1990–1999
„Ich habe euch geboten, eure Kinder in Licht und W
Oktober 1991


„Ich habe euch geboten, eure Kinder in Licht und W

„Die richtige Unterweisung der Kinder spielt im Plan Gottes für unser Glücklichsein wahrhaftig eine ganz wesentliche Rolle.”

Mit dieser Konferenz geht für meine Frau und mich eine wunderbare Zeit zu Ende, für die ich zutiefst dankbar bin. Wir haben selten schönere gemeinsame Erlebnisse gehabt. Diese Zeit haben wir zum größten Teil bei den großartigen Menschen in Lateinamerika verbracht, die wir so sehr ins Herz geschlossen haben, und ich möchte heute von einem Wunder sprechen, das ihre Vorfahren vor vielen Jahren erlebt haben und das wohl zu den bedeutendsten Ereignissen der Weltgeschichte gehört. Es war das Wunder, das Christus gewirkt hat, als er ihre Gesellschaft aus schwerer Sünde und Leid heraus zu völliger Rechtschaffenheit und zum Glücklichsein führte.

Sie wissen ja, daß die Nephiten und die Lamaniten in den sechshundert Jahren vor dem Kommen des Erlösers fast ständig gegeneinander Krieg geführt hatten. Es hatte zwar auch immer wieder Zeiten des Friedens und des Wohlstands gegeben, aber wenn die Leute reich wurden, wurden sie auch stolz und schlecht; dann wurden sie

bestraft, und der Vorgang wiederholte sich (siehe Helaman 12:1-4). Dieser Kreislauf menschlicher Torheit wiederholte sich in relativ kurzen Abständen; oft waren es nur fünf bis zehn Jahre.

Als dann aber der Herr erschien, begründete er eine geeinte Gesellschaft, in der es keine Sünde, kein Verbrechen, keinen Krieg gab, und in manchen Gebieten blieb dieser Zustand dreihundert Jahre lang bestehen. In den Aufzeichnungen wird er folgendermaßen geschildert:

„Wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, gab es im Land keinen Streit.

Und es gab weder Neid noch Streit, noch Aufruhr, noch Hurerei, noch Lüge, noch Mord, noch irgendeine Art von Sittenverderbnis; und gewiß konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war.”(4Nephil:15,16.)

Was würde man nicht darum geben, in einer solchen Gesellschaft leben zu können? Wie wir wissen, kehrten die Menschen später zu ihren bösen Wegen zurück, und die Nephiten wurden so stolz und schlecht, daß sie vernichtet werden mußten. Aber wie konnten diese Menschen so lange als celestiale Gesellschaft leben? Genauso können wir uns fragen, wie es im Millennium möglich sein wird, daß die Menschen tausend Jahre lang rechtschaffen leben? Die Antwort ist wohl in beiden Fällen die gleiche, und ich glaube, sie lautet: Die Eltern lehren ihre Kinder das Evangelium, vor allem in jungen Jahren, wenn sie noch nicht versucht werden können.

Ein Hinweis darauf, daß dies bei den Lamaniten und Nephiten der Fall war, findet sich in der Schilderung eines Wunders, das der Herr an den kleinen Kindern wirkte. Er sonderte die Kinder von den Eltern ab und lehrte sie Größeres als das, was er die Menschenmenge gelehrt hatte, und dann belehr-

ten die Kinder ihre Eltern (siehe 3 Nephi 26:14-16). Veranschaulicht dieses Wunder nicht den wundersamen Wandel in dieser Gesellschaft?

Nehmen wir einmal an, daß der Herr, nachdem er die überlegenen geistigen Fähigkeiten der Kinder unter Beweis gestellt hatte, die Eltern anwies, seinem Beispiel zu folgen und daß sie das dann auch taten. Mußten dann nicht die Kinder, nachdem sie ordnungsgemäß unterwiesen worden waren, auch als Erwachsene weiterhin rechtschaffen leben, und mußten nicht die Eltern, indem sie die Kinder unterwiesen, genauso demütig und rechtschaffen geworden sein? Wie ließe sich dieses verblüffende Geschehen sonst erklären?

Über die Eltern, die im Millennium auf der Erde leben werden, hat der Herr folgendes gesagt:

„Und die Erde wird ihnen als Erbteil übergeben werden; und sie werden sich mehren und stark werden, und ihre Kinder werden ohne Sünde aufwachsen zu ihrer Errettung.” (LuB 45:58.)

Offensichtlich werden also diejenigen die Erde ererben, die gelernt haben, ihre Kinder so zu erziehen, daß sie ohne Sünde aufwachsen zu ihrer Errettung. Mormon, der von dem Wunder bei den nephitischen und lamanitischen Kindern berichtet hat, wollte das Ereignis eigentlich ausführlicher schildern, aber der Herr untersagte ihm das mit den Worten: „Ich will den Glauben meines Volkes prüfen.” (3 Nephi 26:11.) Wird durch dieses Wunder unser Glaube geprüft? Es fällt nicht schwer zu glauben, daß Christus sündlosen Kindern, deren geistige Kraft aus dem Vorherdasein so stark war wie die ihrer Eltern oder noch stärker, tiefgehende Evangeliumswahrheiten vermittelt hat. Die Prüfung unseres Glaubens liegt wohl darin, daran zu glauben, daß unsere Kinder heute genauso geistige Wahrheiten erfassen können wie die nephitischen und lamanitischen Kinder damals, und diesem Glauben entsprechend zu handeln. Und genau das hat der Herr den Mitgliedern der Kirche in diesen, den Letzten Tagen geboten. Ich möchte auf drei Offenbarungen aus der Anfangszeit der Kirche eingehen, aus denen ich das herauslese.

