute Abend ist einfach. Ich möchte Ihnen sagen, wie sehr ich die Frauenhilfsvereinigung, die FHV, liebe. Ich kenne die Liebe, den Frieden und die Einigkeit, die die FHV den Frauen der Kirche bringt. Die FHV hat mich in meinem Leben gestärkt, sie hat mir bei der Erziehung meiner Kinder geholfen, durch sie habe ich sehr enge Freundschaften geschlossen, durch sie wurde ich bewegt, daß Evangelium zu lernen und darin zu wachsen. Sie hat mir geholfen, mich auf Jesus Christus auszurichten und das zu tun, was er von mir erwartet.

Als ich als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung berufen wurde, gab mir Präsident Thomas S. Monson einige Ratschläge. Ich möchte Ihnen heute etwas von dem mitteilen, was er mir damals sagte:

„Wir sehen in unserer heutigen Zeit große Veränderungen in der Welt, in der Kirche und in den Familien. Wir sehen viele alleinerziehende Eltern; es gibt Familien, in denen die Ehepartner Probleme miteinander haben; wir sehen, wie die Drogenkultur und andere Probleme, die die Familien belasten, sich langsam einschleichen. Sie sind in dieser Stunde der Not berufen worden, um diese Organisation zu leiten, die allen Schwestern in der Kirche einen heilenden Einfluß, den Balsam aus Gilead, geben kann.‟

Heute abend möchte ich über das sprechen, was Präsident Monson da gesagt hat. Ich möchte über unsere Familien, über die Frauenhilfsvereinigung und darüber sprechen, wie diese große Organisation für uns alle, besonders aber für die Familie, Balsam aus Gilead sein kann.

Ich weiß von zwei Besuchslehrerinnen, die eine Schwester besuchten und das Gespräch beginnen wollten, als die Töchter, beide im Teenageralter, hereinstürmten und verkündeten, daß sie jetzt zu ihrer Jungen-Damen-Versammlung gehen werden. Ihr Ehemann war gerade auf dem Weg zu einigen Sitzungen; er mußte den dreijährigen Sohn zurückhalten, der unbedingt seine beiden älteren Schwestern begleiten wollte. Im Zimmer nebenan stritten zwei andere Mädchen darüber, welches Video nun angeschaut werden sollte. Als alle Türen geschlossen waren, begann die Mutter zu weinen. Sie erzählte, daß diese Woche für sie sehr lang gewesen sei.

Die Besuchslehrerinnen waren weise und ließen die sehr beschäftigte Hausfrau und Mutter reden. Sie sprachen mit ihr über die vergangene Woche und erfuhren, wie sehr die Frau ihre kürzlich verstorbene Mutter vermißte. Die drei Schwestern sprachen über ihr Verständnis vom Evangelium und darüber, wie schwer es sein kann, das Evangelium im Alltag umzusetzen. Die beiden Besuchslehrerinnen - die eine ist alleinstehend und hat keine Kinder, die andere ist alleinerziehende Mutter - lobten die Schwester für ihr Bemühen, die Kinder richtig auf zuziehen.

Die Mutter fühlte sich besser. Die drei Schwestern kamen einander und dieser Schwester näher. Sie alle fühlten sich besser.

Die beiden Besuchslehrerinnen haben diese Schwester und ihre Familie im wahren Geist der FHV gestärkt. Auch ich fühle mich besser. Warum? Diese Geschichte bezeugt etwas, was ich weiß - daß die Frauenhilfsvereinigung wirklich ein Balsam ist, der uns eint und uns in unserer Familie hilft. Wir kommen zusammen. Wir lernen voneinander. Wir gehen nach Hause und stärken unsere Familie. Es ist so selbstverständlich, und doch so weise, daß wir diese Organisation als unseren Balsam aus Gilead haben.

Präsident Boyd K. Packer zitierte die Erste Präsidentschaft in einer Ansprache an die Schwestern der Kirche: „Wir fordern unsere Schwestern in der Frauenhilfsvereinigung auf, nie zu vergessen, daß sie eine Organisation bilden, die in der Welt einzigartig ist. Die Frauenhilfsvereingung wurde durch Inspiration vom Herrn gegründet. Keine andere Frauenorganisation der Welt hat einen solchen Ursprung.‟ (Ensign, November 1980, Seite 111.)

Wir haben diese göttliche Führung auch noch heute. Sie wirkt immer dann, wenn die Priestertumsführer mit uns beraten, uns Anleitung geben, uns ermutigen und inspirieren. Ich bin dankbar für unseren Propheten, Gordon B. Hinckley, und für die Generalautoritäten der Kirche, die die Arbeit der Frauenhilfsvereinigung schätzen und hochhalten.

