1990–1999
Siehe, der Herr hat mir Großes und Wunderbares gez
Oktober 1992


Siehe, der Herr hat mir Großes und Wunderbares gez

„Wir leben im herrlichsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Noch nie hat es solche Möglichkeiten gegeben, die Segnungen des Herrn zu erlangen.”

Brigham Young hat hat uns einmal den Rat gegeben, die Schriften wie folgt zu studieren: „Lest ihr die heiligen Schriften so, Brüder und Schwestern, als ob ihr sie selbst vor tausend, zweitausend oder fünftausend Jahren schreiben würdet? Lest ihr sie so, als ob ihr an der Stelle der Menschen ständet, die sie geschrieben haben? Und wenn ihr nicht das Gefühl habt, es ist aber doch euer Recht, damit ihr mit dem Geist und der Bedeutung des geschriebenen Gotteswortes vertraut seid wie mit eurem täglichen Leben.” (Discourses of Brigham Young, Seite 128.)

Das Buch Mormon schildert viele Ereignisse, deren Lehren sich auf alle Zeitalter anwenden lassen. In dem Buch kommen ausgeprägte Leidenschaften und Gefühle zum Ausdruck. Folgen wir doch dem Rat Brigham Youngs, und stellen wir uns vor, wir ständen an dem Platz, an dem der letzte große Prophet der Nephiten, Moroni, stand. Der Auftrag von seinem Vater, nämlich den Bericht fortzuführen, der Moronis Obhut übergeben worden war, war äußerst schwierig. Er hat sich sicher in einem Schockzustand befunden, als er von der völligen Vernichtung seines Volkes berichtete.

Er hat sich sicher gedrängt gefühlt zu schildern, wie sein Volk von den Lamaniten gejagt und bis zum letzten vernichtet wurde. Erfüllt von Einsamkeit berichtet er, daß sich sein Vater bei den Getöteten befand. Wir fühlen, daß Moroni nur noch für eines lebt, nämlich den Bericht abzuschließen. Er schreibt: „Darum will ich schreiben und die Aufzeichnungen in der Erde verbergen; und es macht nichts aus, wohin ich gehe.” (Mormon 8:4.)

Alles, was er hat, ist der Glaube, daß Gott ihn lange genug bewahrt, so daß er den Bericht abschließen kann und dieser eines Tages von jemand gefunden wird, den der Herr auserwählt hat. Ihm ist klar, daß der Bericht kommenden Generationen eine Stimme der Warnung vor dem sein würde, was geschieht, wenn ein Volk wie seines sich von den Lehren Gottes abwendet. Vom Grund seines Herzens ruft Moroni denen zu, die eines Tages seinen Bericht empfangen werden. Er möchte denen, die seinen Bericht lesen, das Leid und das Elend ersparen, die sich aus dem Ungehorsam ergeben.

Er wendet sich zuerst an die Mitglieder der Kirche und dann an diejenigen, die das Evangelium Jesu Christi noch nicht angenommen haben. Moronis letzte Worte an die Mitglieder sind Worte der Warnung. Er schreibt wie einer, der sieht, wie sich die Geschichte seines Volkes in der Zukunft wiederholt. In Mormon 8:34-38 lesen wir:

„Siehe, der Herr hat mir Großes und Wunderbares in bezug auf das gezeigt, was in kurzem kommen muß, an dem Tag, da dieses hier unter euch hervorkommen muß. Siehe, ich spreche zu euch, als seiet ihr gegenwärtig, und doch seid ihr es nicht. Aber siehe, Jesus Christus hat euch mir gezeigt, und ich weiß, was ihr tut.

Und ich weiß, daß ihr im Stolz eures Herzens wandelt; und außer einigen wenigen gibt es niemanden, der sich nicht in seinem Herzensstolz überhebt, so daß er sehr köstliches Gewand trägt, so daß es Neid und Streit und Bosheit und Verfolgung und allerart Übeltaten gibt; und eure Kirchen, ja, eine jede davon, sind wegen eures Herzensstolzes verschmutzt worden.

Denn siehe, ihr liebt das Geld und eure Habe und euer köstliches Gewand und den Zierrat eurer Kirchen mehr, als ihr die Armen und Bedürftigen, die Kranken und Bedrängten liebt.

O ihr Verschmutzungen, ihr Heuchler, ihr Lehrer, die ihr euch um das verkauft, was zerfrißt, warum habt ihr die heilige Kirche Gottes verschmutzt? Warum schämt ihr euch, den Namen Christi auf euch zu nehmen? Warum denkt ihr - wegen des Lobes der Welt - nicht daran, daß der Wert eines endlosen Glücklichseins größer ist als jenes Elend, das nie stirbt?” (Mormon 8:34-38.)

Ich glaube, es gehört wohl zu den größten Geheimnissen des Lebens, warum die Menschen aus der Geschichte nicht lernen. Warum fallen diejenigen, die behaupten, Christus nachzufolgen, so oft den Verlockungen der Welt zum Opfer? Dabei ist es erwiesen, daß denen Segnungen zuteil werden, die sich auf den Weg verlassen und den Weg begehen, den der Herr vorgegeben hat.

