2000–2009
Er heilt alle, die schwere Lasten zu tragen haben
Oktober 2006


Er heilt alle, die schwere Lasten zu tragen haben

Die heilende Macht des Herrn Jesus Christus kann für jedes irdische Leid in Anspruch genommen werden.

Der Erretter hat gesagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Matthäus 11:28).

Viele haben schwere Lasten zu tragen. Einige haben einen geliebten Menschen durch den Tod verloren, andere versorgen jemanden, der behindert ist. Einige haben von einer Scheidung Wunden davongetragen. Andere sehnen sich nach einer ewigen Ehe. Einige sind im festen Griff von süchtig machenden Stoffen oder Verhaltensweisen gefangen, wie Alkohol, Tabak, Drogen oder Pornografie. Andere sind durch körperliche oder geistige Leiden eingeschränkt. Manche ringen damit, dass sie sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Einige haben schlimme Depressionen oder fühlen sich unzulänglich. Auf die eine oder andere Weise haben viele schwere Lasten zu tragen.

Der Erretter richtet an uns alle diese liebevolle Einladung:

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11:28-30.)

Die heiligen Schriften enthalten viele Berichte, in denen der Erretter diejenigen heilt, die schwere Lasten zu tragen haben. Er machte Blinde sehend, Taube hörend, stellte die Gelähmten, Verdorrten und Versehrten wieder her, ließ Aussätzige rein werden und trieb unreine Geister aus. Wir lesen viel darüber, wie Menschen von körperlichen Leiden geheilt oder gesund gemacht wurden (siehe Matthäus 14:36, 15:28; Markus 6:56, 10:52; Lukas 17:19; Johannes 5:9).

Jesus heilte viele Menschen von körperlichen Krankheiten und versagte auch denjenigen, die von anderen Leiden „gesund gemacht“ werden wollten, die Heilung nicht. Matthäus schreibt, dass Jesus alle Krankheiten und Leiden im Volk heilte (siehe Matthäus 4:23; 9:35). „Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken.“ (Matthäus 12:15.) Dabei wurden sicher auch Leiden emotionaler, mentaler oder geistiger Natur geheilt. Er heilte alle Kranken.

In seiner Predigt in der Synagoge am Anfang seines Wirkens las Jesus aus dieser Prophezeiung Jesajas vor: „Der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze.“ (Lukas 4:18.) Jesus erklärte, dass er gekommen sei, um diese Prophezeiung zu erfüllen, und bekräftigte damit ausdrücklich, dass er diejenigen mit körperlichen Leiden heilen und auch die Gefangenen entlassen, die Zerschlagenen freisetzen und diejenigen heilen würde, die ein gebrochenes Herz haben.

Das Lukasevangelium enthält viele Beispiele dieses Wirkens. Es berichtet von Situationen, in denen „die Menschen von überall herbeiströmten. Sie alle wollten [Jesus] hören und von ihren Krankheiten geheilt werden“ (Lukas 5:15). An anderer Stelle lesen wir, dass Jesus „viele Menschen von ihren Krankheiten [heilte]“ (Lukas 7:21) und „alle [heilte], die seine Hilfe brauchten“ (Lukas 9:11). Es beschreibt auch, dass viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Sidon in die Ebene strömten, um ihn zu hören und geheilt zu werden (siehe Lukas 6:17).

Als der Erretter den Rechtschaffenen in der neuen Welt erschien, forderte er diejenigen, die lahm oder blind waren oder andere körperliche Leiden hatten, auf, zu ihm zu kommen. Er richtete diese Aufforderung auch an diejenigen, die „in irgendeiner Weise bedrängt sind“ (3 Nephi 17:7). „Bringt sie her“, sagte er, „und ich werde sie heilen.“ (Ebda.) Das Buch Mormon berichtet, wie die Menge alle zu ihm brachte, „die auf irgendeine Weise bedrängt waren“ (Vers 9). Dazu müssen auch diejenigen gehört haben, die unter jeder Art körperlicher, seelischer oder geistiger Bedrängnis gelitten haben, und die Schriftstelle bezeugt, dass Jesus „sie [heilte], jeden Einzelnen“ (Vers 9).

