1990–1999
„Der große Plan des Glücklichseins”
Oktober 1993


„Der große Plan des Glücklichseins”

Wenn wir den Erlösungsplan kennen, dann kennen wir auch den Zweck und die Auswirkungen der Gebote, die Gott seinen Kindern gegeben hat.

Fragen wie „Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Wohin gehen wir?” werden im Evangelium Jesu Christi beantwortet. Die Propheten nennen es den Plan der Errettung und den „großen Plan des Glücklichseins” (Alma 42:8). Durch Inspiration können wir diese Straßenkarte, die zur Ewigkeit führt, verstehen und unseren Weg in der Sterblichkeit daran ausrichten.

Das Evangelium lehrt uns, daß wir die Geistkinder himmlischer Eltern sind. Vor unserer Geburt in der Sterblichkeit hatten wir „eine präexistente, geistige Persönlichkeit, nämlich als die Söhne und Töchter des ewigen Vaters” (Verlautbarung der Ersten Präsidentschaft, Improvement Era, März 1912, Seite 417; siehe auch Jeremia 1:5). Wir sind hierher auf die Erde gekommen, um weiter auf unsere Bestimmung, nämlich ewiges Leben, hinzuarbeiten. Diese Wahrheiten vermitteln uns einen einzigartigen Einblick und andere Wertvorstellungen, an denen wir unsere Entscheidungen messen können, als sie diejenigen haben, die die Existenz Gottes bezweifeln und meinen, das Leben sei das Ergebnis von Zufallsprozessen.

Unsere Vorstellung vom Leben beginnt mit einer Ratsversammlung im Himmel. Dort wurden die Geistkinder Gottes über seinen ewigen Plan für ihre Bestimmung unterrichtet. Wir hatten uns so weit entwickelt, wie wir es ohne physischen Körper und die Erfahrungen der Sterblichkeit konnten. Um eine Fülle der Freude zu erfahren, mußten wir beweisen, daß wir bereit sind, die Gebote Gottes auch dann zu halten, wenn wir keine Erinnerung an das haben, was vor unserer irdischen Geburt war.

In der Sterblichkeit sollten wir dem Tod unterworfen sein und durch Sünde unrein werden. Um uns von Tod und Sünde zurückzufordern, sah der Plan des himmlischen Vaters einen Erretter vor, dessen Sühnopfer alle vom Tod erlösen und den nötigen Preis zahlen sollte, damit alle von der Sünde rein würden - zu den Bedingungen, die er vorsah (siehe 2 Nephi 9:19-24). Der Satan hatte seinen eigenen Plan. Er schlug vor, alle Geistkinder Gottes zu erretten, und sicherte zu, er wolle das erreichen, indem er ihnen die Entscheidungsfreiheit nehme und damit die Möglichkeit der Sünde ausschließe.

Als der Plan des Satans abgelehnt wurde, widersetzten er und die Geister, die ihm nachfolgten, sich dem Plan des Vaters und wurden ausgestoßen.

All die unzähligen sterblichen Menschen, die schon zur Erde gekommen sind, haben sich für den Plan des Vaters entschieden und dafür gekämpft. Viele von uns haben mit dem Vater auch in bezug auf das, was wir in der Sterblichkeit tun wollten, einen Bund geschlossen. Auf eine Weise, die nicht offenbart worden ist, beeinflußt uns das, was wir als Geist getan haben, in der Sterblichkeit.

Der Satan und seine Anhänger verloren zwar die Möglichkeit, einen physischen Körper zu haben, aber es ist ihnen gestattet, ihre geistigen Kräfte für das Bemühen einzusetzen, Gottes Plan zu vereiteln. Damit ist der notwendige Gegensatz gegeben, so daß die Menschen darin geprüft werden können, wie sie ihre Entscheidungsfreiheit gebrauchen. Den heftigsten Widerstand leistet der Satan gegen das, was im Plan des Vaters am wichtigsten ist. Der Satan trachtet danach, Jesus Christus und die göttliche Vollmacht in Frage zu stellen, die Auswirkungen des Sühnopfers für null und nichtig zu erklären, Offenbarung vorzutäuschen, die Menschen von der Wahrheit abzubringen, die Rechenschaftspflicht des einzelnen zu bestreiten, das männliche und das weibliche Geschlecht zu verwischen, die Ehe zu unterwandern und die Menschen davon abzubringen, daß sie Kinder bekommen (vor allem bei Eltern, die ihre Kinder in Rechtschaffenheit erziehen).

