Lernen, wie man geistlich dient: Führungsbeamtinnen der Frauenhilfsvereinigung über Änderungen beim Besuchslehren

– Marianne Holman Prescott, Nachrichten der Kirche

  • 19. Oktober 2017

Besuchslehrerinnen beim Muffinbacken mit einer Schwester, die sie besuchen

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • Jede Besuchslehrerin soll die ihr zugewiesenen Schwestern kennen, ihren Glauben stärken und für sie da sein.
  • Beim Besuchslehren geht es darum, jeder Schwester so zu dienen, wie Jesus Christus es tat.
  • Die Besuchslehrerinnen sollen ihre Botschaft den Besuchten anpassen.

„Wir möchten den Schwestern begreiflich machen, wie man sich um jede Schwester wirklich kümmert und sie stärkt.“ – Jean B. Bingham, Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung

Ab Januar 2018 wird die monatliche Besuchs­lehr­bot­schaft anders gestaltet. Dies soll den Schwestern dabei helfen, einander so zu dienen, wie eine jede es braucht. Statt einer bestimmten Botschaft wird in jedem Monat eine „Leitlinie für das Besuchslehren“ mit Anregungen dazu beleuchtet, wie die Schwestern einander noch besser geistlich dienen können.

„Wir möchten den Schwestern begreiflich machen, wie man sich um jede Schwester wirklich kümmert und sie stärkt“, so Schwester Jean B. Bingham, Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, im Gespräch mit den Church News. „Im Handbuch [der Kirche] steht nicht, dass wir unbedingt ein Thema geben müssen. Es heißt: ‚Die Besuchs­leh­re­rin­nen sind aufrichtig bemüht, jede Schwester kennenzulernen und liebzugewinnen; sie helfen ihr, an Glauben zuzunehmen, und stehen ihr hilfreich zur Seite. Sie trachten nach persönlicher Inspiration, damit sie wissen, wie sie auf die geistigen und zeitlichen Bedürfnisse der Schwestern, die ihnen zugewiesen sind, eingehen können.‘“ [Handbuch 2, 9.5.1.]

Die Änderungen sollen dazu dienen, dass die Besuchslehrerinnen über die sonst übliche Lektion, die für die Allgemeinheit vorbereitet wurde, hinausblicken und herausfinden, was die Schwester, die sie besuchen, braucht.

„Was sollen wir also tun?“ fragt Schwester Sharon Eubank, Erste Ratgeberin in der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung. „Das, was die Schwester braucht!“

Die neue Vorgehensweise wird die Frauen in der Kirche dazu anregen, sich nicht mehr darum zu sorgen, was als Besuchslehren „zählt“. Stattdessen erhalten die Besuchslehrerinnen Anregungen dazu, wie sie ihren Blick darauf richten können, jede ihnen zugeteilte Schwester zu stärken.

„Da jede von uns einzigartig ist, braucht eine jede etwas anderes“, meint Schwester Bingham. „In [Handbuch 2] steht, dass es in Ordnung ist, zu ‚telefonieren, einen Brief oder eine E-Mail [zu] schreiben oder mit anderen Mitteln über die Schwestern [zu] wachen und sie [zu] stärken‘, um herauszufinden, was jede Einzelne braucht, und ihr zu helfen. Das ist unser Augenmerk. Wir wollen sicherstellen, dass wir die Schwestern im Evangelium stärken und dass sich jede Schwester geschätzt, gebraucht und dazugehörig fühlt.“

Gute Besuchslehrarbeit kann auch einfach bedeuten, dass man liebevoll zuhört, so Schwester Reyna I. Aburto, Zweite Ratgeberin in der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung. „Ungefähr zwei Wochen, nachdem ich in meiner Berufung bestätigt worden war, besuchte ich eine der mir zugeteilten Schwestern. Als sie die Tür öffnete, umarmte sie mich und fragte mich, wie es mir ginge. Ich spürte, dass die Frage ernst gemeint war und dass ich ihr sehr am Herzen lag. Ich brach in Tränen aus und gestand, wie unzulänglich ich mich fühlte. Ich durfte mich an ihrer Schulter ausweinen und sie hörte mir liebevoll zu, als ich all meine aufgestauten Gefühle herausließ. Eigentlich war ich vorbeigekommen, um sie zu stärken, und stattdessen stärkte sie mich.“

„Wir wollen, dass die Schwestern genau dieses Verständnis entwickeln“, erklärt Schwester Bingham. „Besuchslehren bedeutet aufrichtige Fürsorge, es ist Anteilnahme und Dienst am Nächsten. Es bedeutet, dass man den Bischof und die FHV-Leiterin auf die Bedürfnisse der Schwestern aufmerksam macht, die man besucht.“

Da eine geistige Botschaft wichtig ist, fordert Schwester Bingham die Besuchslehrerinnen dazu auf, für die ihnen zugeteilten Frauen passende Botschaften herauszusuchen.

