Kapitel 4
„Ein weiter, ausgedehnter Wirkungskreis“
Am 26. Dezember 1866 kamen die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel unter der Leitung von Präsident Brigham Young zusammen. Gegen Ende der Versammlung brachte Präsident Young, der zweite Präsident der Kirche, den Wunsch zum Ausdruck, in der ganzen Kirche die Frauenhilfsvereinigung wieder einzurichten.1
Im folgenden Jahr spürte Präsident Young vermehrt die Notwendigkeit, die Bischöfe bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, die Bedürftigen ausfindig zu machen und ihnen zu helfen. Er leitete in die Wege, dass in jeder Gemeinde die FHV wieder eingerichtet wurde, und gab den Bischöfen den Rat: „Lasst [die Schwestern] in den Gemeinden eine FHV gründen. Wir haben unter uns viele talentierte Frauen, und wir möchten, dass sie uns in dieser Sache helfen. Manche meinen, das sei unwichtig, aber dem ist nicht so; ihr werdet feststellen, dass die Schwestern in dieser Bewegung die treibende Kraft sein werden. Lasst ihnen eure Weisheit und Erfahrung und euren Einfluss zuteilwerden, leitet sie weise und gut an, dann werden sie für die Armen Platz finden und die Mittel beschaffen, sie zu unterstützen, und zwar zehnmal so schnell, wie selbst der Bischof es könnte.“2
Wiederum wurden die Schwestern unter der Vollmacht des Priestertums organisiert und, wie der Prophet Joseph Smith gesagt hatte, „in die Lage versetzt, so handeln zu können, wie es der Anteilnahme entspricht, die Gott [ihnen] ins Herz gepflanzt“ hatte.3 Sie sollten ihre Familie und andere, die Hilfe brauchten, stärken – zeitlich und geistig. Durch diesen Dienst würden sie selbst an Glauben und Rechtschaffenheit zunehmen. Schwester Eliza R. Snow sagte, die FHV werde die Schwestern „läutern und erheben und vor allem im Glauben an das Evangelium stärken und dadurch dazu beitragen, viele zu erretten“.4
Eine FHV in jeder Gemeinde
„Dies wollen wir unseren Schwestern ins Herz pflanzen: dass sie sich in ihrem Wirkungskreis nützlich machen und sich von Schwierigkeiten, die auftreten, nicht entmutigen lassen, sondern auf Gott vertrauen und auf ihn blicken. Dann werden seine wunderbaren Segnungen auf Sie herabgeschüttet werden, das verheiße ich Ihnen.“
Lorenzo Snow
Young Woman’s Journal, September 1895, Seite 578
Präsident Young berief Schwester Snow dazu, im Dienst für die Kirche das Territorium zu bereisen und den Bischöfen dabei zu helfen, die FHV einzurichten. Sie sagte: „Präsident Young wies die Bischöfe an, in ihrer Gemeinde die Frauenhilfsvereinigung einzurichten. Er … wiederholte die Aufforderung und schloss alle Siedlungen mit ein, rief die Schwestern dazu auf, sich zu organisieren, nicht nur, um den Armen zu helfen, sondern auch um jegliches gute und edle Werk zu vollbringen.“5
Von links nach rechts: Elizabeth Ann Whitney, Emmeline B. Wells und Eliza R. Snow
Als Sekretärin der ersten Frauenhilfsvereinigung in Nauvoo in Illinois hatte Schwester Snow in allen Versammlungen ausführlich Protokoll geführt und auch die Anweisungen von Joseph Smith festgehalten (siehe Kapitel 2). Auf dem Weg von Nauvoo ins Salzseetal hatte sie ihr Protokollbuch gut aufgehoben. Sie wusste, wie wichtig die Weisungen waren, die die Schwestern in diesen Versammlungen erhalten hatten. Sie wusste, wie die Vereinigung aufgebaut werden sollte, und sie hatte die Grundsätze, auf denen sie beruhen sollte, nicht vergessen. Ihr war bewusst, dass die Vereinigung ein wesentlicher Bestandteil der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage war. „Es ist etwas Außergewöhnliches“, erklärte sie, „in einer solchen Vereinigung zusammenzukommen. Diese Vereinigung gehört zur Kirche Christi – in allen Evangeliumszeiten, in denen die Kirche in ihrer Vollkommenheit aufgerichtet ist.“6 Nun, als sie eine Gemeinde nach der anderen besuchte, trug sie stets aus dem Protokollbuch vor.
Die Schwestern erweitern ihr Blickfeld und vergrößern ihren Einflussbereich
Schwester Eliza R. Snow schult Schwestern in der Frauenhilfsvereinigung.
