1990–1999
„lch will hingehen‟
Oktober 1995


„lch will hingehen‟

Das bedeutsamste „Ich will‟, zu dem wir alle uns verpflichten könnten, lautet: Ich will den lebenden Propheten nachfolgen.

Brüder, es ist mir eine Ehre, und es stimmt mich demütig, das Podium mit den anderen Generalautoritäten zu teilen, vor allem mit den fünfzehn Propheten, Sehern und Offenbarern, die hinter mir sitzen und die ich liebe und verehre. Ich gebe Zeugnis, daß diese mächtigen Männer Gottes - die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel - vorbereitet und geläutert, geprüft und berufen wurden, über diese wachsende Priestertumsarbeit zu präsidieren und sie zu lenken.

In einem Einkaufszentrum von Manila gibt es ein weithin sichtbares Schild mit den Worten „Dein, Ich will’ ist wichtiger als dein IQ.‟ Wenn ich über diesen kurzen Satz nachdenke, fällt mir der Refrain eines PV-Liedes ein, das auf l Nephi 3:7 beruht: „Ich will hingehen; ich will tun, was der Herr von mir verlangt. Ich weiß, der Herr bereitet den Weg; er will, daß ich gehorsam bin.‟ (Children’s Songbook, Seite 121f.) Ich ertappe mich auch dabei, wie ich den Refrain eines bekannten Liedes der Wiederherstellung summe und pfeife: „Ich gehe, wohin du mich heißt, o Herr, … ich rede, was du mich heißt reden, o Herr, und wie du willst, so will ich sein.‟ (Gesangbuch, Nr. 183.)

Viel zu viele, die mit großen Fähigkeiten und außergewöhnlicher Intelligenz gesegnet sind, sind nicht bereit, wenn es darauf ankommt, hinzugehen und zu tun, zu sagen und zu sein, was der Herr gebietet.

Ich will hingehen, ich will tun, ich will sagen, und ich will sein bringen entschlossenen Gehorsam zum Ausdruck. Unser dritter Glaubensartikel lautet: „Wir glauben, daß dank dem Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen.‟ Der großartigste Akt des Gehorsams fand in Getsemani statt. Sie kennen die aufrichtige Bitte Christi: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.‟ (Lukas 22:42.)

Für uns, die wir das Priestertum tragen, gibt es manch wichtiges „Ich will!‟ Ich will dem Eid und Bund des Priestertums treu sein, ich will meinen Kollegiumspräsidenten unterstützen, ich will den Bündnissen, die ich an heiligen Stätten geschlossen habe, völlig treu sein; und ich will meinen Dienst im Aaronischen Priestertum vortrefflich erfüllen und mich dadurch für kommenden Priestertumsdienst bereitmachen. Das wohl bedeutendste „Ich will‟, zu dem wir uns heute abend alle verpflichten könnten, lautet: Ich will den lebenden Propheten nachfolgen.

Brigham Young hat einmal gesagt: „Man kann die Berufung eines Propheten Gottes nicht zunichte machen, aber man kann das Band zerschneiden, das einen an den Propheten Gottes bindet, und in der Hölle versinken‟ (zitiert in Conference Report, Mai 1963, Seite 81). Elder John A. Widtsoe hat einmal gesagt: „Der wichtigste Prophet aller Zeiten ist immer der lebende Prophet. … Dem lebenden Propheten nachzufolgen, der die Vergangenheit auslegt, ist wahre Weisheit. Die Stärke der Kirche beruht auf der Lehre von der fortwährenden Offenbarung durch einen lebenden Propheten.‟ (Evidences and Reconciliations, 3 Bände, Seite 352.)

Präsident Wilford Woodruff hat einmal von einer Versammlung erzählt, in der der Prophet Joseph Smith zu Brigham Young gesagt hatte: „Bruder Brigham, ich möchte, daß du in den Zeugenstand trittst und uns deine Ansichten zu den niedergeschriebenen Wahrworten und zum geschriebenen Wort Gottes mitteilst.‟ Es heißt, Brigham Young habe die Bücher der heiligen Schrift eins nach dem anderen vor sich hingelegt und dann gesagt, ihm seien die Worte des lebenden Propheten wichtiger als die heiligen Schriften, die da vor ihm lägen, weil nämlich die Worte des lebenden Propheten das Wort Gottes für uns in unserer Zeit darstellten. Präsident Woodruff führt weiter aus: „Als er fertig war, sagte Joseph Smith:, Bruder Brigham hat euch das Wort des Herrn mitgeteilt, und er hat die Wahrheit gesagt.’‟ (Conference Report, 1897, Seite 22f.)