Reine Nächstenliebe zu üben, zum Zeugnis der einzelnen vom Evangelium Jesu Christi beitragen, die Familien der Kirche zu stärken und uns darauf zu konzentrieren, nach dem Evangelium zu leben das sind Aufgaben, die wir in Ehren halten. Wir erfüllen sie in unseren Versammlungen, in unserer Familie und in der Gemeinschaft, die wir miteinander pflegen. Diese geistige Blickrichtung ist der Balsam aus Gilead, der von Präsident Monson erwähnte heilende Einfluß, der Frieden in unser Herz bringt. Wir haben diesen Balsam immer bei uns, und das ist etwas besonderes.

In unserer heutigen Zeit ist geistiger Frieden ein knappes Gut. Viele Menschen in der Welt sind heute verwirrt und sehen sich einander widersprechenden Signalen und durcheinandergeratenen Prioritäten gegenüber. Probleme und drängende Fragen, die unsere Aufmerksamkeit vom Werk des Herrn ablenken können, wird es immer geben. Denken Sie daran: die Frauenhilfsvereinigung ist die Organisation des Herrn für die Frauen. Diese Organisation ist viel mehr als nur eine sonntägliche Klasse. Jede Schwester kann durch den Dienst in der FHV wachsen. Eine Schwester aus Virginia schreibt: „Ich habe in fast allen Berufungen der FHV gedient, und so eine tiefe Liebe für diese Organisation entwickelt. Die FHV hat mir auf vielfältige Weise geholfen, mich weiterzubilden, und diese Jahre waren für mich die geistigsten und erfülltesten Jahre in der Kirche. Durch die FHV habe ich gelernt, daß ich als Mensch wertvoll bin‟. (Loretta H. Ison, Big Stone Gap, Virginia.)

Wir halten in der Frauenhilfsvereinigung beständig an den Tugenden fest, die die Frau, die Mutter, die Familie und das rechtschaffene Leben betreffen. Schwestern, die sich an diese von Gott gegebene Richtung halten, können den Balsam aus Gilead in schwierigen Zeiten anbieten. Wir haben geistige Vorräte an Glauben, Hoffnung und Mitgefühl, die als Balsam wirksam werden können.

In alter Zeit war der Balsam aus Gilead ein aromatisches Gewürz, mit dem man heilte und Schmerzen linderte. Der Balsam wurde aus einem Busch oder einem Baum gewonnen, der in großer Zahl in der Gegend um Gilead wuchs, und er war ein beliebter Handelsgegenstand mit hoher Nachfrage. Ein Kirchenlied nennt die Vorzüge dieses Balsams:

Es gibt einen Balsam aus Gilead, der Wunden wieder heilt. Es gibt einen Balsam aus Gilead, der die Seele von Sünden befreit. (Recreational Songs, 1949, Seite 130.)

Wir als Präsidentschaft wünschen uns, daß jede Schwester in der Kirche die Bedeutung ihres Dienstes erkennt und daß sie durch ihre Arbeit im Gottesreich auf Erden wächst. Schwestern, wir haben eine heilige Berufung. Wenn wir uns den Zielen der Frauenhilfsvereinigung weihen, werden wir erleben, daß sich einige der Probleme, die unsere Familien und das Gemeinwesen belasten, lösen werden.

Schon der Name „Frauenhilfsvereinigung‟ beschreibt den Zweck dieser Organisation: wir wollen Hilfe geben. Obwohl wir Frauen aus Bedürfnis und natürlicher Neigung heraus oft das Zerbrochene heilen wollen, sind wir doch nicht die „Lösungsvereinigung‟. Wir sind die Hilf s Vereinigung. Wir kennen die Macht und die Kraft der Frucht des Geistes, die im Brief an die Galater beschrieben wird: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue.‟ (Galater 5:22; Hervorhebung hinzugefügt.)

Wir können einem leidenden Menschen die Sorgen nicht nehmen, aber wir können ihn trösten und beruhigen, ihn unterstützen und ihm freundlich und mit Gelassenheit begegnen.

Der Prophet Joseph Smith schrieb während seiner Leidenszeit im Gefängnis von Liberty über den Balsam, den er von seinen Freunden erhielt:

„Wer noch nie unschuldig hinter Gefängnismauern saß, kann kaum ahnen, wie süß die Stimme eines Freundes ist. Ein Zeichen der Freundschaft, egal aus welcher Quelle, erweckt alle wohlwollenden Gefühle; dann kommt die Stimme der Inspiration und flüstert:, Frieden deiner Seele’‟. (History of the Church, 3:293.)