Eliza Snow schult FHV-Schwestern, Gemälde von Michael T. Malm; © Michael T. Malm
Präsident Young bat Schwester Snow nicht nur, mit den Priestertumsführern in jeder Gemeinde zusammenzuarbeiten, sondern erweiterte ihren Auftrag. Er sagte: „Ich möchte, dass Sie die Schwestern unterweisen.“7 Ihr wurden, obwohl sie erst 1880 als zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung eingesetzt wurde, die gleichen Aufgaben übertragen, die Schwester Emma Smith vom Herrn erhalten hatte: die „Schriften zu erläutern und die Kirche zu ermahnen, gemäß dem, wie es dir durch meinen Geist eingegeben werden wird“.8
Auch von Präsident Young erhielten die Frauen der Kirche Anleitung. Durch seine Ausführungen und Schwester Snows Erläuterungen erweiterten die Schwestern ihr Blickfeld und erkannten, wie viel Gutes sie in ihrer Familie, in der Kirche und in der Welt bewirken konnten. Schwester Snow sagte:
„Sollte sich eine der Töchter und Mütter in Israel auch nur im geringsten in ihrem gegenwärtigen Wirkungsfeld [eingeschränkt] fühlen, wird sie nun einen weiten Spielraum vorfinden für alle Kraft und Fähigkeit, Gutes zu tun, womit sie so reichlich ausgestattet ist. … Präsident Young hat uns einen weiten, ausgedehnten Wirkungskreis aufgezeigt.“9
Betrachtet man einige der Lehren und Anstrengungen, die für die FHV im späteren 19. Jahrhundert kennzeichnend waren, sieht man, wie die wieder eingerichtete FHV das Blickfeld und den rechtschaffenen Einfluss der Frauen der Kirche erweiterte.
Nächstenliebe
Dem Beispiel folgend, das Joseph und Emma Smith in Nauvoo gegeben hatten, war die Nächstenliebe weiterhin die Grundlage für alles, was die FHV-Schwestern gemeinsam in Angriff nahmen, ob im geistigen oder im zeitlichen Bereich. Präsident Young erklärte:
„All dies ist Teil unserer Religion. Jedes gute Wort und Werk, alles Zeitliche und alles Geistige, das, was im Himmel ist, was auf der Erde ist und was unter der Erde ist, alles wird durch unsere Religion umschrieben. … Wenn wir dies tun und uns daran freuen, das Rechte zu tun, werden unsere Füße so [fest] und unerschütterlich wie das Fundament dieser immerwährenden Berge. Wir sollten uns nichts wünschen [außer] aufgrund von rechtschaffenen Grundsätzen, und wenn wir das Rechte wollen, lasst es uns an andere weitergeben, und begegnen wir allen freundlich und liebevoll und voller Nächstenliebe.“10
Abkehr von weltlichen Einflüssen
Zuhause hielt Präsident Brigham Young seine Töchter dazu an, „alles abzulegen, was schlecht und nutzlos ist, und alles Gute und Schöne zu pflegen“.11 Präsident Young legte seinen Töchtern also ans Herz, sich von allem Weltlichen und Leichtfertigen und von unanständigem Verhalten und unanständiger Kleidung abzuwenden. Auch der ganzen Kirche predigte er eine solche Abkehr und Besserung.
Wenn Präsident Young die Heiligen dazu anhielt, den Wegen der Welt zu entsagen, gab er gewöhnlich auch praktischen Rat, der den Alltag betraf. Er spornte die Mitglieder zu Sparsamkeit und großem Fleiß an. So legte er beispielsweise den FHV-Schwestern nahe, sich bei ihren Essgewohnheiten und der Haushaltsführung zu verbessern. Die Abkehr vom Weltlichen bedeutete aber mehr als eine einfachere Lebensweise, vielmehr ging es um eine Herzenswandlung. Die Schwestern sollten sich von der übrigen Welt unterscheiden und wahre Heilige werden, das Volk des Herrn. Schwester Eliza R. Snow sagte: „Wovon möchte ich mich abkehren? Von meiner Unwissenheit und von allem, was nicht von Gott ist.“12
„Erforscht die Schrift – erforscht die Offenbarungen, die wir veröffentlichen, und bittet euren Vater im Himmel im Namen seines Sohnes Jesus Christus, er möge euch die Wahrheit kundtun; und wenn ihr es so tut, dass ihr nur seine Herrlichkeit im Auge habt und in nichts zweifelt, wird er euch durch die Macht seines Heiligen Geistes Antwort geben. Ihr werdet es dann selbst wissen und nicht durch jemand anders. Ihr werdet dann nicht mehr auf Menschen angewiesen sein, wenn es um Gotteserkenntnis geht.“
Joseph Smith
History of the Church, 1:282
Persönliche Offenbarung
Schwester Snow folgte dem Rat der Priestertumsführer, und sie verhieß ihren Schwestern in der FHV, dass sie gesegnet werden würden, wenn sie ebenfalls diesem Rat folgten. Sie erklärte ihnen auch, dass jede Frau Inspiration empfangen konnte, um für ihr Leben, ihre Familie und ihre Aufgaben in der Kirche Führung zu erhalten. Sie sagte: „Sagt den Schwestern, sie sollen darangehen, ihre Aufgaben in Demut und Glaubenstreue zu erfüllen, dann wird der Geist Gottes auf ihnen ruhen und sie werden in ihrer Arbeit gesegnet. Lasst sie nach Weisheit streben, nicht nach Macht, dann werden sie all die Macht haben, die sie dank ihrer Weisheit ausüben können.“13
Ihre inspirierte Anleitung half den FHV-Schwestern, die Probleme ihrer Zeit zu bewältigen. Sie lehrte sie, stets nach der Führung und dem Beistand des Heiligen Geistes zu streben, damit sie selbst inmitten von Bedrängnis Frieden verspüren konnten. Sie sagte, dass der Heilige Geist „jedes Sehnen des Herzens stillt und jede Leere füllt. Wenn ich von diesem Geist erfüllt bin“, erklärte sie, „ist meine Seele zufrieden, und ich kann wirklich sagen, dass die Belanglosigkeiten des Alltags mir überhaupt nicht mehr im Wege stehen. Aber wenn ich diesen Geist und die Kraft des Evangeliums loslasse und – auch nur im geringsten Maß – den Geist der Welt in mich aufnehme, bin ich in Schwierigkeiten; dann stimmt etwas nicht. Ich werde geprüft, und was wird mich dann trösten? Ihr könnt mir den Trost nicht spenden, der den unsterblichen Sinn zufriedenstellt, solcher Trost fließt uns allein aus göttlicher Quelle zu. Und haben wir es nicht in der Hand, so zu leben, dass dies immerfort unserer Seele zufließt?“14
Wenn FHV-Schwestern persönlich und mit ihrer Familie beten, können Sie Inspiration empfangen, die den Weg weist.