In verschiedenen Artikeln in der Tagesund in der Wirtschaftspresse wurde jüngst über den Erfolg in Utah berichtet, wo wir noch immer die größte Konzentration von Mitgliedern haben. Darin heißt es, daß „wir hier eine Hochburg altmodischer Werte, eine amerikanische Erfolgsgeschichte sind”. (New York Times.)

In einem Artikel heißt es: „Wenn Religion, wie Karl Marx einmal schrieb, Opium für das Volk ist, so hat sie in Utah eine belebende Wirkung. Vor allem dank dem Einfluß der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wird Utah von den Nachbarn beneidet.” (Time Magazine, 1991.)

In einer weiteren Zeitschrift, Business Week, lesen wir: „Das Beste aus Utah. Von allen 50 Staaten hat Utah das höchste Bildungsniveau, prozentuell die jüngste Bevölkerung, die meisten Abiturienten, die meisten Studenten, steht an der neunten Stelle bei den Universitätsabsolventen, hat eine Bevölkerung, die am meisten Zeit für die Bildung aufwendet, die höchste Geburtenrate, die niedrigste Sterberate, steht bei der Lebenserwartung an vierter Stelle, hat eine der drei niedrigsten Krebsraten, eine der niedrigsten Raten bei Herzerkrankungen, den niedrigsten Alkohol- und Tabakkonsum, den niedrigsten durchschnittlichen Krankenhausaufenthalt, die gesündeste Bevölkerung und die bestgeführte Staatsregierung.”

Beachten Sie bitte, was in diesen Artikeln zum Ausdruck gebracht wird und was nicht. Die Leistung der Gemeinschaft wird gelobt, nicht die eines einzelnen. Beachtenswert ist das, was die Bewohner von Utah gemeinsam geschafft haben. Als Gemeinwesen werden wir der Welt ein Licht. Als ein Volk haben wir bewiesen, daß wir das Trennende von Partikularinteressen, des unbeherrschten Individualismus und des Egoismus weitgehend überwinden konnten.

Wie sehr wünsche ich, ich könnte mich über diese Aufmerksamkeit freuen! Während uns soviel positive Publicity zuteil wird, streben so viele Mitglieder nach weltlichen Zielen, die den Worten der Propheten Gottes in allen Zeiten zuwiderlaufen.

Wir sind oft mehr besorgt um unsere schöne Kleidung, die Größe unseres Hauses und unseres Autos sowie um die Extras als um die Bedürfnisse der Armen und Bedürftigen. Auch die legalisierte Abtreibung, die Pornographie, das Glückspiel sowie die Angriffe gegen das Gebet in der Öffentlichkeit unterminieren die Werte, die uns als Gemeinschaft der Heiligen verbinden.

Die Mitglieder stehen in den letzten Tagen eindeutig vor immensen Herausforderungen. Wir dürfen den Versuchungen der Welt und ihren Lehren nicht nur widerstehen, sondern müssen dagegen ankämpfen, wenn wir uns unsere Einzigartigkeit erhalten wollen.

Ich bitte Sie inständig: Halten Sie - trotz der Herausforderungen - an Ihrer Überzeugung fest. Dem Wirbelwind der Vergeltung, den Gott über diejenigen wird hinwegfegen lassen, die seinem Willen zuwiderhandeln, wird keiner entrinnen können. Wir müssen die Warnung Moronis an sein Volk beachten, wenn wir dem Los, das sein Volk vernichtete, entgehen wollen.

Moronis Gefühle müssen sich zum Teil im verstärkten Wunsch zur Missionsarbeit widerspiegeln. Moroni war auch Zeuge der Schlechtigkeit und der Vernichtung, die sich aus dem Unglauben ergeben, wenn die Männer und Frauen nicht in den Evangeliumslehren verankert sind. Nachdem er die Gläubigen gewarnt hat, wendet er sich an die Ungläubigen. Ab dem ersten Vers im neunten Kapitel des Buches Mormon lesen wir: „Und nun spreche ich auch in bezug auf diejenigen, die nicht an Christus glauben. Siehe, werdet ihr am Tag eurer Heimsuchung glauben - siehe, wenn der Tag kommen wird, ja, an dem großen Tag, da die Erde zusammengerollt werden wird wie eine Buchrolle und die Elemente von glühender Hitze schmelzen werden, ja, an dem großen Tag, da ihr dahingebracht werdet, daß ihr vor dem Lamm Gottes steht -, werdet ihr dann sagen, es gebe keinen Gott?

Werdet ihr dann noch länger den Christus leugnen, oder könnt ihr dann das Lamm Gottes sehen? Meint ihr denn, ihr werdet mit dem Bewußtsein eurer Schuld bei ihm wohnen können? Meint ihr denn, es würde euch glücklich machen, bei diesem heiligen Wesen zu wohnen, wo doch eure Seele von dem Schuldbewußtsein geplagt ist, daß ihr seine Gesetze immer geschmäht habt?

