1990–1999
Das Leben bewältigen
Oktober 1993


Das Leben bewältigen

Wann immer wir glauben, daß wir im Lebenskampf zu Boden gedrückt werden, wollen wir daran denken, daß andere vor uns denselben Weg gegangen sind, ausgeharrt und überwunden haben.

Vor dreißig Jahren wurde ich als Mitglied des Rates der Zwölf Apostel berufen und bestätigt. Damals bat ich Sie ernstlich, Ihren Glauben für mich auszuüben und für mich zu beten. Und heute, wo ich zu Ihnen sprechen werde, bitte ich Sie erneut um Ihren Glauben und um Ihre Gebete.

Vor etwa einem Monat, an einem Feiertag, waren Elder Russell M. Nelson und ich mit unseren Kindern und Enkeln in einem Schwimmbecken - um uns warmes Wasser, über uns ein atemberaubender Ausblick in den azurblauen Himmel.

Die meiste Zeit hielten wir ein wachsames Auge auf die Kleinen, gerade wie eine Henne ihre umherlaufenden Küken bewacht. Ich sagte zu Elder Nelson: „Seltsam, nicht? Obwohl die Eltern auf ihre Kinder aufpassen, meinen wir doch, daß jeder von uns noch zusätzlich auf seinen Schwärm Enkelkinder achten muß.” Es war schön, die Kinder spielen zu sehen und ihren fröhlichen Stimmen zu lauschen.

Dann bemerkte ich im Becken einen Vater, der seinen schwerbehinderten Sohn festhielt und den eingefallenen kleinen Körper im Wasser hin und her bewegte. Andere Angehörige halfen mit, und der Junge genoß das Vergnügen offensichtlich. Er war aber völlig hilfsbedürftig. Kein Ton überschäumender Freude kam über seine Lippen, seine fast leblosen Glieder brachten kein spielerisches Planschen zuwege. Als Kleinkind war er schwer kank geworden, und seither war er stumm, hirngeschädigt und möglicherweise seiner Familie eine Last. Der Großvater des Jungen sagte mir: „Das ist mein Enkel. Die ganze Familie liebt ihn. Wir freuen uns, wenn er da ist, und wir gehen auf seine Bedürfnisse ein. Er ist ein Segen für uns.”

Bald darauf begann das Becken sich zu leeren. Lachen und Spielen hörten auf. Stille senkte sich über die Szene, während die Nachmittagssonne tiefer sank und ein kalter Wind mir zeigte, daß es Zeit war, zu gehen. Das sanfte Bild von Liebe und Hingabe ist mir jedoch geblieben.

Meine Gedanken wanderten weit in die Ferne, in eine längst vergangene Zeit - zu einem anderen Becken namens Betesda. Im Johannes-Evangelium steht, was dort geschah:

„In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf hebräisch Betesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, daß er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?

Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging.” (Johannes 5:2-9.)

Eine andere Szene von Leid und Traurigkeit findet man in der berühmten Tate-Galerie in London. Dort schmückt ein Meisterwerk mit dem Titel „Krankheit und Gesundheit” die Wand eines vielbesuchten Ganges. Das Bild zeigt einen Drehorgelspieler und seinen Affen sowie eine Gruppe fröhlicher, gesunder Kinder, die herumtollen und ihren Spaß an den Possen des Affen haben. Im Hintergrund ist ein kleiner, bleicher Junge zu sehen, der, an einen Rollstuhl gefesselt, nicht mitspielen und am Vergnügen der anderen Kinder teilhaben kann. Mitgefühl und Tränen stillen Kummers ruft die Szene bei dem Betrachter hervor, der die unausgesprochenen Empfindungen im Herzen des kranken Jungen erfühlt.

Wer kann die Jungen und Mädchen, die Männer und Frauen zählen, die von Krankheit gezeichnet sind, deren einst starke Glieder leblos geworden sind und deren Angehörige Tränen des Kummers vergießen und für sie beten.

Krankheit ist nicht der einzige Übeltäter, der in unser Leben einbricht und es verändert. In unserer hektischen und schnellebigen Zeit kann ein Unfall ganz plötzlich Schmerz bringen, das Glück zerstören und unsere Zukunft beschneiden. So geschah es dem jungen Robert Hendricks. Vor drei Jahren noch gesund und sorglos erlitt er durch einen plötzlichen Autounfall Hirnschäden die seine Motorik und Sprachfähigkeit stark eingeschränkten. Seine Mutter rief mich in ihrer Verzweiflung hinzu, und ich blickte auf den fast leblosen Körper in jenem weißen Bett auf der Intensivstation. Die lebenserhaltenden Geräte liefen, der Kopf war in Bandagen gehüllt, und seine Zukunft war nicht nur zweifelhaft, sondern der Tod schien gewiß.

