1990–1999
„Herr, zu wem sollen wir gehen?‟
Oktober 1995


„Herr, zu wem sollen wir gehen?‟

Als Heilige der Letzten Tage glauben wir, daß Christus uns den Weg und das Ziel zeigt und was wir tun müssen, um ihn zu finden.

Als Christus seine Mission unter den Menschen begann, drängten sich die Leute an den Ufern des Sees von Galiläa, um seine Botschaft zu hören. Damals folgten ihm viele Jünger. Einige von ihnen fühlten sich durch die Lehren Christi gekränkt und wandten sich von ihm ab. Als diese Menschen ihn verließen, fragte Christus seine zwölf Jünger, ob auch sie ihn verlassen wollten. Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollen wir gehen?‟ (Johannes 6:68.)

Diese Frage ist heute ebenso wichtig wie vor 2000 Jahren. Als Heilige der Letzten Tage glauben wir, daß Christus uns den Weg und das Ziel zeigt und was wir tun müssen, um ihn zu finden. Jedem einzelnen von uns obliegt es, den Weg Christi zu erkennen und ihm zu folgen.

Vor wenigen Monaten hörte ich das machtvolle Zeugnis eines Mannes, der die Wahrheit suchte. Durch das Evangelium wurden ihm die Augen für das Ewige geöffnet, und er konnte seinem Leben eine neue Richtung geben. Zur selben Zeit erfuhr ich von einem guten Mitglied der Kirche, das sich vom Evangelium entfernt und seine Glaubensansichten geändert hatte. Beide Männer hatten mit gutem Vorsatz versucht herauszufinden, zu wem sie gehen sollten, und beide kamen zu gegensätzlichen Schlüssen. Darum gingen sie auf Wegen, die sich trennten. Warum handeln Menschen so verschieden?

Ich glaube, daß unsere Worte und Taten ihre Wurzeln in unseren Gedanken haben, und daß unsere Gedanken bestimmen, was wir tun. Unsere täglichen Entscheidungen, seien sie geplant oder spontan, beginnen in unseren Gedanken, und wir sind für sie verantwortlich. Wir können glauben, daß wir von Gott unabhängig sind und ohne ihn handeln können, aber wir können nicht vor der Erkenntnis fliehen, daß wir ewigen Gesetzen unterworfen sind. Wir werden in diesem Leben und im Leben danach Glück und Frieden in dem Maß haben, wie wir bereit sind, unsere Gedanken und Taten auf die von Gott gegebenen Gesetze zu gründen. Wahrer Seelenfrieden und ewiges Glücklichsein kommen, wenn wir uns im Einklang mit Gott befinden. Wenn wir mit Gott eins sein wollen, müssen wir uns ändern, und nicht Gott.

Ich glaube, daß die beiden Männer verschiedene Wege wählten, weil sie in ihrem Denken und in ihrem Verständnis von Gott verschieden waren. Es ist wichtig, Gott zu erkennen, damit wir mit dem Evangelium Jesu Christi im Einklang leben und ewige Segnungen und die Errettung erlangen können. Wir müssen Gott und Jesus Christus erkennen, um unsere Mission im Leben zu verstehen. Lowell L. Bennion schreibt in seinem Buch Legacies of Jesus: „Es ist sehr wichtig, daß wir die Eigenschaften Gottes erkennen. Christus kam auf die Erde um uns das Wesen Gottes zu offenbaren. Er ist die Offenbarung Gottes an die Menschen und lehrt uns durch Wort und Beispiel, was Glauben, Demut, Integrität und Liebe bedeuten‟. (Deseret Book Co., Salt Lake City 1990, Seite 61.)

Wir erfahren durch das Leben Jesu Christi von Gott; wir erkennen ihn, wenn wir dem Beispiel Christi folgen. Meine lieben Brüder und Schwestern, Freunde und Zuhörer, lassen Sie uns unseren Erretter und seinen Vater wahrhaftig erkennen. Wenn wir in seine Fußstapfen treten wollen, müssen wir uns fragen, ob unsere Entscheidungen im Einklang mit dem Beispiel Christi stehen. Wir dürfen uns nicht durch Täuschung oder Überredung vom Weg Christi abbringen lassen. Wir werden, indem wir ihm folgen, die Segnungen des Friedens und der ewigen Freude ernten.

Die Lehren Christi, sein Beispiel und seine Vollkommenheit lassen keinen anderen Schluß zu, als daß er der Sohn Gottes ist. Er sagt über sich selbst: „Und siehe, ich bin das Licht und das Leben der Welt; und ich habe aus dem bitteren Kelch getrunken, den der Vater mir gegeben hat, und habe den Vater verherrlicht, indem ich die Sünden der Welt auf mich genommen habe; und darin habe ich den Willen des Vaters in allem von Anfang an gelitten.‟ (3 Nephi 11:11.)

Mit der Erkenntnis von ihm wird uns, wie Johannes sagt, verheißen: „Denn es ist der Wille meines Vaters, daß alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und daß ich sie auferwecke am Letzten Tag.‟ (Johannes 6:40.)

Es ist wichtig, daß wir bereit sind, das Evangelium in seiner ganzen Fülle zu empfangen, damit wir im Leben in die richtige Richtung gehen und die Segnungen des Evangeliums empfangen. Christus sagte zu Joseph Smith über die Wiederherstellung seines Evangeliums: „Ein Licht wird hervorbrechen, und das wird die Fülle meines Evangeliums sein.‟ (LuB 45:28.)

Desweiteren müssen wir die Autorität Gottes und die Vollmacht seiner Diener anerkennen. Paulus erläuterte der Gemeinde in Ephesus, warum Vollmacht gegeben wurde und warum wir gesegnet werden, wenn wir den Dienern des Herrn folgen: „Um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen.‟ (Epheser 4:12,13.)

Und weiter, wenn wir Gottes Gebote kennen, müssen wir sie ohne Einschränkung und Ausnahme halten. Manchmal sind wir versucht, aus Bequemlichkeit den Lehren Christi einen geringeren Stellenwert in unserem Leben zu geben, oder wir lassen zu, daß äußere Umstände unseren Glauben verunreinigen. Um verführerischen Einflüssen zu entfliehen, die uns von Christus entfernen, hat er uns geboten: „Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen.‟ (LuB 59:9.)

Wenn wir seinen Geboten folgen, erlangen wir Freiheit, Unabhängigkeit, Kraft und wahres Glück. Ich frage darum heute einen jeden: „Zu wem sollen wir gehen ?‟ Wir sollen uns entscheiden, Christus zu folgen und seine wahren Jünger zu sein, die von seiner Botschaft der Wahrheit nicht gekränkt werden, sondern sich an ihr erfreuen. Ich weiß von keinem anderen Weg und kenne keinen anderen Ort, wohin wir gehen können. Ich füge mein Zeugnis dem Zeugnis des Simon Petrus hinzu, der über Christus sagte: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.‟ (Johannes 6:68,69.)

Ich gebe Ihnen Zeugnis, daß Joseph Smith den Vater und den Sohn gesehen hat. Sie sind wirklich. Jesus ist auferstanden. Er ist unser Messias und Erretter. Er ist der Sohn des lebendigen Gottes. Diese Erkenntnis ist mein Glaube, mein Zeugnis, und mein Leben. Ich bete, daß wir alle zur Erkenntnis Jesu Christi gelangen und demgemäß aus reinem Herzen, mit Hoffnung und mit reiner Nächstenliebe handeln. Im Namen Jesu Christi, Amen.