2013
Wie man Kindern hilft, den Heiligen Geist zu erkennen
Dezember 2013


Heim und Familie

Wie man Kindern hilft, den Heiligen Geist zu erkennen

Die Verfasserin lebt in Kalifornien.

Wir können die unterschiedliche Art und Weise, wie der Heilige Geist sich kundtut, nutzen, um unseren Kindern dabei zu helfen, ein Zeugnis zu entwickeln.

Als Eltern von vier Söhnen sind mein Mann und ich immer bemüht, Wege zu finden, wie wir unseren Kindern helfen können, den Heiligen Geist zu verspüren und selbst ein Zeugnis zu erlangen. Auf eine eher ungewöhnliche Weise gewannen wir dazu eine ganz neue Erkenntnis. Ich stand gerade in einer Buchhandlung, da kam mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn.

Unser ältester Sohn schrieb im Fach Gemeinschaftskunde immer schlechtere Noten. Wir hatten schon mit ihm darüber gesprochen und ihn angespornt, fleißiger zu lernen, aber es war nicht besser geworden. Wir hatten gebetet, um Anregungen zu erhalten, wie wir ihm helfen konnten. So stand ich eines Tages in der Buchhandlung und hatte die deutliche Eingebung, ich solle ein bestimmtes Buch vom Stapel der Sonderangebote kaufen.

Das Buch handelte davon, dass jeder Mensch seinen eigenen Lernstil hat. Viele Menschen sind der visuelle Lerntyp, der am besten dadurch lernt, dass er etwas vor sich sieht. Der visuelle Lerntyp hat oft Gefallen an Kunst und an Büchern. Dann gibt es den auditiven Lerntyp. Er verarbeitet Informationen am besten, wenn er sie hört. Auditive Lerntypen sind oft Musikliebhaber. Schließlich gibt es noch den motorischen Lerntyp. Er lernt am leichtesten durch Tun und wenn das Lernen mit Bewegung verbunden ist. Dieser Lerntyp hat es in der Schule oft schwer, wenn die Lehrer darauf beharren, dass man stillsitzt. Er lernt nämlich am besten, während er in Bewegung ist.

Das war die Antwort! Offensichtlich war unser Sohn ein auditiver Lerntyp – er liebt Musik und unterhält sich gern! Wir fanden heraus, dass er im Fach Gemeinschaftskunde oft wegen anderer schulischer Aktivitäten aus dem Unterricht herausgeholt worden war und der Lehrer ihm dann einfach aufgetragen hatte, zu Hause das Material durchzulesen. Seine Schwierigkeiten rührten daher, dass ihm das Unterrichtsgespräch fehlte. Aufgrund unserer neuen Erkenntnis schlugen wir ihm vor, uns den Unterrichtsstoff vorzulesen, den er sich zu Hause aneignen sollte, und ihn mit uns zu besprechen. Seine Noten wurden sofort besser.

Unterschiedliche geistige Erfahrungen

Damit war unsere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Lernstilen aber noch nicht zu Ende. Als wir uns weiter damit befassten und unsere Kinder beobachteten, stellten wir fest, dass sich der Heilige Geist unseren Kindern auf die Weise kundtut, die dem jeweiligen Lernstil entspricht. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, dass der Heilige Geist in unserer Sprache zu uns spricht und so, dass wir es verstehen. Der Heilige Geist passt seine Mitteilungen so an, dass jeder, selbst ein kleines Kind, sie verstehen kann. „Unser himmlischer Vater ist uns jederzeit zugänglich. Er passt sich unserem Verständnis an. ‚Wenn er zu einem kleinen Kind kommt, passt er sich der Sprache und Aufnahmefähigkeit des kleinen Kindes an.‘ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 164.)“1

Wenn den Eltern bewusst ist, dass der Heilige Geist seine Mitteilungen unserem Verständnis anpasst, können sie für ihre Kinder Gelegenheiten schaffen, vom Heiligen Geist auf die Weise belehrt zu werden, für die sie am empfänglichsten sind. „Alle deine Kinder werden vom Herrn belehrt werden; und groß wird der Friede deiner Kinder sein.“ (3 Nephi 22:13.)

Wie ich schon sagte, ist unser ältester Sohn vor allem ein auditiver Lerntyp. Sowohl er als auch unser Drittältester hören sehr gerne Musik, also hörten wir zu Hause oft Musik vom Tabernakelchor und auch klassische Musik. In dieser Atmosphäre verspürten sie den Heiligen Geist sehr stark. Wir führten auch viele lebhafte Gespräche über das Evangelium, wodurch sie über das Hören Wahrheiten in sich aufnahmen, die der Heilige Geist ihnen bestätigte.

Ein anderer Sohn war in erster Linie ein visueller Lerntyp. Er las sehr gern und verspürte den Heiligen Geist am meisten, wenn er die heiligen Schriften und andere Bücher über das Evangelium las. Also versorgten wir ihn mit vielen Büchern, die ihm halfen, den Geist zu verspüren und ein Zeugnis zu erlangen. Wir schmückten die Wände mit christlichen Bildern und Sprüchen, sodass an allen Ecken visuelles Lernen stattfinden konnte.

Unser Zweitältester ist zugleich ein visueller und ein motorischer Lerntyp. Er war sehr lebhaft und fühlte sich auf einem Mountainbike oder beim Wandern mit Papa am wohlsten. Wir stellten fest, dass er den Heiligen Geist vor allem dann verspürte, wenn er im Freien und in Bewegung war. Also machten wir Ausflüge, übernachteten im Zelt und unterhielten uns dabei über Jesus Christus, die Schöpfung und den Plan der Erlösung. Bei solchen Ausflügen nahm unser zweiter Sohn die Botschaft des Evangeliums tief in sich auf.

