Unser Freund
Zu wütend, um zu beten
Dezember 2024


„Zu wütend, um zu beten“, Unser Freund, Januar 2025, Seite 40f.

Zu wütend, um zu beten

Gabriela atmete tief durch. Wie konnte sie sich wieder beruhigen?

Eine wahre Geschichte aus Deutschland

„Niemand versteht mich!“, brüllte Gabriela und schlug ihre Zimmertür zu. Heute war ein schwerer Tag gewesen. In der Schule hatte sich jemand über sie lustig gemacht. Als Gabriela dann mürrisch heimgekommen war, war sie mit Mutti aneinandergeraten.

Gabriela ließ sich aufs Bett fallen und begann zu weinen. Tränen strömten ihr übers Gesicht, und vor Wut bekam sie kaum Luft. Sie mochte dieses Gefühl nicht.

Da dachte sie daran, wie sie in der PV gelernt hatte, dass man ja immer zum Vater im Himmel beten kann, wenn man Hilfe braucht. Sie wollte beten, damit es ihr besser ging, aber sie war zu aufgebracht und konnte sich nicht konzentrieren. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Wie konnte sie sich wieder beruhigen?

Nach kurzer Zeit kam ihr ein Gedanke:

Denk an das, wofür du dankbar bist!

Sie öffnete die Augen wieder und sah sich im Zimmer um. An der Wand hing ein Bild von Mutti und Vati. Gabriela hatte ihre Familie lieb, selbst wenn sie sich mal über sie ärgerte.

„Ich bin dankbar für meine Eltern“, sagte sie.

Dann dachte sie an ihre Cousinen Gwendolyn und Lydia und an ihren Cousin Thomas. Sie ließen sie immer mit ihren Spielsachen spielen und brachten sie zum Lachen. Sie spielte sehr gerne mit ihnen.

„Ich bin dankbar für meine Cousinen und meinen Cousin“, sagte Gabriela.

Dann schaute sie aus dem Fenster.

Gerade ging die Sonne unter, und der Himmel färbte sich in wunderschönen Farben – orange, rot, gelb und rosa.

„Ich bin dankbar für Sonnenuntergänge“, sagte Gabriela.

Noch mehr kam ihr in den Sinn. Sie war dankbar für ihr Mittagessen heute in der Schule. Sie war dankbar für ihre Freundinnen und Freunde. Sie war dankbar für ihre Wohnung.

Es war schön, an alles zu denken, wofür sie dankbar war! Gabriela war gar nicht bewusst gewesen, wie viel Gutes es in ihrem Leben gab.

Sie wusste, dass der Heilige Geist ihr die Idee eingegeben hatte, an ihre Segnungen zu denken. Nun war sie innerlich ruhig und konnte beten.

„Lieber Vater im Himmel“, sagte sie. „Es tut mir leid, dass ich auf Mutti wütend gewesen bin. Danke, dass mir geholfen hast, mich zu beruhigen und wieder fröhlich zu sein. Danke, dass du den Heiligen Geist gesandt hast und er mich an meine Segnungen erinnert hat. Im Namen Jesu Christi. Amen.“

Sie ging aus dem Zimmer. Mutti und Vati waren in der Küche und bereiteten das Abendessen zu. Gabriela umarmte Mutti.

„Tut mir leid, dass ich sauer auf dich war“, meinte sie.

„Ist schon in Ordnung“, erwiderte Mutti. „Danke, dass du dich entschuldigst.“

Sie setzten sich an den Tisch und beteten für das Essen. Da hatte Gabriela eine Idee!

„Lasst uns doch jeder sagen, wofür wir dankbar sind!“, schlug sie vor.

Vati lächelte. „Das ist eine tolle Idee!“

„Ich bin dankbar für Seife“, sagte Mutti.

Vati überlegte kurz.

„Und ich für Pizza!“, rief er. Alle kicherten.

Dann war Gabriela an der Reihe. Sie wusste schon, was sie sagen wollte.

„Und ich bin dankbar fürs Gebet!“

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Illustrationen von Simini Blocker