Wie sieht es mit unserem Gehorsa: gegenüber den lebenden Propheten aus! Wissen Sie noch, was sie in der Priestertumsversammlung der letzten Generalkonferenz vor sechs Monaten gesagt haben? Wissen Sie zum Beispiel noch, daß Präsident Faust gesagt hat: „Es gibt keine größere Aufgabe als die des Ehemanns und Vaters, aus ihr wird man nie entlassen. …, Du sollst deine Frau von ganzem Herzen lieben und sollst an ihr festhalten und an keiner anderen [LuB 42:22]’‟? (Der Stern, Juli 1995, Seite 42.)

Erinnern Sie sich noch an Präsident Monsons eindringliche Bitte? Er sagte: „Brüder im Priestertum, die Welt braucht Ihre Hilfe. Es gilt Menschen aufzurichten, Herzen zu begeistern und Seelen zu erretten. … Und Sie brauchen dabei nicht bloß Zuschauer zu sein, sondern dürfen aktiv im Priestertumsdienst mitarbeiten.‟ (Der Stern, Juli 1995, Seite 44.)

Junge Männer, ich hoffe, ihr habt noch immer den großartigen Rat Präsident Hinckleys im Ohr: „Ihr könnt nichts Unpassendes tun, ohne daß der Stoff eures Lebens darunter leidet. Unsittliches Verhalten jeglicher Art wird einen häßlichen Faden mit einweben. Unehrlichkeit jeglicher Art sorgt für Flecken. Schmutzige und lästerliche Sprache nimmt dem Muster seine Schönheit.‟ (Der Stern, Juli 1995, Seite 51.) •

Ihr jungen Männer, die ihr das Aaronische Priestertum tragt, ich möchte euch ein „Ich will‟ vorlegen, über das ihr gründlich nachdenken sollt, und zwar: Ich will mich sehr gut mit dem edlen Propheten Nephi vertraut machen, indem ich die ersten beiden Bücher des Buches Mormon studiere, darüber nachdenke und mich daran labe. Mein jungen Freunde, ich verheiße euch: Wenn ihr Nephi wirklich kennenlernt, werdet ihr von seiner Entschlossenheit, seinem Mut und seinem Wunsch, dem zu gehorchen, was der Herr gebietet, so beeindruckt sein, daß in euch der Wunsch wach wird, seine Eigenschaften zu übernehmen. Wenn ihr dann, wie das fast jeden Tag der Fall sein mag, vom Widersacher versucht werdet, vom Rat der Propheten, von den Wünschen eurer Eltern oder von dem, was der Herr gebietet, abzuweichen, fallen euch sofort die Worte des standhaften Nephi ein: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat.‟ (l Nephi 3:7.) Und wenn jemand, mit dem ihr Umgang habt, euch zu etwas überreden will, was nicht so ist, wie der Herr es geboten hat, kommt euch Nephis mutige Bitte an seine Brüder in den Sinn: „Laßt uns im Halten der Gebote des Herrn treu sein.‟ (l Nephi 3:16.)

Ich weiß von einer Gruppe mutiger junger Männer, die dem Beispiel Nephis nachgefolgt sind. Nachdem sie die Baseball-Staatsmeisterschaft für ihre Altersgruppe gewonnen hatten, sollte die Mannschaft, die zum Großteil aus Trägern des Aaronischen Priestertums bestand, ihren Staat in einem Turnier an einem weit entfernten Ort vertreten. Bei der Ankunft am Austragungsort erfuhren sie, daß einige Spiele für den Sonntag angesetzt waren. Jeder dieser jungen Männer stand nun vor einer schwierigen Entscheidung: Sollten sie ihre Mannschaft und ihre Mitspieler, die keine Mitglieder waren, unterstützen, falls am Sonntag gespielt wurde, oder sollten sie dem folgen, was der Herr geboten hat, und den Sabbattag heiligen? Wenn sie den Sabbattag heiligten, mußten sie die Aussicht, das Turnier zu gewinnen, aufgeben. Einer nach dem anderen wandte sich still an die Trainer und lehnte die Teilnahme am Sonntag ab, womit sie dem Beispiel Nephis folgten. Am Sonntag stellte es sich heraus, daß auf Grund des Turnierverlaufs und schlechten Wetters kein Spiel stattfand. Ich konnte diese jungen Männer über Jahre hin beobachten. Sie haben nicht aufgehört, ihr Leben nach Nephis Beispiel auszurichten: Sie sind auf Mission gegangen und sagen und lehren auch heute noch, was recht ist; und sie streben noch immer danach, das zu tun, was der Herr geboten hat.