Das erhoffte Wunder geschah. Der Himmel half. Robert überlebte. Seine Genesung war mühsam und langsam, aber stetig. Ein treuer Freund, der zur Zeit des Unfalls Roberts Bischof war, hat sich jede Woche um ihn gekümmert, ihn angekleidet und zu den Sonntagsversammlungen der Kirche gefahren - immer geduldig immer treu.

Eines Tages brachte Roberts ehemaliger Bischof ihn in mein Büro, weil Robert mich zu sehen wünschte; er wußte nicht, daß ich ihn in der Nacht der Krise im Kankenhaus besucht hatte. Er und sein Bischof nahmen Platz, und Robert „sprach” zu mir durch eine kleine elektronische Maschine in die er die Worte buchstabierte, die sodann auf Papierstreifen gedruckt wurden. Er buchstabierte in die Maschine, wie sehr er seine Mutter liebte, wie dankbar er für die helfenden Hände und die willigen Herzen war, die ihm geholfen hatten, und wie dankbar er dem Vater im Himmel war, der ihn durch seine Gebete gestärkt hat. Hier ein paar seiner nicht so privaten und persönlichen Botschaften: „Ich entwickele mich ganz gut, wenn man bedenkt, was ich durchgemacht habe.” „Ich weiß, ich kann anderen Menschen helfen und in ihrem Leben etwas bewirken, und das ist großartig.” „Ich kann mein Glück gar nicht richtig würdigen, aber beim Beten wird mir immer gesagt, ich sollte mir einfach weiter Mühe geben.”

Am Ende des Besuchs sagte der Bischof: „Robert möchte Sie überraschen.” Robert stand auf und sagte mit beträchtlicher Anstrengung, doch laut: „Danke schön.” Ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. Er war auf dem Weg zurück. „Dank sei Gott”, war das einzige, was ich sagen konnte. Später betete ich laut: „Danke auch für die liebevollen Bischöfe, freundlichen Lehrer und fähigen Spezialisten.”

Inzwischen ist Robert mit der Hilfe seines damaligen und seines jetzigen Bischofs und anderer Menschen im Tempel gewesen Er hat gelernt, mit dem Computer umzugehen Er studiert am College Computertechnik Auch Helfer der Deseret Industries haben seinen Weg begleitet, ihn ermutigt und ihn wichtige Fertigkeiten gelehrt. Er kann nun mit Hilfe eines Stocks gehen. Er hat sprechen gelernt, obwohl er oft stockt und es ihn sehr anstrengt. Sein Fortschritt ist phänomenal.

Manchmal kosten Krankheit und Unfall ihr Opfer das Leben. Ort und Stand, Alter und Lebensumstände spielen keine Rolle. Der Tod kommt zu den Alten, die auf schwachen Füßen gehen. Auch die gerade m der Mitte des Lebensweges stehen, können seinen Ruf hören, und oft läßt er das Lachen kleiner Kinder verstummen.

Auf der ganzen Welt vollzieht sich jeden Tag das Drama, daß trauernde Menschen ihrem Sohn, ihrer Tochter, ihrem Bruder ihrer Mutter, ihrem Vater oder einem guten Freund Ade sagen müssen.

Erst letzten Monat vollzog sich auf dem Friedhof Sunset Gardens so ein Drama und ich möchte kurz davon erzählen. Die Angehörigen und die Freunde von Roger S. Olson hatten sich um den blumengeschmückten Sarg versammelt, der seine sterblichen Überreste enthielt. Claudia seine Frau, sechs Kinder, die Angehörigen, Freunde und Mitarbeiter standen schweigend.

Es war nur ein paar Tage her, daß Roger sich auf den Weg zur Arbeit machte; er war ein begabter und anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Spezial-Fotografie. Der Absturz seines Helikopters kostete ihn das Leben - in einem einzigen Augenblick und ohne Vorwarnung. Voll Trauer, doch getröstet durch den Glauben nahmen die Menschen, die ihn geliebt und mit ihm zusammengelebt hatten, von ihm Abschied, doch nur für kurze Zeit. Diese Menschen stärkt ein Wissen, daß der Skeptiker verwirft. Sie erfreuen sich an dem, was Lukas über das bedeutendste Ereignis nach der Kreuzigung und der Bestattung des Herrn und Erretters, Jesus Christus, berichtet:

„Am ersten Tag der Woche gingen [Maria aus Magdala und die andere Maria] … zum Grab.” (Lukas 24:1.) Zu ihrer Verwunderung war der Leichnam des Herrn verschwunden. Lukas beschreibt, daß zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen traten und sagten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.” (Lukas 24:5,6.)