Ausschnitt aus dem Gemälde Gebet von Walter Rane; © Walter Rane
Verteidigung der Mehrehe
In der Anfangszeit der Kirche wurde dem Propheten Joseph Smith offenbart, die Mehrehe einzuführen.15 Auch wenn es anfangs vielen schwerfiel, diese Lehre anzunehmen, wussten die treuen Heiligen doch, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war. Sie folgten dem Willen des Herrn, wie er dem Propheten offenbart wurde. Sie schlossen Bündnisse mit Gott und hielten standhaft und gläubig an diesen Bündnissen fest.
Als man die Frauenhilfsvereinigung in den späten 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wieder einrichtete, wurde die Mehrehe noch praktiziert. Viele Menschen in den Vereinigten Staaten waren jedoch der Ansicht, die Frauen, die nach dem Gesetz der Mehrehe lebten, würden erniedrigt und missbraucht. Die Heiligen der Letzten Tage und ihre Glaubensansichten wurden generell missverstanden, was zur Folge hatte, dass die Regierung der Vereinigten Staaten polygame Ehen per Gesetz verbot.
Wegen dieser Gesetzgebung kam eine Gruppe von Frauen im Januar 1870 in Salt Lake City zusammen. In der Gegenwart von Zeitungsreportern aus dem ganzen Land bekundeten diese Frauen, dass sie den lebenden Propheten und die Gebräuche der Kirche unterstützten. Sie verteidigten sich und ihre Männer und äußerten sich zu ihrem Glauben und ihren Bündnissen. Schwester Eliza R. Snow sagte: „Es war höchste Zeit, uns in der Würde unserer Berufung zu erheben und für uns selbst zu sprechen. … Die Welt kennt uns nicht, und um der Wahrheit und der Gerechtigkeit willen, gegenüber unseren Brüdern und uns selbst, müssen wir das Wort ergreifen. … Wir sind den Frauen in der Welt nicht unterlegen und wollen auch nicht, dass dieser Eindruck entsteht.“16
Eine Schwester brachte die Gefühle vieler anderer zum Ausdruck, als sie sagte: „Es gibt auf dieser weiten Welt keinen Ort, wo die Frauen mehr Freundlichkeit und Zuneigung erfahren und ihre Rechte für so heilig erachtet und verteidigt werden wie in Utah. Wir sind hier, um unsere Liebe füreinander zum Ausdruck zu bringen und der Welt unsere Liebe zu Gott, unserem Vater im Himmel, kundzutun. Wir wollen zeigen, dass wir bereit sind, die Anforderungen des Evangeliums zu erfüllen, und das Gesetz der celestialen Ehe ist eine dieser Anforderungen, die wir entschlossen ehren, lehren und praktizieren, wozu Gott uns die Kraft gewähren möge.“17
Zeitungsreporter berichteten von einer „bemerkenswerten Versammlung“.18 Ein Reporter schrieb: „In Logik und Rhetorik können die angeblich so entwürdigten Damen des Mormonismus … mit den Frauen im Osten recht gut mithalten.“19 In den folgenden Monaten nahmen viele weitere Frauen im ganzen Territorium an solchen Versammlungen teil.
1890 empfing Präsident Wilford Woodruff, der vierte Präsident der Kirche, eine Offenbarung, die dazu führte, dass die Kirche die Mehrehe nicht länger praktizierte. Er schrieb diese Offenbarung in einem Dokument nieder, das als das Manifest bekannt wurde. Über die Entstehung dieses Manifests sagte er: „Der Gott des Himmels gebot mir, zu tun, was ich getan habe, und als die Stunde kam, da mir geboten wurde, es zu tun, war mir alles klar. Ich ging vor den Herrn, und ich schrieb, was der Herr mir zu schreiben gebot.“20
Da die Mitglieder den prophetischen Rat angenommen hatten, die Mehrehe einzugehen, und Bündnisse geschlossen und gehalten hatten, war diese neue Offenbarung wiederum für viele schwierig, aber die treuen Heiligen der Letzten Tage entschieden sich erneut dafür, dem Propheten zu folgen. An dem Tag, als der gesamten Kirche das Manifest vorgelesen wurde und die Mitglieder zustimmten, sagte Zina D. H. Young, die dritte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung: „Heute wurden alle im Herzen geprüft, doch sie blickten auf Gott und fügten sich.“21
Die Frauen in der Kirche, die – aufgrund von Offenbarung – die Mehrehe angenommen und die – aufgrund von Offenbarung – später das Manifest angenommen haben, verdienen unsere Bewunderung und Anerkennung. Sie hielten sich gehorsam an ihre Bündnisse und den Rat des lebenden Propheten. Heute werden diese Frauen von ihren glaubenstreuen Nachkommen hoch geachtet.