Männlichkeit und Weiblichkeit, die Ehe und das Gebären und Erziehen von Kindern spielen im großen Plan des Glücklichseins eine wesentliche Rolle. Aus neuzeitlicher Offenbarung geht deutlich hervor, daß das, was wir als Geschlecht bezeichnen, schon vor unserer Geburt Teil unseres Seins war. Gott verkündet, er habe „männlich und weiblich” erschaffen (siehe LuB 20:18; Mose 2:27; Genesis 1:27). Eider James E. Talmage hat dazu ausgeführt: „Die Unterscheidung zwischen Mann und Frau ist kein Zustand, der auf den relativ kurzen Abschnitt der Sterblichkeit beschränkt wäre, sondern eine wesentliche Eigenschaft unseres präexistenten Daseins.” (Millennial Star, 24. August 1922, Seite 539.)

Dem ersten Mann und der ersten Frau auf Erden sagte der Herr: „Seid fruchtbar und mehret euch.” (Mose 2:28; siehe auch Genesis 1:28; Abraham 4:28.) Dieses Gebot stand an erster Stelle, und es war auch das wichtigste. Es war ganz wesentlich, daß Gottes Geistkinder zur Erde kommen konnten und die Möglichkeit erhielten, auf das ewige Leben hinzuarbeiten. Demzufolge ist alles, was mit der Fortpflanzung zu tun hat, ein bevorzugtes Angriffsziel für die Anstrengungen des Satans, den Plan Gottes zu vereiteln.

Als Adam und Eva das erste Gebot erhielten, befanden sie sich in einem Übergangsstadium; sie waren nicht mehr in der Geisterwelt, aber ihr irdischer Körper war noch nicht dem Tod unterworfen und deshalb nicht zur Fortpflanzung fähig. Sie konnten dem ersten Gebot des Vaters nicht nachkommen, ohne die Grenze zwischen dem glückseligen Zustand im Garten von Eden und den schrecklichen Prüfungen und wundervollen Möglichkeiten der Sterblichkeit zu überschreiten.

Aus Gründen, die nicht offenbart worden sind, konnte dieser Übergang oder „Fall” nicht ohne Übertretung geschehen - nicht ohne Ausübung der Entscheidungsfreiheit und das bewußte Übertreten eines Gesetzes (siehe Mose 6:59). Es war eine geplante Übertretung, eine Formalität, die einem ewigen Zweck diente. Der Prophet Lehi hat erklärt: „Wenn Adam nicht übertreten hätte, dann wäre er nicht gefallen” (2 Nephi 2:22), sondern er wäre in dem Zustand verblieben, in dem er erschaffen worden war.

„Und sie hätten keine Kinder gehabt; darum wären sie in einem Zustand der Unschuld verblieben: Sie hätten nicht Freude gehabt, denn sie kannten kein Elend; sie hätten nicht Gutes getan, denn sie kannten keine Sünde.” (Vers 23.)

Aber der Fall war geplant, so folgert Lehi, denn „alles geschah gemäß der Weisheit dessen, der alles weiß” (Vers 24).

Eva war es, die als erste die Grenzen von Eden überschritt, um den Zustand der Sterblichkeit einzuleiten. Ihre Tat, wie immer sie beschaffen war, war formell eine Übertretung, aber in ewiger Hinsicht eine herrliche Notwendigkeit, die das Tor zum ewigen Leben auftat. Adam bewies seine Weisheit, indem er das gleiche tat. Und so fielen Eva und Adam, „damit Menschen sein können” (Vers 25).