Der Erretter lehrt, dass wir in der Welt in Bedrängnis sind, aber Mut haben sollen, denn er hat „die Welt besiegt“ (Johannes 16:33). Sein Sühnopfer ist weitreichend und machtvoll genug, um nicht nur den Preis für die Sünde zu zahlen, sondern auch jedes irdische Leid zu heilen. Im Buch Mormon steht: „Er wird hingehen und Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art leiden; und dies, damit sich das Wort erfülle, das da sagt, er werde die Schmerzen und die Krankheiten seines Volkes auf sich nehmen“ (Alma 7:11; siehe auch 2 Nephi 9:21).

Er kennt unsere Qual, und er ist für uns da. Er ist wie der barmherzige Samariter in seinem Gleichnis: Wenn er uns verwundet am Wegesrand findet, verbindet er unsere Wunden und sorgt für uns (siehe Lukas 10:34). Brüder und Schwestern, die heilende Macht seines Sühnopfers erstreckt sich auf Sie, auf uns, auf alle.

In den gebetartigen Worten unseres Liedes „Meister, es toben die Winde“ wird seine allumfassende, heilende Macht herbeigesehnt:

Meister, voll Unruh im Herzen

ruf heute ich laut zu dir.

Die Tiefen sind in mir erreget,

komm rette mich, hilf auch mir!

Stürme von schwerer Versuchung

treten an mich heran;

ich verderbe, o Herr, ich verderbe,

hilf mir als mein Steuermann!

(Gesangbuch, Nr. 66.)

Wir können durch die Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums geheilt werden. Jesus gab seinen Aposteln die Macht, „alle Krankheiten und Leiden zu heilen“ (Matthäus 10:1; siehe auch Markus 3:15; Lukas 9:1,2), und sie machten sich auf den Weg und „verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken“ (Lukas 9:6; siehe auch Markus 6:13; Apostelgeschichte 5:16). Auch die Siebziger wurden mit der Macht und dem Gebot ausgesandt, die Kranken zu heilen (siehe Lukas 10:9; Apostelgeschichte 8:6,7).

Der Erretter konnte jeden heilen, den er wollte, auf diejenigen, die seine Priestertumsvollmacht tragen, trifft dies allerdings nicht zu. Wenn Menschen auf der Erde diese Vollmacht ausüben, sind sie durch den Willen des Herrn, dessen Priestertum es ist, eingeschränkt. Folglich wird uns gesagt, dass einige, die von den Ältesten gesegnet werden, nicht geheilt werden, weil sie „für den Tod bestimmt“ sind (LuB 42:48). Ebenso verweigerte der Herr dem Apostel Paulus die Heilung, als dieser darum bat, von dem Stachel im Fleisch, der ihn mit Fäusten schlug (siehe 2 Korinther 12:7), geheilt zu werden. Paulus schrieb später, dass der Herr erklärte: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit“ (Vers 9). Paulus nahm dies gehorsam auf: „Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt …; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (Vers 9,10).

Heilende Segnungen kommen auf vielerlei Weise, immer auf unsere individuellen Bedürfnisse abgestimmt, die ihm, der uns am meisten liebt, bekannt sind. Manchmal befreit uns eine „Heilung“ von unserer Krankheit oder Last. Aber manchmal werden wir „geheilt“, indem uns die Kraft, die Einsicht oder die Geduld gegeben wird, die Lasten zu tragen, die uns auferlegt werden.

Die Menschen, die Alma folgten, waren in der Knechtschaft schlechter Unterdrücker. Als sie um Freiheit beteten, sagte der Herr ihnen, dass er sie letztendlich befreien werde. Für die Zwischenzeit aber wollte er ihnen ihre Lasten „leicht machen, sodass ihr sie nicht mehr auf eurem Rücken spüren könnt, selbst nicht, während ihr in Knechtschaft seid; und das werde ich tun, damit ihr … als Zeugen für mich auftretet …, dass ich, der Herr, Gott, mich meinem Volk in seinen Bedrängnissen annehme“ (Mosia 24:14). In diesem Fall wurde den Menschen die Last nicht genommen, aber der Herr stärkte sie, sodass „sie ihre Lasten mühelos tragen konnten, und sie unterwarfen sich frohgemut und mit Geduld in allem dem Willen des Herrn“ (Vers 15).