Joseph hatte erkannt, welche Rolle der einzelne spielt, wenn es darum geht, aufzurichten, zu helfen und zu beruhigen, damit die Katastrophen des Lebens gemildert werden und die Stimme des Herrn Gehör finden kann. Diesen Balsam wenden heute die Frauen der FHV an. Zahllose Schwestern in unserer weltweiten Kirche haben ihre Familie an die erste Stelle gesetzt. Es sind Frauen, die die heiligen Schriften lesen und darüber nachdenken, Frauen, die dem Rat der lebenden Propheten folgen, Frauen, die in anspruchsvollen Berufungen dienen - sei es, daß sie in freier Natur ein Zeltlager für Lorbeermädchen gestalten, Kindern in der Primarvereinigung die Glaubensartikel nahebringen oder die Schwestern am Sonntag zur FHV willkommen heißen. Und die Welt wird durch den Einfluß dieser Frauen gesegnet.

Vieles, was wir leisten, geschieht für den einzelnen und im Verborgenen. So war es schon immer. Ich denke an Maria, die Christus am Ende eines heißen und staubigen Tages die Füße wusch und mit ihren Haaren trocknete. Dann salbte sie seine Füße mit heilendem Öl (siehe Johannes 12:3). Ich denke an Tabita, die manchmal die „FHV-Schwester des Neuen Testaments‟ genannt wird, weil bei ihrem Tode die Frauen wegen ihrer guten Taten weinten und wehklagten. Die Frauen flehten Petrus an, er möge Tabita das Leben wiedergeben (siehe Apostelgeschichte 9:36-39). Ich denke an Helen, die mit mir in der Verwaltung der Frauenhilfsvereinigung arbeitet. Heien ist unermüdlich, geduldig, entgegenkommend und eine Quelle des Friedens. Bei ihr fühle ich mich wohl, denn ich weiß, sie ist immer da, ausgeglichen und gut.

Es war schön, mit vielen von Ihnen zusammenzukommen. Danke für die unerschütterliche Liebe, die Sie einander entgegenbringen, danke für Ihr Beispiel und Ihren Dienst. Danke, daß Sie einander in den Arm nehmen und in den Schwesternkreis führen, der das Herz des Zweiges, der Gemeinde, des Pfahles ist.

Die fünfte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, Emmeline B. Wells hat den Einfluß der Schwestern wie folgt beschrieben: „Über der Frauenhilfsvereinigung geht die Sonne nie unter.‟ („R. S.Reports: Alpine Stake,‟ Woman’s Exponent, August 1904, Seite 21.)

Ich habe in vielen Teilen der Welt an Versammlungen der Frauenhilfsvereinigung teilgenommen, und ich weiß, daß der Herr keine besseren Mitarbeiter hat als diese guten Frauen. Unser Balsam aus Gilead hat viele Formen, denn wir dienen mit unserem Herz und mit unseren Händen.

Ich habe einmal einen Bericht von einer Schwester in Georgia erhalten; sie hatte den Auftrag, die Flutschäden an den Häusern in ihrem Pfahl zu begutachten. In der Küche eines Hauses watete sie durch kniehohen Schlamm. Dann öffnete sie den Küchenschrank. Dort hatte sich eine Wasserschlange zusammengerollt. Die Schwester schloß schnell die Tür, öffnete einen anderen Schrank und schaute der nächsten Schlange in die Augen. Bestürzt rannte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock und traf auf einen Alligator. So etwas nenne ich heldenhafte Nächstenliebe!

Eine Mutter in North Carolina, die von hilfsbereiten FHV-Schwestern während einer Krankheit versorgt wurde, sagte: „Durch die Schwestern habe ich gelernt, welchen Wert eine Seele hat; selbst wenn wir am Boden liegen und keine Rolle mehr zu spielen haben, keinen Titel und keine verantwortliche Position mehr innehaben - auch dann sind wir für den Vater im Himmel und füreinander wertvoll, und die Liebe hört niemals auf.‟

Wir können überall einen Vorrat an Balsam aus Gilead mit uns führen und davon abgeben. Manchmal ist es sehr einfach: uns neben jemanden zu setzen, der uns braucht; im Unterricht eine durchdachte Bemerkung machen, die für jemand anderen Antwort auf ein Gebet ist; jemandem in die Augen sehen; ein Kind hochheben, damit es aus dem Trinkbrunnen trinken kann; jemandem ein paar Zeilen mit der Post schicken; mit jemandem die Schriften lesen. Oder Sie besuchen jemanden, den Sie in den Versammlungen vermißt haben oder dessen Name Ihnen von der sanften leisen Stimme eingegeben wurde. Solche Kleinigkeiten inspirieren uns und nehmen unseren eigenen Problemen etwas von ihrer Bedeutung. Es ist wirklich so: „Aus etwas Kleinem geht das Große hervor.‟ (LuB 64:33.) Beide, der Gebende und der Empfangene, werden gesegnet.