In ’Lehre und Bündnisse’, Abschnitt 29, sagt der Herr: „Kleine Kinder … können … nicht sündigen, denn dem Satan ist nicht die Macht gegeben, kleine Kinder zu versuchen, ehe sie anfangen, vor mir verantwortlich zu werden. … damit von ihren Vätern Großes gefordert werden kann.” (Vers 46-48.) Was ist denn das „Große”, das in der Zeit, wenn die Kinder nicht versucht werden können, von den Vätern gefordert wird?

Eine mögliche Antwort findet sich in ’Lehre und Bündnisse’, Abschnitt 68: In dieser

Offenbarung gebietet der Herr den Eltern in Zion ausdrücklich, ihren Kindern die Lehre zu vermitteln, wenn sie acht Jahre alt sind, und er sagt, wenn das nicht geschehe, „so sei die Sünde auf dem Haupt der Eltern” (Vers 25).

In einer anderen Offenbarung, die im Mai 1833 erging, tadelte der Herr die führenden Brüder der Kirche, weil sie es versäumt hatten, ihre Kinder in Licht und Wahrheit zu erziehen und ihr Haus auch anderweitig in Ordnung zu bringen (siehe LuB 93:41-50). Es wird zwar kein konkreter Zeitraum genannt, in dem das geschehen soll, aber als die Offenbarung gegeben wurde, waren alle vier Brüder, die da ermahnt wurden, relativ junge Väter mit kleinen Kindern.

In dieser Offenbarung weist der Herr darauf hin, daß alle kleinen Kinder vor Gott unschuldig sind, daß der Satan ihnen aber wegen des Ungehorsams und der Überlieferungen ihrer Väter Licht und Wahrheit wegnimmt. Um das zu verhindern, gebietet er den Eltern, ihre Kinder in Licht und Wahrheit auf zuziehen (siehe LuB 93:38-40).

Der Herr tadelt zwar die führenden Brüder und eigentlich alle Eltern in Zion, weil sie ihre elterlichen Pflichten vernachlässigt haben, aber er sagt auch, daß sie umkehren können. Allerdings sagt er, wir würden von unserem Platz entfernt, wenn wir nicht umkehren (siehe LuB 93:41-50).

In den Schriften steht nicht nur, wann die Belehrung am besten erfolgt (siehe LuB 68:25-32; Deuteronomium 8:5-9), sondern auch, was zu vermitteln ist und was nicht (siehe Moroni 7:14-19; 2 Nephi 9:28,29) und wer das Belehren übernehmen soll und wer nicht (siehe 2 Nephi 28:14,31; Mosia 23:14).

Wenn die Kinder schon von klein auf von ihren Eltern belehrt werden, können viele Probleme vermieden werden, die uns sonst bedrängen würden. Vorbeugen ist besser als Heilen - dieser Grundsatz gilt gerade hier. Gibt es eine bessere Möglichkeit, eine harmonische Ehe zu führen, als wenn Mann

und Frau diese, ihre in Zeit und Ewigkeit wichtigste Treuhandschaft, gemeinsam wahrnehmen? Was könnte Großeltern glücklicher und zufriedener machen, als daß sie die Familientradition pflegen, die Kinder schon in ihren unschuldigen Jahren zu belehren? Und zu guter Letzt, wie können wir besser den Stolz überwinden, als dadurch, daß wir unsere Kinder belehren, deren Demut wir nacheifern müssen, um ins Himmelreich eintreten zu können? Die richtige Unterweisung der Kinder spielt im Plan Gottes für unser Glücklichsein wahrhaftig eine ganz wesentliche Rolle.

Wenn der himmlische Vater eins seiner Geistkinder in eine Familie schickt, dann ist das so, als sage er zu den Eltern: „John, Mary, hier ist mein kostbarster Besitz - die Seele eines kleinen Kindes. Wie ihr sehen könnt, ist es hilflos und völlig auf euch angewiesen, um zu überleben. Ihr dürft dieses Leben jetzt so formen, wie ihr es für richtig haltet. Bringt ihm bitte bei, daß ich sein Vater bin, daß Jesus der Erlöser ist und daß wir möchten, daß ihr alle zu uns zurückkehrt, wenn die Sterblichkeit vorüber ist. Denkt daran, daß ich immer da bin, um euch bei der Erziehung dieses Kindes zu helfen, daß ihr euch aber um meine Hilfe bemühen müßt. Ich hoffe, daß ihr das oft tun werdet. Euer himmlischer Vater.”

In einer erhebenden Ansprache an die Väter in Israel hat Präsident Benson uns daran erinnert, daß unsere wichtigste Berufung in Zeit und Ewigkeit darin besteht, Ehemann und Vater zu sein. Ich werde mich jetzt ganzzeitig dem Bereich Andersen innerhalb der Kirche widmen und hoffe, daß ich aus dieser Berufung niemals entlassen werde.

Ich bete darum, daß jedem von uns die heilige Pflicht bewußt werden möge, unsere Kinder in Licht und Wahrheit aufzuziehen, und daß wir das alle tun, damit wir ewiges Leben verdienen, die größte aller Gaben Gottes. Im Namen Jesu Christi. Amen.