Eine Zusammenkunft von Müttern und Töchtern, 1893
Helen Mar Whitney, die nach dem Gesetz der Mehrehe lebte, schrieb: „Wir mögen die Geschichte von Märtyrern und mächtigen Eroberern lesen, von vielen großen und guten Männern und Frauen, doch die der edlen Frauen und schönen Töchter Zions, deren Glaube an die Verheißungen des Gottes Israels ihnen ermöglichte, über sich selbst zu triumphieren und seinem höheren Gesetz zu gehorchen und seinen Knechten zu helfen, es auf der Erde einzuführen, … ihre Taten wurden sicherlich von den Engeln niedergeschrieben, und diesen Bericht wird man in den Büchern der Ewigkeit finden, in goldenen Buchstaben geschrieben.“22
Glaubensansichten in Worte gefasst
Schwester Eliza R. Snow war eine begabte Autorin und Rednerin. Viele nannten sie „Zions Dichterin“, weil sie die englische Sprache so gut beherrschte.23 Sie war klug, gut organisiert, glaubenstreu, unermüdlich, unerschrocken, weise und konnte sich gut ausdrücken, und sie folgte den Eingebungen des Geistes in ihrem Bestreben, beim Aufbau des Gottesreiches mitzuhelfen. Sie ließ andere an ihrem Wissen teilhaben und gab oft Zeugnis, und sie spornte die Frauen in der Kirche an, dies in den FHV-Versammlungen ebenfalls zu tun – sie sollten sich nicht immer nur von anderen unterweisen lassen.
„Weidet euch an den Worten von Christus.“ (2 Nephi 32:3)
Ausschnitt aus dem Gemälde Studium am Sabbat von Sheri Lynn Boyer Doty; © IRI. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Sheri Lynn Boyer Doty
Manche Frauen scheuten sich davor und trauten es sich nicht zu, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Schwester Snow gab ihnen den Rat: „Lasst nicht zu, dass nur eure Leiterin sprechen muss. … Hat Gott euch nicht die Gabe der Sprache gegeben? … Wenn der Geist Gottes mit euch ist, werden eure Gedanken, wie einfach sie auch sein mögen, für alle, die euch zuhören, erbaulich sein.“24
Emily S. Richards sagte, Schwester Snow habe dazu beigetragen, dass sie lernte, in der Öffentlichkeit zu sprechen: „Als [sie] mich das erste Mal bat, in einer Versammlung zu sprechen, konnte ich es nicht, und sie sagte: ‚Das macht nichts, aber wenn du wieder gebeten wirst zu sprechen, versuch es, und hab etwas zu sagen‘, und daran hielt ich mich.“25 Schwester Richards übte sich weiterhin darin, öffentlich zu sprechen, und sprach schließlich 1889 bei einer Tagung der amerikanischen Vereinigung für das Frauenwahlrecht in Washington, D. C.
Ein Journalist beschrieb Schwester Richards wie folgt: „Zitterte leicht unter dem Blick der großen Menschenmenge, war aber zurückhaltend und beherrscht, würdevoll und so rein und lieblich wie ein Engel. … Es waren nicht ihre Worte, sondern die sanfte Ausstrahlung, die ihre Worte begleitete und alle Herzen für sich einnahm.“26
Spencer W. Kimball
Spencer W. Kimball, Gemälde von Judith A. Mehr; © IRI
Heute folgen die FHV-Schwestern dem Beispiel von Schwester Snow, Schwester Richards und anderen frühen Mitgliedern der Frauenhilfsvereinigung. Sie bemühen sich eifrig um Evangeliumserkenntnis und lassen dann andere an ihrem Wissen teilhaben. Damit befolgen sie den Rat der neuzeitlichen Propheten. Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsident der Kirche, sagte:
„Ich weise … ganz deutlich darauf hin, wie dringend notwendig es ist, dass sich jede Frau mit den heiligen Schriften befasst. Wir möchten, dass sich die Schwestern zum Segen unserer Familien in den heiligen Schriften auskennen – ob Sie alleinstehend sind oder verheiratet, jung oder alt, ob Sie Witwe sind oder in einer Familie leben.
