1990–1999
Von Missionen, Tempeln und Treuhandschaft
Oktober 1995


Von Missionen, Tempeln und Treuhandschaft

Wie wunderbar, wie zufriedenstellend ist es zu wissen, daß jeder etwas tun kann, um dieses Werk des Allmächtigen zu stärken.

Bitte helfen Sie mir mit Glauben und Beten, damit ich etwas Hilfreiches sagen kann. Vor einer Woche, am Samstagabend, fand in diesem Tabernakel eine Konferenz der Frauenhilfsvereinigung statt. Es war sehr inspirierend, in dieser großen Versammlung in die Gesichter von starken, gläubigen und fähigen Frauen zu blicken. Und es ist heute ebenso inspirierend, in Ihre Gesichter zu sehen, Brüder, und Ihre Stärke, Ihre Loyalität und Ihre Hingabe zu spüren.

Dies war eine Stunde voll Inspiration. Wir haben wunderbare Ratschläge gehört, durch die wir, wenn wir sie annehmen, gesegnet werden. Ich möchte noch über zwei, drei Themen sprechen.

Über den ersten Punkt haben bereits Präsident Monson und Bruder Hillam gesprochen. Ich möchte das Gesagte unterstützen und durch einige Beobachtungen ergänzen.

Auch ich möchte über den Missionsdienst sprechen. Vor kurzem nahm ich in London an einer Versammlung der Missionare teil, die dort dienen. Die BBC bereitet eine Dokumentation über unsere Missionsarbeit auf den britischen Inseln vor und filmte Teile der Versammlung.

Ein Mitarbeiter des weltweiten Radiodienstes der BBC interviewte mich vor der

Versammlung. Er hatte bereits Missionare gesehen, und ihre jugendliche Erscheinung bemerkt. Er fragte mich: „Wie können Sie erwarten, daß jemand diesen jungen Grünschnäbeln zuhört?‟

Falls jemand das Wort „Grünschnabel‟ nicht kennt: es bedeutet unreif, unerfahren, ohne Schliff.

Ich lächelte und antwortete dem Reporter: „Junge Grünschnäbel? Diesen Missionaren geht es wie Timotheus zur Zeit des Paulus, der an seinen jungen Mitarbeiter schrieb:, Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen. Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit.’ (l Timotheus 4:12.)

Es ist bemerkenswert, daß die Missionare von Menschen empfangen werden und daß man ihnen zuhört. Sie sind tüchtig. Sie sind intelligent, sie sind aufmerksam und stehen für ihre Überzeugung ein. Sie sehen sauber aus, und man vertraut ihnen schnell.

Ich hätte hinzufügen können: „Diese Missionare sind ein Wunder.‟ Sie klopfen an viele Türen, aber heutzutage sind in einer Stadt wie London nicht viele Menschen zuhause. Deshalb sprechen unsere Missionare die Menschen auf der Straße an und reden mit ihnen.

Für einen empfindsamen jungen Mann oder eine junge Frau ist dies keine leichte Arbeit. Aber sie werden lernen, den weiteren Worte des Paulus Glauben zu schenken: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen.‟ (2 Timotheus 1:7,8.)

Unsere Missionare erkennen, daß Angst nicht von Gott ist, sondern vom Widersacher der Wahrheit. Und so lernen sie, mit den Menschen über ihre Arbeit und ihre Botschaft zu sprechen. Unsere Missionare werden im Jahr 1995 fast dreihunderttausend Bekehrte in die Kirche bringen. Diese Zahl entspricht hundert neuen Zionspfählen oder mehr als 500 neuen Gemeinden in einem Jahr.

„Junge Grünschnäbel?‟ Ja, sie sind nicht weltklug. Und welch ein Segen liegt darin! Sie können nicht täuschen. Sie sprechen ohne Spitzfindigkeit. Sie sprechen aus dem Herzen, aus persönlicher Überzeugung. Jeder von ihnen ist ein Diener des lebendigen Gottes, ein Botschafter des Herrn Jesus Christus. Nicht weil sie in den Belangen der Welt geschult sind, haben sie Macht. Ihre Macht kommt aus Glaube, Beten und Demut. Uns wurde wieder in Erinnerung gerufen, daß das Werk nicht einfach ist. Es war nie einfach. Vor langer Zeit hat Jeremia gesagt, daß der Herr sein Volk sammeln wird, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Familie, und daß er sie nach Zion bringen und ihnen dort Hirten nach seinem Gefallen geben wird (siehe Jeremia 3:14-15). Wenn wir auf den einzelnen Missionar blicken, ist die Ernte in den meisten Fällen nicht sehr groß, aber insgesamt gesehen ist sie enorm. Das Werk fordert Mut, es fordert Anstrengung, es fordert Hingabe, es fordert Demut damit wir auf die Knie gehen und den Herrn um Hilfe und Führung bitten.

