Das Erlösungswerk: Das Gleichnis von einem Vater zur Schlafenszeit


Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin dankbar, zu diesem besonderen Anlass bei Ihnen zu sein. Dies ist ein historisches Ereignis, denn unter uns sind 173 neue Missionspräsidenten und deren Frauen! Sie kommen aus 19 verschiedenen Ländern und sind berufen, in 50 Nationen rund um die Welt zu dienen. Diese Rekordzahl an neuen Missionspräsidenten zusammen mit der Rekordzahl an über 70.000 neuen Missionaren ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Herr sein Werk beschleunigt.

Missionsarbeit wird lebendig, wenn wir bemerkenswerte Bekehrungsgeschichten hören. Ich möchte Ihnen heute zu Beginn die Aufzeichnung einer Unterhaltung mit Schwester Neill F. Marriott zeigen, die im letzten April als Zweite Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen bestätigt worden ist. Man kann viel daraus lernen, wenn man ihrer Geschichte aufmerksam zuhört.

Ein Gespräch mit Schwester Neill F. Marriott

ELDER NELSON

Schwester Marriott, ich durfte schon mehrmals mit Ihnen und Ihrem lieben Mann David zusammenkommen. Die meisten Mitglieder der Kirche kennen Sie aber nicht so gut wie ich. Könnten Sie uns ein bisschen darüber erzählen, wie Sie sich zur Kirche bekehrt haben?

SCHWESTER MARRIOTT

Danke, Elder Nelson. Als ich 22 war, zog ich nach Boston in Massachusetts, um dort zu arbeiten. Dort lernte ich zwei Mitglieder der Kirche kennen. Einer davon erklärte: „Ich bin Mormone.“ Meine Mitbewohnerinnen und ich fragten: „Was sind denn Mormonen?“

Einer von ihnen erwiderte: „Möchtet ihr gerne, dass wir euch mit ein paar Bekannten besuchen, die euch mehr über unseren Glauben erzählen können?“ Eine Woche später kamen sie mit ihren zwei Bekannten vorbei. Das war das erste Mal, dass ich Missionare der Mormonen sah. Ich muss sagen, ich hatte ziemlich viele Fragen.

Sie kamen aber immer wieder, und schließlich kamen sie wieder auf den Erlösungsplan zu sprechen. Ich kann mich noch sehr gut an diesen Abend erinnern. Sie erklärten: „Bevor Sie hierher kamen, haben Sie in einer Geisterwelt bei Ihrem himmlischen Vater gelebt. Sie sind seine Geisttochter.“ Elder Nelson, diese Worte kamen mir bekannt vor. Sie waren mir irgendwie vertraut. Ich hatte sie in diesem Leben noch nie gehört, aber ich wusste, dass ich sie vorher schon irgendwo gehört hatte.

Am Ende der Lektion meldete sich eines der Mitglieder und sagte: „Ich möchte eine letzte Frage stellen.“ Er schaute mich an und sagte: „Neill, was hältst du vom Buch Mormon?“ Ich hörte mich sagen: „Ich glaube, es ist wahr.“ Ich war regelrecht erschrocken, als ich diese Worte hörte. „Ich glaube, es ist wahr.“ Klug, wie er war, stürzte er sich nicht auf mich, sondern sagte nur: „Und was machst du jetzt mit dieser Erkenntnis?“ Ich versprach ihm an jenem Abend, dass ich aufrichtig beten würde. Ich kniete mich also in meinem Schlafzimmer – ich hatte mein eigenes Zimmer – hin und sagte einfach: „Vater im Himmel, wenn dies die einzig wahre Kirche des Erlösers auf Erden ist, dann lasse ich mich taufen. Ich muss nur wissen, ob sie wahr ist.“ Und sofort sagte mir eine innere Stimme – im Kopf oder vielleicht auch im Herzen: „Sie ist wahr.“ Einfach so. Ich sprang von den Knien auf und sagte: „Sie ist wahr!“ Ich war fast überrascht über diese wunderbare Antwort. Am nächsten Morgen rief ich den Missionspräsidenten an und sagte: „Hallo, ich muss mich taufen lassen.“

ELDER NELSON

Ich wette, er hat sich sehr über Ihren Anruf gefreut. Hatten Sie auch Empfindungen im Hinblick auf Ihre Vorfahren?