Ganz unabhängig von Ihren Lebensumständen werden Sie, wenn Sie mit den wahren Lehren in den heiligen Schriften immer vertrauter werden, auch immer besser dazu imstande sein, das zweite wichtige Gebot zu halten, nämlich Ihren Nächsten zu lieben wie sich selbst. Werden Sie zu Schriftgelehrten – nicht um sich über andere zu erheben, sondern um sie aufzubauen! Für wen ist es denn schließlich wichtiger, die Wahrheiten des Evangeliums ‚aufzuhäufen wie einen Schatz‘ (um bei Bedarf immer wieder darauf zurückgreifen zu können), als für die Frauen und Mütter, die doch ständig erziehen und unterweisen?“
Präsident Kimball bezeugte, dass die FHV-Schwestern einen starken positiven Einfluss auf „die guten Frauen in der Welt“ haben werden, wenn sie durch ihre Lebensweise „Rechtschaffenheit und Klarheit ausstrahlen“.27
Schwester Snow, Präsident Kimball und viele andere Führer der Kirche haben darüber gesprochen, welchen Einfluss zum Guten die FHV ausüben kann. Wenn Schwestern ihren Glauben durch Wort und Tat bekunden, können sie einander in ihrem Glauben an den Vater im Himmel und an Jesus Christus bestärken. Sie können einander helfen, sich dafür bereitzumachen, alle Segnungen zu empfangen, die Gottes Plan des Glücklichseins zu bieten hat.
Eigenständigkeit in zeitlichen Belangen
„Durch die Macht des lebendigen Gottes können und werden wir uns selbst mit allem Notwendigen versorgen und die unabhängigsten Geschöpfe unterhalb der celestialen Welt werden.“
Harold B. Lee
Church News, 12. Februar 1944, Seite 8
Die Heiligen der Letzten Tage sammelten sich im Salzseetal, nachdem sie immer wieder verfolgt und aus ihren Häusern und Wohnorten vertrieben worden waren. Nachdem sie nun in eine weit entfernte, abgeschiedene Wüste gezogen waren, wollte Präsident Brigham Young, dass sie dort gediehen und eine bleibende Heimat aufbauten. Er wollte, dass sie vor körperlichem Leid geschützt waren, aber er wollte auch, dass sie sich vor weltlichen Einflüssen schützten, die ihrem Glauben und ihrem Zeugnis schaden konnten. Er wollte, dass sie in zeitlicher und geistiger Hinsicht unabhängig von weltlichen Einflüssen waren.
Das bedeutete, dass die Heiligen Fertigkeiten erlernen mussten, die es ihnen ermöglichten, für alles, was sie brauchten, selbst zu sorgen. In diesem Bestreben hatte Präsident Young großes Vertrauen in die Fähigkeiten und Talente, die Treue und Bereitschaft der Frauen. Er wies die FHV-Schwestern darauf hin, dass sie ihren Aufgaben in der Familie – in Bezug auf ihren Mann und ihre Kinder – nachkommen sollten.28 Außerdem sprach er andere Aufgaben an, die die Eigenständigkeit förderten. Manche davon sind hier aufgeführt. Auch wenn sich die meisten unserer Aufgaben heute davon unterscheiden, bleiben doch die Grundsätze, die dahinterstehen, dieselben: Die Mitglieder der Kirche werden dazu angehalten, alles zu tun, was sie können, um sich selbst und ihre Familie mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen.
Nähen. Präsident Young empfahl den Schwestern, Kleidung für sich und ihre Familie selbst anzufertigen. Er sagte: „Ich fordere unsere Schwestern dazu auf … ihren eigenen Kleidungsstil zu kreieren. Stellt eure Kleidung selbst her, wie es euch gefällt, unabhängig von äußeren Einflüssen.“29 Schwester Eliza R. Snow berichtete, dass er die Schwestern dazu anspornte, einen Kleidungsstil einzuführen, „der ihnen gut steht – der ihrer würdig ist und zu vernünftigen, gebildeten und intelligenten Frauen passt, die – wie es ja eigentlich der Fall ist – an der Spitze der Welt stehen“.30
FHV-Schwestern ernten Seide, um 1890
Seide. Präsident Young richtete den Seidenzuchtverein Deseret Silk Association ein, mit Zina D. H. Young als Leiterin. Die Gruppe züchtete Seidenraupen, die mit Maulbeerblättern gefüttert wurden. Schwester Young verabscheute die Raupen und hatte ihretwegen sogar Alpträume, doch sie begann gehorsam ihre eigene Seidenraupenzucht und leitete andere dabei an, es ihr gleichzutun. Unter ihrer Leitung züchtete die Deseret Silk Association über zwanzig Jahre lang Seidenraupen. Sie erzielten mit ihrer Arbeit zwar kein Einkommen, produzierten aber wunderschöne Seide zum eigenen Gebrauch.
Weizen. Präsident Young riet den Schwestern: „Lernt, euch selbst zu versorgen; lagert Getreide und Mehl für Notzeiten.“31 Emmeline B. Wells, die später die fünfte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung wurde, wurde mit der Leitung des Zentralen Weizenkomitees beauftragt.