Ungeachtet der heutzutage so verbreiteten Philosophie - Zweifel an der Echtheit der Bergpredigt, Mißachtung der Lehren Christi, Leugnung Gottes und Ablehnung seiner Gesetze - erfreuen sich die Olsons genau wie alle wahren Gläubigen an den Schilderungen der Augenzeugen der Auferstehung. Stephanus, zum grausamen Tod des Märtyrers verurteilt, blickte zum Himmel und rief: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.” (Apostelgeschichte 7:56.)

Auf der Straße nach Damaskus sah Paulus in einer Vision den auferstandenen, erhöhten Christus. Auch Petrus und Johannes geben Zeugnis vom auferstandenen Christus. Und in unserer Evangeliumszeit hat Joseph Smith machtvoll vom Sohn Gottes Zeugnis gegeben, denn er hat ihn gesehen, und er hat gehört, wie der Vater sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!” (Joseph Smith -Lebensgeschichte 1:17.)

Wenn wir uns vor Augen halten, was uns alles zustoßen kann - Krankheit, Unfall, Tod und eine Unzahl geringerer Herausforderungen -, dann können wir mit Ijob sagen: „Der Mensch ist zur Mühsal geboren.” (Ijob 5:7.) (Das gilt natürlich für Männer wie auch für Frauen.) Man kann wohl zu recht annehmen, daß niemals ein Mensch völlig frei von Leid und Bedrängnis gelebt hat. Es hat auch nie eine Phase in der Geschichte der Menschheit gegeben, die nicht ihr Teil an Aufruhr, Ruin und Elend gehabt hat.

Wenn unser Lebensweg eine schreckliche Wendung nimmt, dann sind wir versucht, zu sagen oder zu denken: „Warum ich?” Selbstbezichtigung wird oft geübt, selbst wenn man nicht Schuld am Leid ist, das einen betroffen hat. Sokrates wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Wenn wir all unser Mißgeschick in ein gemeinsames Lager bringen müßten und jeder Mensch daraus ein gleiches Maß empfinge, dann würden die meisten froh die eigene Last schultern und fortgehen.”

Manchmal scheint jedoch am Ende des Tunnels kein Licht zu sein, keine Morgendämmerung vertreibt die Dunkelheit der Nacht. Der Schmerz des gebrochenen Herzens, die Enttäuschung zunichte gemachter Träume und die Verzweiflung zerronnener Hoffnung scheint uns übermächtig. Wir stimmen in den biblischen Hilferuf ein: „Gibt es denn keinen Balsam in Gilead?” (Jeremia 8:22.) Wir sehen unser eigenes Mißgeschick nur noch im Zerrspiegel des Pessimismus. Wir fühlen uns verlassen, tief enttäuscht, einsam.

Allen, die so verzweifeln, kann ich mit den Worten des Psalmisten sagen: „Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.” (Psalm 30:6.)

Wann immer wir glauben, daß wir im Lebenskampf zu Boden gedrückt werden, wollen wir daran denken, daß andere vor uns denselben Weg gegangen sind, ausgeharrt und überwunden haben.

Ijob war ein rechtschaffener und untadeliger Mann, er „fürchtete Gott und mied das Böse” (Ijob 1:1). Er lebte fromm, und er war wohlhabend, doch stand ihm eine Prüfung bevor, die jeden Menschen in Versuchung bringen kann. Er verlor seinen Besitz, wurde von seinen Freunden gescholten, wurde von Krankheit gequält und sogar von seiner Frau in Versuchung geführt, und doch verkündete er aus der Tiefe seiner Seele: „Im Himmel ist mein Zeuge, mein Bürge in den Höhen.” (Ijob 16:19.) „Ich weiß: mein Erlöser lebt.” (Ijob 19:25.)

Wenden wir uns wieder unserer heutigen Zeit zu, und lassen Sie mich Ihnen von einem Beispiel an Glauben, Mut, leidenschaftlichem Einsatz und Sieg erzählen. Es zeigt, wie es möglich ist, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, und zwar frontal. Es ist ein Beispiel für die Fähigkeit, körperliche Gebrechen zu erdulden, Schmerz zu ertragen und doch niemals zu klagen. Es geht um Wendy Bennion aus Sandy und Jami Palmer aus Park Valley in Utah. Beide sind Teenager, und beide haben ähnliches ertragen. Es ist ihnen fast gleich ergangen. Da Wendy länger zu kämpfen hatte, werde ich heute von ihr sprechen.