„Das kann [ein Zitat] von der Ersten Präsidentschaft sein, es kann etwas sein, das Sie in den heiligen Schriften gelesen haben, oder etwas, wofür sich die besuchte Schwester Ihres Wissens nach interessiert“, erklärt sie. „Es soll etwas für die besuchte Schwester sein. Was braucht sie?“

Familie an einer Haustür

Rebekah Lowe (Mitte), deren neugeborenes Baby im Krankenhaus war, begrüßt ihre Besuchslehrerin Jaime Johnson. Beide gehören zum Pfahl San Clemente in Kalifornien. Schwester Johnson holte mit ihren beiden kleinen Jungs den Sohn von Schwester Lowe ab, damit diese ins Krankenhaus fahren konnte.

Schwester Eubank führt an, dass Besuchslehrerinnen auf vielfältige Art geistlich dienen können. „‚Tu das, was sie braucht‘ ist der Kerngedanke des Besuchslehrens. Eine Stunde lang zuhören, eine Textnachricht zur rechten Zeit, ein Spaziergang, eine Schriftstelle, der Platz, den man in der Kirche neben sich frei hält, etwas Unkraut im Garten zupfen, während die Kinder herumrennen – all das ist gute Besuchslehrarbeit, wenn sie ein echtes Bedürfnis befriedigt. Der Bericht von Alma wirft Licht auf unser Taufbündnis. Wir lesen, dass die Menschen jener Zeit versprachen, ‚einer des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei‘ [Mosia 18:8]. Einander zu stärken ist ein sichtbarer Beweis unserer Bekehrung zum Herrn“, so Schwester Eubank abschließend.

Wenn man die Bedürfnisse jeder einzelnen Schwester im Blick hat, gelingt es einem, „die Einstellung zu vermeiden, dass Besuchslehren so etwas wie eine Checkliste ist, [wo] man kommt, eine Botschaft vermittelt, eine Viertelstunde später geht und damit hat sichʼs“, meint Schwester Aburto.

Manchen Frauen kann man vielleicht am besten dadurch geistlich dienen, dass man sie besucht oder anruft. Für eine andere Schwester ist es dagegen vielleicht diesen Monat am besten, eine aufmunternde SMS oder E-Mail zu erhalten.

Schon kurz nach der Gründung der Frauenhilfsvereinigung im Jahr 1842 begann man, einander durch Besuche geistlich zu dienen. Als die Bevölkerung von Nauvoo in Illinois wuchs, gründeten die Führungs­beam­tinnen der Frauenhilfsvereinigung Besuchskomitees, um die Bedürfnisse der Mitglieder festzustellen und Spenden in Form von Geld, Nahrung und Kleidung zu sammeln. Damit wurde die Not der Bedürftigen gelindert.

Auch wenn sich die Vorgehensweise seit jener Zeit geändert hat, der Grundsatz bleibt derselbe: geistlich zu dienen, wie der Erretter es tun würde.

„Wenn wir seinem Beispiel nacheifern und daran denken, dass Liebe die Grundlage all unseres Handelns bildet, können wir als Besuchslehrerinnen jede uns anvertraute Schwester kennenlernen und lieb gewinnen“, heißt es in der Botschaft im Januar 2018. „Wenn wir um Inspiration beten, damit wir erkennen, wie wir für sie da sein und ihren Glauben stärken können, ‚wird nichts die Engel daran hindern können, sich zu [uns] zu gesellen‘. Eine persönliche Verbindung aufzubauen und mit einer liebevollen Einstellung zuzuhören sind beim Besuchslehren das A und O“, lesen wir in der Botschaft im Januar 2018. „Dank moderner Technik und der altbewährten persönlichen Besuche können wir das jederzeit, überall und auf vielfältige Weise tun. Damit dienen wir geistlich, wie Jesus es tat.“