Elder Perry fordert Missionspräsidenten noch kurz vor seinem Tod auf: „Gehen Sie mit Begeisterung voran“

– Jason Swensen, Nachrichten der Kirche

  • 4. August 2015

Am 30. Mai – nur elf Tage vor seinem Tod – setzte sich Elder L. Tom Perry (links) mit Elder Russell M. Nelson, ebenfalls Apostel, zusammen, um ein Video zum Thema Missionsarbeit aufzunehmen. Das Video wurde dann beim diesjährigen Seminar für neue Missionspräsidenten gezeigt.

Das Wichtigste aus dem Artikel

  • Elder Perry war sein Leben lang Missionar.
  • Er gründete einen neuen Zweig in Ohio und wurde erst kürzlich darum gebeten, am selben Ort ein neues Gemeindehaus zu weihen.
  • Die Beziehung zwischen einem Missionar und seinem Missionspräsidenten ist sehr wichtig.

„Wenn Sie solche Begeisterung in der Gemeinde entfachen können, ist das etwas Starkes, Aufregendes und Lebendiges. Dann werden Sie sehen, wie sich allmählich etwas im Leben der Missionare ändert. Dann haben die Missionare immer genug zu tun und sind zufrieden.“ – Elder L. Tom Perry

Provo, Utah

Beim alljährlichen Seminar für neue Missionspräsidenten hat es viele unvergessliche Ansprachen und Unterweisungen gegeben. Propheten und Apostel haben diese Veranstaltung zum Anlass genommen, Evangeliumswahrheiten klar darzulegen, die nicht nur für die Missions­arbeit von grundlegender Bedeutung sind.

Für die Teilnehmer des diesjährigen Seminars war es unvergesslich, von Elder L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf Apostel unterwiesen zu werden.

Der beliebte Apostel – ein vorbildlicher Führer in der Kirche und vor allem in der Missionsarbeit – verstarb am 30. Mai. Nur elf Tage vor seinem Tod setzte er sich mit seinem Freund Elder Russell M. Nelson, ebenfalls ein Apostel, zusammen, um ein Interview zum Thema Missionsarbeit aufzuzeichnen.

Durch das Interview übernahm Elder Perry noch einmal eine Schlüsselrolle als Lehrer beim Seminar für neue Missions­präsidenten. Darüber hinaus konnten die vielen Anwesen­den, die ihn mochten, noch ein letztes Mal von diesem Mann hören, dessen Leben von seiner Selbstlosigkeit, seiner Großzügigkeit und seiner Begeisterung geprägt war.

Als Allererstes stellte Elder Nelson Elder Perry als jemanden vor, der sein Leben lang ein Missionar gewesen ist. Neben seiner Vollzeitmission als junger Mann, saß er auch mehrere Jahre lang dem Missions­führungsrat der Kirche vor.

„Ich bin einfach nur glücklich, dass ich heute hier sein kann, um an einem weiteren Seminar für neue Missionspräsidenten teilzunehmen“, sagte Elder Perry mit dem für ihn so typischen Lächeln. „Diese Woche, die wir miteinander verbringen werden, ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine Woche, auf die wir uns immer wieder freuen. Es ist eine Woche, die wir voller Begeisterung angehen.“

Elder Perry sagte, er wisse gut, was die jungen Missionare und Missionarinnen der Kirche heutzutage alles während ihrer Mission erleben. Schließlich machte er all dies ebenfalls durch, nachdem er eine Berufung in die Nordstaaten-Mission angenommen hatte.

Nach fünf Tagen Schulung in Salt Lake City trat er eine lange Bahnreise zum Missionsbüro in Chicago an.

„Meine Güte, das war vielleicht etwas“, sagte er. „Wir kamen erst spät abends an. Dann wurden wir zum Missionsheim in Chicago gefahren, wo eine erste Einführung ins Missionsleben auf uns wartete. Der Missions­präsident interviewte jeden von uns. Ich kam als Letzter an die Reihe. Schließlich war auch er müde und sagte: ‚Wir werden Sie noch heute Abend in den Zug setzen und nach Columbus in Ohio schicken.‘“

Elder Perry wurde einem besonders tüchtigen Mitarbeiter zugewiesen. Ohne Umschweife machten sich die beiden daran, von Tür zu Tür zu gehen. Die erste Tür erwies sich aber als „absolute Katastrophe“. Dennoch machten Elder Perry und sein Mitarbeiter beharrlich weiter und hatten schon bald einige Erfolge zu verzeichnen.

Schließlich hatten die beiden ein bemerkenswertes Erlebnis. „Und genau das sollen auch Ihre Missionare haben: ein bemerkenswertes Erlebnis.“ Die Missionare wurden darum gebeten, beim Aufbau eines neuen Zweiges in Marion in Ohio zu helfen. Es gab nur eine einzige Familie in diesem Zweig – die Familie Knudsen. Die sonntäglichen Versammlungen fanden bei ihnen zu Hause statt.