Manche Christen verurteilen Eva wegen ihrer Tat und denken, Eva und ihre Töchter hätten deswegen einen Makel davongetragen. Nicht so die Heiligen der Letzten Tage! Durch Offenbarung wissen wir es besser und freuen uns über Evas Tat. Wir ehren die Weisheit und den Mut, die sie bei diesem Ereignis, das wir als den Fall des Menschen bezeichnen, bewies (siehe Bruce R. McConkie, „Eve and the Fall”, Woman, Salt Lake City, 1979, Seite 67f.). Joseph Smith hat erklärt, es habe sich nicht um eine Sünde gehandelt, da Gott es beschlossen hatte (siehe The Words of Joseph Smith, Hg. Andrew F. Ehat und Lyndon W. Cook, Provo, Utah, 1980, Seite 63). Brigham Young hat verkündet: „Wir dürfen Mutter Eva keinerlei Schuld zusprechen, niemals.” (Journal of Discourses, 13:145.) Eider Joseph Fielding Smith hat gesagt: „Ich bezeichne die Rolle, die Eva in diesem Fall spielte, nie als Sünde, und auch Adam beschuldige ich nicht der Sünde. … Es war eine Gesetzesübertretung, aber keine Sünde. … Denn es war etwas, das Adam und Eva tun mußten!” (Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, Salt Lake City, 1954-56, l:114f.)

Dieser angedeutete Gegensatz zwischen Sünde und Übertretung erinnert uns an die wohlüberlegte Formulierung im zweiten Glaubensartikel: „Wir glauben, daß der Mensch für seine eigenen Sünden bestraft werden wird und nicht für die Übertretung

Adams.” (Hervorhebung hinzugefügt.) Diese Unterscheidung spiegelt auch eine wohlbekannte Unterscheidung im Gesetz wider. Manche Taten, wie zum Beispiel Mord, sind eine strafbare Handlung, weil sie von Natur aus ein Unrecht sind. Andere Taten, wie zum Beispiel eine Geschäftstätigkeit ohne Lizenz, sind nur deshalb eine strafbare Handlung, weil sie gesetzlich untersagt sind. Wenn man eine solche Unterscheidung vornimmt, dann war die Tat, die zum Fall führte, keine Sünde - also von Natur aus falsch -, sondern deshalb falsch, weil sie formell untersagt war. Diese Worte werden nicht immer gebraucht, um einen Unterschied kenntlich zu machen, aber was den Fall des Menschen betrifft, erscheint mir die Unterscheidung sinnvoll.

Aus neuzeitlicher Offenbarung geht hervor, daß unsere ersten Eltern wußten, daß der Fall notwendig war. Adam verkündete: „Gepriesen sei der Name Gottes, denn infolge meiner Übertretung sind mir die Augen aufgegangen, und ich werde Freude haben in diesem Leben, und ich werde, wiederum im Fleische, Gott schauen.” (Mose 5:10.)

Beachten Sie die unterschiedliche Perspektive und ganz besondere Weisheit Evas, die über den Sinn und Zweck und die Auswirkung des großen Plans des Glücklichseins folgendes sagte: „Wenn wir nicht übertreten hätten, so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind.” (Vers 11.) In seiner Vision von der Erlösung der Toten sah Präsident Joseph F. Smith, wie die „Großen und Mächtigen” versammelt waren, um dem Sohn Gottes zu begegnen. Zu ihnen gehörte auch „unsere Mutter Eva” (siehe LuB 138:38,39).

Wenn wir den Erlösungsplan kennen, dann kennen wir auch den Zweck und die Auswirkungen der Gebote, die Gott seinen Kindern gegeben hat. Er lehrt uns die richtigen Grundsätze und fordert uns auf, uns selbst zu regieren. Das tun wir durch die Entscheidungen, die wir in der Sterblichkeit treffen.

Wir leben in einer Zeit, in der viel politischer, gesetzlicher und gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird, damit Veränderungen getroffen werden, die Verwirrung zwischen den Geschlechtern schaffen und die Unterschiede zwischen Mann und Frau verwischen. Unsere Perspektive, die von der Ewigkeit geprägt ist, läßt uns einen Standpunkt beziehen, der sich gegen Veränderungen richtet, die diese verschiedenen Aufgaben und Rechte von Männern und Frauen ändern, die doch wesentlich sind, damit der große Plan des Glücklichseins verwirklicht werden kann. Wir sind nicht gegen alle Veränderungen in der Behandlung von Männern und Frauen, da manche Veränderungen in den Gesetzen und Bräuchen einfach altes Unrecht korrigieren, das sowieso nie auf ewigen Grundsätzen beruhte.