SCHWESTER MARRIOTT

Es ist interessant, dass Sie mich das fragen. Meine erste Berufung in der Kirche war sehr inspiriert. Der Bischof bat mich herein und fragte mich, ob ich bereit wäre, im Genealogie-Komitee mitzuarbeiten.

Ich schrieb meinen beiden Großmüttern, die über 80 Jahre alt waren. Es dauerte mehrere Wochen, aber dann erhielt ich Post: einen Schuhkarton voller Bilder, auf deren Rückseite Namen und kurze Bemerkungen standen. Und so setzte ich mich in meinem Zimmer auf den Boden und fing an, die Bilder nach Familien zu sortieren – da gab es die Dades, die Hills, die Rays und die Fieldings. Während ich damit beschäftigt war, blickte ich auf einmal auf. Ich sah zwar nichts, aber der Raum war voll. Ich spürte, dass er voller Menschen war, die ganz erwartungsvoll und glücklich waren. Irgendwie konnte ich ihre Gegenwart spüren.

Ich glaube, innerhalb der ersten zwei, drei Jahre nach meiner Taufe reichte ich ungefähr 70 Namen ein und sorgte dafür, dass für ungefähr 70 Namen das Endowment im Tempel vollzogen wurde. Ich habe die Namen hier an Verwandte meines Mannes David verteilt. Ich sollte kurz über David sprechen.

ELDER NELSON

Ja, bitte. Erzählen Sie uns von David.

SCHWESTER MARRIOTT

David ist ein ganz besonderer Mensch. Er war eines der Mitglieder, die uns fragten, ob wir mehr über die Kirche erfahren wollten. Nur 13 Monate nach meiner Taufe haben wir im Salt-Lake-Tempel geheiratet.

ELDER NELSON

Ist das nicht ein schöner Zusatzsegen für die Missionsarbeit als Mitglied?

SCHWESTER MARRIOTT

Ja, ich kann es nur empfehlen.

ELDER NELSON

Sie und David haben jetzt eine nette Familie. Erzählen Sie mir von Ihrer Familie.

SCHWESTER MARRIOTT

Wir haben elf Kinder. Als wir geheiratet haben, wollten wir eine Familie haben, eine Familie gründen, und die Kinder kamen einfach. Sie waren besondere Geister.

ELDER NELSON

Was raten Sie unseren guten Schwestern, die sich bemühen, Ausgewogenheit zu erzielen zwischen ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter und der als treue Dienerin und Jüngerin des Herrn?

SCHWESTER MARRIOTT

So sehr ich die Versammlungen der Kirche mag – ich weiß, das klingt jetzt seltsam –, wirklich am Herzen liegt mir meine Familie. Deshalb habe ich mich in jeder Berufung – und eine schien auf der anderen aufzubauen – vorrangig um meine Familie gekümmert. So habe ich zwar ein paar Versammlungen verpasst, aber das Familienleben blieb intakt. Wenn ich eines dabei gelernt habe, dann, eine bessere Mutter zu sein.

ELDER NELSON

Sie sind eine bessere Mutter, weil Sie im Evangelium verankert sind.

SCHWESTER MARRIOTT

Das stimmt.

ELDER NELSON

Wir sind sehr dankbar für Sie, für den Dienst, den Sie geleistet haben und noch leisten werden.

SCHWESTER MARRIOTT

Ich danke Ihnen.

Danke sehr, Schwester Marriott. Ist ihre Geschichte nicht lehrreich und inspirierend? Ist Ihnen die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern und den Missionaren aufgefallen? (Einer wurde ja sogar ihr Mann!) Haben sie sich wirklich um sie gekümmert? Haben Sie gemerkt, welche Rolle ihre Verwandten auf der anderen Seite des Schleiers gespielt haben, denen auch an ihr lag? Konnten Sie spüren, wie gut eine Frau ist, die ihren Mann und ihre Kinder liebt? Angesichts der Freude, die in ihr Leben und das von Generationen nach ihr Einzug gehalten hat, wird mein Zeugnis gestärkt und ich wünsche mir noch mehr, das Evangelium zu verbreiten.