Darum, o ihr, die ihr nicht glaubt, wendet euch zum Herrn; schreit machtvoll zum Vater im Namen Jesu, damit ihr vielleicht doch am großen und letzten Tag als makellos rein, schön und weiß befunden werdet, nachdem ihr durch das Blut des Lammes gesäubert worden seid.” (Mormon 9:1-3,6.)

Wer würde die Warnung von einem, der so großes Leid und Elend miterlebte, nicht beachten? Verwundert es, daß seine Worte auf einen besseren, glücklicheren und erfüllenderen Lebensweg hinweisen wollen? Moronis Worte sind nicht nur eine Stimme der Warnung, sondern auch eine der Hoffnung. Er macht uns klar, daß Gott jedes seiner Kinder wertvoll ist. Er hat den Wunsch, daß jede Seele Unsterblichkeit und ewiges Leben erlangt. Wir lesen weiter:

„Und wegen der Erlösung des Menschen, die durch Jesus Christus zustande kam, werden sie in die Gegenwart des Herren zurückgebracht; ja, das ist es, wodurch alle Menschen erlöst werden, weil der Tod Christi die Auferstehung zustande bringt, und diese bringt die Erlösung von einem endlosen Schlaf zustande, und aus diesem Schlaf werden alle Menschen durch die Macht Gottes erweckt werden, wenn die Posaune ertönt; und sie werden hervorkommen, klein und groß, und alle werden vor seinem Gericht stehen, denn sie sind erlöst und von den ewigen Banden des Todes losgemacht, und dieser Tod ist ein zeitlicher Tod.

Und dann kommt der Richterspruch des Heiligen über sie; und dann kommt die Zeit, da der, der schmutzig ist, auch dann noch schmutzig sein wird; und wer rechtschaffen ist, der wird auch dann noch rechtschaffen sein; und wer glücklich ist, wird auch dann noch glücklich sein; und wer unglücklich ist, wird auch dann noch unglücklich sein.” (Mormon 9:13,14.)

Wir sind hier, um zu erklären, daß das wiederhergestellte Evangelium unseres Herrn und Erretters da ist, um allen Kindern des Vaters im Himmel zum Segen zu gereichen. Wir möchten Sie gern daran teilhaben lassen. Einer unserer letzten Propheten hat erklärt: „Es ist unser Ziel, das Evangelium der ganzen Welt zu bringen.

Das ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Aber wie Sie wissen, haben wir vor, das zu tun, was der Herr schon gesehen hat, und das, was er uns aufgetragen hat.” (Präsident Spencer W. Kimball, Seminar der Regionalrepräsentanten, April 1976.)

Wir laden Sie ein: Kommen Sie und finden Sie mit uns die wahre Erfüllung im Leben. Heute finden wir um uns so viel Niedergeschlagenheit und Verzweiflung und so wenig Vertrauen und Hoffnung. Ich frage mich: Warum all dieser Trübsinn? Betrachten Sie mit mir doch einige Segnungen, die uns in einem Bündnis mit dem Herrn verheißen worden sind. Er ist von Anfang an mit jedem von uns den verbindlichen und feierlichen Vertrag eingegangen, uns unserer Glaubenstreue entsprechend all das zu geben, was er hat. Er hat erklärt: „Ich, der Herr, bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage.” (LuB 82:10.)

Durch ein feierliches Bündnis wird er sein Teil des Abkommens erfüllen. Wir haben es in der Hand, diese großen Segnungen zu erlangen - gemäß unserem Verhalten. Was wird von uns verlangt?

Zuerst müssen wir die Gebote Gottes befolgen. Das war das erste, was Adam und Eva lernten. Gehorsam hat Glauben zur Folge. Er zieht die Segnungen des Himmels nach sich. Ungehorsam führt zu Leid und Hoffnungslosigkeit.

Nach dem Gesetz des Gehorsams kommt die Erfordernis, uns im Dienst an den Kindern unseres Vaters hinzugeben. Für unsere Brüder und Schwestern das zu opfern, was wir haben, ist die größte Prüfung des Evangeliums. Zum Zweck dieses Erdenlebens gehört es, daß wir beweisen, ob wir der Aufforderung des Erretters Folge leisten: „Euch muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.” (Matthäus 6:33.)

Wir leben im herrlichsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Noch nie hat es solche Möglichkeiten gegeben, die Segnungen des Herrn zu erlangen, ihm zu dienen und die ewige Zufriedenheit zu erfahren, die dieser Dienst mit sich bringt.

Mögen die Worte Moronis und die Stimme aller Propheten unser Herz und unsere Seele füllen, so daß wir den Irrtümern der Vergangenheit entrinnen, die der Ungehorsam gegenüber den Geboten Gottes mit sich brachte. Vergessen wir nicht: Es liegt an uns, ob wir die Früchte des Evangeliums genießen können, die er uns verheißen hat, sofern wir nur seinen Geboten gehorchen und ihm das geben, was er von uns an Dienst und Opfer verlangt. Dann werden wir die Freude der Ewigkeit erfahren.

Ich bezeuge Ihnen, daß Gott lebt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn des ewigen Vaters. Das erkläre ich im Namen Jesu Christi, unseres Erretters. Amen.