Bei diesem Unterfangen wurden die Frauen von ihrem mütterlichen Wunsch, ihre Familie vor Hunger zu bewahren, angetrieben. Schwester Wells sagte: „Wer kann dies schon so tief empfinden wie eine Mutter? Überlegt doch, wie es wäre, wenn ihr eure Kleinen weinen hörtet, weil sie kein Brot haben.“32
Die FHV-Leiterinnen der Gemeinden kamen regelmäßig zusammen, um zu besprechen, wie man Getreide beschaffen und lagern konnte. Eine Äußerung von Sarah Howard, FHV-Leiterin in Salt Lake City, brachte die Bereitwilligkeit vieler Schwestern zum Ausdruck. Sie sagte: „Ich betrachte es als Ehre, dass der Herr uns dies anvertraut hat. Wir wollen uns vereint darum bemühen. Ich werde jedenfalls alles versuchen und tun, was ich kann. Bestimmt wird der Herr uns einen Weg bereiten, wie wir trotz der späten Jahreszeit Getreide beschaffen können.“33 Sarah M. Kimball, ebenfalls FHV-Leiterin, hatte bereits einen Vorratsplan entwickelt, als sie zu einer Versammlung kam. Im ersten Jahr des Projekts baute die FHV ihrer Gemeinde einen feuerfesten Getreidespeicher, in dem tausend Scheffel Weizen gelagert werden konnten.
Präsident John Taylor vom Kollegium der Zwölf Apostel forderte die Brüder in Kaysville in Utah auf, den Schwestern bei diesem Unterfangen zu helfen. Er berichtete von einer Frau, die der Meinung war, ihr Mann gehe „ein wenig zu großzügig und leichtsinnig“ mit den finanziellen Mitteln der Familie um. Jede Woche legte sie ein paar Scheine von ihrem Haushaltsgeld zwischen die Seiten der Familienbibel. „Ein paar Jahre später war der Ehemann sehr besorgt, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Die Frau bemerkte den sorgenvollen Ausdruck im Gesicht ihres Mannes und fragte ihn, was ihn beunruhigte. Er sagte ihr, eine [Rechnung] sei fällig, und er fürchte, er könne sie nicht bezahlen. Sie machte ihm Mut und sagte ihm, er solle auf Gott vertrauen, und sie verwies ihn auf die gute alte Bibel – er solle sie lesen, um Trost zu erhalten. Sie reichte ihm das Buch, und als er es öffnete und die Seiten umblätterte, kam das [Geld] zum Vorschein.“ Präsident Taylor sagte abschließend: „Die Zeit mag kommen, da wir den Weizen brauchen, den die Schwestern lagern. Seien wir nicht zu selbstsicher, was unsere Angelegenheiten betrifft, sondern helfen wir den Schwestern so gut wir können.“34
Ein Versammlungsraum der FHV über einem Lebensmittelladen in Salt Lake City, 1892
Schwester Emmeline B. Wells sagte den Schwestern, ihr Eifer bei diesem Projekt werde „im Notfall für die zeitliche Errettung dieses Volkes sorgen“.35 Dies war der Fall in den Jahren 1898 und 1899, als der Weizen der FHV während einer schweren Dürre im Süden Utahs dringend gebraucht wurde.
Das eifrige Bemühen der Schwestern, Weizen einzulagern, erlaubte es den Frauen der Kirche, nicht nur ihrer Familie und den Mitgliedern der Kirche zu helfen, sondern auch anderen. Die Kirche sandte von der FHV eingelagerten Weizen an Indianer in Utah, an die Überlebenden des schrecklichen Erdbebens und Feuers in San Francisco im Jahr 1906 und an Menschen in China, die 1907 unter einer Hungersnot litten.36 Der Weizen ernährte außerdem Tausende im Ersten Weltkrieg, als die FHV 200.000 Scheffel Weizen an die US-Regierung verkaufte.37 Nach diesem Vorbild – Vorratshaltung und Dienst am Mitmenschen – entwickelten sich die heutigen Bemühungen der Kirche, in aller Welt, wo immer Menschen in Not sind, humanitäre Hilfe zu leisten.
Gesundheitspflege und medizinische Ausbildung. Im September 1873 berichtete Schwester Eliza R. Snow, dass Präsident Brigham Young wünschte, dass „recht viele [Schwestern] eine klassische Ausbildung absolvieren und dann einen medizinischen Abschluss erwerben“.38
Schwester Zina D. H. Young gehörte zu den FHV-Schwestern, die auf medizinischem Gebiet große Dienste leisteten. In ihrem Patriarchalischen Segen wurde ihr gesagt, sie besitze die Gabe zu heilen, und sie machte sich bereit, diese Gabe zu nutzen, indem sie einen Kurs in Geburtshilfe absolvierte. Viele Babys im Salzseetal kamen mit ihrer Hilfe zur Welt. Dabei ergänzte ihre praktische Ausbildung ihre Gaben, nämlich Kranke zu pflegen, den Geist zu heilen und die Seele zu trösten. Schwester Emmeline B. Wells sagte über sie: „Zahllose Beispiele könnte man anführen, wie sie Kranken beistand, wobei sie von einer Macht geleitet schien, die über ihre eigene hinausging …, wenn alle anderen am Krankenbett schon der Mut und der Glaube verlassen hatte. Dann kam sie einem wirklich vor wie ein barmherziger Engel.“39
Trotz ihres großen Einsatzes, bei dem Schwester Young auf ihre geistigen Gaben und ihre begrenzte Ausbildung vertraute, war ihr deutlich bewusst, dass sie nicht sämtliche medizinischen Behandlungen, die die wachsende Bevölkerung in Utah brauchte, übernehmen konnte. Sie machte anderen Frauen in der Kirche Mut, Präsident Youngs Rat zu folgen und eine medizinische Ausbildung zu erlangen.