Allzu oft teilen wir das Werk des Herrn in Bereiche ein, die nicht zusammenzuhängen scheinen. Doch ob wir nun Andersgläubigen das Evangelium verkünden, gemeinsam mit Neubekehrten dienen, die weniger aktiven Mitglieder zurückholen oder die aktiven unterweisen und stärken, uns mit Familienforschung oder Tempelarbeit beschäftigen – das Werk ist in Wirklichkeit unteilbar. All diese Bemühungen sind nicht losgelöst voneinander. Es gehört alles zum Erlösungswerk.

Wer auf der anderen Seite des Schleiers ist, freut sich und jubelt, wenn seine Nachkommen das Evangelium annehmen oder sich ihm wieder zuwenden. Er weiß ja, dass diese nun stellvertretend für ihn wichtige heilige Handlungen vollziehen und so vergangene Generationen miteinander verbinden können. Das ist etwas, was Schwester Marriott schon bald nach ihrer Taufe erkannt hat. Ich hoffe, dass jedes Mitglied der Kirche Gelegenheit haben mag, die Liebe seiner Vorfahren zu spüren und dadurch aufgerichtet zu werden.

Um deutlich zu machen, wie wir einander nach dem Willen des himmlischen Vaters lieben sollen, möchte ich Ihnen ein Gleichnis erzählen. Es heißt „Ein Vater zur Schlafenszeit“.

Ein fürsorglicher Vater sitzt eines Abends daheim, nachdem seine Frau und die Kinder schon zu Bett gegangen sind. Da verspürt er den Impuls – eine Eingebung –, nach den Kindern zu sehen. Er streift sich die Schuhe ab und tritt leise an die Tür eines Kinderzimmers heran. In dem gedämpften Licht, das durch eine Türöffnung fällt, sieht er zwei Köpfchen auf den Kissen und Decken, unter denen eingekuschelt die Kinder tief und fest schlafen.

Als er ihren leisen Atemzügen lauscht, kommen ihm Bilder des vergangenen Tages in den Sinn. Er hört sie lachen, als sie miteinander spielen. Er sieht sie lächelnd zusammen picknicken und kichern, als sie erwischt werden, wie sie den Hund mit Eiscreme füttern. (Geduld mit Kindern fällt leichter, wenn sie schlafen.) Wie sie da so schlummern, überlegt er, was sie wohl brauchen und wie er ihnen helfen kann. Ein Gefühl der Liebe überkommt ihn und er spürt, wie sehr er verpflichtet ist, sie zu beschützen.

Auf Zehenspitzen geht er weiter zum zweiten Kinderzimmer, wo die zwei älteren Kinder sein sollten. Er sieht zwei Betten, aber erschrickt, als er feststellt, dass eins davon leer ist.

Er dreht sich rasch um und geht zum Lesezimmer, wo er die fehlende Tochter gelegentlich schon entdeckt hat. Tatsächlich sitzt sie da in einem Sessel und liest still ein Buch.

„Ich konnte nicht schlafen“, sagt sie.

Er zieht sich einen Sessel zu ihr heran. Sie reden über den Tag der Tochter, über ihre Freunde, über ihre Ziele und Träume. Später geht sie wieder zu Bett und der Vater macht einen letzten Rundgang, bevor er überall das Licht löscht und sich ebenfalls zur Ruhe begibt.

Am Morgen hilft der Vater seiner lieben Frau, das Frühstück zuzubereiten. Er deckt für jedes der Kinder den Tisch, sogar für das jüngste, das gern etwas länger schläft. Von den Wohlgerüchen aus der Küche werden die Kinder wach und kommen munter plappernd hereingestürmt.

Doch einer der Stühle ist leer. Der Vater bittet sie zu warten, während er das fehlende Kind wecken geht. Bald ist die ganze Familie beisammen und genießt ihr Frühstück.

Was können wir aus diesem einfachen Gleichnis lernen? Der Vater folgte seinem Impuls, nach den Kindern zu sehen. Er unterzog seine Beziehung zu ihnen einer Bewertung. Er suchte nach dem fehlenden Kind. Alles, was er tat, war einzig von Liebe motiviert. Er handelte nicht so, weil er ein Handbuch gelesen hatte. Niemand gab ihm eine Checkliste. Er folgte den Regungen seines Herzens.