Die Kraft, sterbliches Leben zu erschaffen, ist die erhabenste Kraft, die Gott seinen Kindern geschenkt hat. Von ihr Gebrauch zu machen, wird uns im ersten Gebot auferlegt, aber es wurde noch ein weiteres Gebot gegeben, in dem ihr Mißbrauch untersagt wird. Daß wir auf das Gesetz der Keuschheit solchen Nachdruck legen, ist damit zu erklären, wie wir den Sinn und Zweck unserer Fortpflanzungskraft im Rahmen des göttlichen Plans sehen.

Daß wir unserer Fortpflanzungskraft Ausdruck geben, gefällt Gott, aber er hat geboten, daß es innerhalb der Ehe geschehen soll. Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt: „Im Rahmen einer gesetzmäßigen Ehe ist eine intime sexuelle Beziehung rechtens und von Gott gebilligt. An der Sexualität ist an sich nichts Unheiliges oder Entwürdigendes, denn durch sie vereinen sich Mann und Frau im Zeugungsakt und als Aussdruck ihrer Liebe.” (The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball, Salt Lake City, 1982, Seite 311.)

Außerhalb der Ehe ist jeder Gebrauch der Fortpflanzungskraft bis zu einem gewissen Grade eine sündige und entwürdigende Umkehrung der göttlichsten Eigenschaft der Menschen. Das Buch Mormon lehrt, daß Unkeuschheit „die greulichste aller Sünden” ist, „außer wenn unschuldiges Blut vergossen oder der Heilige Geist geleugnet wird” (Alma 39:5). In unserer Zeit hat die Erste Präsidentschaft der Kirche als Lehre verkündet: „Die sexuelle Sünde - die ungesetzliche sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau - kommt an Ungeheuerlichkeit gleich nach dem Mord.” („Message of the First Presidency”, 3. Oktober 1942, zitiert in Messages of the First Presidency of The Church of Jesus Christ of Latterday Saints, Hg. James R. Clark, Salt Lake City, 1965-75, 6:176.) Manche Menschen, die den Errettungsplan nicht kennen, haben wahllose Geschlechtsbeziehungen wie die Tiere, aber die Heiligen der Letzten Tage - vor allem diejenigen, die heilige Bündnisse eingegangen sind - haben keinen solchen Spielraum. Wir sind Gott für die Vernichtung beziehungsweise den Mißbrauch der Schöpferkraft, die er uns mitgegeben hat, auf feierliche Weise verantwortlich.

Die schlimmste Vernichtungstat besteht darin, daß man einem anderen das Leben nimmt. Deshalb ist die Abtreibung eine so schwerwiegende Sünde. Unsere Einstellung zur Abtreibung beruht nicht auf offenbarter Erkenntnis darüber, wann im gesetzlichen Sinn das sterbliche Leben beginnt, sondern vielmehr darauf, daß wir wissen, daß nach dem ewigen Plan alle Geistkinder Gottes zu einem herrlichen Zweck auf diese Erde kommen müssen und daß die Persönlichkeit schon lange vor der Zeugung begonnen hat und daß sie in alle Ewigkeit weiterbestehen wird. Wir verlassen uns auf die Propheten Gottes, die uns gesagt haben, daß es „in seltenen Fällen” eine Ausnahme geben mag. Prinzipiell aber gilt folgendes: „Die Praxis der Abtreibung widerspricht grundsätzlich dem Gebot des Herrn:, Du sollst … nicht töten und auch sonst nichts Derartiges tun.’ (LuB 59:6.)” (Handbuch Allgemeine Anweisungen, 1989, Nachtrag 1991, Seite 1.)

Was wir über den großen Plan des Glücklichseins wissen, vermittelt uns auch eine einzigartige Perspektive zu den Themen Ehe und Geburt von Kindern. Auch darin stehen wir im Gegensatz zu manchen starken Strömungen in der öffentlichen Meinung, im Gesetz und in der Wirtschaft.

Immer mehr Paare schätzen die Ehe gering, und viele, die heiraten, entscheiden sich dagegen, Kinder zu haben, oder schränken die Kinderzahl stark ein. In letzter Zeit führt der starke wirtschaftliche Druck in vielen Ländern dazu, daß eine Familie nicht mehr mit einem Verdienst auskommt, wie es traditionell üblich war. Immer mehr Mütter von kleinen Kindern sind berufstätig, was dazu führt, daß die Eltern immer weniger Zeit für ihre Kinder haben. Die Auswirkungen zeigen sich in der steigenden Zahl von Abtreibungen und Scheidungen, in der wachsenden Vernachlässigung der Kinder und dem Ansteigen der Jugendkriminalität.