Ich richte an jeden jungen Mann in dieser großen Versammlung eine Aufforderung. Bereite dich jetzt vor, würdig zu sein, um dem Herrn als Vollzeitmissionar zu dienen. Er hat gesagt: „… wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.‟ (LuB 38:30.) Bereite dich darauf vor, zwei Jahre deines Lebens in diesem heiligen Dienst zu verbringen. Dieser Dienst ist tatsächlich der Zehnte der ersten zwanzig Jahre deines Lebens. Denk an all das Gute, das du hast: das Leben selbst, Gesundheit, Kraft, Nahrung, Kleidung, Eltern, Brüder und Schwestern und Freunde. Alles sind Gaben vom Herrn. Natürlich ist auch deine Zeit wertvoll, und du magst glauben, daß du auf diese zwei Jahre nicht verzichten kannst. Aber ich verspreche dir, daß die Zeit, die du im Missionsfeld im hingebungsvollen Dienst verbringst, dir einen größeren Nutzen bringen wird als sonst zwei Jahre deines Lebens. Du wirst erfahren, was Hingabe und Weihung bedeuten. Du wirst Überzeugungskraft entwickeln, durch die du dein Leben lang gesegnet wirst. Deine Furcht, deine Ängste, deine Schüchternheit werden nach und nach verschwinden, wenn du mutig und mit Überzeugungskraft vorwärts gehst. Du wirst lernen, mit anderen zusammenzuarbeiten und Teamgeist zu entwickeln. Das nagende Übel der Selbstsucht wird durch das Gefühl ersetzt, anderen zu dienen. Du wirst dem Herrn näher sein als in jeder anderen Lebenssituation. Du wirst erkennen, daß du ohne seine Hilfe wirklich schwach und ein einfacher Mensch bist, daß du aber mit seiner Hilfe Wunder bewirken kannst.

Du wirst es dir zur Gewohnheit machen, fleißig zu sein. Du wirst die Fähigkeit entwickeln, dir Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten. Du wirst lernen, dich einem einzigen Zweck zu widmen. Welch eine hervorragende Grundlage wird das alles für deine spätere Ausbildung und dein weiteres Leben sein. Diese zwei Jahre sind nicht verloren, sondern du wirst neue Fähigkeiten erwerben.

Du wirst den Menschen, die du belehrst, und ihren Nachfahren zum Segen gereichen. Du wirst dir selbst zum Segen gereichen. Du wirst deiner Familie, die dich unterstützt und für dich betet, zum Segen gereichen.

Und darüber hinaus wird, wenn du dem Herrn treu und gut gedienst hast, Friede in dein Herz kommen. Durch deinen Dienst zeigst du deinem himmlischen Vater deine Dankbarkeit.

Du wirst erkennen, daß der Erretter in diesem Leben und in der Ewigkeit dein bester Freund ist. Du wirst erkennen, daß durch sein Sühnopfer der Weg zum ewigen Leben und zu einer Erhöhung freigemacht wurde, die deine kühnsten Träume übertrifft.

Wenn du deine Mission treu und gut erfüllt hast, wirst du ein besserer Ehemann sein, ein besserer Vater, ein besserer Student, ein besserer Angehöriger deines gewählten Berufs. Der Kern der Missionsarbeit ist die Liebe. Ihr Wesen ist die Selbstlosigkeit. Selbstbeherrschung ist ihre Voraussetzung. Durch Beten wird ihr Vorrat an Kraft freigesetzt.

Und deshalb, meine lieben jungen Brüder, beschließt heute im Herzen, daß euer Lebensplan auch den Dienst im Erntefeld des Herrn vorsieht, daß ihr Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage werdet.