Dieselbe Verheißung und ihr Resultat gelten auch für die Mütter, die verwitwet oder geschieden sind, für die Alleinstehenden, die einsam sind, für diejenigen, die eine schwere Last zu tragen haben, weil sie jemanden pflegen müssen, für diejenigen, die unter einer Sucht leiden, und für uns alle, was unsere Last auch sein mag. „Kommt zu Christus“, sagt der Prophet, „und werdet in ihm vollkommen“ (Moroni 10:32).

Manchmal verzweifeln wir vielleicht, weil unsere Last zu groß ist. Wenn es so scheint, als tobten die Winde in unserem Leben, fühlen wir uns möglicherweise verlassen und rufen wie die Jünger im Sturm: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ (Markus 4:38.) Denken wir in solchen Zeiten daran, was er geantwortet hat: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Vers 40.)

Die heilende Macht des Herrn Jesus Christus – ob sie nun die Last von uns nimmt oder uns die Kraft gibt, sie zu ertragen und mit ihr zu leben wie der Apostel Paulus – kann für jedes irdische Leid in Anspruch genommen werden.

Nachdem ich eine Generalkonferenz-Ansprache über die Übel der Pornografie gehalten hatte („Pornografie“, Liahona, Mai 2005, Seite 87-90), erhielt ich viele Briefe von Menschen, die mit dieser Sucht belastet sind. Einige dieser Briefe stammen von Männern, die die Pornografie überwunden haben. Einer schrieb:

„Ich habe mehrere Lehren aus der Erfahrung gezogen, aus der Dunkelheit einer Sünde herauszukommen, die das Leben derer, die sie in ihren Bann zieht, ganz beherrscht: 1.) Dies ist ein immenses Problem, das unglaublich schwierig zu überwinden ist. … 2.) Die wichtigste Quelle für Unterstützung und Kraft während des Umkehrprozesses ist der Erretter. … 3.) Intensives, tägliches Schriftstudium, regelmäßiger Tempelbesuch und die aufrichtige, bewusste Teilnahme am Abendmahl sind unerlässliche Elemente eines wahren Umkehrprozesses. Ich nehme an, das ist so, weil all das dazu dient, die Beziehung zum Erretter, die Erkenntnis über sein Sühnopfer und den Glauben an seine heilende Macht zu vertiefen und zu stärken.“ (Brief vom 24. Oktober 2005.)

„Kommt alle zu mir“, hat der Erretter gesagt, „ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Matthäus 11:28,29). Dieser schwer beladene Mann wandte sich an den Erretter, und das kann auch jeder von uns.

Eine Frau, deren Ehe durch die Pornografiesucht ihres Mannes in Gefahr war, schrieb, wie sie ihm fünf Jahre lang beigestanden hat. Nun sagt sie: „Dank des herrlichen Sühnopfers unseres kostbaren Erretters, das uns geschenkt wurde, und dank dessen, was er mich über Vergebung gelehrt hat, ist [mein Mann] endlich frei – und ich bin es auch.“ Als jemand, der sich nicht von Sünde hatte reinigen müssen, sondern nur bestrebt gewesen war, einen geliebten Menschen aus der Knechtschaft zu befreien, gab sie diesen Rat:

„Sprechen Sie mit dem Herrn. … Er ist Ihr bester Freund! Er kennt Ihren Schmerz, weil er ihn bereits für Sie gelitten hat. Er ist bereit, diese Last zu tragen. Vertrauen Sie ihm so sehr, dass Sie sie zu seinen Füßen ablegen und ihm gestatten, sie für Sie zu tragen. Dann nimmt in den Tiefen Ihrer Seele sein Frieden den Platz ein, an dem zuvor Ihr Leid war.“ (Brief vom 18. April 2005.)