So ist es auch bei der Missionsarbeit. Ein wirklich erfolgreicher Missionar handelt immer aus Liebe. Liebe sorgt dafür, dass gute Missionsarbeit „glatt läuft“, und erfüllt sie mit Leben.

Der Vater in dem Gleichnis liebte jedes Kind. Also sollten auch wir aus Liebe handeln, um allen zu helfen, nicht nur ein paar Bevorzugten. Gelegenheiten kommen auf unterschiedlichste Weise und leider werden manche von ihnen verpasst.

Anschaulich wird das an einer Begebenheit aus meiner Familie. Alle meine acht Urgroßeltern bekehrten sich in Europa zur Kirche. Alle von ihnen wanderten nach Amerika aus. Das Evangelium bedeutete ihnen alles. Aus der späteren Generation meiner Eltern entfernte sich jedoch der eine oder andere von der Kirche. Daher wuchs ich in einer Familie auf, in der die Eltern nicht zu den Gottesdiensten der Kirche gingen.

In den langen Jahren, in denen ich mich als Chirurg spezialisierte und forschte, lebten meine Frau und ich mit unseren Kindern fern von unseren Eltern in anderen Teilen des Landes. Weil ich stets um das ewige Wohl meiner geliebten Eltern besorgt und sogar sehr bekümmert war, schüttete ich ihrem Bischof in einem Brief mein Herz aus. Ich kannte ihn gut und machte mir große Hoffnungen, dass er helfen könne. Ich brachte meine Liebe für meine Eltern zum Ausdruck und bat diesen guten Bischof, er möge doch bitte jemanden auffordern oder berufen, meinen lieben Eltern das Evangelium zu erklären.

Später erhielt ich eine Antwort von ihrem Bischof. Er schrieb mir, wie leid es ihm tue, dass er niemanden habe, den er berufen könne, meine Eltern zu unterweisen!

Die Antwort des Bischofs zerschlug all meine Hoffnungen. Er hatte niemanden, der ihm half!

So etwas sollte in der heutigen Zeit niemals vorkommen! Niemals wieder soll ein Bischof mit leeren Händen dastehen! Heute haben Bischöfe die Mitglieder ihres Gemeinderats, Gemeindemissionsleiter und Missionare, die bereit, willens und fähig sind, dabei zu helfen, die Eltern von Kindern zu retten, die inständig darum bitten.

Jahrzehnte später bekehrten sich meine Eltern wahrhaft zum Herrn. Sie ließen sich im Tempel aneinander siegeln und ihre Kinder an sich. Doch ich werde nie vergessen, was ich aus ihren Erfahrungen gelernt habe. Könnte ein liebevoller Vater im Himmel, der uns geboten hat, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, je einen Unterschied machen zwischen denen, die noch nie vom Evangelium gehört haben, und denen, die es einst gehört und dann vergessen haben?

Gewiss lautet die Antwort Nein. Im Erlösungswerk wird niemand ausgeschlossen! Missionare und Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sind ausgesandt, im Weingarten des Herrn für die Errettung der Menschenseelen zu arbeiten.1 Dazu gehört optimale Missionsarbeit durch die Mitglieder, bei der die weniger aktiven Mitglieder zurückgeholt und Gottes Kinder auf sämtliche Segnungen des Tempels vorbereitet werden. Gott möchte, dass alle seine Kinder zu ihm zurückkehren und sich für das ewige Leben bereitmachen.

Missionsarbeit im Reich des Herrn ist eine Rettungsmaßnahme. Unser lieber Präsident Thomas S. Monson hat uns wiederholt aufgerufen, nach anderen die Hand auszustrecken und sie zu retten. Er hat gesagt: „Wir können uns derer annehmen, für die wir verantwortlich sind, und sie zum Tisch des Herrn zurückbringen, damit sie sich an seinem Wort laben und mit seinem Geist Gemeinschaft haben.“2

In diesem großen Werk üben wir Liebe, um Seelen zu Christus zu bringen, damit sie erstmals Bündnisse schließen, und wir üben Liebe, um Seelen zu ihren zuvor geschlossenen Bündnissen zurückzubringen. Präsident Joseph Fielding Smith hat das erklärt. Er hat gesagt: „Die Seelen derjenigen zu retten, die von der Herde abgeirrt sind, ist ebenso lobenswert und sorgt für ebenso viel Freude im Himmel, wie wenn man Seelen in einem weit entfernten Teil der Erde rettet.“3