In der Familie wird unsere Kraft als FHV-Schwestern am deutlichsten sichtbar, und hier ist sie am wichtigsten. Sie, die Frau, sind der Mittelpunkt der Familie. Wie Ihre Lebensumstände auch sein mögen, sie stehen im Mittelpunkt ihrer Familie. Ich rufe Sie auf, Ihr Zuhause zu heiligen und die Stärkung und den Erhalt Ihrer Familie an die erste Stelle zu setzen.

Meine Schwester und ich sprechen oft über die Familie, in der wir aufwuchsen. Wir stammen von guten Eltern. Meine Mutter war ein treues Mitglied der Frauenhilfsvereinigung in Cardston, Alberta, Kanada. Als wir größer wurden, spürte ich in unserer Gemeinde den Einfluß der FHV-Schwestern. Heute weiß ich, daß diese Frauen zu den festen Größen in meinem Leben zählten. Mein Vater hatte ein unerschütterliches Zeugnis. Als er 88 Jahre alt war, gab er mir seinen letzten Priestertumssegen. Unsere Großeltern wohnten nebenan; das findet man heutzutage nur noch selten. Mein Großvater war der Patriarch des Pfahles, und ich half ihm als Schreiberin. Dadurch wurde ich sehr gesegnet. Meine Schwester Jean und ich denken oft an die glücklichen und friedevollen Jahre daheim zurück.

Die Familie kann ein heiliger Zufluchtsort vor der Welt sein. Die Familie bietet nicht nur Obdach, sondern auch das Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit sowie die Nähe zu den anderen Familienmitgliedern. Eine Familie lebt in ihrem Zuhause. Eine Familie besteht aus einer Mutter, aus Töchtern, Schwestern, Tanten und Großmüttern. Und es gibt Großväter, Onkel, Brüder, Söhne und einen Vater.

Durch die Familie erfahren wir unsere größten Freuden und manchmal unseren schlimmsten Kummer. In der Familie lernen wir. Sie ist eine Schule, aus der wir nie entlassen werden, sondern in der wir immer weiterlernen. In der Familie lernen wir, daß uns geistiger Friede zuteil wird, wenn wir uns in Nächstenliebe, Geduld, Teilen, Integrität, Freundlichkeit, Großzügigkeit und Selbstbeherrschung üben und dem Nächsten dienen. Schwestern, dies sind nicht nur Familientugenden - es ist die Lebensweise, die der Herr geboten hat.

Im Handbuch Frauenhilfsvereinigung lesen wir, daß die FHV den Zweck hat, den Frauen und ihren Familien zu helfen, zu Christus zu kommen. Das bedeutet, daß der Einfluß Jesu Christi in unserer Familie wirksam wird. Es bedeutet, daß wir uns auf das Evangelium konzentrieren und Freude darin finden, nach den Geboten zu leben. Es bedeutet, daß wir prüfen, wie wir unsere Zeit einsetzen, und daß wir Wert darauf legen, eine Familie zu sein, die einig ist und in Frieden miteinander lebt.

Es wird für Sie nicht neu sein, daß diese Aufgabe nicht einfach ist. Alle Medien berichten vom Auseinanderbrechen und sogar vom Tod der Familie. Wirtschaftliche Probleme zwingen viele Familien zu schwierigen Entscheidungen. Wir werden in unzählige Richtungen gezerrt, und gleichzeitig müssen wir an den Grundsätzen des Evangeliums festhalten. Vielleicht werden unsere Anstrengungen nicht bemerkt und nicht geschätzt, aber, Schwestern, sie sind der Mühe wert. Die Familie bildet den Rahmen unseres irdischen Lebens und unseres Daseins in der Ewigkeit. Die Tatsache, daß man als Familie aneinander gesiegelt werden kann, zeigt, welch zentrale Rolle die Familie im Plan des Herrn spielt. In der Familie hat die Frau eine Schlüsselrolle inne. Sie formt den Umgangston in der Familie, sie regelt das alltägliche Leben, sie legt fest, wie Menschen miteinander umgehen, sie ist Lehrerin, Ratgeberin, Vertraute, Anwältin, Befürworterin und Mitarbeiterin.