Die beiden jungen Missionare machten sich an die Arbeit und gingen in der ganzen Stadt von Tür zu Tür. Schließlich gab es immer mehr Interessenten, die die beiden unterweisen konnten. Auch kamen immer mehr zur Versammlung, sodass das Wohnzimmer der Familie Knudsen zu klein wurde. Schon bald wurde die Abendmahlsversammlung in einem angemieteten Raum, der Elkʼs Hall, abgehalten.

„Nach einigen Monaten hatten wir ein paar Bekehrte zu verzeichnen. Schon bald waren wir bei der Abendmahlsversammlung so zahlreich, dass wir die Elkʼs Hall füllten. Die Mitglieder kamen gern. Sie sangen auch gern. Der kleine Zweig begann zu wachsen. Es kamen jede Woche etwa 25 Leute zusammen. Sie gingen sehr herzlich miteinander um. Wir hatten einfach jede Menge Spaß zusammen.“

Der kleine Zweig wurde recht stark. In der Zwischenzeit beendeten Elder Perry und sein Mitarbeiter ihre Mission und kehrten zurück nach Hause.

„Das Bemerkenswerteste von allem trug sich im vergangenen Januar zu. … Ich wurde eingeladen, dorthin zurückzukehren und [ein neues] Gemeinde­haus zu weihen“, berichtete er. „Leider konnte ich die Reise nicht antreten. Doch heute gibt es in Marion in Ohio eine Gemeinde, weil zwei Missionare darum gebeten wurden, sich an die Arbeit zu machen und einen Zweig der Kirche zu gründen.“

Elder Perry sagte, dass vielleicht nicht jeder, der heutzutage auf Mission geht, so ein Erlebnis hat wie er, aber dass das Wesentliche gleich ist.

„Als Erstes erhält man die Berufung“, sagte er. „Man ist aufgeregt, man ist begeistert, dass man eine Mission antritt und anderen das Evangelium verkündet. Es sind genau diese Erlebnisse, die in Missionaren Begeisterung entfachen. Sie brauchen diese Begeisterung und die Entschlossenheit, vorwärtszugehen.“

Anschließend sprach Elder Perry darüber, wie bedeutend die Beziehung zwischen einem Missionar und seinem Missionspräsidenten ist.

„Hasten Sie nicht durch das Interview mit einem Missionar“, sagte er. „Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, aber hören Sie dem Missionar trotzdem zu! Machen Sie sich ein Bild von seiner Gefühlslage. Finden Sie heraus, ob er bereit ist, voranzugehen und seine Aufgaben zu erfüllen. Loben Sie ihn auch dafür, dass er die Gelegenheit nutzt und dieser Arbeit mit Begeisterung nachgeht. Denken Sie daran, dass er anderen für alle Ewigkeit das Licht des Evangeliums in ihr Leben bringt – den Segen und das herrliche Evangelium, durch das ihr Leben in Ordnung gebracht wird und sie den Weg zum ewigen Leben beschreiten.“

Der Gemeinderat kann für den Erfolg eines Missionars eine entscheidende Rolle spielen.

„Wenn Sie solche Begeisterung in der Gemeinde entfachen können, ist das etwas Starkes, Aufregendes und Lebendiges. Dann werden Sie sehen, wie sich allmählich etwas im Leben der Missionare ändert. Dann haben die Missionare immer genug zu tun und sind zufrieden. [Sie haben] dann jeden Abend die Gelegenheit, Menschen zu unterweisen. Und wenn sie erst einmal die Begeisterung verspüren, die mit dem Unterweisen einhergeht, können sie nicht mehr damit aufhören.“

Elder Perry sagte, dass auf die heutigen Missionare schwierige Zeiten zukommen.

„Der Einfluss des Christentums in der Welt nimmt beständig ab. Das ist das Schlimmste, was einem Land passieren kann. Und wir müssen eine Möglichkeit finden, es wieder aufleben zu lassen, und zwar nicht nur im Herzen der Leute, die wir ansprechen, sondern auch indem wir Gelegen­heiten nutzen, anderen Gutes zu tun. Wenn wir das nicht tun, werden wir den Verfall dieses Landes erleben. Gläubige Menschen sind das Gewissen der Welt. Es liegt an uns, das Vertrauen in den Glauben in der Welt wieder aufzurichten und es unter allen Menschen zu verbreiten. Und erst wenn sie den Unterschied zwischen dem guten und dem schlechten Weg erkennen, wird sich etwas verändern.“

Am Ende des Interviews mit Elder Nelson gab Elder Perry noch sein Zeugnis von der Missionsarbeit.

„Dies ist das größte Werk auf Erden“, verdeutlichte er. „Der Herr möchte, dass sein Volk diese Botschaft hört, damit es aus der Sterblichkeit hin zur Unsterblichkeit und zum ewigen Leben geführt werde. Sie werden gesegnet sein. Sie werden beschützt sein. Ihre Familien werden stark sein.“

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht forderte Elder Perry die Missionspräsidenten und ihre Frauen dazu auf: „Gehen Sie mit Begeisterung voran.

Möge Sie der Herr mit all der Gesundheit und Kraft und auch mit all der Energie, Begeisterung und Freude segnen, die Sie bei der Arbeit in diesem großartigen Werk haben können.“