Und nun, Brüder, wende ich mich einem anderen Thema zu. Die Missionsarbeit bringt allen lebenden Kindern unseres Vaters die errettenden heiligen Handlungen. Die Tempelarbeit dient hauptsächlich den Söhnen und Töchtern Gottes, die durch den Schleier des Todes gegangen sind. Gott sieht nicht auf die Person. Wenn die lebenden Menschen in aller Welt die errettenden heiligen Handlungen des Evangeliums brauchen, dann brauchen auch die Menschen aller vorausgegangenen Generationen diese Handlungen.

Unsere Mitglieder können nicht an allen Segnungen des Evangeliums teilhaben, wenn sie nicht die heiligen Handlungen des Tempels für sich selbst empfangen und sie ihren verstorbenen Vorfahren und anderen zugänglich machen. Den Menschen muß der Tempel zur Verfügung stehen, wenn wir diesen Gedanken verwirklichen wollen. Diese Sache liegt mir sehr am Herzen.

Im Jahre 1954, bevor ich Generalautorität wurde, bat mich Präsident McKay in sein Büro und erzählte mir von dem geplanten Tempel in der Schweiz. Er beauftragte mich, einen Weg zu finden, wie die heiligen Handlungen des Tempels in vielen Sprachen vollzogen werden können, ohne die Zahl der Tempelarbeiter zu erhöhen. Seit damals habe ich sehr viel mit den Tempeln und den heiligen Handlungen, die in ihnen vollzogen werden, zu tun.

Wir haben heute siebenundvierzig Tempel in Betrieb. Davon befinden sich acht in Utah, sechzehn in anderen Gebieten der Vereinigten Staaten, zwei in Kanada, und einundzwanzig außerhalb Nordamerikas. Seit 1981, als ich in die Erste Präsidentschaft berufen wurde, sind achtundzwanzig dieser siebenundvierzig Tempel geweiht worden. Wir haben heute sechs weitere Tempel in Bau, nämlich in American Fork und Vernal in Utah, St. Louis in Missouri, Hong Kong, Preston in England und Bogota in Kolumbien.

Wir haben sieben neue Tempel angekündigt, nämlich für Santo Domingo in der Dominikanischen Republik, Madrid in Spanien, Guayaquil in Equador, Recife in Brasilien, Cochabamba, Bolvien, Nashville in Tennesse und Hartford in Connecticut. Und wir befassen uns mit der Möglichkeit eines Tempels in Venezuela.

Jahrelang haben wir versucht, ein geeignetes Grundstück in der Nähe von Hartford zu finden. Während dieser Zeit hat sich die Kirche nördlich und südlich von Hartford gut entwickelt, und wir haben beschlossen, daß wir nun den Tempel nicht in der unmittelbaren Nähe von Hartford bauen werden. Ein Tempel wird in der Nähe von Boston, Massachusetts, und einen weiterer Tempel in White Plains, New York, errichtet werden. Mit anderen Worten, zwei Tempel werden den Menschen dort dienen, wo ursprünglich nur ein Tempel geplant war. Wir haben schöne Grundstücke in beiden Orten.

Wir möchten uns bei unseren treuen Heiligen in und um Hartford entschuldigen. Wir wissen, daß diese Mitteilung für Sie enttäuschend ist. Sie wissen, daß wir zusammen mit Ihren örtlichen Führer unzählige Stunden damit verbracht haben, ein geeignetes Grundstück zu finden, das den Bedürfnissen der Heiligen in New York und Neuengland entgegenkommt. Wir bedauern die Enttäuschung der Menschen in und um Hartford sehr, sind aber auch zufrieden, daß wir zur jetzigen Entscheidung geführt wurden. Beide Tempel werden so gelegen sein, daß auch Sie aus dem Gebiet um Hartford nicht zu weit fahren müssen.

Wir befassen uns außerdem mit sechs weiteren Grundstücken. Es ist ein ungemein anspruchsvolles Programm.

Ich hege den brennenden Wunsch, daß alle Heiligen der Letzten Tage einen Tempel in zumutbarer Nähe haben. Wir können aber nicht schneller vorankommen. Wir achten darauf, daß die Tempel in hervorragender Lage gebaut werden, wo wir auf lange Sicht gute Nachbarn haben werden. In solchen Gegenden sind die Grundstückspreise für gewöhnlich hoch. Ein Tempel ist viel komplexer als ein normales Gemeindehaus oder Pfahlzentrum. Für den Bau eines Tempels gelten höhere architektonische Grundsätze. Es dauert länger, einen Tempel zu bauen, und es kostet mehr. Die Arbeit geht so schnell wie möglich voran. Ich bete ständig darum, daß dieses Werk irgendwie beschleunigt wird, damit mehr Mitglieder das heilige Haus des Herrn leichter erreichen können.