In jeder Gemeinde gibt es zwei, die das Tempo für die Missionsarbeit vorgeben. Das sind der Bischof und der Gemeindemissionsleiter. Der Bischof hat Schlüssel zur Leitung des Werkes inne. In Handbuch 2 heißt es: „Der Bischof und seine Ratgeber räumen der Missionsarbeit der Mitglieder Priorität ein. Sie vermitteln regelmäßig die Grundsätze der Missionsarbeit. Sie spornen die Mitglieder der Gemeinde dazu an, mit den Vollzeitmissionaren zusammenzuarbeiten, um Freunde der Kirche zu finden, zu unterweisen und zu taufen. Sie gehen mit gutem Beispiel voran, indem sie Einzelne und Familien finden und sie darauf vorbereiten, von den Missionaren unterwiesen zu werden.“4

Auf die inspirierte Weisung des Bischofs hin lenkt der Gemeindemissionsleiter die Missionsarbeit in der Gemeinde, wobei er diese koordiniert, durchführt, ausgestaltet, organisiert, fördert, sich daran beteiligt, sich darum kümmert und sie anderweitig leitet. Er hält regelmäßig eine Korrelationssitzung mit den Vollzeitmissionaren ab und sorgt dafür, dass sie gegebenenfalls eingeladen werden, an Sitzungen des Gemeinderats teilzunehmen und dazu beizutragen. Der Gemeindemissionsleiter ist ein aktiver Partner der Missionare. Er unterstützt sie, indem er sie berät, Gesprächsgelegenheiten für sie findet und alles koordiniert, womit die Gemeinde helfen kann. So sucht er unter anderem Mitglieder, die bereit sind, mit den Missionaren auf Austausch zu gehen, Lektionen bei sich daheim durchnehmen zu lassen, sie zu fahren oder sie zu begleiten, wenn sie jemanden des anderen Geschlechts belehren.

Der Gemeindemissionsleiter hat eine herausragende Stellung. Liebe Gemeindemissionsleiter, bitte beachten Sie: Wir fordern Sie auf, dieser neuen Verantwortung gerecht zu werden. Lernen Sie die Missionare gut kennen. Seien Sie ihr bester Freund. Arbeiten Sie mit ihnen zusammen. Helfen Sie, ihren Kalender mit guten Gelegenheiten und sinnvollen Terminen zu füllen, sodass sie keine Zeit haben, an Türen zu klopfen, um jemanden zu finden, mit dem sie sprechen können.

Auf Weisung des Bischofs bemühen sich der Gemeindemissionsleiter und die Vollzeitmissionare vor allem um die neuen und die weniger aktiven Mitglieder sowie um solche, die zurückkehren, und um deren Familien. Sie konzentrieren sich auf Freunde, Familien, in denen nicht alle der Kirche angehören, sowie deren Angehörige und Freunde, interessierte Nachbarn und Freunde von Mitgliedern der Gemeinde sowie auf andere, die mit ehrlichem Interesse zuhören.

In den Handbüchern steht, was wir tun sollen, aber nicht, wie wir es tun sollen. Es gibt kein Skript, das uns die Worte vorgibt, und es gibt auch keine bestimmten Schritte, um anderen Menschen die Freude des Evangeliums zu bringen.

Unser Gleichnis zeigt uns, dass es kein Buch gibt, das einem Vater vorgibt, was er zu tun hat, wenn ein Kind fehlt. Aber welcher Vater, welche Mutter würde erst dann nach einem Kind sehen, wenn ein Handbuch geschrieben wurde? Gute Führungsbeamte schreiten wie gute Eltern aus Liebe zur Tat. Wenn sie mit Liebe handeln, führt der Geist sie und macht ihnen klar, dass jeder Mensch einzigartige Fürsorge braucht, damit er die Freude erlangt, die ein Leben auf die Weise des Herrn mit sich bringt.

Der Gemeindemissionsleiter ist das Bindeglied zwischen den Missionaren, dem Gemeinderat und den Mitgliedern der Gemeinde. Wie schafft er das? Wie kann er jeden im Gemeinderat so sehr für die Missionsarbeit begeistern, wie er selbst es ist?