Mein Mann und ich stellten auch fest, dass man durch Bewegung lernt, wenn man seinem Nächsten dient. Also führten wir mit unseren Kindern viele kleine Dienstprojekte durch, damit unsere Kinder sahen und hörten und beteiligt waren. Dadurch konnten alle unsere Söhne verinnerlichen, was Nächstenliebe und christlicher Dienst am Nächsten bedeuten. Mit solchen Aktionen erreichten wir insbesondere unseren zweitältesten Sohn.

Hören und verstehen

Wir haben auch erkannt, dass Menschen die Stimme des Heiligen Geistes auf ganz unterschiedliche Weise „hören“. Einmal unterrichtete ich in der Sonntagsschule einige Mitglieder, die noch nicht sehr lange der Kirche angehörten. Ich fragte sie: „Wie verspüren Sie den Heiligen Geist?“ Ihre Antworten waren sehr aufschlussreich. Einer sagte: „Ich habe einen ganz klaren Gedanken.“ Andere sagten: „Ich empfinde ein wärmendes Gefühl“, oder: „Ich verspüre tiefen inneren Frieden.“ Eine Frau, die sich erst vor wenigen Monaten der Kirche angeschlossen hatte, meinte: „Es kribbelt am ganzen Körper.“ Mehrere erklärten, gelegentlich „hörten“ sie eine Stimme oder ihnen käme plötzlich ein ganz neuer Gedanke.

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel erklärte: „Am vertrautesten ist uns …, dass Offenbarung oder Inspiration durch Worte oder Gedanken an unseren Verstand ergeht (siehe Enos 1:10; LuB 8:2,3), durch eine plötzliche Erleuchtung (siehe LuB 6:14,15), dadurch, dass wir bei einem Vorhaben ein gutes oder ein schlechtes Gefühl haben oder auch bei der erbauenden Aufführung eines Kunstwerks. … ‚Inspiration kann man eher fühlen als hören.‘“2

Folglich hört oder spürt also jeder von uns Kundgebungen des Heiligen Geistes ganz unterschiedlich. Daher reicht es nicht aus, nur von einem warmen Gefühl zu sprechen, wenn man Kindern erklärt, wie man den Heiligen Geist verspürt. Vielleicht erfahren sie nämlich gar kein solches Gefühl, sondern empfangen Inspiration auf ganz andere Weise.

Elder Jay E. Jensen, der zur Präsidentschaft der Siebziger gehörte, erzählte einmal eine Begebenheit mit einem Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel auf einer Missionsrundreise. Zwischen zwei Zonenkonferenzen wandte sich der Apos-tel dem Siebziger zu, der in der vorangegangenen Konferenz gesprochen hatte, und sagte zu ihm: „Ich frage mich, ob Sie bei den Missionaren nicht einen Eindruck erweckt haben, der mehr Probleme schafft, als Sie lösen können. Ich habe auf all meinen Reisen nur wenige Mitglieder der Kirche kennengelernt, die tatsächlich ein Brennen im Herzen verspürt haben. Ja, viele haben mir gesagt, dass sie enttäuscht sind, weil sie dieses Gefühl nie erlebt haben, obwohl sie über einen langen Zeitraum gebetet und gefastet haben.“ Elder Jensen sagte weiter: „Über die Jahre habe ich mich bemüht, die verschiedenen Arten der Kundgebung des Geistes des Herrn kennenzulernen. Gott spricht vom Himmel, das ist gewiss, aber er tut sich auf vielerlei Weise kund, gibt auf vielerlei Weise Bestätigung oder Führung.“3 Es ist sehr wichtig, dass wir unseren Kindern erklären, dass sie lernen müssen, den Heiligen Geist so zu hören, wie er zu ihnen spricht.

Wir sprechen mit unseren Kindern über Grundsätze wie Glauben, Umkehr, die Taufe und die Gabe des Heiligen Geistes. Für ihre geistige Entwicklung ist es unerlässlich, dass wir ihnen auch beibringen, die Eingebungen, die sie empfangen, zu erkennen und zu verstehen. Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat uns ans Herz gelegt: „[Ihre Kinder] brauchen … so viel Kraft und Glauben, wie Sie ihnen in der Zeit, da sie bei Ihnen sind, nur mitgeben können. Dazu bedürfen sie auch einer noch größeren Kraft, die ihnen nur aus der Macht Gottes zufließen kann.“4

Durch den Heiligen Geist Führung vom Vater im Himmel zu empfangen, ist ein großer Segen im täglichen Leben. Wenn wir unseren Kindern beibringen, wie man solche Eingebungen empfängt, wie man auf diese Gefühle und Anregungen achtet, sind sie imstande, selbst ein Zeugnis zu erlangen, das ihnen auch in Zukunft Halt gibt. Der Heilige Geist kann ihr ständiger Begleiter sein, und sie sind in der Lage, ihn besser wahrzunehmen. Als Eltern können wir diesen Lernprozess begleiten und unseren Kindern dadurch große Segnungen ermöglichen.

Anmerkungen

  1. Gérald Caussé, „Sogar ein Kind kann es verstehen“, Liahona, November 2008, Seite 32

  2. Dallin H. Oaks, „Acht Formen und Aufgaben der Offenbarung“, Liahona, September 2004, Seite 8

  3. Jay E. Jensen, „Have I Received an Answer from the Spirit?“, Ensign, April 1989, Seite 21f.

  4. Gordon B. Hinckley, „Unsere kleinen Kinder“, Liahona, Dezember 2007, Seite 7

Fotos von Matthew Reier, falls nicht anders angegeben; rechts: Foto von David Stoker © 2007