Brigham Young sagte einmal, wenn unsere jungen Leute die Segnungen der Eheschließung im Tempel wirklichen verstehen, so würden sie nötigenfalls bis nach England laufen. (Siehe Journal of Discourses, 11:118) Wir hoffen, daß Sie es nicht annähernd so weit haben.

Diese einzigartigen und wunderbaren Gebäude und die darin vollzogenen heiligen Handlungen sind der Höhepunkt unseres Gottesdienstes. Diese heiligen Handlungen werden zum tiefgründigsten Ausdruck unserer Theologie. Mit meiner ganzen Überzeugungskraft fordere ich unsere Mitglieder überall auf, würdig zu leben, damit sie einen Tempelschein haben können. Betrachten Sie den Tempelschein als etwas wertvolles, und unternehmen Sie größere Anstrengungen, um zum Haus des Herrn zu gehen und am Geist und den Segnungen des Tempels teilzuhaben. Ich bin glücklich, daß jeder Mann und jede Frau, die aufrichtig und gläubig zum Tempel kommen, das Haus des Herrn als besserer Mann und bessere Frau verlassen. Ein jeder von uns muß sich ständig verbessern. Wir haben manchmal das Bedürfnis, den Lärm und die Unruhe der Welt hinter uns zu lassen und in das heilige Haus Gottes zu kommen, um dort seinen Geist in einer Umgebung der Heiligkeit und des Friedens zu spüren.

Wenn sich jeder Mann in dieser Kirche, der zum Melchisedekischen Priestertum ordiniert worden ist, für einen Tempelschein bereit machte und dann zum Haus des Herrn ginge und seine Bündnisse feierlich vor Gott und Zeugen erneuerte, würden wir ein besseres Volk sein. Es gäbe unter uns nur wenig oder keine Unsittlichkeit. Es würde fast keine Scheidungen mehr geben. So viel Kummer und gebrochene Herzen würden vermieden. In unseren Familien gäbe es mehr Friede, Liebe und Glück. Es gäbe weniger weinende Frauen und weinende Kinder. Wir würden einander mehr schätzen und achten. Und ich bin mir sicher, daß der Herr wohlwollender auf uns herablächeln würde.

Bevor ich schließe, Brüder, möchte ich einen weiteren Punkt ansprechen, und ich bitte um Entschuldigung, wenn ich die Zeit ein wenig überziehe.

Ich möchte dem Priestertum der Kirche darlegen, wo diese große Organisation, zu der wir alle gehören und der wir uns verpflichtet fühlen, meiner Ansicht nach heute steht. Ich meine, daß Ihnen von Zeit zu Zeit ein solcher Bericht zusteht.

Ich freue mich sagen zu können, daß die Kirche in guter Verfassung ist. Sie ist gesund. Sie wächst zahlenmäßig. Am Ende des Jahres 1994 hatten wir 9 025 000 Mitglieder, das ist ein Zuwachs von 300 730 neuen Mitgliedern während des Jahres. Das heißt, daß wir alle dreieinhalb Jahre eine Million Mitglieder dazugewinnen, und ich bin sicher, daß sich dieses Wachstum noch beschleunigen wird. Die Kirche breitet sich über die Welt aus. Ich glaube, daß sie gut geleitet wird. Aber wir haben auch Probleme. Zu viele unserer Mitglieder gleiten in die Inaktivität ab. Zu viele leben nicht nach den Grundsätzen des Evangeliums. Doch trotzdem haben wir Grund, uns über das, was geschieht, zu freuen.

Die Kirche hat keine Schulden. Wir haben allerdings einige Verträge über den Kauf von Grundstücken geschlossen, bei denen die Verkäufer auf Teilzahlungen zu bestimmten Terminen bestehen. Es sind Mittel vorhanden, um diese Verträge pünktlich zu erfüllen.

In den wenigen geschäftlichen Unternehmungen der Kirche werden einige Verbindlichkeiten als Führungsinstrument eingesetzt. Aber jede andere große Organisation würde uns um das Verhältnis der Schulden zum Vermögen beneiden.