In der Frauenhilffsvereinigung ist es schon lange Tradition, die Familie an die erste Stelle zu setzen. Die „Mütterklasse‟ war die erste einheitliche Unterrichtsreihe der FHV und begann 1901. Diese Klasse war der erste Kurs, um Mütter weiterzubilden und den Schwestern zu helfen, den Haushalt zu führen, die Kinder zu inspirieren, das Evangelium zu lehren und ein vorbildliches Leben zu führen. Und heute machen wir es nicht anders.

Wir behandeln einmal im Monat eine Lektion, die sich besonders mit den Bedürfnissen der Familie beschäftigt. Aber auch alle anderen Lektionen nehmen Bezug auf die Familie und das Zuhause.

Weil uns die Familie so nahe steht, verursacht sie manchmal auch Leid. Nehmen Sie zum Beispiel Lehi und Sariah. Wie mögen sie das ständige Gezänk von Laman und Lemuel empfunden haben? Wie dachte Josef über seine Brüder, als sie ihn nach Ägypten verkauften? Wollte die Königin Esther wirklich die folgenden Worte von ihrem Onkel Mordechai hören: „Wer weiß, ob du nicht gerade dafür in dieser Zeit Königin geworden bist?‟ (Esther 4:14).

Familie bedeutet, füreinander Verantwortung zu tragen. In diesem Frühjahr rief mich mein siebenjähriger Enkel David an und wollte wissen, ob ich zum Frühjahrskonzert seiner Klasse kommen könne, weil, wie er sagte, „ich dort ein Solo spiele‟. Das Konzert sollte an einem Dienstag stattfinden, und obwohl dieser Tag für mich immer der arbeitsreichste ist, versprach ich, daß ich versuchen würde zu kommen. Ich bin hingegangen und habe mit Davids Eltern versucht, den kleinen David zwischen den vielen mit Micky-Maus-Ohren geschmückten Gesichtern zu erkennen. David spielte, wie alle anderen Kinder seiner Klasse, sein Solo. Meinen Lohn erhielt ich nach dem Konzert, als David den Gang herablief und sagte: „Oma, ich wußte, daß Du kommst.‟

Vor kurzem erzählte mir eine Freundin von ihrem Vater, der einen Schlaganfall erlitten hatte. Sie durchlebte schwere Tage, als sie nach Wegen suchte, wie er am besten zu pflegen sei, und gleichzeitig der Mutter gerecht zu werden, die sich guter Gesundheit erfreute und erfüllten Tagen mit ihren Enkeln entgegensah. Dann sprach meine Freundin über die Ehrfurcht, mit der sie an jene Tage denkt. Sie sagte: „Ich darf sagen, daß ich etwas gelernt habe, als ich sah, wie er mit dem schwierigen Vorgang des Alterns umging.‟

Unsere Familie kann uns in unseren schwersten Stunden Halt geben. Wir lernen das aus einem der schmerzlichsten Kapitel der Weltgeschichte, der Kreuzigung Jesu Christi, des Sohnes Gottes.

Wir lesen im Evangelium des Johannes: „Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter.‟ (Johannes 19:25.) Sie waren dort, so wie sie sein ganzes Leben über bei ihm gewesen sind. Meine Gedanken gingen zurück in die Zeit, als Maria und Josef dieses außergewöhnliche Kind aufzogen. Ich höre, wie Maria das kleine Jesuskind mit Worten beruhigt, die auch wir ganz spontan gebrauchen: „Ich bin da.‟ Und dann, in der schwersten Stunde, war seine Mutter Maria da. Jetzt konnte sie seinen Schmerz nicht lindern, aber sie konnte an seiner Seite stehen. Jesus sprach, ihr zur Ehre, die großen Worte: „Frau, siehe, dein Sohn! Dann sprach er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!‟ (Johannes 19:26,27.)

Meine Mitschwestern in der Frauenhilfsvereinigung, wir tragen das Balsam aus Gilead. Möge die Schwesternschaft der FHV Ihnen Frieden geben und Sie segnen. Sie sollen wissen, daß ich Sie in allem unterstütze, was Sie für und mit Ihrer Familie tun. Mögen Sie den heilenden Einfluß, das Balsam der Frauenhilfsvereinigung, spüren.

Ich bezeuge Ihnen, daß Gott lebt, daß Jesus Christus sein Sohn ist, und daß sein Evangelium in diesen Letzten Tagen wiederhergestellt worden ist. Im Namen Jesu Christi. Amen.