Wendy war noch sehr klein, als sie Krebs bekam und sich langwieriger Chemotherapien unterziehen mußte, aber sie hielt sich tapfer. Die Lehrer gingen auf sie ein, und die Eltern und die anderen Verwandten halfen ihr. Die größte Stütze in ihrem Leid war jedoch ihr unbezähmbarer Geist. Wendy hat andere Menschen aufgemuntert, die ebenso litten. Sie hat für sie gebetet; sie hat sie durch ihr Beispiel und ihren Glauben gestärkt.

Nach achtzehn Monaten Chemotherapie wurde ihr zu Ehren eine Party gegeben, auf der man Balkons steigen ließ. Die Medien haben darüber berichtet. Einer der vielen Luftballons, die damals aufstiegen, wurde Meilen entfernt von Jayne Johnson gefunden. Der Ballon war in ihrem Garten gelandet, und sie entdeckte ihn kurz vor dem Beginn ihrer eigenen Chemotherapie. Sie schrieb an Wendy und deutete an, daß sie traurig und ängstlich gewesen sei; doch der Ballon und der daran hängende Brief, der von Wendy, ihrer Krankheit und der erfolgreichen Therapie berichtete, hätte ihr Kraft gegeben. Wendy sei eine wahre Inspiration für sie gewesen. Wendy sagt: „Ich glaube, Jayne sollte den Ballon finden um zu erfahren, daß das nicht das Ende der Welt ist und daß man sich davon erholen kann.”

Wendys Krebs trat zwar erneut auf, und eine zweite chemotherapeutische Behandlung war erforderlich, aber dieses großartige Mädchen wankte nicht, und sie wich auch nicht von ihrem Weg ab. Ich habe selten jemanden mit solchem Mut, solcher Entschlossenheit und solchem Glauben gesehen. Dasselbe kann man von Jami Palmer sagen. Die beiden personifizieren die Worte der Dichterin Ella Wheeler Wilcox:

Wie einfach ist’s, fröhlich zu lächeln, wenn Kummer und Sorge uns flieht. Doch ein tapferer Mann ist, wer lächeln noch kann, wenn alles nach unten ihn zieht.

Das Herz wird geprüft nur in Drangsal, die auf jedermanns Lebensweg liegt. Doch der tapfere Held wird gelobt von der Welt, wenn sein Lächeln die Tränen besiegt. („Worth While”, aus The Best Loved Poems of the American People, zusammengestellt von Hazel Felleman, New York, 1936, Seite 144.)

Ein Lebenslauf kann diejenigen stärken, die voller Sorge, Trauer und Gram sind, nämlich der des Herrn Jesus Christus. Jesaja, der sein Kommen voraussah, schrieb: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so daß wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, daß wir Gefallen fanden an ihm.

Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.

Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.” (Jesaja 53:2-5.)

Ja, unser Herr und Erretter, Jesus Christus, ist unser Vorbild und unsere Kraft. Er ist das Licht, das in der Finsternis leuchtet. Er ist der gute Hirt. Beschäftigt mit seinem erhabenen Auftrag nahm er sich doch gern die Zeit, Lasten zu erleichtern, Hoffnung zu geben, Körper zu heilen und ins Leben zurückzurufen.

Kaum eine Schilderung aus dem Dienst des Meisters berührt mich mehr als das vorbildliche Mitgefühl, daß er der trauernden Witwe in Main entgegenbrachte: „Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Nain, seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.

Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!

Dann ging er zu der Bahre hin und faßte sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!

Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.” (Lukas 7:11-15.)

Welche Macht, welche Sanftheit, welches Mitgefühl hat unser Meister da gezeigt! Auch wir können so zu Segen gereichen, wenn wir nur seinem edlen Beispiel folgen. Die Gelegenheit bietet sich überall. Wir brauchen Augen, die eine mißliche Lage zu erkennen, und Ohren, die das stille Flehen eines gebrochenen Herzens zu hören vermögen. Ja, und eine von Mitgefühl erfüllte Seele, damit wir nicht nur Auge zu Auge oder Mund zu Ohr miteinander kommunizieren, sondern, auf die erhabene Weise des Erretters, von Herz zu Herz.

Sein Wort ist unser Leitspruch: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.” (Johannes 16:33.)

Er lebt. Er erhält einen jeden von uns. Mögen wir seine Gebote halten. Mögen wir ihm immer folgen und seine Begleitung verdienen, damit wir uns erfolgreich den Herausforderungen des Lebens stellen und sie überwinden können. Darum bete ich demütig in seinem heiligen Namen. Im Namen Jesu Christi. Amen.