Ein Mann schrieb einer Generalautorität, wie die Macht des Sühnopfers ihm bei dem Problem geholfen hat, dass er sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlte. Er war wegen schwerwiegender Übertretungen, mit denen er gegen seine Tempelbündnisse verstoßen und seine Pflichten gegenüber seinen Kindern missachtet hatte, aus der Kirche ausgeschlossen worden. Er musste entscheiden, ob er versuchen wollte, nach dem Evangelium zu leben, oder weiterhin einen mit dessen Lehren unvereinbaren Weg gehen wolle.

„Ich wusste, es würde schwer werden“, schrieb er, „aber mir war nicht klar, was ich da durchmachen muss.“ Sein Brief beschreibt die Leere und die Einsamkeit sowie den unbeschreiblichen Schmerz, den er tief in seiner Seele spürte, während er versuchte, zurückzukommen. Er betete inständig um Vergebung, manchmal über mehrere Stunden hinweg. Das Schriftstudium, der regelmäßige Kontakt zu einem liebevollen Bischof und Priestertumssegen waren ihm eine Stütze. Den Ausschlag gab jedoch die Hilfe des Erretters. Dieser Mann erklärt:

„Ich verdanke das allein dem Herrn und seinem Sühnopfer. … Jetzt verspüre ich überwältigende Dankbarkeit. Mein Schmerz war manchmal fast größer, als ich ertragen konnte, und dennoch war er im Vergleich zu dem, was der Herr gelitten hat, so gering. Wo in meinem Leben einst nur Finsternis herrschte, ist nun Liebe und Dankbarkeit.“

Er schreibt weiter: „Einige behaupten, dass man sich ändern kann, und dass eine Therapie die einzige Lösung ist. Sie kennen sich mit dem Thema ausgezeichnet aus und können jemandem, der damit zu kämpfen hat, viel geben, … aber ich fürchte, dass sie vergessen, den himmlischen Vater einzubeziehen. Wenn man sich ändert, geschieht das im Einklang mit dem Willen Gottes. Es beunruhigt mich auch, dass viele Leute sich auf die Ursachen [dafür] konzentrieren, [dass man sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt]. … Es ist nicht nötig, herauszufinden, warum ich [diese Schwierigkeit] habe. Ich weiß nicht, ob ich damit geboren wurde oder ob Umweltfaktoren dazu beitrugen. Tatsache ist, dass ich damit zu kämpfen habe, und es kommt darauf an, wie ich von nun an damit umgehe.“ (Brief vom 25. März 2006.)

Diejenigen, die diese Briefe geschrieben haben, wissen, dass das Sühnopfer Jesu Christi und die Heilung, die es bietet, noch viel mehr bewirken als die Möglichkeit, von Sünden umzukehren. Das Sühnopfer gibt uns auch die Kraft, „Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art“ zu ertragen, weil unser Erretter ja auch „die Schmerzen und die Krankheiten seines Volkes“ auf sich genommen hat (Alma 7:11). Brüder und Schwestern, wenn Ihr Glaube, Ihre Gebete und die Macht des Priestertums Sie von einem Leiden nicht heilen, wird die Macht des Sühnopfers Ihnen gewiss die Kraft geben, die Last zu tragen.

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt“, hat der Erretter gesagt. „Ich werde euch Ruhe [für eure Seele] verschaffen.“ (Matthäus 11:28,29.)

Während wir mit den Herausforderungen des Erdenlebens zu kämpfen haben, bete ich für jeden von uns so, wie der Prophet Mormon für seinen Sohn Moroni gebetet hat: „Möge Christus dich erheben, und mögen seine Leiden und sein Tod … und seine Barmherzigkeit und Langmut und die Hoffnung auf seine Herrlichkeit und auf ewiges Leben immerdar in deinem Sinn verbleiben.“ (Moroni 9:25.)

Ich gebe Zeugnis von Jesus Christus, unserem Erretter, der uns alle einlädt, zu ihm zu kommen und in ihm vollkommen gemacht zu werden. Er wird unsere Wunden verbinden und alle heilen, die schwere Lasten zu tragen haben. Im Namen Jesu Christi. Amen.