Wir zeigen nun in einem Video, wie der Gemeindemissionsleiter der Gemeinde Edmunds 3 im Pfahl Stillwater in Oklahoma vorgegangen ist. Dank ihm hat sich die Einstellung zur Missionsarbeit in der ganzen Gemeinde geändert!

Die Rolle, die der Gemeindemissionsleiter im Erlösungswerk spielt

CHRIS EUBANKS

Wir steckten mitten in einer der schlimmsten Dürrezeiten seit 50 Jahren.

Sozusagen begleitend zur Dürre lag auch die Missionsarbeit in unserem Pfahl ziemlich darnieder – wir hatten kaum Erfolg. In unserer Gemeinde hatte es seit drei Jahren keine Bekehrtentaufe mehr gegeben.

PRÄSIDENT BOWMAN

Wir als Präsidentschaft waren über all dies besorgt, und so hielten wir miteinander Rat. Wir schickten den Mitgliedern einen Brief, worin wir sie baten, gemeinsam für die Missionsarbeit und das Ende der Dürre zu fasten.

CHRIS EUBANKS

Wir bekamen diesen Brief, und sowohl unser ganzer Pfahl als auch benachbarte Pfähle fasteten. Die Missionsarbeit kam umgehend wieder in Gang.

Die Schleusen öffneten sich gewissermaßen und jeder beteiligte sich.

Elder Bowen von den Siebzigern besuchte uns und schulte uns in der Missionsarbeit. Mit als Erstes sagte er: „Die Vollzeitmissionare in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Zweig sollen Sie lediglich bei der Missionsarbeit unterstützen.“

Es ist unsere Pflicht als Mitglieder der Kirche, uns aktiv zu betätigen und unsere Freunde und Angehörigen zur Kirche einzuladen.

PRÄSIDENT BOWMAN

Es kommt nichts dabei heraus, wenn entweder die Vollzeitmissionare oder die Mitglieder nicht mitmachen. Das ist unser Ziel: die Gemeindemissionsleiter und den Gemeinderat zu motivieren, dass sie diejenigen sind, die die Missionsarbeit vorantreiben, nicht die Vollzeitmissionare.

BISCHOF

Der Gemeindemissionsleiter hat die Aufgabe, mit dem Bischof und dem Gemeinderat zusammenzukommen und einen Gemeindemissionsplan aufzustellen und auszuführen, der dazu beiträgt, dass die Mitglieder Leute finden und betreuen, die dann von den Vollzeitmissionaren belehrt werden.

CHRIS EUBANKS

Ich bemühe mich ausschließlich darum, zusammen mit meinem Assistenten und den Missionaren dafür zu sorgen, dass die Terminkalender der Missionare voll sind. Da die Missionsarbeit im letzten Jahr so zugenommen hat, stieg der Durchschnitt der Gesprächstermine pro Woche, bei denen Mitglieder dabei sind, von zwei bis vier auf zehn bis zwölf. Vor ein paar Monaten lag der Schnitt sogar bei vierzehn bis sechzehn. Unser Ziel ist nun, auf zwanzig Termine pro Woche zu kommen, bei denen ein Mitglied dabei ist.

Wenn ich mich zurücklehne und diesen Wandel in unserer Gemeinde und unserem Pfahl betrachte, wird schnell klar, dass dieser rasche Zuwachs bei der Missionsarbeit vor allem daher kam, dass die Mitglieder bei der Missionsarbeit mitgewirkt und andere eingeladen haben, in die Kirche zu kommen oder sich mit den Missionaren zu treffen. Ich verhelfe also einfach meiner Familie und jeder anderen Familie in der Gemeinde dazu, Gelegenheiten zu erkennen, wie sie mit anderen über das Evangelium sprechen kann.

TRISH GAUVIN

Ich bin Trish Gauvin, und das ist Mark Gauvin.

MARK GAUVIN

Wir haben uns am 26. Januar 2013 taufen lassen.

CHRIS EUBANKS

Hier haben wir ein perfektes Beispiel für Missionsarbeit durch die Mitglieder. Wir hatten eine Familie, die sich mit ihnen angefreundet und sie einer anderen Familie vorgestellt hat. Ihre Kinder lernten in unserer Gemeinde andere Kinder kennen und schlossen Freundschaft.