Die Kirche lebt im Rahmen ihrer Mittel und wird es auch weiterhin tun. Ich bin besonders dankbar für das Gesetz des Zehnten. Es ist für mich ein ständig wiederkehrendes Wunder, das durch den Glauben unserer Mitglieder möglich wird. Es ist der Plan, durch den der Herr die Aufgaben seines Reiches finanziert.

Das Gesetz des Zehnten ist so einfach und unmißverständlich. Es besteht aus fünfunddreißig Worten im Abschnitt 119 des Buches Lehre und Bündnisse. Welch ein Unterschied zu den schwierigen, komplexen und unverständlichen Steuergesetzen, mit denen wir als Bürger leben!

Es gibt außer dem Gebot des Herrn keinen Zwang, den Zehnten zu zahlen, und das Gebot allein sollte Grund genug sein. Die Kirche ist die einzige große Gemeinschaft die ich kenne, die niemanden ausschließt, nur weil er seinen Mitgliedsbeitrag nicht entrichtet.

Wenn wir den Zehnten zahlen, zeigen wir unsere Überzeugung, daß der Grundsatz wahr ist. Wir wissen, daß diese Gelder heilig sind. Man vertraut darauf, daß wir sie umsichtig und weise einsetzen. Ich habe früher schon

einmal gesagt, daß ich auf einem kleinen Schrank in meinem Büro ein echtes „Scherflein der Witwe‟ habe, das mit vor vielen Jahren von Bruder David B. Galbraith gegeben wurde, der zu jener Zeit Präsident des Zweiges der Kirche in Jerusalem war. Das Scherflein ist zu klein, als daß Sie es hier sehen könnten, aber es ist da. Ich behalte es, weil es ein Opfer darstellt, und weil es mich daran erinnert, daß uns die geweihten Spenden der Witwe ebenso anvertraut sind wie die Gaben der Wohlhabenden. Ich möchte allen danken, die ihren Zehnten und ihre Opfergaben ehrlich zahlen. Aber ich weiß, daß ich Ihnen dafür nicht danken muß. Ihr Zeugnis ist so stark wie meines, daß dieses Gesetz von Gott ist und wir durch entsprechenden Gehorsam gesegnet werden.

Wir sind nicht nur entschlossen, im Rahmen unserer Mittel zu leben, sondern wir führen sogar jedes Jahr einen Teil des Budgets den Rücklagen der Kirche zu. Wir tun nur das, was wir jeder Familie angeraten haben. Sollten wirtschaftlich schwierige Zeiten kommen, hoffen wir, daß wir die Mittel haben, um dem Sturm standzuhalten.

Wir wissen, wie wichtig der geweihte freiwillige Dienst ist, wenn die Programme der Kirche erfüllt werden sollen. Wir haben ein großes Heer von hingebungsvollen Menschen, die großzügig von ihrer Zeit geben, um im Werk zu helfen. Unsere Personalabteilung hat festgestellt, daß zur Zeit 96 484 Menschen solche Dienste verrichten. Dieser Dienst entspricht der Leistung von zehntausend Angestellten, und hat einen Wert von 360 000 000 Dollar im Jahr. Diese Menschen arbeiten als Missionare oder freiwillige Helfer im Bildungswesen der Kirche, im Bereich Genealogie, in den Tempeln und in verschiedenen anderen Abteilungen und Bereichen der Kirche. Wir sind diesen Menschen sehr dankbar und stehen für diesen großartigen Beitrag tief in ihrer Schuld. Ich bin sicher, daß der Herr an ihrem hingebungsvollen Dienst Freude hat.

Wir machen beim Religionsunterricht unter der Woche Fortschritt. Überall dort, wo es die Kirche gibt, findet das Seminar statt. Unsere Religionsinstitute bieten allen jungen Leuten im Hochschulalter einen guten Dienst. Im Schuljahr 1995/96 sind mehr als 583000 Teilnehmer im Seminar bzw. Institut eingetragen. Viele von euch jungen Männern, die heute hier sind - und ich vermute, beinahe jeder von euch - ist Nutznießer dieses wunderbaren Programms der Kirche. Ich bitte alle, die im Seminar oder Institut eingetragen sind, für einen Moment aufzustehen. Schauen Sie! Das sagt alles! Vielen Dank.