Wir werden darüber belehrt, daß die Ehe für die Verwirklichung von Gottes Plan notwendig ist, damit die Geburt im gebilligten Rahmen stattfinden kann und die Familienmitglieder sich auf das ewige Leben vorbereiten können. „Die Ehe ist dem Menschen von Gott verordnet”, sagt der Herr, „damit die Erde dem Zweck ihrer Erschaffung gerecht werde und damit sie sich mit ihrem Maß an Menschen füllen könne - gemäß der Erschaffung des Menschen, ehe die Welt geschaffen wurde.” (LuB 49:15-17.)

Unsere Vorstellung von der Ehe ist durch offenbarte Wahrheit geprägt und nicht durch weltliche Soziologie. Der Apostel Paulus hat erklärt: „Im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau.” (l Korinther 11:11.) Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt: „Ohne eine rechtmäßige, gute Ehe kann man niemals erhöht werden.” (Marriage and Divorce, Salt Lake City, 1976, Seite 24.)

Traditionell wird von einem Mann erwartet, daß er in bezug auf die Ehe die Initiative ergreift. Deshalb hat Präsident Joseph F. Smith als Prophet auf die Männer Druck ausgeübt und gesagt: „Ein Mann im heiratsfähigen Alter, der unverheiratet bleibt, lebt nicht voll und ganz nach seiner Religion.” (Gospel Doctrine, Salt Lake City, 1939, Seite 275.) Wir hören von manchen würdigen Heiligen der Letzten Tage, die schon über dreißig und eifrig damit beschäftigt sind, Besitz anzuhäufen und die Freiheit von familiären Verpflichtungen zu genießen, ohne daß es ihnen sehr dringend wäre, zu heiraten. Haben Sie acht, Brüder. Sie vernachlässigen eine heilige Pflicht.

Das Wissen um den großen Plan des Glücklichseins vermittelt den Heiligen der Letzten Tage auch eine charakteristische Einstellung zum Gebären von Kindern und zu ihrer Erziehung.

Zu manchen Zeiten und an manchen Orten wurden Kinder bloß als Arbeiter im Familienunternehmen betrachtet oder als Sicherung des Lebensunterhalts ihrer Eltern. Manche Menschen, die eine solche Einstellung weit von sich weisen, haben keine Gewissensbisse, wenn es um eine ähnliche Einstellung geht, die das Wohlergehen eines Geistkindes Gottes dem Komfort und der Bequemlichkeit der Eltern unterordnet.

Jesus Christus hat gelehrt, daß wir uns nicht hier auf der Erde Schätze sammeln sollen, sondern vielmehr im Himmel (siehe Matthäus 6:19-21). Im Lichte des eigentlichen Zweckes des großen Plans des Glücklichseins glaube ich, daß unser größter Schatz auf Erden und im Himmel unsere Kinder und unsere Nachkommenschaft sind.

Präsident Kimball hat gesagt: „Es ist ein Zeichen äußerster Selbstsucht, wenn ein Ehepaar keine Kinder haben will, obwohl es Kinder bekommen könnte.” (Generalkonferenz, April 1979.) Wenn ein Ehepaar die Kinder zurückstellt, bis es seine materiellen Ziele verwirklicht hat, sorgt allein schon das Verstreichen der Zeit dafür, daß sie die Möglichkeit, den Plan des himmlischen Vaters für alle seine Geistkinder zu unterstützen, ernstlich verringern. Glaubenstreue Heilige der Letzten Tage können es sich nicht leisten, Kinder als Hindernis dafür zu betrachten, „sich selbst zu verwirklichen”, wie die Welt es nennt. Unsere Bündnisse mit Gott und der letztliche Zweck des Lebens vereinen sich in den Kleinen, die nach unserer Zeit, unserer Liebe und unserer Opferbereitschaft verlangen.

Wie viele Kinder soll ein Ehepaar haben? So viele, wie es versorgen kann! Für Kinder sorgen bedeutet natürlich mehr, als ihnen bloß das Leben zu schenken. Kinder brauchen Liebe, sie brauchen Zuwendung, Erziehung, Essen, Kleidung und Wohnung. Sie müssen ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden, damit sie selbst einmal gute Eltern werden. Viele Eltern in der Kirche haben viele Kinder, weil sie Glauben an die Verheißung Gottes üben, daß er sie segnet, wenn sie seine Gebote halten. Andere möchten gern Kinder haben, werden aber nicht mit Kindern oder mit so vielen Kindern gesegnet, wie sie sich wünschen. In einer so persönlichen Angelegenheit dürfen wir nicht übereinander urteilen.