TRISH GAUVIN

Ich glaube, Gott hat dafür gesorgt, dass wir so viele Mitglieder der Kirche kennengelernt haben.

CHRIS EUBANKS

Das führte zu tiefer gehenden Gesprächen mit den Missionaren, und sie kamen von da an häufiger zu den Versammlungen.

TRISH GAUVIN

Ich konnte einfach sehen, wie das Evangelium sich auf ihr Leben auswirkt und was sie ausstrahlen.

CHRIS EUBANKS

Es ist so wichtig, dass unsere Mitglieder und unsere Missionare einander kennenlernen. Noch viel wichtiger ist aber, dass die Mitglieder die Freunde der Kirche kennenlernen und sie allmählich mit einbeziehen.

MARK GAUVIN

Man ist viel entspannter, wenn man auf diese Weise Menschen kennenlernt, weil man sich dann nicht scheut, Fragen zu stellen. Man kann unbesorgt alles tiefer ergründen und etwas lernen, was man noch nicht wusste. Da urteilt keiner über einen.

TRISH GAUVIN

Ich kam mir vor wie Joseph Smith, als ich eine Kirche nach der anderen besuchte. Hier hatte ich nie das Gefühl, dass etwas ganz Wichtiges fehlt, und dabei ist es geblieben. Es passt – es passt zu meiner Familie und zu meinem Leben.

CHRIS EUBANKS

Die Dürreperiode mit stockender Missionsarbeit ist in diesem Gebiet eindeutig vorüber, sie gewinnt vielmehr von Tag zu Tag mehr Schwung. Und es sieht nicht so aus, als ob das demnächst abflauen würde.

Dies ist das große Werk der Letzten Tage. Deshalb sind wir hier: um Israel zu sammeln. Ich selbst und alle anderen Mitglieder der Kirche haben die Pflicht, so vielen Menschen wie möglich vom Evangelium zu erzählen.

Wir sind Präsident Kent W. Bowman und seinem fabelhaften Gemeindemissionsleiter dankbar, dass sie uns gezeigt haben, wie Gemeindemissionare und Vollzeitmissionare zusammengearbeitet haben. Weil sie vereint nur ein Ziel vor Augen hatten, erkannten sie die geistigen und irdischen Bedürfnisse derer, die ihnen am Herzen liegen. Ja, die eigentliche Arbeit des Gemeinderats, die so lohnend ist, findet außerhalb der Sitzungen statt, wenn Menschen unterwiesen werden.

In unserem Gleichnis könnte der Vater wohl einen Bischof oder einen Gemeindemissionsleiter darstellen. Eigentlich könnte der Vater aber auch für jedes Mitglied der Kirche stehen. Jeder, der aus Liebe handelt, kann so planen und retten, wie der gute Hirte es täte. Jeder kann so vorgehen, gebeterfüllt und mit der Inspiration dessen, der unser aller Vater ist.

Mit göttlicher Führung braucht kein Führungsbeamter einer Hilfsorganisation in der Gemeinde auf den Bischof oder den Gemeindemissionsleiter warten, um Aufträge zu erteilen. Jeder hat dann das Gefühl, „dass die Herde vollständig wirkte, bis am Tisch für jeden gedeckt wurde, der da sein sollte, nicht nur für die Anwesenden“. Dann möchte jedes Mitglied diejenigen suchen, die noch nicht der Kirche angehören, oder die Hilfe dabei brauchen, die Freude am Evangelium wiederzuerlangen. Sie alle handeln dann inspiriert, von Liebe motiviert.

Wenn wir Jesus Christus nachfolgen, handeln wir so, wie er es täte, und lieben so, wie er es täte. Seine Ziele werden erreicht, indem man sich um eine Seele nach der anderen kümmert! Unsere Bemühungen beruhen dann auf Liebe zu unserem Nächsten und zu unserem Vater im Himmel, dessen Kinder wir sind.

Ja, Gott ist unser Vater! Jesus ist der Messias! Dies ist seine Kirche! Wir sind seine Diener! Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Lehre und Bündnisse 138:56; außerdem Handbuch 2: Die Kirche führen und verwalten (2010), 5.1.1

  2. Thomas S. Monson, „Zur Rettung“, Liahona, Juli 2001, Seite 58

  3. Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 3 Bde., 1954–1956, 3:118

  4. Handbuch 2, 5.1.1.