Absolventinnen der Krankenpflegeausbildung am LDS Hospital, Klasse von 1911
Schwester Snow sagte: „Gibt es hier jetzt Schwestern, die ehrgeizig genug sind und die Notwendigkeit erkennen, dieses Studium um Zions willen aufzunehmen? Manche sind von Natur aus begabte Krankenpflegerinnen; und sie tun gut daran, Medizin zu studieren. … Wenn sie für die Kosten nicht aufkommen können, haben wir Mittel zu helfen.“40
Nach dieser Aufforderung studierten einige FHV-Schwestern im Osten der Vereinigten Staaten Medizin. Sie kamen als Ärztin nach Utah zurück und gaben Kurse in Geburtshilfe und häuslicher Krankenpflege. Emma Andersen Liljenquist, die solche Kurse in Utah besuchte, schrieb über ihre Erfahrungen:
„[Der Kurs] machte mir großen Spaß, und nachdem ich von Apostel John Henry Smith und einigen anderen Aposteln eingesetzt worden war, kehrte ich nach Hause zurück, um meine Arbeit aufzunehmen. Die Apostel hatten mir verheißen, dass ich immer wissen würde, was ich in schwierigen Situationen zu tun hatte, wenn ich nur rechtschaffen lebte. …
Diese Verheißung hat sich buchstäblich erfüllt. Viele Male, wenn einer meiner Patienten schwer krank war, habe ich den Vater im Himmel um seinen Beistand gebeten, und jedes Mal hat er mir geholfen. Besonders in einem Fall: Eine Frau hatte gerade ihr Kind zur Welt gebracht, da setzten schwere Blutungen ein. Ihr Mann rief den Arzt, aber er erkannte nicht, wie schwerwiegend es war. Ich … bat den Herrn, uns zu helfen. Die Blutung hörte auf, und ich tat für die Frau alles, was notwendig war. Als der Arzt eintraf, sagte er, er könne kaum glauben, was geschehen sei, aber er sagte, ich hätte genau das getan, was er auch getan hätte. …
Ich habe über tausend Babys [zur Welt] gebracht. Wiederum danke ich meinem Vater im Himmel für seine Hilfe und für die Kraft, die der Herr mir gegeben hat, denn ohne sie hätte ich diesen Dienst für meine Schwestern und für unsere Gemeinschaft nicht leisten können. Was mich bei einer Geburt am meisten berührt, ist, dass die Mutter sich in erster Linie um ihr Baby sorgt und nicht um sich selbst.“41
1882 richtete die FHV das Deseret Hospital ein, ein Krankenhaus, „wo die Kranken unter dem Volk des Herrn versorgt werden konnten und ihnen sowohl durch die heiligen Handlungen der Kirche [Priestertumssegen] als auch durch eine fachkundige Behandlung geholfen wurde“.42 Das Krankenhaus blieb etwas mehr als zehn Jahre bestehen, bis die Betriebskosten die geleisteten Spenden überschritten und andere Einrichtungen zur Verfügung standen.
Das Wahlrecht für Frauen
Im Februar 1870 verlieh die Territorialregierung von Utah den Frauen das Wahlrecht bei Regierungswahlen. Das Wahlrecht für Frauen gab es damals in den Vereinigten Staaten sonst nur noch im Territorium Wyoming. Später machte die Bundesregierung dieses Recht wieder rückgängig, und zwar als Teil der Strafe, die den Heiligen der Letzten Tage auferlegt wurde, weil sie nach dem Gesetz der Mehrehe lebten. Doch die Frauen in der Kirche traten weiterhin für ihre Rechte ein. Viele Schwestern setzten sich aktiv für das Frauenwahlrecht ein. Ihre zunehmende Redegewandtheit kam ihnen zugute, als sie sich selbst als starke und würdige Frauen behaupten mussten. Durch ihren Einsatz gewannen sie ihr Wahlrecht wieder zurück, als Utah als Bundesstaat der Vereinigten Staaten anerkannt wurde. Sie verdienten sich auch den Respekt anderer Frauenbewegungen in den Vereinigten Staaten und in anderen Teilen der Welt.
Veröffentlichungen
Die für die FHV-Schwestern verfasste Zeitschrift Woman’s Exponent wurde von 1872 bis 1914 herausgegeben.