Wir hoffen, daß alle, denen dieses Programm zur Verfügung steht, auch davon Gebrauch machen. Eure Kenntnis vom Evangelium wird zunehmen, euer Glaube gestärkt, und ihr werdet mit Menschen, die euch ähnlich sind, eine wunderbare Gemeinschaft und Freundschaft pflegen.

Ich denke an die Probleme, die der Prophet Joseph Smith hatte, als er das Buch Mormon zum ersten Mal veröffentlichte. Die erste Auflage bestand aus fünftausend Exemplaren, und der Druck des Buches wurde nur durch die Großzügigkeit von Martin Harris ermöglicht. Es wird Sie interessieren, daß wir im letzten Jahr 3 742 629 Exemplare des Buches Mormon verteilt haben. Das gesamte Buch, oder die wichtigsten Auszüge daraus, wird in fünfundachtzig Sprachen gedruckt. Noch überschwemmen wir die Welt nicht mit dem Buch Mormon, wie uns Präsident Benson aufgetragen hat. Ich möchte aber sagen, daß es nicht einfach ist, 3 \% Millionen Exemplare in einem Jahr zu verteilen.

Ich durfte über den 150. Pfahl der Kirche präsidieren. Er wurde im Jahr 1945 gegründet, 115 Jahre nach Gründung der Kirche. Heute, nur fünfzig Jahre später, gibt es 2101 Zionspfähle. 772 neue Gemeinden und Zweige wurden 1994 gegründet und bringen die Gesamtzahl zum Jahresende auf 21 774. Es ist wohl für jeden offensichtlich, warum wir so viele neue Gebäude errichten, in denen unsere Mitglieder sich versammeln und belehrt werden können. Wir haben gegenwärtig 375 neue Gebäude im Bau. Der Bau neuer Gebäude wird immer teurer. Wir hoffen, daß Sie die Häuser gut pflegen. Ich möchte besonders euch junge Männer bitten, euch in dieser Hinsicht besonders anzustrengen. Wir möchten, daß diese Gebäude zu den Zwecken gebraucht werden, zu denen sie gebaut wurden, und daß sie nicht mißbraucht werden. Die Nebenkosten sind sehr hoch. Schalten Sie das Licht aus, wenn das Gebäude nicht genutzt wird. Lassen Sie keine Abfälle liegen. Halten Sie das Grundstück sauber und schön. Wer an einem unserer Gebäude vorbeikommt, soll sagen können: „Die Menschen, die hier zum Gottesdienst zusammenkommen, glauben an Reinlichkeit, Ordnung, Schönheit und Ehrbarkeit.‟

Ich habe Ihnen schon davon berichtet, daß die Zahl der Tempel zunimmt. So ist es mit jedem Aspekt des Programms der Kirche. Ich sehe eine leuchtende Zukunft vor uns. Ich verschweige nicht, daß wir Probleme haben werden. Probleme haben sich dem Werk immer entgegengestellt. Das Werk des Widersachers bleibt auch weiter gegen uns gerichtet. Aber wir werden vorwärts gehen, so wie diejenigen, die vor uns waren, vorwärts gegangen sind. Jeder Mann und jeder Junge, der mich heute abend hört, hat die Verpflichtung, in diesem großen Werk zu helfen, damit es sich ausbreitet und stärker wird.

Danke für Ihren Glauben, Brüder. Danke für Ihre Hingabe. Wir sind uns des großen Vertrauens bewußt, das Sie in uns setzen. Wir sind uns des heiligen Vertrauens bewußt, das der Herr in uns setzt. Und er hat auch in jeden, der sein göttliches Priestertum trägt, ein heiliges Vertrauen gesetzt. Wie ich schon sagte, wir stehen gemeinsam in diesem Werk. Jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei, das Gottesreich aufzubauen. Wie wunderbar, wie befriedigend ist es zu wissen, daß jeder etwas tun kann, um dieses Werk des Allmächtigen zu stärken.

Es ist wahr. Es ist das Werk unseres Vaters. Es ist die Kirche unseres Erretters. Das Priestertum, das wir tragen, ist ein wahres und sehr wertvolles Gut. Ich lasse Ihnen mein Zeugnis, meine Liebe, meinen Segen und meine Dankbarkeit. Im Namen Jesu Christi. Amen.