Präsident Gordon B. Hinckley hat jungen Heiligen der Letzten Tage einmal den folgenden inspirierten Rat gegeben:

„Ich denke gern an die positive Seite der Gleichung, an die Bedeutung und die Heiligkeit des Lebens, an den Sinn und Zweck dieses Standes in unserer ewigen Reise, daran, daß wir gemäß dem großen Plan Gottes, unseres Vaters, die Erfahrungen der Sterblichkeit brauchen, und an die Freude, die nur dort zu finden ist, wo Kinder in der Familie sind, und an die Segnungen, die mit einer guten Nachkommenschaft einhergehen. Wenn ich an diese Wertvorstellungen denke und erlebe, wie sie gelehrt und gelebt werden, dann bin ich bereit, die Frage nach der Zahl dem Mann und der Frau und dem Herrn zu überlassen.” („If I Were You, What Would I Do?”, Brigham Young University 1983-84 Fireside and Devotional Speeches, Provo, Utah, 1984, Seite 11.)

Manche, die diese Ansprache hören, fragen wahrscheinlich: „Was ist denn mit mir?” Wir wissen, daß viele würdige und wundervolle Heilige der Letzten Tage derzeit nicht unter idealen Bedingungen leben und nicht die Möglichkeit haben, solchen Fortschritt zu machen. Unverheiratetsein, Kinderlosigkeit, Tod und Scheidung vereiteln die Realisierung von Idealen und verschieben die Erfüllung der verheißenen Segnungen. Außerdem sind manche Mütter, die gern Vollzeitmutter und Hausfrau sein wollen, buchstäblich gezwungen, vollzeitig berufstätig zu sein. Aber solche Enttäuschungen sind nur vorübergehend. Der Herr hat verheißen, daß seinen Söhnen und Töchtern, die die Gebote halten und ihren Bündnissen gemäß leben und sich das wünschen, was recht ist, in der Ewigkeit keine Segnung vorenthalten werden wird.

Viele der wichtigsten Einschränkungen der Sterblichkeit werden im Millennium wieder ausgeglichen. Dann nämlich wird alles in Erfüllung gehen, was im großen Plan des Glücklichseins für alle würdigen Kinder unseres Vaters noch unvollständig ist. Wir wissen, daß das für die heiligen Handlungen des Tempels gilt. Ich glaube, es wird auch für die Familienbeziehung und die mit der Familie verbundenen Erfahrungen gelten.

Ich bete, daß wir uns von den Herausforderungen und vorübergehenden Ablenkungen der Sterblichkeit nicht dazu verleiten lassen, unsere Bündnisse zu vergessen und unsere ewige Bestimmung aus den Augen zu verlieren. Wir, die wir Gottes Plan für seine Kinder kennen, die wir gelobt haben, uns daran zu beteiligen, haben eine deutlich umrissene Verantwortung. Wir müssen uns wünschen, das zu tun, was recht ist, und wir müssen alles tun, was uns in unseren Lebensumständen in der Sterblichkeit möglich ist.

Bei alledem dürfen wir König Benjamins Ermahnung nicht aus den Augen verlieren, nämlich: „Seht zu, daß dies alles in Weisheit und Ordnung geschieht; denn es ist nicht erforderlich, daß der Mensch schneller laufe, als er Kraft hat.” (Mosia 4:27.) Ich denke immer an diesen inspirierten Satz, wenn ich mich unzulänglich, frustiert oder deprimiert fühle.

Wenn wir alles getan haben, was wir können, dann können wir uns auf Gottes verheißene Barmherzigkeit verlassen. Wir haben einen Erretter, der nicht nur die Sünden, sondern auch die „Schmerzen und Krankheiten seines Volkes auf sich [genommen hat], … damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen könne gemäß dessen Schwächen” (Alma 7:11,12). Er ist unser Erretter, und wenn wir alles getan haben, was wir können, tut er das übrige dazu, und zwar auf seine Weise und nach seiner Zeit. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.