Unter der Leitung von Schwester Eliza R. Snow unterstützte die Frauenhilfsvereinigung die Herausgabe der Zeitschrift Woman’s Exponent. Diese Zeitschrift wendete sich an die Frauen in der Kirche, damit sie mehr über ihre Arbeit, ihr Leben und ihre Geschichte erfahren konnten. Schwester Emmeline B. Wells war die meiste Zeit über Herausgeberin dieser Zeitschrift. Sie schrieb in ihrem Tagebuch: „Ich möchte nach besten Kräften dazu beitragen, die Situation meines Volkes zu verbessern, vor allem die der Frauen.“43 Später schrieb sie: „Es war mein tiefster Herzenswunsch, etwas zu tun, was die Frauen in allen sittlichen und geistigen Belangen und auch in ihrer Erziehungsarbeit weiterbringt und dazu beiträgt, dass das Werk Gottes auf der Erde voranschreitet.“44
Die Veröffentlichung der Zeitschrift Woman’s Exponent wurde im Jahr 1914 nach insgesamt 42 Jahren eingestellt. Im darauffolgenden Jahr gab die FHV zum ersten Mal die Zeitschrift Relief Society Magazine heraus, die Lektionen für die wöchentlichen FHV-Versammlungen enthielt. Diese Zeitschrift war für die Schwestern ein wichtiges Hilfsmittel. Die Frauen bewahrten die Ausgaben sorgsam auf, lernten daraus und lehrten daraus. 1971 wurde die Zeitschrift Relief Society Magazine mit anderen Zeitschriften für die englischsprachigen Erwachsenen in der Kirche in einer einzigen Zeitschrift mit dem Titel Ensign vereint. Seither werden im Ensign Artikel veröffentlicht, die den FHV-Schwestern Anleitung geben und sie inspirieren.
Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Kirche damit, Zeitschriften auch in anderen Sprachen zu veröffentlichen. Viele dieser Zeitschriften wurden unter der Leitung der Missionspräsidenten herausgegeben. 1967 wurden sie in einer Zeitschrift mit dem gleichen Format und Inhalt zusammengefasst, die dann in viele Sprachen übersetzt wurde. In der internationalen Zeitschrift der Kirche, die nun Liahona genannt wird, waren schon immer Artikel enthalten, die den Schwestern helfen, nach dem Evangelium zu leben.
Seit 1987 wird im Liahona und im Ensign die Besuchslehrbotschaft veröffentlicht. In Gebieten, wo die Kirche gerade erst Fuß fasst und es nur wenige Mitglieder gibt, wird die Besuchslehrbotschaft gesondert veröffentlicht und verteilt.
Kinder und Mädchen werden darauf vorbereitet, im Reich Gottes mitzuwirken
Im späten 19. Jahrhundert vereinten die Priestertumsführer und die Leiterinnen der Frauenhilfsvereinigung ihre Bemühungen, positiv auf das Leben der Kinder und der Mädchen einzuwirken. Nachdem Präsident Brigham Young die Kirche zur Abkehr vom Weltlichen und zur Besserung aufgerufen hatte (siehe Seite 51), richteten FHV-Führungsbeamtinnen im Jahr 1870 in der sogenannten Kooperativen Mäßigungsvereinigung für Jung und Alt eine Gruppe für die Jungen Damen ein. Dies waren die Anfänge der heutigen Organisation für die Jungen Damen. Die Primarvereinigung für Kinder wurde 1878 gegründet. Ursprünglich beaufsichtigten FHV-Führungsbeamtinnen auf Weisung der Priestertumsführer die Arbeit dieser Organisationen. 1880 berief John Taylor, der dritte Präsident der Kirche, eine Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung, eine Präsidentschaft der Jungen Damen und eine Präsidentschaft der Primarvereinigung, womit die Arbeit dieser drei Organisationen voneinander abgegrenzt wurde.
Seither arbeiten FHV-Schwestern in diesen beiden Organisationen – Junge Damen und Primarvereinigung – mit und leiten sie. Auch durch ihre Arbeit in anderen Organisationen wie der Sonntagsschule, dem Seminar und dem Institut stärken FHV-Schwestern die heranwachsende Generation.
Weiterentwicklung
„Ich werde vorwärts gehen. … Das Zeugnis von Jesus wird … meinen Blick lenken.“ (Eliza R. Snow)
Ausschnitt aus dem Gemälde Die Rettung des verlorenen Schafes von Minerva K. Teichert
Die erneute Einrichtung der Frauenhilfsvereinigung brachte größere Aufgaben und mehr Möglichkeiten für die Frauen in der Kirche mit sich. Eliza R. Snow erklärte:
„Seht ihr nicht, dass sich unser Wirkungskreis ausweitet? Unser Wirkungsbereich wird immer größer, und keine Frau in Zion braucht darüber zu klagen, dass ihr Wirkungskreis zu klein sei.
Gott segne euch, meine Schwestern, und mache euch Mut, damit ihr mit Licht erfüllt seid und erkennt, dass euer einziges Interesse das Wohl Zions ist. Kümmert euch zuallererst um eure Aufgaben in der Familie. Aber wenn ihr weise Treuhänder seid, findet ihr Zeit für gesellschaftliche Aufgaben, denn diese obliegen uns als Töchtern und Müttern in Zion. Wenn ihr danach strebt, all eure Pflichten zu erfüllen, werdet ihr feststellen, dass eure Leistungsfähigkeit zunimmt, und ihr werdet überrascht sein, was ihr vollbringen könnt.“45
Schwester Snows Worte über ihren Glauben und ihren Optimismus können für alle Heiligen der Letzten Tage eine Richtschnur sein. „Ich werde vorwärts gehen“, sagte sie. „Ich werde über alle wütenden Stürme lächeln und in jeder Lebenslage furchtlos und triumphierend über den aufgewühlten Ozean fahren … und das Zeugnis von Jesus wird als Licht leuchten, das meinen Blick durch die Tore der Unsterblichkeit lenkt.“46