Vor einigen Wochen war ich, wie vielleicht auch viele von Ihnen, zu Tränen gerührt, als ich am Fernsehen miterlebte, wie ein lange gehaltener Rekord im Baseball gebrochen wurde, ein Rekord, von dem man gemeint hatte, er sei nicht zu brechen. Der Sportler, der den Rekord gebrochen hatte, stand mit seiner Familie auf dem Feld und nahm die Auszeichnung von selten seiner Mitspieler entgegen. Wenngleich ich von seiner Fähigkeit, Baseball zu spielen, beeindruckt bin, so bin ich weitaus mehr beeindruckt von den Eigenschaften, die ihn so weit gebracht hatten. Er hat große Ausdauer, Beständigkeit, Opferbereitschaft, Mut und die Entschlossenheit bewiesen, sein Ziel zu erreichen. Das sind genau die Eigenschaften, die wir brauchen, um hinzugehen und das zu tun und zu sagen, was der Herr gebietet.

Uns, den erwachsenen Brüdern, möchte ich ein „Ich will‟ empfehlen, das uns schon wiederholt von den Propheten unserer Zeit ans Herz gelegt worden ist. Es ist in der heutigen Welt, wo sich der Einfluß des Widersachers verstärkt und das Fundament unserer Gesellschaft, die Familie, auflöst, von entscheidender Bedeutung. Es lautet: Ich will mir vornehmen, daß die Führung meiner Familie meine wichtigste und heiligste Aufgabe ist, und ich will die Erziehung und Führung meiner Kinder nicht der Gesellschaft, der Schule oder der Kirche überlassen. Das Buch Lehre und Bündnisse erinnert uns daran, daß der Herr Vater und Mutter dafür verantwortlich macht, daß sie ihre Kinder über Glaube, Umkehr, Taufe, den Heiligen Geist und das Beten unterweisen und daß sie sie lehren, untadelig vor dem Herrn zu wandeln (siehe LuB 68:25,28).

Vielleicht haben Sie schon sagen hören: „Ich habe soviel damit zu tun, zu leben und für den Lebensunterhalt zu sorgen, daß ich meiner Familie nur wenig Zeit widmen kann, aber ich gebe mir Mühe, daß das, was mir an Zeit bleibt, qualitativ hochwertig ist.‟ Brüder, diese Art von Rechtfertigung birgt einen schwerwiegenden Fehler. Wirksame Führung in der Familie erfordert sowohl Quantität als auch Qualität.

Als ich als Bischof unserer Gemeinde berufen wurde, fragte mich unser vierjähriger Sohn: „Bist du jetzt der Mann, dem sie die Umschläge mit dem Geld geben?‟ Ich habe ihm geantwortet: „Ja, der bin ich‟, und mir war klar, daß wir uns ein bißchen über den Zehnten unterhalten mußten. Branden klatschte in die Hände und rief: „Toll, dann werden wir ja reich!‟ Später erfuhren wir, daß er meinte, sein Papa brauche jetzt nicht mehr zu arbeiten und hätte dann viel mehr Zeit für ihn!

Wenn mehr Zeit für Ihre Familie bedeutet, daß Sie sich weniger darauf konzentrieren können, für das zu arbeiten, was man sich so wünscht, oder daß Sie Hobbys aufgeben müssen, die nichts mit Ihrer Familie zu tun haben, wie beispielsweise Fischen, Golfspielen, Bootsfahren, Reisen und so weiter, dann sollten Sie das sofort tun. Brüder, wir müssen uns diesem äußerst wichtigen „Ich will‟ erneut verpflichten. Seien wir nie zu beschäftigt, das zu tun, was am meisten zählt: rechtschaffen über unsere Familie zu präsidieren und dem Rat der lebenden Propheten bedingungslos zu folgen.

Brüder, ich bete darum, daß wir oft an dieses PV-Lied denken, das so einfach und doch so ansteckend ist, und daß wir es summen und singen: „Ich will hingehen; ich will tun, was der Herr von mir verlangt. Ich weiß, der Herr bereitet den Weg; er will, daß ich gehorsam bin.‟ Mögen wir unser „ich will‟ nach seinem Willen ausrichten. Ich bezeuge: der Herr möchte, daß wir den lebenden Propheten gehorsam sind. Ich bezeuge ferner, daß unser Herr und Erretter, Jesus Christus, lebt. Er ist unser Erretter und Erlöser. Er hat, sofern wir umkehren, für unsere Sünden gesühnt. Ich bezeuge, daß das so ist. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.